Photographer: Brigida Gonzalez
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Baugrundstück und Bauaufgabe
Das 365 qm große Baugrundstück in Tübingen liegt an einem Südhang mit Blick über die Stadt und auf das Tübinger Schloss. Vorgabe des Bebauungsplans aus den 60er Jahren war das einzuhaltende Baufenster sowie die ›Einfügung in das Umfeld‹ nach §34 des BauGB.
Vorgabe der Bauherren war es, ein Haus für die Familie zu entwerfen, das für zwei Erwachsene und vier Kinder passiv beheizten Wohnraum bietet. Durch den Einsatz energetisch effizienter Passivhaustechnologie, selbstverständliche Materialverwendung und besonnenen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen gestalteten wird das Gebäude zukunftsfähig. Die Anpassbarkeit des Wohnhauses an die Lebenssituation der Familie war hierbei auch ein wichtiger Aspekt.
Aber was ist ein ›guter‹ Wohnraum, was macht ihn aus und was braucht man eigentlich wirklich? Diese Fragen leiteten uns bei der Entwicklung der Grundrisse, die unter den Gesichtspunkten Raumausnutzung, Funktionalität und Flexibilität optimiert und besonders effektiv gestaltet sind. Bei minimiertem Materialeinsatz, wollten wir ein Maximum an räumlichen Qualitäten erzielen. Ideenreiche Überlagerungen von Raumbereichen und Nutzungen sollten den Bewohnern – trotz minimierter Wohnfläche – ein Wohngefühl von Großzügigkeit, vielfältige Atmosphären und Möglichkeitsräume bieten.
Kubatur
Die Vorgaben geringe Grundstücksgröße, einzuhaltende Abstandsflächen und der für sechs Menschen benötigte Wohnraum führten dazu, dass sich das Gebäude turmartig in die
Höhe entwickelt. In seiner kompakten Kubatur und dem ausformulierten Dachkörper nimmt JustK Beziehungen zu den umliegenden grauen Tuffstein-Gebäuden aus den 1920er Jahren auf, die zeitgenössisch interpretiert werden.
Der Schwenk der walmdachartigen, mehrfach geknickten Dachform resultiert zum einen aus dem angestrebten maximal möglichen Raumvolumen und der minimal notwendigen
Abstandsfläche, die durch eine Neigung von 70° laut Landesbauordnung möglich ist und zum anderen aus dem Wunsch der Nachbarin – die das Grundstück nur unter dieser Voraussetzung verkauft hatte – die Blickachse zum Tübinger Schloss freizuhalten
Dachhaut
Das Ober- und Dachgeschoss des Wohnhauses wird durch
einen ›Südwester‹ aus Dachbahnen bekleidet, um es vor Wind und Wetter zu schützen. Ähnlich außen liegenden ›Nähten‹ wird die Dachfolie an den Gebäudekanten zu Graten zusammen-geführt und verschweißt, um sie aus der Wasserebene herauszuheben. Diese Interpretation des Gratziegels akzentuiert die Kubatur des foliengedeckten Warmdachs. Ein Tropfblech an der Traufe leitet das auf der Dachhaut anfallende Regenwasser gleich einer Hutkrempe ab.
Vorfertigung, Konstruktion, Oberflächenbehandlung
Aufgrund der bauphysikalischen Anforderungen an Passivhäuser, der schnellen Bauzeit sowie Überlegungen zur Nachhaltigkeit ist das Gebäude als Massivholzbau ausgeführt, der die Möglichkeiten der Vorfertigung intensiv nutzt. Das gesamte Gebäude besteht aus 136 Elementen, die direkt ab Werk mit Falzen für die Zimmermanns- und Schreinerarbeiten sowie mit Bohrungen und Fräsungen für die Elektroinstallation versehen wurden.
Konsequent zieht sich das Material Holz, das als nachwachsender Rohstoff nicht zuletzt wegen seiner günstigen Energiebilanz ausgewählt wurde, durch die Konstruktion und sämtliche Oberflächen im Inneren. Um Kosten zu sparen sind die Holzoberflächen der gemeinschaftlich genutzten Räume als ›veredelter Rohbau‹ ausgeführt. Die Industrieoberflächen der Kreuzlagenholz-Elemente sind geschliffen, gelaugt und geseift, um den hellen Charakter des Holzes zu erhalten.
Splittbar: aus Eins mach Zwei
Zukunftsfähig und flexibel lässt sich das Haus ohne viel Aufwand in zwei Wohneinheiten mit separaten Eingängen aufteilen, wenn die familiäre Situation es erfordert. Die Nutzfläche des gesamten Wohnhauses beträgt 138 qm, die der beiden Wohneinheiten je 81 qm und 57 qm. In den wärmeren Jahreszeiten kann die Wohnfläche auf den 12 qm Balkon und den 23 qm Vorhof ausgedehnt werden.
Erdgeschoss Klimazonen
Durch die Staffelung des Hauptwohnraums entstehen verschiedene Raumhöhen, die das Erdgeschoss zonieren und im Winter automatisch verschiedene Klimazonen schaffen. Im tiefer liegenden Eingangsbereich bleibt die kalte Außenluft ge-fangen und während in der Wohnküche mittlere Temperaturen herrschen, ist es im etwas höher liegenden Wohnzimmer am wärmsten.
Bauherr: Katrin Martenson und Dominik Bless-Martenson
Architekten: amunt - architekten martenson und nagel theissen,
Wilhelmstrasse 3, D-70372 Stuttgart
Phone +49 711 8496341
Fax +49 711 8496331
und
Schervierstrasse 66, D-52066 Aachen
Phone +49 241 9971574
Fax +49 241 9971576
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro von Fragstein, Dipl.-Ing. (Fh) Wenzel von Fragstein Hauptstr. 23, 76857 Ramberg
Klimaingenieur: Dipl.-Ing. Jörg Lammers, Händelallee 3, 10557 Berlin
Nutzfläche: 138 m² (81m² + 57 m²)
BGF: 278 m²
BRI: 583 m³
Baukosten: € 330.000,-
Bauzeit: April 2009 bis Juni 2010 (mit Unterbrechungen)
Kreuzlagenholz/ Lenotec: Finnforest Merk GmbH, Industriestraße 2, 86551 Aichach/Germany,
Dach- und Fassadenbahnen: Dachbahn aus Synthesekautschuk/ Polyisobutylen (PIB)
Wärmedämmverbundsystem: Sto AG, Ehrenbachstraße 1, 79780 Stühlingen;
Wärmepumpe: Drexel und Weiss Energieeffiziente Haustechniksysteme Gmbh,
Achstraße 42, A-6922 Wolfurt
Fenster – Alu2Holz: Optiwin GmbH, Wildbichlerstraße 1, A-6341 Ebbs
Dachflächenfenster: Fakro Dachfenster GmbH, Plathnerstraße 5A, 30175 Hannover
Schrägverglasung: RAICO Bautechnik GmbH, Gewerbegebiet Nord 2, 87772 Pfaffenhausen
Photographer: Brigida Gonzalez
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