Über Cassina
MEHR üBER CASSINA
Philosophie
Cassina erzeugt industriell Möbel für das zeitgenössische Einrichtungswesen: Stühle, Tische, Sessel, Betten, Schränke und Regale, mit besonderer Aufmerksamkeit für Polstermöbeln und die Verarbeitung von Holz, Leder und anderen kostbaren Baustoffen.
Die Kollektion Cassina zeichnet sich seit jeher durch Eklektizismus aus. Sie steht Projekten verschiedener Kulturgeschichten und -welten offen, macht sie sich zu eigen und drückt ihnen ihre Persönlichkeit auf, ihr "Markenzeichen".
Cassina Produkte sind das Ergebnis zahlreicher professioneller Zuständigkeiten und das Ergebnis ist immer originell und einzigartig.
Die Produkte der Kollektion Cassina entspringen verschiedenen, manchmal widersprüchlichen Inspirationen, besitzen allerdings einen sichtbaren, gemeinsamen roten Faden: den Mut eine quer durch Typologien und Sprachen verlaufende Qualität aufzufinden. Die Qualität, die aus Cassina Produkten den Bezugspunkt der internationalen Designkultur gemacht hat.
Für die Möbelproduktion hat sich Cassina der Intelligenz, den Hoffnungen, den Schwächen und dem Genie der berühmtesten Architekten des 20. Jahrhunderts anvertraut: Mut und Herausforderung, aus denen überragende Produkte hervorgegangen sind.
Unter dem Markenzeichen Cassina tummeln sich die besten Ergebnisse gestalterischer Suche nach Perfektion. Zum Beispiel Gio Ponti mit Superleggera, ein Meisterwerk, das schwerlich übertroffen werden kann, die provokante Ironie des radikalen Design von Paolo Deganello und Archizoom, die originelle Suche nach Formen von Gaetano Pesce, die unangefochtene Bravur von Vico Magistretti bei der Neuinterpretierung ganz gewöhnlicher Einrichtungsgegenstände, die theoretische Überspitzung und technische Fantasie von Mario Bellini. Aber auch die melancholisch-moderne Intuition von Mackintosh, die visionäre Präzision von Le Corbusier und Charlotte Perriand, die revolutionäre Sicherheit von Wright, die verrückte Geometrie von Rietveld, der raffinierte Klassizismus von Asplund (Stefano Casciani, 1994) vereinen sich in der Kollektion Cassina I Maestri.
Alle Designer, die mit Cassina zusammen arbeiten, haben eine besondere Beziehung zu dieser Firma und ihren Forschungs- und Produktionsstrukturen instauriert. Im Laufe der Jahre hat Cassina ein neues Industriemodell umrissen, mit dem sehr verschiedenartige Persönlichkeiten zusammen gehalten und zu einer gemeinsamen Projektlogik zusammen geführt werden können, aus der Objekte hervorgehen, die zu einer gleichen Ordnung gehören. Diese Ordnung entstammt der Qualitätsforschung, der kontinuierlichen Forschungen nach Baustoffen, Technik und Ausführungsprozessen, der Suche nach Verschiedenartigkeit, bis hin zur Erfindung neuartiger Einrichtungsgegenstände, die Einfluss auf das Verhalten und den Lebensstil des Verbrauchers ausüben.
Wenn Projekt "vor sich werfen" einer Idee, die neues erzeugt, bedeutet, so bedeutet Unternehmergeist, den Sinn dieser Geste zu verstehen und in die Realität umzusetzen.
Forschung und Innovation
Das italienische Design und Cassina werden seit der Nachkriegszeit meist gemeinsam zitiert, als ein fähiger Unternehmer mit guter Intuition die schwierige und stimulierende Lage zu nutzen wusste.
Ende der 40er Jahre öffnete Cassina ihre Kollektion firmenexternen Projekten: die Trennung von Planung und Produktion war der entscheidende Schritt für den Übergang von der handwerklichen Dimension zur Industrie und Anlass für die formelle Forschung und Experimentierung mit Baustoffen, die sich mit der Zeit als sehr erfolgreich erwiesen hat.
Diese Entwicklung wurde auch durch zahlreiche Aufträge für Schiffseinrichtungen gefördert: die auf Schiffen eingesetzten Sessel müssen besondere Eigenschaften besitzen, die Struktur ist überdimensioniert, die Beine stehen weiter auseinander und auch die Polsterung muss dem Gebrauchszweck und der starken Beanspruchung entsprechen.
Stuhl Mod. 699 Superleggera, 1957, Gio Ponti, Ph. Confalonieri und Negri (aus dem Katalog von 1958)
Die Zusammenarbeit mit Gio Ponti war wohl die erfolgreichste, sowohl bei der Auffindung neuer Formen als auch neuer Techniken. Der Stuhl Superleggera (1957) wäre wahrscheinlich ohne die technischen Fähigkeiten und die Lust zu Experimenten, die Cassina und ihre Handwerker auch heute noch besitzen, nie entstanden: die Struktur wurde stufenweise immer weiter erleichtert (der dreieckige Durchschnitt hat Seiten von nur 18 mm) und die Form der Standbeine so verändert, dass ein sehr robuster Stuhl von nur 1,66 kg Gewicht erhalten werden konnte. Superleggera wird seit fast 50 Jahren erzeugt und verkauft, ein starkes Symbol der Dialektik zwischen der Poesie des Designers und dem technologisch-handwerklichen Gewissen des Unternehmens.
Sessel Ciprea, 1968, Afra und Tobia Scarpa. Photo: Aldo Ballo
In den 60er Jahren begann sich Cassina auch für Kunststoffe und Spritzguss, vor-imprägnierte und geschäumte Materialien zu interessieren und befreite sich damit von den förmlichen Paradigmen der bis zu diesem Zeitpunkt produzierten Möbel. Der Sessel Ciprea (1968) von Afra und Tobia Scarpa ist z. B. kein Polstersessel, sondern ein einziger großer Polyurethan-Spritzguss-Schaumstoffblock mit einem auswechselbaren Bezug, in den eine Dacron-Steppdecke eingenäht wird.
Im der zweiten Hälfte der 60er Jahre widmete sich Cassina dem radikalen Design mit der Kollektion BracciodiFerro, einem Labor für Designideen, in dem sich neue Instanzen und Provokationen konkretisieren, Möbel, wie sie sich beispielsweise Designer wie Alessandro Mendini und Gaetano Pesce vorstellten.
Sessel AEO, 1973, Archizoom - Paolo Deganello. Photo: G. Basilico
Im gleichen kulturellen Klima des Neu-Überdenkens und Dissenses entstand auch der Sessel AEO (1973) von Paolo Deganello - Archizoom, in Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Entwicklungszentrum von Cassina. Das Produkt ist der Ausdruck einer Ideologie frei von Konventionen, kann auseinander genommen und gewaschen werden und passte zu jedem Einrichtungsstil, weil es keine Bezugnahme auf vergangene Sprachen enthält. Der Sessel AEO hat viele praktische Vorteile und ist leicht und bequem. Dies wurde durch die Wahl der besonderer Baustoffe und durch Experimentierung mit einer ungewöhnlichen Verarbeitung erhalten: der Unterbau ist aus grauem Spritzguss-Durethan, auf eine feuerlackierte Struktur aus Stahl aufgesetzt, darüber wird, wie ein Hemd, der Baumwollbezug gezogen, der Rücken- und Armlehnen bildet und eine mit Schaumstoff und Watte gepolstertes Kissen bildet den Sitz.
Sessel Mod. 932, 1965, Mario Bellini. Photo: Casali
Das Auffinden neuer Produktionstechnologien wird zur Gelegenheit, um herkömmliche Formen neu zu überdenken. Mit dem Mod.932 (1965) von Mario Bellini wird die Polsterung selbst zum Sessel; durch Weglassen der steifen Tragstruktur reduziert sich die Polsterung auf zwei/drei/vier Kissen, die unabhängig voneinander verarbeitet sind und durch eine Art Gürtel zusammen gehalten werden. Sofa und Bett Le Mura (1972), auch von Mario Bellini, entstammen einer Forschung mit Kaltschäumtechnik im Cassina R&D Zentrum, mit der man unterschiedliche Härten und Strukturtragfähigkeiten erhalten wollte. Der Armlehnensessel Break (1976) hingegen, auch wieder von Mario Bellini, besteht aus Schaumstoffplatten verschiedener Dichte in einem biegsamen Stahlrahmen, die durch besondere Vorrichtungen am Untersatz angebracht und durch einen Reißverschluss, der seitlich über die gesamte Länge der Platten verläuft, befestigt werden.
Stuhl CAB, 1977, Mario Bellini
Mario Bellini verdanken wir einen Meilenstein im italienischen Design: den Stuhl CAB (1977). Er besteht aus einem Stahlrohrskelett und einer Haut aus gespannt vernähtem Leder, das mit vier Reißverschlüssen an der Struktur befestigt wird. Integrales Gewand, das wie eine Haut über die Metallstruktur gezogen ist, um die Symbiose organischer und struktureller Beziehungen anzudeuten, eine formelle technische Innovation. Dieser Stuhl wird auch heute noch erzeugt und erfolglos imitiert.
Sofa Maralunga, 1973, Vico Magistretti. Photo: Roberto Sellitto
Manchmal bedeutet Innovation aber auch Bewegung: das ist am Sofa Maralunga (1973) von Vico Magistretti zu erkennen (durch eine Veränderung der Kopfstütze wird die Rückenlehne mit einer einfachen Geste von hoch auf niedrig heruntergeklappt), und an Wink (1980) von Toshiyuki Kita, der wahlweise als Sessel oder Chaiselongue verwendet werden kann, je nachdem, on der Untersatz nach vorne geneigt ist. Wink hat eine stufenlos verstellbare Rückenlehne und eine zweigeteilte Kopfstütze, deren Hälften einzeln geneigt werden können.
Tisch Sansone, 1980, Gaetano Pesce. Photo: Mario Carrieri
Mit Gaetano Pesce experimentierte Cassina die Produktion von "Einzelstücken in Serie". Die Form der Sitze von Sit Down (1975) variiert von Stück zu Stück, auch wenn die formelle Ausrichtung der Gesamteinheit immer die gleiche bleibt. Der Polyurethanschaum wird in weniger komplexer Form verwendet, um ähnliche aber nicht identische Serienstücke zu erhalten. Die Polstermöbel sind aus einem einzigen Polyurethanblock, der in einer Form gespritzt wird, die mit einer Polyesterwatte-Steppdecke ausgekleidet ist, auf welche die vertikale Tragstruktur aus mit Riemen verstärktem Stahl gestellt wurde. Das Polyurethan schäumt frei und ungehemmt und drückt sich negativ gegen Rückenlehne und Sitz der Gussform ab, wobei das Ergebnis jedes Mal anders ausfällt. Bei dem Tisch Sansone (1980) vergießt hingegen Pesce Polyesterharze in einer Form. Die drei möglichen Varianten - fast rechteckig, fast quadratisch und fast rund - werden in der Farbkombination weiß/rot/grün erzeugt, fallen aber jedes Mal anders aus. Die Forschung nach neuen Materialien und Technologien erfüllt sich mit I Feltri (1987), für den Pesce sehr dicken Filz verwendet, der mit wärmegehärtetem Harz versteift wird und Sessel ergibt, die eine große formelle Freiheit gewähren. Innen sind sie mit einer Steppdecke ausgekleidet, die mit Druckknöpfen befestigt und abnehmbar ist. Der Sitz ist durch Hanfbänder an der Struktur befestigt, mit denen auch der obere, weiche Teil des Sitzes umkleidet wird.
Seit sich die Projektstrategien von Cassina 1990 auf die Definierung von Produktkonzepten konzentrierten, die einem neuen Lebensstil und Verhalten entsprachen, konnte die Firma in Zusammenarbeit mit neuen Designern einige Möbeltypen neu definieren und bis dahin unerfundene entwickeln.
"Jeder Hersteller träumt davon, ein Produkt zu erfinden, dass 10 oder 20 Jahre hält!... Ein innovatives Modell, das den latenten Bedürfnissen potentieller Kunden entspricht, ist jedermanns Wunsch, aber auf einem technologisch so schlichten Sektor wie dem der Möbelindustrie, ist das noch schwerer zu erreichen. Die technologische Innovation reicht nämlich nicht aus, um die bestehenden Produkte zu erneuern...". Es sind Lösungen nötig "die wahre Entwicklungspisten der Forschung und Entwicklung neuer Lebensarten darstellen".
Diese Sätze - aus einem Interview im Herbst 2003 - , sind die Synthese der Arbeit dieser Firma in den letzten zehn Jahren. Ihrer Geschichte treu, erweitert Cassina ständig ihre Kollektion, die neuen Beiträgen und verschiedenen Projektsprachen offen steht und der Suche nach innovativen Produkten, die nicht nur neu sondern auch im Gebrauch innovativ sind.
Philippe Starck zum Beispiel verdanken wir L.W.S. (Lazy Working Sofa) und S.W.B. (Sleeping Working Bed), zwei Systeme, die zu einem etwas anderen Gebrauch von Bett und Sofa anregen. Und M.I.S.S. (Music Image Sofa System); das System, um die Idee herum gebaut, Haushaltstechnologie und Möbelstücke zu verschmelzen, wurde als Konzept 2002 auf dem Salone del Mobile in Mailand ausgestellt und 2004 als ausgereifte Formel präsentiert.
Die Wahl der Designer für die neuen Projekte ist ein schwieriger und heikler Punkt für den Erfolg des Industrieprozesses. So erklärte man im Forschungs- und Entwicklungszentrum von Cassina: " Die Wahl der Personen ist einfach und komplex zugleich. Nach dem Versuch mit einem bestimmten Projekt, versucht Cassina immer, die Zusammenarbeit zu verlängern. In der Tat wollen wir mit der Zeit mit allen unseren Partnern ein Vertrauensverhältnis aufbauen, das auf der Glaubwürdigkeit basiert, auf der Kondivision gemeinsamer Erfahrungen und Arbeitsmethoden. Dieses Vertrauen liegtt dem unglaublich niedrigen Prozentsatz (unter 20%) an nicht in einem Produkt konkretisierten Projekten zugrunde. Die Entwicklungsdauer hängt davon ab, wie komplex das Projekt ist. Cassina arbeitet jedes Jahr an verschiedenen Projekten, von denen 5 oder 6 dem Publikum im Laufe des Jahres vorgestellt und damit in die ständige Kollektion aufgenommen werden. Cassina ist ja nicht nur ein Herausgeber, sondern eine Industrie, die das erzeugen und verkaufen möchte, was sie präsentiert!"
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum ist der wahre Bindestrich zwischen Cassina und den Designern, zwischen dem Konzept und dem Fertigprodukt. Hier arbeiteten unter anderem im letzten Jahrzehnt auch Philippe Starck, Piero Lissoni, Hannes Wettstein, Jorge Pensi, Jehs+Laub, Patrick Jouin und Jean-Marie Massaud, Autoren der neuesten Produkte der Cassina Kollektion.
Der Verarbeitungsprozess
Die Produktqualität spricht für sich, obwohl nichts dem Zufall überlassen wird.
Cassina arbeitet wie eine Industrie, hat aber ihren handwerklichen Ursprung nicht vergessen.
Die Schreinerei, Herz des antiken Unternehmens, ist immer noch die wichtigste Abteilung und überwacht die hervorragende Ausführung, die Cassina auf der ganzen Welt berühmt gemacht hat. An den Arbeitsinseln bearbeiten die Schreiner das Holz mit modernen Maschinen, aber die handwerkliche Fertigkeit ist immer noch der wahre Motor aller Arbeitsgänge, besonders wenn millimeterfeine Einsätze gearbeitet werden, die so präzise sind, dass Leimen fast unnötig ist. Dafür ist natürlich auch hervorragendes Holz nötig. Die Hölzer werden am Ursprung sorgfältig ausgewählt und, je nach Bedarf, in der Fabrik noch einmal überprüft, damit wahre Meister die besonderen Eigenschaften, aber auch mögliche Fehler, aufs beste nutzen.
Armlehnstuhl Barrel von Frank Lloyd Wright
Die Qualitätssicherung des Rohmaterials - insbesondere der Hölzer, aber auch des Leders und der Stoffe - hat gewisse Kosten, die die Firma allerdings als eine Investition in die Qualität und damit als Garantie für die Einzigartigkeit des Endproduktes ansieht.
Der Produktionsprozess wird insgesamt überwacht: ein Bar-Code begleitet jedes Produkt in allen Verarbeitungsphasen, von der Vorbereitung der Komponenten bis zur Verpackung. Der Kunde kann jederzeit über den Fortschritt seines Auftrags und damit über die Einhaltung der pünktlichen Lieferung informiert werden.
Ein internes Labor testet die Produkte auf ihre Übereinstimmung mit den Uni-Normen.
Die Organisation aller Produktionsprozesse und-methoden machen aus Cassina eine wahre Industrie, aber die Produkte haben die Einzigartigkeit handgefertigter Stücke, auch wenn sie mit industrieller Logik erzeugt wurden, im vollen Respekt des Menschen und der Natur.
Zusammenbau des Stuhls Hill House von C. R. Mackintosh auf der Werkbank
Die Rechte für die Modelle
Cassina I Contemporanei (Zeitgenössische Kollektion)
Alle Modelle der Kollektion "Cassina I Contemporanei" (zeitgenössische Kollektion) sind durch Patente für Industriemodelle geschützt; Cassina meldet ein Patent bei der Präsentation auf dem Markt an, das 25 Jahre lang Schutz gegen Imitation des Modells gewährt.
Markierung der Modelle der Kollektion "Cassina I Maestri"
Cassina I Maestri (Cassina Meister)
Alle Modelle der Kollektion "Cassina I Maestri" sind - wegen ihres hohen künstlerischen und kreativen Inhaltes - urheberrechtlich geschützt; einem Recht, das allgemein anerkannt und geschützt ist. Das Urheberrecht gilt bis 70 Jahre nach dem Tod des Autors (oder dem Tod des letzten Co-Autors).
Die Geschichte
Anfänge, die Fünfziger Jahre
Die Gesellschaft "Amedeo Cassina" entstand offiziell 1927 in Meda (Mailand) auf Initiative von Cesare und Umberto Cassina und nannte sich ab 1935 "Figli di Amedeo Cassina".
Anfangs wurden fast ausschließlich kleine Holzmöbel - Arbeits- und Wohnzimmertische - erzeugt, aber bald weitete man die Produktion auch auf Polstermöbel aus. Die ersten Cassina Möbel waren eklektischen Geschmacks, passten sich in der Form aber bald einheitlich dem Stil des neunzehnten Jahrhunderts an. Dann kamen die Jahre der großen Krise und nur durch diese Produktionsausdehnung schaffte es das Unternehmen, nicht in die allgemeine Krise des Sektors und der Wirtschaft insgesamt koinvolviert zu werden. Cassina Möbel waren vorwiegend innen besonders ausgestattet und wurden oft für besondere Zwecke oder Räume entworfen; manchmal entstanden daraus auch kleine Serienproduktionen.
Die 50er Jahre. Broschüre für Schiffs- und Hotelbetriebseinrichtung
Cassina und die Enstehung des Italienischen Design
Nach dem Krieg wuchs Cassina weiter und wurde bald wegen der hervorragenden Qualität bekannt. Die Produkte decken zu dieser Zeit schon fast alle Möbeltypen ab: Stühle, Sessel, Tische, Armlehnenstühle, Sofas und Betten. Es folgten Jahre der fruchtbaren Erfahrung und der guten Ergebnisse, in denen man sich der Mitarbeit firmenexterner Planer bediente, um die Forschung nach weiteren Werten zu erweitern. Der erste externe Mitarbeiter war der Architekt Franco Albini: seine Armlehnenstühle Mod. 430 (1948) hatten eine strenge, essentielle Linie und setzten sich den gängigen Typologien entgegen; sie bewiesen die aufmerksame und gezielte Suche nach innovativer Komposition. Man erkennt darin die Überzeugung, dass Stückzahlen und Organisation nicht alles sind, sondern die Qualität die beste Garantie für den Erfolg und die lange Dauer des Produktes bedeuten.
Damit entstand das italienische Design und Cassina war an dieser Geburt aktiv beteiligt. Die Trennung von Entwurf und Produktion war der Anlass zur Weiterentwicklung von der rein handwerklichen Herstellung zu einer industriellen Dimension: Cassina förderte Forschung und Entwicklung, stützte sich aber auf die handwerkliche Verarbeitung, in der sie immer schon Meister gewesen ist.
Diese Umformung wird von zahlreichen Aufträgen für Schiffsausstattungen gestützt - zusammen mit der Einrichtung für Hotels, Restaurants und Gemeinschaftsräumen - welche den größten Teil der Energie der Firma bis zur Mitte der sechziger Jahre in Anspruch nehmen.
Turboschiff Andrea Doria, 1952. Festsaal der 1. Klasse mit Sesseln Mod. 593 von Gio Ponti. Photo: Binelli
Schiffseinrichtungen
Eine der ersten, von Cassina gelieferten Schiffseinrichtungen war die des Motorschiffs Anna C. (1947), dem ersten Passagierschiff der Costa-Flotte (auch die darauf folgenden Costa-Schiffe werden von Cassina eingerichtet). Zu der Zeit erstellte Italien gerade seine erste Flotte für die Atlantiküberquerung und Gio Ponti und Nino Zoncada, beide Eleven von Gustavo Pulitzer, waren unter den aktivsten Akteuren für den Entwurf von Schiffseinrichtungen. Für das verunglückte Turbodampfschiff Andrea Doria (1952) aus der Reederei Cantieri Navali Ansaldo aus Genua Sestri, entwarfen Zoncada und Ponti die Innenausstattung des Aufenthaltsraumes, den Ballsaales, die große Bar und den Wintergarten der ersten Klasse, die Möbel dazu lieferte Cassina.
Darauf folgten die Dampfschiffe Michelangelo (1965), Cristoforo Colombo und Gripsholm. Die für die Schiffsausstattungen erzeugten Sessel hatten besondere Eigenschaften, sie waren dimensional überstrukturiert, hatten weit auseinander stehende Beine und die Polsterung war besonders versteift, um der Beanspruchung und dem Gebrauchszweck zu entsprechen.
Ausstattung von Geschäftsräumen
Die Tätigkeit von Cassina im Bereich der Lieferung von kompletten Innenausstattungen für öffentliche Räume, Veranstaltungen und Events nimmt ab den fünfziger Jahren besondere Bedeutung an. Es handelt sich um einen sehr wichtigen Einsatz, der für die Entwicklung des Unternehmens ausschlaggebend ist und die Durchschnittsstückzahlen stiegen rapide an. Steigende Volumen zwingen die Firma, ihre interne Organisation zu überholen, um die Serienproduktion in kürzester Zeit und bei gleich bleibender Qualität zu liefern.
Unter den wichtigsten Aufträgen der damaligen Zeit waren die Ausstattung für das Casinò von San Remo, für das Casinò von Saint Vincent, verschiedene Stühle für die Motta-Bars in Mailand, für das Restaurant Savini in Mailand, für das Hotel Europa Palace auf Anacapri, für das Hotel Royal in Neapel und für das Hotel Diana in Mailand.
Sessel Distex Mod. 807, 1952, Gio Ponti; mit einem nach Entwurf von Lucio Fontana bedruckten Stoffbezug. Photo: Confalonieri Negri
Cassina und Gio Ponti
Die Tätigkeit des Unternehmens war in den fünfziger Jahren stark an die kreative Genialität von Gio Ponti gebunden. In seinen Einrichtungsprojekten der damaligen Jahre scheinen zwei entgegen gesetzte Tendenzen zusammen zu leben: einerseits der Klassizismus dekorierter Möbel, die er zusammen mit Piero Fornasetti realisierte, andererseits die steigende Anziehung zum Modernismus, zu Objekten, die zum "Leichten, Feinen tendieren".
Die gespannte Stromlinie der Seitenansicht des Sessels Distex (Mod. 807, 1953) reflektiert diese poetische Entwicklung der Projekte von Gio Ponti. Er wird sowohl mit vollen Armlehnen mit "spitzer" Geometrie und Holzfüßchen, wie auch in der Variante mit Armlehnen und Beinen aus Metall produziert. Diese Variante fügt Ponti in die Ausstattung der "Uni-ambientale Einrichtung" auf der XX. Triennale in Mailand ein.
Der Sessel Distex ist beispielhaft und symptomatisch für die Herstellung von Polstermöbeln dieser Jahre, bei der Schaumgummi und dehnbare Riemen verwendet werden, welche die herkömmliche Sprungfederpolsterung abgelöst haben, sowie neues Bezugsmaterial wie Vinylleder, Vipla und Flexa.
"Abnahme" des Superleggera von Gio Ponti, 1957
Die Leichten Stühle
Der Stuhl Mod.646 von Gio Ponti, Leggera genannt, ist eine Zwischenstufe im Entwicklungsprozess der Projekte, die sich mit modernen Stühlen befassen, Später wird daraus das Mod. 699 Superleggera, einem der Archetypen des italienischen Design.
Im Jahr 1949 wird in Domus (240) ein lackierter Eschenstuhl veröffentlicht, der schon einige formelle Paradigmen der Forschung von Ponti enthält die geneigte Rückenlehne und die zugespitzten Beine. Cassina nimmt das Modell 1952 in Produktion, aber erst 1957 erreichen die Studien von Ponti über den Stuhl, oder besser gesagt den "Stuhl-Stuhl, schlicht und ohne Adjektive, ein ganz normaler Stuhl... und basta, leicht, fein, vorteilhaft" (Domus 268, 1952) ihre Vollendung. Abgeleitet von den typischen Stühlen aus Chiavari, den "Chiavarine" der ligurischen Tradition, ist Superleggera indiskutabel das Ergebnis gezielter Forschung von Gio Ponti. Seine Fähigkeit und Kapazität zur Experimentierung und die von Cassina und ihren Handwerkern, die durch stetiges Erleichtern der Struktur und Veränderungen der Form der Stuhlbeine der ersten Version Leggera die endgültige Lösung finden, ergeben das perfekte Gleichgewicht zwischen Solidität und Leichtigkeit. Dank der dreieckigen Form der Stuhlbeine von nur 18 mm Seite und dem Gewicht von leichten 1,66 kg hat man die Grenze der Identifizierung der Strukturform erreicht. Ein sehr leichter aber besonders robuster Stuhl, von dessen unglaublichen Prüfungen Gio Ponti selber erzählt: "Wenn Sie zu Cassina gehen, können Sie selbst sehen, was die man damit anstellen, sie werfen die Stühle in die Luft, die nach unglaublichen Flügen, längs und quer, aufprallen und wieder hochspringen und nie kaputt gehen". (Domus 268, 1952)
Seit fast fünfzig Jahren erzeugt und verkauft, ist Superleggera ein starkes Symbol der Dialektik zwischen der Poesie des Designers und dem technologisch-handwerklichen Gewissen des Unternehmens. Aus lackiertem oder unbehandeltem Eschenholz, wird der Stuhl heute nur noch mit Sitz aus indischem Rohr angeboten, in enger Anbindung an die Tradition der "Chiavarine", der Stühle aus Chiavari.
www.cassina.com
Stuhl Mod. 683, 1954, Carlo De Carli. Photo: Walter Prina
Compasso d'Oro für Carlo de Carli und Cassina
1954 wurde zum ersten Mal der Compasso d'Oro verliehen, der Preis mit dem die Entstehung des italienischen Design offiziell bekannt gemacht wurde. In den Jahren wurden die besten Ergebnisse damit ausgezeichnet. Unter den Gewinnern 1954 war auch der Stuhl Mod. 683 von Carlo de Carli für Cassina. Die Struktur aus Massivesche ist reich an organischen Bezügen und zeichnet sich durch schmale Beine mit feinem Durchmesser und dem besonderen L-förmigen Element für den Halt von Sitz und Rückenlehne aus: diese beiden Elemente, die aus einem feinen Blatt gebogenem Eschenholz bestehen, scheinen die Struktur einzuwickeln, an der sie mit kleinen Messingabstandsstücken angebracht sind. Mod. 683 wurde mit dem Ehrendiplom auf der X. Triennale von Mailand und dem Preis Good Design im MoMA von New York ausgezeichnet.
Die Moderne von Ico Parisi
Eine weitere wichtige und ergiebige Zusammenarbeit von Cassina war die mit Ico Parisi, einem der wichtigsten Akteure des italienischen Design der fünfziger Jahre. Seine Möbel sind ein interessantes Beispiel der Interpretation der Moderne dieser Zeit. Das zeigt auch die lebhafte Teilnahme von Parisi an Ausstellungen und Ausstattungen, insbesondere an der Triennale von Mailand. Sein Stuhl Mod. 691 (1956) synthetisiert die formelle Forschung seiner Zeit: man tendiert zu leichten, X-förmigen Strukturen, die organischen "Knochenformen" abgesehen werden und unten spitz oder konisch zulaufen.
Stühle Mod. 101, Mod. 102, Mod. 104 von Gianfranco Frattini. Stühle Mod. 111 von G.P.A. Monti und Mod. 110 von Ico Parisi.
Die erfolgreichen Produkte von Gianfranco Frattini
Die Zusammenarbeit zwischen Gianfranco Frattini und Cassina begann 1954. Frattini entwarf verschiedene Modelle (darunter die Sessel Mod. 831, Mod. 849 und die Stühle Mod. 101, Mod. 102, Mod. 104, Mod. 105, Mod. 107), die den verfeinerten und sensiblen Geschmack dieser Zeit so gut darstellen, dass die Modelle von Frattini Anfang der sechziger Jahre fast 60% der Cassina-Produktion ausmachten. Sein Sessel Mod. 849 zeigt die klare Unterscheidung zwischen Tragstruktur und getragenem Teil, die Trennung des hölzernen Bocks der Struktur von Rückenlehne und der Sitz-Armlehnen-Einheit: der schlichten Geometrie des tragenden Rahmens stellt sich die weiche Rundung der gepolsterten und bezogenen Teile entgegen, die so fast zu schweben scheinen.
Sechziger Jahre
Die wirtschaftliche Entwicklung und die Neue Italienische Einrichtung
In den fünfziger Jahren existierten alte und neue Produktionssysteme gemeinsam: einerseits bediente man sich noch anonymer Modelle, die einem Exemplar nachgearbeitet wurden, das als Prototyp fungierte, andererseits nahm die Zusammenarbeit mit den Designern immer größere Wichtigkeit an, um den Willen zu bedeuten, die Industrieproduktion zu qualifizieren und innovative Produkte zu definieren.
Die italienische Designkultur entsprach den Herstellern - und darunter auch Cassina - die in der Weiterentwicklung des Lebensstils durch Modernisierung und Industrialisierung des Landes eine Opportunität sahen; sie setzen auf die Tatsache, dass moderne Möbel den Markt für eine Erneuerung der italienischen Einrichtung öffnen würden.
Die herkömmlichen Möbelstücke verleugnend, so hoffte man, würde der neue italienische Verbraucher moderne Möbel kaufen, um seine Kohäsion mit dem neuen Lebensstil zu verdeutlichen.
Sessel Ciprea, 1968, Afra und Tobia Scarpa. Photo: Benedetti und Pisani
Afra und Tobia Scarpa: altes und neues Material
In den sechziger Jahren kam der entscheidende Moment für das italienische Design und seine weltweite Verbreitung. Mit dem Aufkommen von Spritzguss, vor-imprägnierten oder geschäumten Kunststoffen konnten sich auch die Möbel von den alten formellen Paradigmen befreien. Der Sessel Ciprea (1968) z. B. von Afra und Tobia Scarpa unterscheidet sich deutlich von den herkömmlichen Polstermöbeln im Design und im Konzept der Struktur: er besteht aus einem einzigen großen Polyurethan-Spritzguss-Schaumstoffblock mit einem auswechselbaren Bezug, in den eine Dacron-Steppdecke eingenäht ist. Die Zusammenarbeit von Cassina mit Tobia Scarpa und seiner Frau Afra begann 1963 und gipfelte in einer Reihe von Möbelstücken aus Kernholz, Echo einer nie vergessenen Handwerkervergangenheit, die hier in einem sehr persönlichen Repertorium von Formen neu erscheint.
Die Kollektion "Cassina I Maestri"
1964, mit der Akquisition der Rechte für die Reproduktion von vier von Le Corbusier (damals noch unter uns), zusammen mit Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand, entworfenen Modelle - der Armlehnenstuhl LC1, die Sessel LC2 und LC3 und die Chaiselongue LC4 - begann die Produktion der Kollektion "Cassina I Maestri", die in den darauf folgenden Jahren einige Objekte der berühmtesten Architekten des 19. Jahrhunderts umfassen sollte.
Modelle von Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand. Zeichnungen für die Neuauflage.
Hauptziel war und bleibt die Verbreitung der universell akkreditierten Kulturwerte durch das Angebot heute von "rekonstruierten" Einrichtungsgegeständen.
Die Neuauflage ist dank der Zusammenarbeit mit den Erben möglich und beruht auf akkurater Analyse und aufmerksamer Neuinterpretierung der originalen Prototypen und/oder Entwürfe. Die Forschung und das Rekonstruktionsprojekt waren mit der Unterstützung von Herrn Professor Filippo Alison möglich.
Modell Midway 1 von Frank Lloyd Wright. Zeichnungen für die Neuauflage.
Die Kollektion "Cassina I Maestri" erweiterte sich später durch den Ankauf aus dem Bauhaus-Archiv, Berlin der Rechte einiger Objekte (Stoffe und Schachspiel) des Bauhaus im Jahr 1968, von Gerrit T. Rietveld im Jahr 1971 (Lizenzvertrag mit der Tochter Elisabeth Eskes-Rietveld) und von Charles R. Mackintosh im Jahr 1972 (Lizenzvertrag mit der Glasgow School of Art und der Glasgow University). Die Kollektion Cassina I Maestri wurde dann (1983) mit der Neuauflage der Möbel von E. Gunnar Asplund (unter anderem des Sessels Göteborg, aus dem Jahr 1934-37) wieder aufgenommen, es wurden die Rechte aus der Frank Lloyd Wright Foundation für die Neuauflage (1986) der Möbel von Frank Lloyd Wright, darunter der Armlehnenstuhl Barrel, 1937 entworfen, erworben und schließlich 2004 die Rechte für die Möbel von Charlotte Perriand (exklusives Lizenzvertrag mit der Tochter, Pernette Perriand Barsac).
Siebziger Jahre
Bracciodiferro: Cassina und das Radikale Design
In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre wurde das italienische Design bedeutend durch die internationale Neo-Avantgarde (von New Dada bis Pop Art) beeinflusst und brachte gegen die Serienproduktion stark kritische Projekte hervor, die sich eher an der Kunstmultiplikation orientieren.
Das Design der "Aufmüpfigen" erscheint bei Cassina in der Kollektion BracciodiFerro (ein Labor für Designideen für Möbelstücke), dem Ausdruck neuer Instanzen und Provokationen von radikalen Designern wie Alessandro Mendini und Gaetano Pesce.
Ihre Objekte für BracciodiFerro sind die bühnenbildnerische Darstellung der Einrichtung, bis hin zur Verhandlung über den Gebrauchszweck; nicht mehr nur Möbel, sondern die Darstellung seiner selbst und der Riten, die an ihren Gebrauch gebunden sind.
Stuhl Golgotha, 1972, Gaetano Pesce. Produktion Bracciodiferro
Unter den Modellen, die in nummerierter Auflage erzeugt wurden, sind die Stühle Golgotha (1972) von Gaetano Pesce - aus Fiberglas, ausgehend von einer weißen Fiberglaspolsterung, die Dacron Fiberfill enhält, das von Hand mit erhärtendem Polyesterharz getränkt wird - der Stuhl Terra (1972) von Alessandro Mendini, eine "Proto-Form" aus Plexiglas und Tonerde.
Archizoom - Paolo Deganello
Im gleichen kulturellen Klima des Dissenses und des Überdenkens entstand auch der Sessel AEO (1973), von Paolo Deganello - Archizoom zusammen mit dem Zentrum Cassina entworfen. Das Produkt ist der Ausdruck einer Ideologie frei von Konventionen, die nach einem Objekt sucht, das "neu im unendlichen Bereich des Be-Sitzbaren ist". Die strukturelle und linguistische Analyse bestehender Polstermöbel führt Archizoom zur Entmystifizierung des modernen Sessels, der "zu einem Haufen weichen Materials wird, Symbol von Opulenz und Wohlstand" und zur Neuentdeckung der Elemente, aus welchen die Struktur des Sessels selbst besteht.
Sessel AEO, 1973, Archizoom - Paolo Deganello. Poster
Der Sessel AEO hat nicht wenige Vorzüge, er ist auseinander zu nehmen, waschbar, passt zu jedem Einrichtungsstil (das Objekt ist frei von Bezugnahme auf jede vorhergehende Sprache) und ist leicht und bequem; diese Vorzüge sind einzig und alleine auf die Wahl der Baustoffe und ihren vorurteilslosen und experimentellen Einsatz zurück zu führen. Das Objekt hat eine polymaterialistische Natur: der Untersatz ist aus grauem Spritzguss-Durethan, die Struktur aus feuerlackiertem Stahl, auf die wie ein Hemd, der Baumwollstoff aufgezogen wird, der Rücken- und Armlehnen bildet; Kissen aus Schaumstoffpolyurethan und Polyesterwatte bilden den Sitz.
Mario Bellini: neue Technolgien, neue Formen
Das Auffinden neuer Produktionstechniken bot die Gelegenheit, die herkömmlichen Modelle der Polstermöbel zu überholen. Mit dem Mod. 932 (1965) von Mario Bellini wird die Polsterung selbst zum Sessel. Die Polsterung besteht aus zwei/drei/vier Kissen, die unabhängig voneinander verarbeitet sind und von einem breiten, durchlaufenden Riemen zusammengehalten werden. Sofa und Bett Le Mura (1972) sind hingegen das Ergebnis der Forschung des Forschungszentrums Cassina über das Kaltschäumen; Sofa und Bett sind beide im Werkzeug kalt geschäumt. Nach den Experimenten mit dem Kaltschäumen beschäftigt man sich mit dem differenzierten Kaltschäumen, das den Anforderungen nach verschiedenen Härtegraden und einem strukturellen Halt besser entgegen kommt.
Italy: The New Domestic Landscape
Die Ausstellung "Italy: the New Domestic Landscape" 1972 im MoMA in New York, von Emilio Ambasz betreut und von Cassina, Centro Cassina, C&B Italia, Citroën und Industrie Pirelli gesponsert, stellt den Gipfel des italienischen Design dar und gleichzeitig auch seine Krise, da man immer weiter in die Utopie flüchtet. Mario Bellini, einer der geladenen Designer, präsentiert Kar-a-Sutra, Prototype eines Automobils, das zusammen mit dem Forschungszentrum von Cassina entwickelt wurde, einer Struktur, die 1969 für die Experimentierung und Formulierung von Projektkonzepten eingerichtet worden war. Kar-a-Sutra ist die Identifizierung von Haus und Auto, eng verbunden mit den futuristischen Visionen über Nomaden-Haushalte. Es hat etwas 8 Kubikmeter Fassvermögen und bietet eine ganze Reihe von Möglichkeiten: es ist von allen Seiten betretbar, man kann darin alleine oder in der Gruppe wohnen.
Prototyp von dem Wagen Kar-a-Sutra 1972, Mario Bellini. Photo: Valerio Castelli
Das Automobil ist vollständig mit Kissen ausgekleidet, welche die Form der darin sitzenden Körper annehmen und beibehalten und damit ein plastisches Feld bieten, das für weiteren Gebrauch jederzeit bereit ist.
Il Libro dell'Arredamento (das Ausstattungsbuch) von Mario Bellini
"Das Design ist tot; es wurde im Museum of Modern Art in New York begraben (auf der Ausstellung 'Italy: the New Domestic Landscape'); einige Stühle wurden schon auf dem Scheiterhaufen verbrannt; "Stildesign" ist von den Seiten der Frauenzeitschriften auf die Aushängeschilder moderner Küchenzentren übergegangen..." erklärt Mario Bellini, nachdem er selbst als einer der Hauptakteur an der Ausstellung teilgenommen hatte. Als Reaktion zeichnet und schreibt er Il Libro dell'Arredamento (das Ausstattungsbuch), eine Art allgemeines Lexikon über das Einrichtungswesen. Eine Art Abakus für Cassina, in dem, eine nach der anderen, alle primären Funktionen der Möbel, durch Neuplanen der "Typen", beschrieben sind, wobei zahlreiche Varianten angeboten werden, die auf die Gebrauchseigenschaften" (Funktion) und "semantische Eigenschaften" (Material und Verarbeitung) zurück zu führen sind.
Der Armlehnenstuhl Break (1976) ist einer der Sitze dieses idealen Abakus. Die Polsterung besteht aus Polyurethanschaumplatten verschiedener Dichte mit einem flexiblen Stahlrahmen, die durch besondere Vorrichtungen am Untersatz befestigt und durch einen Reißverschluss zusammen gehalten werden, der seitlich über die gesamte Höhe der Platten verläuft.
Die Tischserie (1976), La Loggia, La Basilica, La Rotonda, La Corte, Il Colonnato, bezieht sich auf die Form "primärer Strukturen" in der Architekturgeschichte, von denen vollständige Lösungen für jeden Bedarf abgeleitet werden können.
Aus den Überlegungen über die semantischen Werte der Einrichtungsgegenstände entsteht der Meilenstein des italienischen Design: der Stuhl CAB (1977), der Urahn einer ganzen Stuhlfamilie - Armlehnenstuhl, Sessel und Sofa. Wegen seiner privilegierten Beziehung zum menschlichen Körper ist der Stuhl für Bellini eines der Möbelstücke, die am stärksten in der kollektiven Erinnerung verwurzelt sind. CAB wurde fast wie eine Verlängerung und Prothese des Körpers selbst konzipiert: ein Skelett aus Stahlrohr und eine gespannte Haut aus vernähtem Leder, das an der Struktur mit vier Reißverschlüssen befestigt wird. Ein integrales Gewand, das wie eine Haut über die Metallstruktur gezogen ist, um die Symbiose organischer und struktureller Beziehungen anzudeuten.
Vico Magistretti: Modernität in der Tradition
Vico Magistretti stößt in den sechziger Jahren zu Cassina, dem an Events, Initiativen und Transformationen für das italienische Design reichste Jahrzehnt, in dem zwar die Designer Hauptakteure sind, aber vor allem auch die Unternehmer, die ihre Arbeit lieben. Magistretti erinnert immer wieder gerne an die Treffen mit Cesare Cassina, ihre gemeinsame Arbeit an neuen Projekten, die Diskussion über einer Skizze, die Definierung von Einzelheiten. Der Stuhl Carimate Mod.115 ist einer der ersten Erfolge, den sie gemeinsam firmieren. Speziell für eine bestimmte Einrichtung entworfen - das "Club House" des Golfclubs von Carimate - wird dieser Stuhl bald zum Urvater einer Möbelfamilie, darunter auch der kleine Sessel Mod. 892 (1963). In den Objekten von Magistretti ist die Modernität das Echo gebildeter Traditionen und Erinnerungen, aber auch die Studie und Vertiefung über die Eigenschaften der Ausstattung, so die Möglichkeit, die Möbel zu komponieren, ihre Flexibilität, die Stapelbarkeit, wie bei den Etagenbetten Mod. 913 (1964).
Sessel Maralunga, 1973, Vico Magistretti
Neben den experimentellen Ideen radikaler Designer (Mendini, Pesce, Archizoom) in den siebziger und achtziger Jahren, realisiert Cassina auch einige Meisterstücke von Vico Magistretti: das Sofa Maralunga (1973), die Bücherwand Nuvola Rossa (1977), den Sessel Sindbad (1981).
Im Respekt der herkömmlich traditionellen Typologie, ist das Sofa Maralunga ein Objekt großer Stärke, das Innovation in beruhigenden Formen verbirgt (durch eine Veränderung der Kopfstütze kann die Rückenlehne mit einer einzigen Geste von hoch auf tief heruntergelassen werden). Das Sofa bekommt internationalen Applaus und wird oft imitiert.
Bücherregal Nuvole Rossa, 1977, Vico Magistretti. Skizzen
Nuvola Rossa (1977) ist eine extrem schlichte Bücherwand, die aus Verstrebungen und Ablagen besteht. Hier mehr als bei anderen Projekten, hat Magistretti die Elemente, aus denen herkömmliche Möbel bestehen, analysiert und neu interpretiert (in diesem Fall die "übliche" Bücherwand aus Seitenteilen und Ablagen) und kommt zu minimalen Ergebnissen (keine Seitenteile, die Struktur ist auf die einfachen diagonalen Verstrebungen beschränkt). Die allerdings förmlich elegant und sehr funktionell ausfallen.
Sessel/Sofa Sindbad, 1981, Vico Magistretti. Skizzen
Aus dem Bild einer unkonventionell über das Sofa geworfenen Decke oder den Pferdedecken, die Magistretti in England sieht, entsteht hingegen das Modell Sindbad, eine Polster-Decke. Die Innovation besteht im vollständig abnehmbaren und austauschbaren Bezug. Die Decke wird an einer Polsterstruktur - aus Schaumstoff und Polyesterwatte in einem Stahlrahmen - durch zwei besondere Vorrichtungen seitlich innen am Sitz angebracht: Druckstreifen und zwei Vorrichtungen am Rand der Rückenlehne halten die Decke in Stellung.
Achziger Jahre
Toshiyuki Kita: Neue Einrichtungstypologien
"Ein Sessel, der sich den menschlichen Formen anpasst": so definiert der Japaner Toshiyuki Kita den Sessel Wink (1980), der aus einer komplexen Verflechtung westlicher und östlicher Stileigenheiten besteht.
Sessel Wink, 1980, Toshiyuki Kita. Photo: Gabriele Basilico
Als Sessel oder Chaiselongue zu benutzen, wenn man den Sitz nach vorne klappt, besitzt Wink eine verstellbare Rückenlehne und eine zwei geteilte Kopfstütze, deren Hälften unabhängig voneinander geneigt werden können. Das Objekt eignet sich für viele verschiedene Gebrauchszwecke und fordert zur informellen Haltung auf, so dass der Mensch immer frei in seinen Bewegungen sein kann.
Gaetano Pesce: Formale Eexperimente werden zu Produkten
Die Polstermöbel, die Gaetano Pesce in den siebziger und achtziger Jahren für Cassina entwirft, sind ein Paradigma seiner Überzeugung, dass jeder seinen Geschmack selbst bestimmen sollte. Die übermäßige Verplanung und Bevormundung, die sich im 19. Jahrhundert durchgesetzt hatte - so erklärte er - habe zu einer unmerksamen Repression des Verbrauchers geführt; innerhalb der allgemeinen Homologierung wäre das Leben nicht mehr spontan genug. Pesce ist davon überzeugt, dass Leben bedeutet, anders zu sein und dass auch Gegenstände von diesem Recht Gebrauch machen dürfen. Die Form der Sitze von Sit Down (1975) z. B. variiert von Stück zu Stück, auch wenn die formelle Ausrichtung der Gesamteinheit immer die gleiche bleibt. Der Polyurethanschaum wird in weniger komplexer Form verwendet, um ähnliche aber nicht identische Serienstücke zu erhalten. Die Polstermöbel sind aus einem einzigen Polyurethanblock, der in eine Form gespritzt wird, die mit einer Polyesterwatte-Steppdecke ausgekleidet ist, auf welche die vertikale Tragstruktur aus mit Riemen verstärktem Stahl gestellt wurde. Das Polyurethan schäumt frei und ungehemmt und drückt sich negativ gegen Rückenlehne und Sitz der Gussform ab, wobei das Ergebnis jedes Mal anders ausfällt.
Sofa Tramonto a New York, 1980, Gaetano Pesce. Photo: Mario Carrieri
Das Sofa Tramonto a New York (1980) bestätigt die Metaphore von Gaetano Pesce über das Design: seine Objekte sind erst das Mittel, um Empfindungen auszudrücken, und werden dann erst zu Objekten. New York befindet sich in der Dekadenz, ist das der Sonnenuntergang? Pesce drückt diese Empfindung in einem Einrichtungskonzept aus. Das Sofa Tramonto a New York ist eine Einheit aus verschiedenen Elementen, die als Sitze, Armlehnen (Wolkenkratzer von New York) und Rückenlehne (die rote Sonne) fungieren; diese Elemente sind miteinander verbunden und werden durch schwarze U-förmige Bügel zusammen gehalten. Die Struktur besteht aus einem Rahmen von Mehrschichtplatten, aus einem Buchenholzrahmen mit Riemen (für die Sitze) und einer Bewehrung mit Sprungfedern (der halbmondförmige Kreis der Rückenlehne). Die Polsterung ist aus geformten Polyurethanblöcken; es gibt einen ersten, mit Polyesterwatte gefüllten Bezug, der vor dem Hauptbezug aufgezogen wird.
Sofa Tramonto a New York, 1980, Gaetano Pesce. Skizzen
Der Tisch Sansone (1980) ist ein weiterer Beweis für das Bedürfnis von Pesce, diversifizierte Objekte in Serie herzustellen. Der Tisch ist aus Druckguss-Polyesterharz. Die drei möglichen Varianten - fast rechteckig, fast quadratisch, fast rund - werden in den drei Farben weiß/rot/grün erzeugt und fallen jedes Mal anders aus.
"Die Zukunft gehört dem weichen Material! Filz kann man biegen, wie man will, zu einem Schrank oder zu einem Sessel. So will ich die Möbel der Zukunft entwickeln". Die Forschung nach neuen Materialien und Technologien steht immer noch ganz oben auf der Interessenliste von Pesce. Das Mod. 375, I Feltri (1987) ist zum Beispiel aus dickem Filz, der mit wärmegehärtetem Harz getränkt wird und eine große Formenfreiheit bietet. Im Sessel ist eine gesteppte Matratze mit Druckknöpfen angebracht, die abgenommen werden kann. Der Sitz ist durch Hanfbänder an die Struktur gebunden, mit denen auch der obere, weiche Teil des Sitzes umwunden ist.
Neunziger Jahre
Einzelne Produkte - nicht Produktfamilien
Manchmal wird das zufällige Aufeinandertreffen zu einer dauerhaften Zusammenarbeit, andere Male wird die Zusammenarbeit nach dem ersten, sehr erfolgreichen Projekt abgebrochen. Im Katalog von Cassina gibt es Möbel, die von Designern entworfen wurden, die nur kurze Zeit mit der Firma zusammengearbeitet haben oder an Projekten, die sich nicht zu Produktfamilien weiter entwickelten, auch wenn die Qualität des Einzelstückes durch die Publikumsbeliebtheit bestätigt worden ist. Die "Einzelkinder" sind die Tische 713/714 von Theodore Waddell (1973), der Tisch Oskar von Isao Hosoe (1991), der Stuhl Revers von Andrea Branzi (1993), der Bücherschrank Pagina von Jean Louis Berthet/Denis Vasset (1993). Im Cassina Katalog ist auch ein Produkt von Francesco Binfaré enthalten, der zwischen 1969 und 1976 das Forschungs- und Entwicklungszentrum Cassina zusammen geleitet hat: das Sofa Grandangolo (1995-2000).
Die Betten von Cassina
Im April 1994 führt Cassina die Betten-Kollektion ein, ein Produkt, das es bis dahin höchstens als Weiterentwicklung eines Sessels oder Sofas gegeben hatte, auch wenn die Ergebnisse sehr interessant ausgefallen waren, wie das Bett Torso von Paolo Deganello oder die Etagenbetten von Vico Magistretti 1964.
Bett Torso, 1982, Paolo Deganello. Photo: Gabrielle Basilico
Die Modelle der Kollektion sind wegen ihrem Design und wegen den besonderen Baustoffen als Lösung für jeden Einrichtungsstil geeignet. Die Produkte bilden alle eine wahre Kollektion, eine vollständiges und kohärentes System. Das System "Bett" wird dem Markt im Bereich der formellen Forschung und Technologie angeboten, bei der Design und Leistung, Komfort und praktische Aspekte den Vorrang haben.
Die neuen Designer: von Philippe Starck bis Jean Marie Massaud
Im letzten Jahrzehnt, wie früher schon, ist Cassina wieder mit einigen Designern eine besondere Beziehung eingegangen, um interessante Innovationen, in der Form und im Gebrauch neu, aufzufinden. Wie jeher bewegt sich Cassina unter dem Zeichen der Eklektik und räumt anscheinend sehr unterschiedlichen Projekten Raum in ihrer Kollektion ein.
Die Zusammenarbeit mit Philippe Starck erbrachte, wie vorherzusehen, sehr überraschende Ergebnisse: der Klappstuhl MISS C.O.C.O (1998), das "verkabelte" Sofa L.W.S Lazy Working Sofa (1998), das Bett, auf dem man arbeiten kann S.W.B Sleepy Working Bed (1999), das Sofa mit TV und Hi-Fi M.I.S.S. Music Image Sofa System (2002, 2004), das Sofa Mister (2004).
Das neueste Produkt ist MISS YOU: dieses Bett, das auf der 2005 Internationalen Möbelmesse in Mailand präsentiert wurde, hat die kennzeichende ironische Wirkung eines Entwurfs von Starck.
Piero Lissoni hingegen wurde die Ausstattung der Ausstellungsräume und zahlreicher Serien übertragen, die wegen ihrer schlichten Eleganz beliebt sind, wie das Sofa Met (1996), unter den Bestsellern der Kollektion, die Polstermöbel Nest (1999), Reef (2001) und die Behältermöbel Flat (1999).
Wichtig sind dabei auch die neu durchdachten herkömmlichen Möbeltypen - Betten, Tische, Stühle, Bücherregale, Sessel und Sofas - die Cassina der spanischen (argentinischen Ursprungs) Interpretierung von Jorge Pensi, dem Schweizer Hannes Wettstein, den Deutschen Markus Jehs + Jürgen Laub, den Franzosen Patrick Jouin und Jean Marie Massaud und dem Schweizer Cuno Frommherz anvertraut, Autoren der neuesten Produkte.
Jean Marie Massaud verdanken wir den Entwurf für das Sofa Aspen. Das formal sehr schlichte Sofa wirkt dennoch extravagant - fast wie die Welle eine Düoder ein vom Wasser poliertes Riff. Zusammen mit dem Sofa entwarf Massaud auch den Sessel Auckland. Die bequeme Sitzschale ist drehbar und kann aufgrund einer Federstahl-Verbindung zum Fuß leicht nachschwingen. Die optionale Kopfstütze ist höhenverstellbar.
Premiere hatten Sofa und Sessel auf der IMM 2005 in Köln.
Cassina I Maestri: Charlotte Perriand
2004 bereichert sich die Kollektion Cassina I Maestri um einen weiteren Autor: Charlotte Perriand (1903-1999), Mitarbeiterin von Le Corbusier und Pierre Jeanneret, ohne die es vielleicht Chaiselongue, Siège tournant und Fauteuil Grand Confort, nie gegeben hätte, die Cassina seit vierzig Jahren erzeugt. Mit dem Titel "Maestro" will Cassina einer großen Designerin des 19. Jahrhunderts Tribut spenden, was die Objekte, die in die Kollektion eingefügt wurden (darunter die Tische Ventaglio, 1972 entworfen, und Ospite, aus dem Jahr 1927) zweifellos belegen.
Philosophie
Cassina erzeugt industriell Möbel für das zeitgenössische Einrichtungswesen: Stühle, Tische, Sessel, Betten, Schränke und Regale, mit besonderer Aufmerksamkeit für Polstermöbeln und die Verarbeitung von Holz, Leder und anderen kostbaren Baustoffen.
Die Kollektion Cassina zeichnet sich seit jeher durch Eklektizismus aus. Sie steht Projekten verschiedener Kulturgeschichten und -welten offen, macht sie sich zu eigen und drückt ihnen ihre Persönlichkeit auf, ihr "Markenzeichen".
Cassina Produkte sind das Ergebnis zahlreicher professioneller Zuständigkeiten und das Ergebnis ist immer originell und einzigartig.
Die Produkte der Kollektion Cassina entspringen verschiedenen, manchmal widersprüchlichen Inspirationen, besitzen allerdings einen sichtbaren, gemeinsamen roten Faden: den Mut eine quer durch Typologien und Sprachen verlaufende Qualität aufzufinden. Die Qualität, die aus Cassina Produkten den Bezugspunkt der internationalen Designkultur gemacht hat.
Für die Möbelproduktion hat sich Cassina der Intelligenz, den Hoffnungen, den Schwächen und dem Genie der berühmtesten Architekten des 20. Jahrhunderts anvertraut: Mut und Herausforderung, aus denen überragende Produkte hervorgegangen sind.
Unter dem Markenzeichen Cassina tummeln sich die besten Ergebnisse gestalterischer Suche nach Perfektion. Zum Beispiel Gio Ponti mit Superleggera, ein Meisterwerk, das schwerlich übertroffen werden kann, die provokante Ironie des radikalen Design von Paolo Deganello und Archizoom, die originelle Suche nach Formen von Gaetano Pesce, die unangefochtene Bravur von Vico Magistretti bei der Neuinterpretierung ganz gewöhnlicher Einrichtungsgegenstände, die theoretische Überspitzung und technische Fantasie von Mario Bellini. Aber auch die melancholisch-moderne Intuition von Mackintosh, die visionäre Präzision von Le Corbusier und Charlotte Perriand, die revolutionäre Sicherheit von Wright, die verrückte Geometrie von Rietveld, der raffinierte Klassizismus von Asplund (Stefano Casciani, 1994) vereinen sich in der Kollektion Cassina I Maestri.
Alle Designer, die mit Cassina zusammen arbeiten, haben eine besondere Beziehung zu dieser Firma und ihren Forschungs- und Produktionsstrukturen instauriert. Im Laufe der Jahre hat Cassina ein neues Industriemodell umrissen, mit dem sehr verschiedenartige Persönlichkeiten zusammen gehalten und zu einer gemeinsamen Projektlogik zusammen geführt werden können, aus der Objekte hervorgehen, die zu einer gleichen Ordnung gehören. Diese Ordnung entstammt der Qualitätsforschung, der kontinuierlichen Forschungen nach Baustoffen, Technik und Ausführungsprozessen, der Suche nach Verschiedenartigkeit, bis hin zur Erfindung neuartiger Einrichtungsgegenstände, die Einfluss auf das Verhalten und den Lebensstil des Verbrauchers ausüben.
Wenn Projekt "vor sich werfen" einer Idee, die neues erzeugt, bedeutet, so bedeutet Unternehmergeist, den Sinn dieser Geste zu verstehen und in die Realität umzusetzen.
Forschung und Innovation
Das italienische Design und Cassina werden seit der Nachkriegszeit meist gemeinsam zitiert, als ein fähiger Unternehmer mit guter Intuition die schwierige und stimulierende Lage zu nutzen wusste.
Ende der 40er Jahre öffnete Cassina ihre Kollektion firmenexternen Projekten: die Trennung von Planung und Produktion war der entscheidende Schritt für den Übergang von der handwerklichen Dimension zur Industrie und Anlass für die formelle Forschung und Experimentierung mit Baustoffen, die sich mit der Zeit als sehr erfolgreich erwiesen hat.
Diese Entwicklung wurde auch durch zahlreiche Aufträge für Schiffseinrichtungen gefördert: die auf Schiffen eingesetzten Sessel müssen besondere Eigenschaften besitzen, die Struktur ist überdimensioniert, die Beine stehen weiter auseinander und auch die Polsterung muss dem Gebrauchszweck und der starken Beanspruchung entsprechen.
Stuhl Mod. 699 Superleggera, 1957, Gio Ponti, Ph. Confalonieri und Negri (aus dem Katalog von 1958)
Die Zusammenarbeit mit Gio Ponti war wohl die erfolgreichste, sowohl bei der Auffindung neuer Formen als auch neuer Techniken. Der Stuhl Superleggera (1957) wäre wahrscheinlich ohne die technischen Fähigkeiten und die Lust zu Experimenten, die Cassina und ihre Handwerker auch heute noch besitzen, nie entstanden: die Struktur wurde stufenweise immer weiter erleichtert (der dreieckige Durchschnitt hat Seiten von nur 18 mm) und die Form der Standbeine so verändert, dass ein sehr robuster Stuhl von nur 1,66 kg Gewicht erhalten werden konnte. Superleggera wird seit fast 50 Jahren erzeugt und verkauft, ein starkes Symbol der Dialektik zwischen der Poesie des Designers und dem technologisch-handwerklichen Gewissen des Unternehmens.
Sessel Ciprea, 1968, Afra und Tobia Scarpa. Photo: Aldo Ballo
In den 60er Jahren begann sich Cassina auch für Kunststoffe und Spritzguss, vor-imprägnierte und geschäumte Materialien zu interessieren und befreite sich damit von den förmlichen Paradigmen der bis zu diesem Zeitpunkt produzierten Möbel. Der Sessel Ciprea (1968) von Afra und Tobia Scarpa ist z. B. kein Polstersessel, sondern ein einziger großer Polyurethan-Spritzguss-Schaumstoffblock mit einem auswechselbaren Bezug, in den eine Dacron-Steppdecke eingenäht wird.
Im der zweiten Hälfte der 60er Jahre widmete sich Cassina dem radikalen Design mit der Kollektion BracciodiFerro, einem Labor für Designideen, in dem sich neue Instanzen und Provokationen konkretisieren, Möbel, wie sie sich beispielsweise Designer wie Alessandro Mendini und Gaetano Pesce vorstellten.
Sessel AEO, 1973, Archizoom - Paolo Deganello. Photo: G. Basilico
Im gleichen kulturellen Klima des Neu-Überdenkens und Dissenses entstand auch der Sessel AEO (1973) von Paolo Deganello - Archizoom, in Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Entwicklungszentrum von Cassina. Das Produkt ist der Ausdruck einer Ideologie frei von Konventionen, kann auseinander genommen und gewaschen werden und passte zu jedem Einrichtungsstil, weil es keine Bezugnahme auf vergangene Sprachen enthält. Der Sessel AEO hat viele praktische Vorteile und ist leicht und bequem. Dies wurde durch die Wahl der besonderer Baustoffe und durch Experimentierung mit einer ungewöhnlichen Verarbeitung erhalten: der Unterbau ist aus grauem Spritzguss-Durethan, auf eine feuerlackierte Struktur aus Stahl aufgesetzt, darüber wird, wie ein Hemd, der Baumwollbezug gezogen, der Rücken- und Armlehnen bildet und eine mit Schaumstoff und Watte gepolstertes Kissen bildet den Sitz.
Sessel Mod. 932, 1965, Mario Bellini. Photo: Casali
Das Auffinden neuer Produktionstechnologien wird zur Gelegenheit, um herkömmliche Formen neu zu überdenken. Mit dem Mod.932 (1965) von Mario Bellini wird die Polsterung selbst zum Sessel; durch Weglassen der steifen Tragstruktur reduziert sich die Polsterung auf zwei/drei/vier Kissen, die unabhängig voneinander verarbeitet sind und durch eine Art Gürtel zusammen gehalten werden. Sofa und Bett Le Mura (1972), auch von Mario Bellini, entstammen einer Forschung mit Kaltschäumtechnik im Cassina R&D Zentrum, mit der man unterschiedliche Härten und Strukturtragfähigkeiten erhalten wollte. Der Armlehnensessel Break (1976) hingegen, auch wieder von Mario Bellini, besteht aus Schaumstoffplatten verschiedener Dichte in einem biegsamen Stahlrahmen, die durch besondere Vorrichtungen am Untersatz angebracht und durch einen Reißverschluss, der seitlich über die gesamte Länge der Platten verläuft, befestigt werden.
Stuhl CAB, 1977, Mario Bellini
Mario Bellini verdanken wir einen Meilenstein im italienischen Design: den Stuhl CAB (1977). Er besteht aus einem Stahlrohrskelett und einer Haut aus gespannt vernähtem Leder, das mit vier Reißverschlüssen an der Struktur befestigt wird. Integrales Gewand, das wie eine Haut über die Metallstruktur gezogen ist, um die Symbiose organischer und struktureller Beziehungen anzudeuten, eine formelle technische Innovation. Dieser Stuhl wird auch heute noch erzeugt und erfolglos imitiert.
Sofa Maralunga, 1973, Vico Magistretti. Photo: Roberto Sellitto
Manchmal bedeutet Innovation aber auch Bewegung: das ist am Sofa Maralunga (1973) von Vico Magistretti zu erkennen (durch eine Veränderung der Kopfstütze wird die Rückenlehne mit einer einfachen Geste von hoch auf niedrig heruntergeklappt), und an Wink (1980) von Toshiyuki Kita, der wahlweise als Sessel oder Chaiselongue verwendet werden kann, je nachdem, on der Untersatz nach vorne geneigt ist. Wink hat eine stufenlos verstellbare Rückenlehne und eine zweigeteilte Kopfstütze, deren Hälften einzeln geneigt werden können.
Tisch Sansone, 1980, Gaetano Pesce. Photo: Mario Carrieri
Mit Gaetano Pesce experimentierte Cassina die Produktion von "Einzelstücken in Serie". Die Form der Sitze von Sit Down (1975) variiert von Stück zu Stück, auch wenn die formelle Ausrichtung der Gesamteinheit immer die gleiche bleibt. Der Polyurethanschaum wird in weniger komplexer Form verwendet, um ähnliche aber nicht identische Serienstücke zu erhalten. Die Polstermöbel sind aus einem einzigen Polyurethanblock, der in einer Form gespritzt wird, die mit einer Polyesterwatte-Steppdecke ausgekleidet ist, auf welche die vertikale Tragstruktur aus mit Riemen verstärktem Stahl gestellt wurde. Das Polyurethan schäumt frei und ungehemmt und drückt sich negativ gegen Rückenlehne und Sitz der Gussform ab, wobei das Ergebnis jedes Mal anders ausfällt. Bei dem Tisch Sansone (1980) vergießt hingegen Pesce Polyesterharze in einer Form. Die drei möglichen Varianten - fast rechteckig, fast quadratisch und fast rund - werden in der Farbkombination weiß/rot/grün erzeugt, fallen aber jedes Mal anders aus. Die Forschung nach neuen Materialien und Technologien erfüllt sich mit I Feltri (1987), für den Pesce sehr dicken Filz verwendet, der mit wärmegehärtetem Harz versteift wird und Sessel ergibt, die eine große formelle Freiheit gewähren. Innen sind sie mit einer Steppdecke ausgekleidet, die mit Druckknöpfen befestigt und abnehmbar ist. Der Sitz ist durch Hanfbänder an der Struktur befestigt, mit denen auch der obere, weiche Teil des Sitzes umkleidet wird.
Seit sich die Projektstrategien von Cassina 1990 auf die Definierung von Produktkonzepten konzentrierten, die einem neuen Lebensstil und Verhalten entsprachen, konnte die Firma in Zusammenarbeit mit neuen Designern einige Möbeltypen neu definieren und bis dahin unerfundene entwickeln.
"Jeder Hersteller träumt davon, ein Produkt zu erfinden, dass 10 oder 20 Jahre hält!... Ein innovatives Modell, das den latenten Bedürfnissen potentieller Kunden entspricht, ist jedermanns Wunsch, aber auf einem technologisch so schlichten Sektor wie dem der Möbelindustrie, ist das noch schwerer zu erreichen. Die technologische Innovation reicht nämlich nicht aus, um die bestehenden Produkte zu erneuern...". Es sind Lösungen nötig "die wahre Entwicklungspisten der Forschung und Entwicklung neuer Lebensarten darstellen".
Diese Sätze - aus einem Interview im Herbst 2003 - , sind die Synthese der Arbeit dieser Firma in den letzten zehn Jahren. Ihrer Geschichte treu, erweitert Cassina ständig ihre Kollektion, die neuen Beiträgen und verschiedenen Projektsprachen offen steht und der Suche nach innovativen Produkten, die nicht nur neu sondern auch im Gebrauch innovativ sind.
Philippe Starck zum Beispiel verdanken wir L.W.S. (Lazy Working Sofa) und S.W.B. (Sleeping Working Bed), zwei Systeme, die zu einem etwas anderen Gebrauch von Bett und Sofa anregen. Und M.I.S.S. (Music Image Sofa System); das System, um die Idee herum gebaut, Haushaltstechnologie und Möbelstücke zu verschmelzen, wurde als Konzept 2002 auf dem Salone del Mobile in Mailand ausgestellt und 2004 als ausgereifte Formel präsentiert.
Die Wahl der Designer für die neuen Projekte ist ein schwieriger und heikler Punkt für den Erfolg des Industrieprozesses. So erklärte man im Forschungs- und Entwicklungszentrum von Cassina: " Die Wahl der Personen ist einfach und komplex zugleich. Nach dem Versuch mit einem bestimmten Projekt, versucht Cassina immer, die Zusammenarbeit zu verlängern. In der Tat wollen wir mit der Zeit mit allen unseren Partnern ein Vertrauensverhältnis aufbauen, das auf der Glaubwürdigkeit basiert, auf der Kondivision gemeinsamer Erfahrungen und Arbeitsmethoden. Dieses Vertrauen liegtt dem unglaublich niedrigen Prozentsatz (unter 20%) an nicht in einem Produkt konkretisierten Projekten zugrunde. Die Entwicklungsdauer hängt davon ab, wie komplex das Projekt ist. Cassina arbeitet jedes Jahr an verschiedenen Projekten, von denen 5 oder 6 dem Publikum im Laufe des Jahres vorgestellt und damit in die ständige Kollektion aufgenommen werden. Cassina ist ja nicht nur ein Herausgeber, sondern eine Industrie, die das erzeugen und verkaufen möchte, was sie präsentiert!"
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum ist der wahre Bindestrich zwischen Cassina und den Designern, zwischen dem Konzept und dem Fertigprodukt. Hier arbeiteten unter anderem im letzten Jahrzehnt auch Philippe Starck, Piero Lissoni, Hannes Wettstein, Jorge Pensi, Jehs+Laub, Patrick Jouin und Jean-Marie Massaud, Autoren der neuesten Produkte der Cassina Kollektion.
Der Verarbeitungsprozess
Die Produktqualität spricht für sich, obwohl nichts dem Zufall überlassen wird.
Cassina arbeitet wie eine Industrie, hat aber ihren handwerklichen Ursprung nicht vergessen.
Die Schreinerei, Herz des antiken Unternehmens, ist immer noch die wichtigste Abteilung und überwacht die hervorragende Ausführung, die Cassina auf der ganzen Welt berühmt gemacht hat. An den Arbeitsinseln bearbeiten die Schreiner das Holz mit modernen Maschinen, aber die handwerkliche Fertigkeit ist immer noch der wahre Motor aller Arbeitsgänge, besonders wenn millimeterfeine Einsätze gearbeitet werden, die so präzise sind, dass Leimen fast unnötig ist. Dafür ist natürlich auch hervorragendes Holz nötig. Die Hölzer werden am Ursprung sorgfältig ausgewählt und, je nach Bedarf, in der Fabrik noch einmal überprüft, damit wahre Meister die besonderen Eigenschaften, aber auch mögliche Fehler, aufs beste nutzen.
Armlehnstuhl Barrel von Frank Lloyd Wright
Die Qualitätssicherung des Rohmaterials - insbesondere der Hölzer, aber auch des Leders und der Stoffe - hat gewisse Kosten, die die Firma allerdings als eine Investition in die Qualität und damit als Garantie für die Einzigartigkeit des Endproduktes ansieht.
Der Produktionsprozess wird insgesamt überwacht: ein Bar-Code begleitet jedes Produkt in allen Verarbeitungsphasen, von der Vorbereitung der Komponenten bis zur Verpackung. Der Kunde kann jederzeit über den Fortschritt seines Auftrags und damit über die Einhaltung der pünktlichen Lieferung informiert werden.
Ein internes Labor testet die Produkte auf ihre Übereinstimmung mit den Uni-Normen.
Die Organisation aller Produktionsprozesse und-methoden machen aus Cassina eine wahre Industrie, aber die Produkte haben die Einzigartigkeit handgefertigter Stücke, auch wenn sie mit industrieller Logik erzeugt wurden, im vollen Respekt des Menschen und der Natur.
Zusammenbau des Stuhls Hill House von C. R. Mackintosh auf der Werkbank
Die Rechte für die Modelle
Cassina I Contemporanei (Zeitgenössische Kollektion)
Alle Modelle der Kollektion "Cassina I Contemporanei" (zeitgenössische Kollektion) sind durch Patente für Industriemodelle geschützt; Cassina meldet ein Patent bei der Präsentation auf dem Markt an, das 25 Jahre lang Schutz gegen Imitation des Modells gewährt.
Markierung der Modelle der Kollektion "Cassina I Maestri"
Cassina I Maestri (Cassina Meister)
Alle Modelle der Kollektion "Cassina I Maestri" sind - wegen ihres hohen künstlerischen und kreativen Inhaltes - urheberrechtlich geschützt; einem Recht, das allgemein anerkannt und geschützt ist. Das Urheberrecht gilt bis 70 Jahre nach dem Tod des Autors (oder dem Tod des letzten Co-Autors).
Die Geschichte
Anfänge, die Fünfziger Jahre
Die Gesellschaft "Amedeo Cassina" entstand offiziell 1927 in Meda (Mailand) auf Initiative von Cesare und Umberto Cassina und nannte sich ab 1935 "Figli di Amedeo Cassina".
Anfangs wurden fast ausschließlich kleine Holzmöbel - Arbeits- und Wohnzimmertische - erzeugt, aber bald weitete man die Produktion auch auf Polstermöbel aus. Die ersten Cassina Möbel waren eklektischen Geschmacks, passten sich in der Form aber bald einheitlich dem Stil des neunzehnten Jahrhunderts an. Dann kamen die Jahre der großen Krise und nur durch diese Produktionsausdehnung schaffte es das Unternehmen, nicht in die allgemeine Krise des Sektors und der Wirtschaft insgesamt koinvolviert zu werden. Cassina Möbel waren vorwiegend innen besonders ausgestattet und wurden oft für besondere Zwecke oder Räume entworfen; manchmal entstanden daraus auch kleine Serienproduktionen.
Die 50er Jahre. Broschüre für Schiffs- und Hotelbetriebseinrichtung
Cassina und die Enstehung des Italienischen Design
Nach dem Krieg wuchs Cassina weiter und wurde bald wegen der hervorragenden Qualität bekannt. Die Produkte decken zu dieser Zeit schon fast alle Möbeltypen ab: Stühle, Sessel, Tische, Armlehnenstühle, Sofas und Betten. Es folgten Jahre der fruchtbaren Erfahrung und der guten Ergebnisse, in denen man sich der Mitarbeit firmenexterner Planer bediente, um die Forschung nach weiteren Werten zu erweitern. Der erste externe Mitarbeiter war der Architekt Franco Albini: seine Armlehnenstühle Mod. 430 (1948) hatten eine strenge, essentielle Linie und setzten sich den gängigen Typologien entgegen; sie bewiesen die aufmerksame und gezielte Suche nach innovativer Komposition. Man erkennt darin die Überzeugung, dass Stückzahlen und Organisation nicht alles sind, sondern die Qualität die beste Garantie für den Erfolg und die lange Dauer des Produktes bedeuten.
Damit entstand das italienische Design und Cassina war an dieser Geburt aktiv beteiligt. Die Trennung von Entwurf und Produktion war der Anlass zur Weiterentwicklung von der rein handwerklichen Herstellung zu einer industriellen Dimension: Cassina förderte Forschung und Entwicklung, stützte sich aber auf die handwerkliche Verarbeitung, in der sie immer schon Meister gewesen ist.
Diese Umformung wird von zahlreichen Aufträgen für Schiffsausstattungen gestützt - zusammen mit der Einrichtung für Hotels, Restaurants und Gemeinschaftsräumen - welche den größten Teil der Energie der Firma bis zur Mitte der sechziger Jahre in Anspruch nehmen.
Turboschiff Andrea Doria, 1952. Festsaal der 1. Klasse mit Sesseln Mod. 593 von Gio Ponti. Photo: Binelli
Schiffseinrichtungen
Eine der ersten, von Cassina gelieferten Schiffseinrichtungen war die des Motorschiffs Anna C. (1947), dem ersten Passagierschiff der Costa-Flotte (auch die darauf folgenden Costa-Schiffe werden von Cassina eingerichtet). Zu der Zeit erstellte Italien gerade seine erste Flotte für die Atlantiküberquerung und Gio Ponti und Nino Zoncada, beide Eleven von Gustavo Pulitzer, waren unter den aktivsten Akteuren für den Entwurf von Schiffseinrichtungen. Für das verunglückte Turbodampfschiff Andrea Doria (1952) aus der Reederei Cantieri Navali Ansaldo aus Genua Sestri, entwarfen Zoncada und Ponti die Innenausstattung des Aufenthaltsraumes, den Ballsaales, die große Bar und den Wintergarten der ersten Klasse, die Möbel dazu lieferte Cassina.
Darauf folgten die Dampfschiffe Michelangelo (1965), Cristoforo Colombo und Gripsholm. Die für die Schiffsausstattungen erzeugten Sessel hatten besondere Eigenschaften, sie waren dimensional überstrukturiert, hatten weit auseinander stehende Beine und die Polsterung war besonders versteift, um der Beanspruchung und dem Gebrauchszweck zu entsprechen.
Ausstattung von Geschäftsräumen
Die Tätigkeit von Cassina im Bereich der Lieferung von kompletten Innenausstattungen für öffentliche Räume, Veranstaltungen und Events nimmt ab den fünfziger Jahren besondere Bedeutung an. Es handelt sich um einen sehr wichtigen Einsatz, der für die Entwicklung des Unternehmens ausschlaggebend ist und die Durchschnittsstückzahlen stiegen rapide an. Steigende Volumen zwingen die Firma, ihre interne Organisation zu überholen, um die Serienproduktion in kürzester Zeit und bei gleich bleibender Qualität zu liefern.
Unter den wichtigsten Aufträgen der damaligen Zeit waren die Ausstattung für das Casinò von San Remo, für das Casinò von Saint Vincent, verschiedene Stühle für die Motta-Bars in Mailand, für das Restaurant Savini in Mailand, für das Hotel Europa Palace auf Anacapri, für das Hotel Royal in Neapel und für das Hotel Diana in Mailand.
Sessel Distex Mod. 807, 1952, Gio Ponti; mit einem nach Entwurf von Lucio Fontana bedruckten Stoffbezug. Photo: Confalonieri Negri
Cassina und Gio Ponti
Die Tätigkeit des Unternehmens war in den fünfziger Jahren stark an die kreative Genialität von Gio Ponti gebunden. In seinen Einrichtungsprojekten der damaligen Jahre scheinen zwei entgegen gesetzte Tendenzen zusammen zu leben: einerseits der Klassizismus dekorierter Möbel, die er zusammen mit Piero Fornasetti realisierte, andererseits die steigende Anziehung zum Modernismus, zu Objekten, die zum "Leichten, Feinen tendieren".
Die gespannte Stromlinie der Seitenansicht des Sessels Distex (Mod. 807, 1953) reflektiert diese poetische Entwicklung der Projekte von Gio Ponti. Er wird sowohl mit vollen Armlehnen mit "spitzer" Geometrie und Holzfüßchen, wie auch in der Variante mit Armlehnen und Beinen aus Metall produziert. Diese Variante fügt Ponti in die Ausstattung der "Uni-ambientale Einrichtung" auf der XX. Triennale in Mailand ein.
Der Sessel Distex ist beispielhaft und symptomatisch für die Herstellung von Polstermöbeln dieser Jahre, bei der Schaumgummi und dehnbare Riemen verwendet werden, welche die herkömmliche Sprungfederpolsterung abgelöst haben, sowie neues Bezugsmaterial wie Vinylleder, Vipla und Flexa.
"Abnahme" des Superleggera von Gio Ponti, 1957
Die Leichten Stühle
Der Stuhl Mod.646 von Gio Ponti, Leggera genannt, ist eine Zwischenstufe im Entwicklungsprozess der Projekte, die sich mit modernen Stühlen befassen, Später wird daraus das Mod. 699 Superleggera, einem der Archetypen des italienischen Design.
Im Jahr 1949 wird in Domus (240) ein lackierter Eschenstuhl veröffentlicht, der schon einige formelle Paradigmen der Forschung von Ponti enthält die geneigte Rückenlehne und die zugespitzten Beine. Cassina nimmt das Modell 1952 in Produktion, aber erst 1957 erreichen die Studien von Ponti über den Stuhl, oder besser gesagt den "Stuhl-Stuhl, schlicht und ohne Adjektive, ein ganz normaler Stuhl... und basta, leicht, fein, vorteilhaft" (Domus 268, 1952) ihre Vollendung. Abgeleitet von den typischen Stühlen aus Chiavari, den "Chiavarine" der ligurischen Tradition, ist Superleggera indiskutabel das Ergebnis gezielter Forschung von Gio Ponti. Seine Fähigkeit und Kapazität zur Experimentierung und die von Cassina und ihren Handwerkern, die durch stetiges Erleichtern der Struktur und Veränderungen der Form der Stuhlbeine der ersten Version Leggera die endgültige Lösung finden, ergeben das perfekte Gleichgewicht zwischen Solidität und Leichtigkeit. Dank der dreieckigen Form der Stuhlbeine von nur 18 mm Seite und dem Gewicht von leichten 1,66 kg hat man die Grenze der Identifizierung der Strukturform erreicht. Ein sehr leichter aber besonders robuster Stuhl, von dessen unglaublichen Prüfungen Gio Ponti selber erzählt: "Wenn Sie zu Cassina gehen, können Sie selbst sehen, was die man damit anstellen, sie werfen die Stühle in die Luft, die nach unglaublichen Flügen, längs und quer, aufprallen und wieder hochspringen und nie kaputt gehen". (Domus 268, 1952)
Seit fast fünfzig Jahren erzeugt und verkauft, ist Superleggera ein starkes Symbol der Dialektik zwischen der Poesie des Designers und dem technologisch-handwerklichen Gewissen des Unternehmens. Aus lackiertem oder unbehandeltem Eschenholz, wird der Stuhl heute nur noch mit Sitz aus indischem Rohr angeboten, in enger Anbindung an die Tradition der "Chiavarine", der Stühle aus Chiavari.
www.cassina.com
Stuhl Mod. 683, 1954, Carlo De Carli. Photo: Walter Prina
Compasso d'Oro für Carlo de Carli und Cassina
1954 wurde zum ersten Mal der Compasso d'Oro verliehen, der Preis mit dem die Entstehung des italienischen Design offiziell bekannt gemacht wurde. In den Jahren wurden die besten Ergebnisse damit ausgezeichnet. Unter den Gewinnern 1954 war auch der Stuhl Mod. 683 von Carlo de Carli für Cassina. Die Struktur aus Massivesche ist reich an organischen Bezügen und zeichnet sich durch schmale Beine mit feinem Durchmesser und dem besonderen L-förmigen Element für den Halt von Sitz und Rückenlehne aus: diese beiden Elemente, die aus einem feinen Blatt gebogenem Eschenholz bestehen, scheinen die Struktur einzuwickeln, an der sie mit kleinen Messingabstandsstücken angebracht sind. Mod. 683 wurde mit dem Ehrendiplom auf der X. Triennale von Mailand und dem Preis Good Design im MoMA von New York ausgezeichnet.
Die Moderne von Ico Parisi
Eine weitere wichtige und ergiebige Zusammenarbeit von Cassina war die mit Ico Parisi, einem der wichtigsten Akteure des italienischen Design der fünfziger Jahre. Seine Möbel sind ein interessantes Beispiel der Interpretation der Moderne dieser Zeit. Das zeigt auch die lebhafte Teilnahme von Parisi an Ausstellungen und Ausstattungen, insbesondere an der Triennale von Mailand. Sein Stuhl Mod. 691 (1956) synthetisiert die formelle Forschung seiner Zeit: man tendiert zu leichten, X-förmigen Strukturen, die organischen "Knochenformen" abgesehen werden und unten spitz oder konisch zulaufen.
Stühle Mod. 101, Mod. 102, Mod. 104 von Gianfranco Frattini. Stühle Mod. 111 von G.P.A. Monti und Mod. 110 von Ico Parisi.
Die erfolgreichen Produkte von Gianfranco Frattini
Die Zusammenarbeit zwischen Gianfranco Frattini und Cassina begann 1954. Frattini entwarf verschiedene Modelle (darunter die Sessel Mod. 831, Mod. 849 und die Stühle Mod. 101, Mod. 102, Mod. 104, Mod. 105, Mod. 107), die den verfeinerten und sensiblen Geschmack dieser Zeit so gut darstellen, dass die Modelle von Frattini Anfang der sechziger Jahre fast 60% der Cassina-Produktion ausmachten. Sein Sessel Mod. 849 zeigt die klare Unterscheidung zwischen Tragstruktur und getragenem Teil, die Trennung des hölzernen Bocks der Struktur von Rückenlehne und der Sitz-Armlehnen-Einheit: der schlichten Geometrie des tragenden Rahmens stellt sich die weiche Rundung der gepolsterten und bezogenen Teile entgegen, die so fast zu schweben scheinen.
Sechziger Jahre
Die wirtschaftliche Entwicklung und die Neue Italienische Einrichtung
In den fünfziger Jahren existierten alte und neue Produktionssysteme gemeinsam: einerseits bediente man sich noch anonymer Modelle, die einem Exemplar nachgearbeitet wurden, das als Prototyp fungierte, andererseits nahm die Zusammenarbeit mit den Designern immer größere Wichtigkeit an, um den Willen zu bedeuten, die Industrieproduktion zu qualifizieren und innovative Produkte zu definieren.
Die italienische Designkultur entsprach den Herstellern - und darunter auch Cassina - die in der Weiterentwicklung des Lebensstils durch Modernisierung und Industrialisierung des Landes eine Opportunität sahen; sie setzen auf die Tatsache, dass moderne Möbel den Markt für eine Erneuerung der italienischen Einrichtung öffnen würden.
Die herkömmlichen Möbelstücke verleugnend, so hoffte man, würde der neue italienische Verbraucher moderne Möbel kaufen, um seine Kohäsion mit dem neuen Lebensstil zu verdeutlichen.
Sessel Ciprea, 1968, Afra und Tobia Scarpa. Photo: Benedetti und Pisani
Afra und Tobia Scarpa: altes und neues Material
In den sechziger Jahren kam der entscheidende Moment für das italienische Design und seine weltweite Verbreitung. Mit dem Aufkommen von Spritzguss, vor-imprägnierten oder geschäumten Kunststoffen konnten sich auch die Möbel von den alten formellen Paradigmen befreien. Der Sessel Ciprea (1968) z. B. von Afra und Tobia Scarpa unterscheidet sich deutlich von den herkömmlichen Polstermöbeln im Design und im Konzept der Struktur: er besteht aus einem einzigen großen Polyurethan-Spritzguss-Schaumstoffblock mit einem auswechselbaren Bezug, in den eine Dacron-Steppdecke eingenäht ist. Die Zusammenarbeit von Cassina mit Tobia Scarpa und seiner Frau Afra begann 1963 und gipfelte in einer Reihe von Möbelstücken aus Kernholz, Echo einer nie vergessenen Handwerkervergangenheit, die hier in einem sehr persönlichen Repertorium von Formen neu erscheint.
Die Kollektion "Cassina I Maestri"
1964, mit der Akquisition der Rechte für die Reproduktion von vier von Le Corbusier (damals noch unter uns), zusammen mit Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand, entworfenen Modelle - der Armlehnenstuhl LC1, die Sessel LC2 und LC3 und die Chaiselongue LC4 - begann die Produktion der Kollektion "Cassina I Maestri", die in den darauf folgenden Jahren einige Objekte der berühmtesten Architekten des 19. Jahrhunderts umfassen sollte.
Modelle von Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand. Zeichnungen für die Neuauflage.
Hauptziel war und bleibt die Verbreitung der universell akkreditierten Kulturwerte durch das Angebot heute von "rekonstruierten" Einrichtungsgegeständen.
Die Neuauflage ist dank der Zusammenarbeit mit den Erben möglich und beruht auf akkurater Analyse und aufmerksamer Neuinterpretierung der originalen Prototypen und/oder Entwürfe. Die Forschung und das Rekonstruktionsprojekt waren mit der Unterstützung von Herrn Professor Filippo Alison möglich.
Modell Midway 1 von Frank Lloyd Wright. Zeichnungen für die Neuauflage.
Die Kollektion "Cassina I Maestri" erweiterte sich später durch den Ankauf aus dem Bauhaus-Archiv, Berlin der Rechte einiger Objekte (Stoffe und Schachspiel) des Bauhaus im Jahr 1968, von Gerrit T. Rietveld im Jahr 1971 (Lizenzvertrag mit der Tochter Elisabeth Eskes-Rietveld) und von Charles R. Mackintosh im Jahr 1972 (Lizenzvertrag mit der Glasgow School of Art und der Glasgow University). Die Kollektion Cassina I Maestri wurde dann (1983) mit der Neuauflage der Möbel von E. Gunnar Asplund (unter anderem des Sessels Göteborg, aus dem Jahr 1934-37) wieder aufgenommen, es wurden die Rechte aus der Frank Lloyd Wright Foundation für die Neuauflage (1986) der Möbel von Frank Lloyd Wright, darunter der Armlehnenstuhl Barrel, 1937 entworfen, erworben und schließlich 2004 die Rechte für die Möbel von Charlotte Perriand (exklusives Lizenzvertrag mit der Tochter, Pernette Perriand Barsac).
Siebziger Jahre
Bracciodiferro: Cassina und das Radikale Design
In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre wurde das italienische Design bedeutend durch die internationale Neo-Avantgarde (von New Dada bis Pop Art) beeinflusst und brachte gegen die Serienproduktion stark kritische Projekte hervor, die sich eher an der Kunstmultiplikation orientieren.
Das Design der "Aufmüpfigen" erscheint bei Cassina in der Kollektion BracciodiFerro (ein Labor für Designideen für Möbelstücke), dem Ausdruck neuer Instanzen und Provokationen von radikalen Designern wie Alessandro Mendini und Gaetano Pesce.
Ihre Objekte für BracciodiFerro sind die bühnenbildnerische Darstellung der Einrichtung, bis hin zur Verhandlung über den Gebrauchszweck; nicht mehr nur Möbel, sondern die Darstellung seiner selbst und der Riten, die an ihren Gebrauch gebunden sind.
Stuhl Golgotha, 1972, Gaetano Pesce. Produktion Bracciodiferro
Unter den Modellen, die in nummerierter Auflage erzeugt wurden, sind die Stühle Golgotha (1972) von Gaetano Pesce - aus Fiberglas, ausgehend von einer weißen Fiberglaspolsterung, die Dacron Fiberfill enhält, das von Hand mit erhärtendem Polyesterharz getränkt wird - der Stuhl Terra (1972) von Alessandro Mendini, eine "Proto-Form" aus Plexiglas und Tonerde.
Archizoom - Paolo Deganello
Im gleichen kulturellen Klima des Dissenses und des Überdenkens entstand auch der Sessel AEO (1973), von Paolo Deganello - Archizoom zusammen mit dem Zentrum Cassina entworfen. Das Produkt ist der Ausdruck einer Ideologie frei von Konventionen, die nach einem Objekt sucht, das "neu im unendlichen Bereich des Be-Sitzbaren ist". Die strukturelle und linguistische Analyse bestehender Polstermöbel führt Archizoom zur Entmystifizierung des modernen Sessels, der "zu einem Haufen weichen Materials wird, Symbol von Opulenz und Wohlstand" und zur Neuentdeckung der Elemente, aus welchen die Struktur des Sessels selbst besteht.
Sessel AEO, 1973, Archizoom - Paolo Deganello. Poster
Der Sessel AEO hat nicht wenige Vorzüge, er ist auseinander zu nehmen, waschbar, passt zu jedem Einrichtungsstil (das Objekt ist frei von Bezugnahme auf jede vorhergehende Sprache) und ist leicht und bequem; diese Vorzüge sind einzig und alleine auf die Wahl der Baustoffe und ihren vorurteilslosen und experimentellen Einsatz zurück zu führen. Das Objekt hat eine polymaterialistische Natur: der Untersatz ist aus grauem Spritzguss-Durethan, die Struktur aus feuerlackiertem Stahl, auf die wie ein Hemd, der Baumwollstoff aufgezogen wird, der Rücken- und Armlehnen bildet; Kissen aus Schaumstoffpolyurethan und Polyesterwatte bilden den Sitz.
Mario Bellini: neue Technolgien, neue Formen
Das Auffinden neuer Produktionstechniken bot die Gelegenheit, die herkömmlichen Modelle der Polstermöbel zu überholen. Mit dem Mod. 932 (1965) von Mario Bellini wird die Polsterung selbst zum Sessel. Die Polsterung besteht aus zwei/drei/vier Kissen, die unabhängig voneinander verarbeitet sind und von einem breiten, durchlaufenden Riemen zusammengehalten werden. Sofa und Bett Le Mura (1972) sind hingegen das Ergebnis der Forschung des Forschungszentrums Cassina über das Kaltschäumen; Sofa und Bett sind beide im Werkzeug kalt geschäumt. Nach den Experimenten mit dem Kaltschäumen beschäftigt man sich mit dem differenzierten Kaltschäumen, das den Anforderungen nach verschiedenen Härtegraden und einem strukturellen Halt besser entgegen kommt.
Italy: The New Domestic Landscape
Die Ausstellung "Italy: the New Domestic Landscape" 1972 im MoMA in New York, von Emilio Ambasz betreut und von Cassina, Centro Cassina, C&B Italia, Citroën und Industrie Pirelli gesponsert, stellt den Gipfel des italienischen Design dar und gleichzeitig auch seine Krise, da man immer weiter in die Utopie flüchtet. Mario Bellini, einer der geladenen Designer, präsentiert Kar-a-Sutra, Prototype eines Automobils, das zusammen mit dem Forschungszentrum von Cassina entwickelt wurde, einer Struktur, die 1969 für die Experimentierung und Formulierung von Projektkonzepten eingerichtet worden war. Kar-a-Sutra ist die Identifizierung von Haus und Auto, eng verbunden mit den futuristischen Visionen über Nomaden-Haushalte. Es hat etwas 8 Kubikmeter Fassvermögen und bietet eine ganze Reihe von Möglichkeiten: es ist von allen Seiten betretbar, man kann darin alleine oder in der Gruppe wohnen.
Prototyp von dem Wagen Kar-a-Sutra 1972, Mario Bellini. Photo: Valerio Castelli
Das Automobil ist vollständig mit Kissen ausgekleidet, welche die Form der darin sitzenden Körper annehmen und beibehalten und damit ein plastisches Feld bieten, das für weiteren Gebrauch jederzeit bereit ist.
Il Libro dell'Arredamento (das Ausstattungsbuch) von Mario Bellini
"Das Design ist tot; es wurde im Museum of Modern Art in New York begraben (auf der Ausstellung 'Italy: the New Domestic Landscape'); einige Stühle wurden schon auf dem Scheiterhaufen verbrannt; "Stildesign" ist von den Seiten der Frauenzeitschriften auf die Aushängeschilder moderner Küchenzentren übergegangen..." erklärt Mario Bellini, nachdem er selbst als einer der Hauptakteur an der Ausstellung teilgenommen hatte. Als Reaktion zeichnet und schreibt er Il Libro dell'Arredamento (das Ausstattungsbuch), eine Art allgemeines Lexikon über das Einrichtungswesen. Eine Art Abakus für Cassina, in dem, eine nach der anderen, alle primären Funktionen der Möbel, durch Neuplanen der "Typen", beschrieben sind, wobei zahlreiche Varianten angeboten werden, die auf die Gebrauchseigenschaften" (Funktion) und "semantische Eigenschaften" (Material und Verarbeitung) zurück zu führen sind.
Der Armlehnenstuhl Break (1976) ist einer der Sitze dieses idealen Abakus. Die Polsterung besteht aus Polyurethanschaumplatten verschiedener Dichte mit einem flexiblen Stahlrahmen, die durch besondere Vorrichtungen am Untersatz befestigt und durch einen Reißverschluss zusammen gehalten werden, der seitlich über die gesamte Höhe der Platten verläuft.
Die Tischserie (1976), La Loggia, La Basilica, La Rotonda, La Corte, Il Colonnato, bezieht sich auf die Form "primärer Strukturen" in der Architekturgeschichte, von denen vollständige Lösungen für jeden Bedarf abgeleitet werden können.
Aus den Überlegungen über die semantischen Werte der Einrichtungsgegenstände entsteht der Meilenstein des italienischen Design: der Stuhl CAB (1977), der Urahn einer ganzen Stuhlfamilie - Armlehnenstuhl, Sessel und Sofa. Wegen seiner privilegierten Beziehung zum menschlichen Körper ist der Stuhl für Bellini eines der Möbelstücke, die am stärksten in der kollektiven Erinnerung verwurzelt sind. CAB wurde fast wie eine Verlängerung und Prothese des Körpers selbst konzipiert: ein Skelett aus Stahlrohr und eine gespannte Haut aus vernähtem Leder, das an der Struktur mit vier Reißverschlüssen befestigt wird. Ein integrales Gewand, das wie eine Haut über die Metallstruktur gezogen ist, um die Symbiose organischer und struktureller Beziehungen anzudeuten.
Vico Magistretti: Modernität in der Tradition
Vico Magistretti stößt in den sechziger Jahren zu Cassina, dem an Events, Initiativen und Transformationen für das italienische Design reichste Jahrzehnt, in dem zwar die Designer Hauptakteure sind, aber vor allem auch die Unternehmer, die ihre Arbeit lieben. Magistretti erinnert immer wieder gerne an die Treffen mit Cesare Cassina, ihre gemeinsame Arbeit an neuen Projekten, die Diskussion über einer Skizze, die Definierung von Einzelheiten. Der Stuhl Carimate Mod.115 ist einer der ersten Erfolge, den sie gemeinsam firmieren. Speziell für eine bestimmte Einrichtung entworfen - das "Club House" des Golfclubs von Carimate - wird dieser Stuhl bald zum Urvater einer Möbelfamilie, darunter auch der kleine Sessel Mod. 892 (1963). In den Objekten von Magistretti ist die Modernität das Echo gebildeter Traditionen und Erinnerungen, aber auch die Studie und Vertiefung über die Eigenschaften der Ausstattung, so die Möglichkeit, die Möbel zu komponieren, ihre Flexibilität, die Stapelbarkeit, wie bei den Etagenbetten Mod. 913 (1964).
Sessel Maralunga, 1973, Vico Magistretti
Neben den experimentellen Ideen radikaler Designer (Mendini, Pesce, Archizoom) in den siebziger und achtziger Jahren, realisiert Cassina auch einige Meisterstücke von Vico Magistretti: das Sofa Maralunga (1973), die Bücherwand Nuvola Rossa (1977), den Sessel Sindbad (1981).
Im Respekt der herkömmlich traditionellen Typologie, ist das Sofa Maralunga ein Objekt großer Stärke, das Innovation in beruhigenden Formen verbirgt (durch eine Veränderung der Kopfstütze kann die Rückenlehne mit einer einzigen Geste von hoch auf tief heruntergelassen werden). Das Sofa bekommt internationalen Applaus und wird oft imitiert.
Bücherregal Nuvole Rossa, 1977, Vico Magistretti. Skizzen
Nuvola Rossa (1977) ist eine extrem schlichte Bücherwand, die aus Verstrebungen und Ablagen besteht. Hier mehr als bei anderen Projekten, hat Magistretti die Elemente, aus denen herkömmliche Möbel bestehen, analysiert und neu interpretiert (in diesem Fall die "übliche" Bücherwand aus Seitenteilen und Ablagen) und kommt zu minimalen Ergebnissen (keine Seitenteile, die Struktur ist auf die einfachen diagonalen Verstrebungen beschränkt). Die allerdings förmlich elegant und sehr funktionell ausfallen.
Sessel/Sofa Sindbad, 1981, Vico Magistretti. Skizzen
Aus dem Bild einer unkonventionell über das Sofa geworfenen Decke oder den Pferdedecken, die Magistretti in England sieht, entsteht hingegen das Modell Sindbad, eine Polster-Decke. Die Innovation besteht im vollständig abnehmbaren und austauschbaren Bezug. Die Decke wird an einer Polsterstruktur - aus Schaumstoff und Polyesterwatte in einem Stahlrahmen - durch zwei besondere Vorrichtungen seitlich innen am Sitz angebracht: Druckstreifen und zwei Vorrichtungen am Rand der Rückenlehne halten die Decke in Stellung.
Achziger Jahre
Toshiyuki Kita: Neue Einrichtungstypologien
"Ein Sessel, der sich den menschlichen Formen anpasst": so definiert der Japaner Toshiyuki Kita den Sessel Wink (1980), der aus einer komplexen Verflechtung westlicher und östlicher Stileigenheiten besteht.
Sessel Wink, 1980, Toshiyuki Kita. Photo: Gabriele Basilico
Als Sessel oder Chaiselongue zu benutzen, wenn man den Sitz nach vorne klappt, besitzt Wink eine verstellbare Rückenlehne und eine zwei geteilte Kopfstütze, deren Hälften unabhängig voneinander geneigt werden können. Das Objekt eignet sich für viele verschiedene Gebrauchszwecke und fordert zur informellen Haltung auf, so dass der Mensch immer frei in seinen Bewegungen sein kann.
Gaetano Pesce: Formale Eexperimente werden zu Produkten
Die Polstermöbel, die Gaetano Pesce in den siebziger und achtziger Jahren für Cassina entwirft, sind ein Paradigma seiner Überzeugung, dass jeder seinen Geschmack selbst bestimmen sollte. Die übermäßige Verplanung und Bevormundung, die sich im 19. Jahrhundert durchgesetzt hatte - so erklärte er - habe zu einer unmerksamen Repression des Verbrauchers geführt; innerhalb der allgemeinen Homologierung wäre das Leben nicht mehr spontan genug. Pesce ist davon überzeugt, dass Leben bedeutet, anders zu sein und dass auch Gegenstände von diesem Recht Gebrauch machen dürfen. Die Form der Sitze von Sit Down (1975) z. B. variiert von Stück zu Stück, auch wenn die formelle Ausrichtung der Gesamteinheit immer die gleiche bleibt. Der Polyurethanschaum wird in weniger komplexer Form verwendet, um ähnliche aber nicht identische Serienstücke zu erhalten. Die Polstermöbel sind aus einem einzigen Polyurethanblock, der in eine Form gespritzt wird, die mit einer Polyesterwatte-Steppdecke ausgekleidet ist, auf welche die vertikale Tragstruktur aus mit Riemen verstärktem Stahl gestellt wurde. Das Polyurethan schäumt frei und ungehemmt und drückt sich negativ gegen Rückenlehne und Sitz der Gussform ab, wobei das Ergebnis jedes Mal anders ausfällt.
Sofa Tramonto a New York, 1980, Gaetano Pesce. Photo: Mario Carrieri
Das Sofa Tramonto a New York (1980) bestätigt die Metaphore von Gaetano Pesce über das Design: seine Objekte sind erst das Mittel, um Empfindungen auszudrücken, und werden dann erst zu Objekten. New York befindet sich in der Dekadenz, ist das der Sonnenuntergang? Pesce drückt diese Empfindung in einem Einrichtungskonzept aus. Das Sofa Tramonto a New York ist eine Einheit aus verschiedenen Elementen, die als Sitze, Armlehnen (Wolkenkratzer von New York) und Rückenlehne (die rote Sonne) fungieren; diese Elemente sind miteinander verbunden und werden durch schwarze U-förmige Bügel zusammen gehalten. Die Struktur besteht aus einem Rahmen von Mehrschichtplatten, aus einem Buchenholzrahmen mit Riemen (für die Sitze) und einer Bewehrung mit Sprungfedern (der halbmondförmige Kreis der Rückenlehne). Die Polsterung ist aus geformten Polyurethanblöcken; es gibt einen ersten, mit Polyesterwatte gefüllten Bezug, der vor dem Hauptbezug aufgezogen wird.
Sofa Tramonto a New York, 1980, Gaetano Pesce. Skizzen
Der Tisch Sansone (1980) ist ein weiterer Beweis für das Bedürfnis von Pesce, diversifizierte Objekte in Serie herzustellen. Der Tisch ist aus Druckguss-Polyesterharz. Die drei möglichen Varianten - fast rechteckig, fast quadratisch, fast rund - werden in den drei Farben weiß/rot/grün erzeugt und fallen jedes Mal anders aus.
"Die Zukunft gehört dem weichen Material! Filz kann man biegen, wie man will, zu einem Schrank oder zu einem Sessel. So will ich die Möbel der Zukunft entwickeln". Die Forschung nach neuen Materialien und Technologien steht immer noch ganz oben auf der Interessenliste von Pesce. Das Mod. 375, I Feltri (1987) ist zum Beispiel aus dickem Filz, der mit wärmegehärtetem Harz getränkt wird und eine große Formenfreiheit bietet. Im Sessel ist eine gesteppte Matratze mit Druckknöpfen angebracht, die abgenommen werden kann. Der Sitz ist durch Hanfbänder an die Struktur gebunden, mit denen auch der obere, weiche Teil des Sitzes umwunden ist.
Neunziger Jahre
Einzelne Produkte - nicht Produktfamilien
Manchmal wird das zufällige Aufeinandertreffen zu einer dauerhaften Zusammenarbeit, andere Male wird die Zusammenarbeit nach dem ersten, sehr erfolgreichen Projekt abgebrochen. Im Katalog von Cassina gibt es Möbel, die von Designern entworfen wurden, die nur kurze Zeit mit der Firma zusammengearbeitet haben oder an Projekten, die sich nicht zu Produktfamilien weiter entwickelten, auch wenn die Qualität des Einzelstückes durch die Publikumsbeliebtheit bestätigt worden ist. Die "Einzelkinder" sind die Tische 713/714 von Theodore Waddell (1973), der Tisch Oskar von Isao Hosoe (1991), der Stuhl Revers von Andrea Branzi (1993), der Bücherschrank Pagina von Jean Louis Berthet/Denis Vasset (1993). Im Cassina Katalog ist auch ein Produkt von Francesco Binfaré enthalten, der zwischen 1969 und 1976 das Forschungs- und Entwicklungszentrum Cassina zusammen geleitet hat: das Sofa Grandangolo (1995-2000).
Die Betten von Cassina
Im April 1994 führt Cassina die Betten-Kollektion ein, ein Produkt, das es bis dahin höchstens als Weiterentwicklung eines Sessels oder Sofas gegeben hatte, auch wenn die Ergebnisse sehr interessant ausgefallen waren, wie das Bett Torso von Paolo Deganello oder die Etagenbetten von Vico Magistretti 1964.
Bett Torso, 1982, Paolo Deganello. Photo: Gabrielle Basilico
Die Modelle der Kollektion sind wegen ihrem Design und wegen den besonderen Baustoffen als Lösung für jeden Einrichtungsstil geeignet. Die Produkte bilden alle eine wahre Kollektion, eine vollständiges und kohärentes System. Das System "Bett" wird dem Markt im Bereich der formellen Forschung und Technologie angeboten, bei der Design und Leistung, Komfort und praktische Aspekte den Vorrang haben.
Die neuen Designer: von Philippe Starck bis Jean Marie Massaud
Im letzten Jahrzehnt, wie früher schon, ist Cassina wieder mit einigen Designern eine besondere Beziehung eingegangen, um interessante Innovationen, in der Form und im Gebrauch neu, aufzufinden. Wie jeher bewegt sich Cassina unter dem Zeichen der Eklektik und räumt anscheinend sehr unterschiedlichen Projekten Raum in ihrer Kollektion ein.
Die Zusammenarbeit mit Philippe Starck erbrachte, wie vorherzusehen, sehr überraschende Ergebnisse: der Klappstuhl MISS C.O.C.O (1998), das "verkabelte" Sofa L.W.S Lazy Working Sofa (1998), das Bett, auf dem man arbeiten kann S.W.B Sleepy Working Bed (1999), das Sofa mit TV und Hi-Fi M.I.S.S. Music Image Sofa System (2002, 2004), das Sofa Mister (2004).
Das neueste Produkt ist MISS YOU: dieses Bett, das auf der 2005 Internationalen Möbelmesse in Mailand präsentiert wurde, hat die kennzeichende ironische Wirkung eines Entwurfs von Starck.
Piero Lissoni hingegen wurde die Ausstattung der Ausstellungsräume und zahlreicher Serien übertragen, die wegen ihrer schlichten Eleganz beliebt sind, wie das Sofa Met (1996), unter den Bestsellern der Kollektion, die Polstermöbel Nest (1999), Reef (2001) und die Behältermöbel Flat (1999).
Wichtig sind dabei auch die neu durchdachten herkömmlichen Möbeltypen - Betten, Tische, Stühle, Bücherregale, Sessel und Sofas - die Cassina der spanischen (argentinischen Ursprungs) Interpretierung von Jorge Pensi, dem Schweizer Hannes Wettstein, den Deutschen Markus Jehs + Jürgen Laub, den Franzosen Patrick Jouin und Jean Marie Massaud und dem Schweizer Cuno Frommherz anvertraut, Autoren der neuesten Produkte.
Jean Marie Massaud verdanken wir den Entwurf für das Sofa Aspen. Das formal sehr schlichte Sofa wirkt dennoch extravagant - fast wie die Welle eine Düoder ein vom Wasser poliertes Riff. Zusammen mit dem Sofa entwarf Massaud auch den Sessel Auckland. Die bequeme Sitzschale ist drehbar und kann aufgrund einer Federstahl-Verbindung zum Fuß leicht nachschwingen. Die optionale Kopfstütze ist höhenverstellbar.
Premiere hatten Sofa und Sessel auf der IMM 2005 in Köln.
Cassina I Maestri: Charlotte Perriand
2004 bereichert sich die Kollektion Cassina I Maestri um einen weiteren Autor: Charlotte Perriand (1903-1999), Mitarbeiterin von Le Corbusier und Pierre Jeanneret, ohne die es vielleicht Chaiselongue, Siège tournant und Fauteuil Grand Confort, nie gegeben hätte, die Cassina seit vierzig Jahren erzeugt. Mit dem Titel "Maestro" will Cassina einer großen Designerin des 19. Jahrhunderts Tribut spenden, was die Objekte, die in die Kollektion eingefügt wurden (darunter die Tische Ventaglio, 1972 entworfen, und Ospite, aus dem Jahr 1927) zweifellos belegen.
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