Geht es nach der Zahl der Einreichungen für den iF Design Award 2021, scheint die Designlandschaft trotz der Pandemie in bester Verfassung zu sein. Wir beleuchten einige der diesjährigen Gewinner ...

Eine der strahlenden Gewinnerinnen des iF Design Award 2021: Die tragbare Tischleuchte Cocktail von Francesc Vilaró für Grok – neigt den Kopf, wenn man sie leicht antippt

If you please: iF Design Award 2021 | Aktuelles

Eine der strahlenden Gewinnerinnen des iF Design Award 2021: Die tragbare Tischleuchte Cocktail von Francesc Vilaró für Grok – neigt den Kopf, wenn man sie leicht antippt

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Vor etwas mehr als einem Jahr hätte man es nicht für möglich gehalten: dass das öffentliche Leben monatelang ausgebremst, alles Kulturelle heruntergefahren wird, während das eigene Zuhause teilweise dauerhaft zugleich als Wohn-, Lern- und Arbeitsort dient. Die Designwelt reagierte kreativ, fand und findet selbst in Pandemiezeiten Wege, das Leben zu verbessern.

Auch in der Zahl der Einreichungen zum iF Design Award 2021, welche von knapp 7.300 im Vorjahr auf über 9.500 angestiegen ist, spiegelt sich das wider. Ein Beweis dafür, wie wertvoll so eine Auszeichnung – besonders vor dem Hintergrund abgesagter Messen – ist. Ende März fand rein digital die 98-köpfige Expertenjury zusammen, um über die Einreichungen in den Bereichen Produktdesign, Kommunikationsdesign, Verpackungsdesign, Architektur, Innenarchitektur, User Interface (UI), User Experience (UX), Professional Concept und Service Design zu befinden. Prämiert wurden 1.744 Teilnehmer, 75 erhielten die Sonderauszeichnung iF gold award 2021.

Innerhalb der grössten Disziplin Produktdesign ist es im Wortsinn einleuchtend, einen Fokus auf das zu setzen, was im Zuhause – gekonnt eingesetzt – zu einer Atmosphäre der Geborgenheit beiträgt: die Beleuchtung.

Sorgt für wohlige Stimmung: Bei Nais von Luis Eslava Studio für Pottery Project (oben) wird Licht sanft auf der Keramikoberfläche reflektiert. Gonzalo Milàs Tanit für Bover (unten) ist nicht nur auf abendlichen Strandspaziergängen ein guter Begleiter

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Sorgt für wohlige Stimmung: Bei Nais von Luis Eslava Studio für Pottery Project (oben) wird Licht sanft auf der Keramikoberfläche reflektiert. Gonzalo Milàs Tanit für Bover (unten) ist nicht nur auf abendlichen Strandspaziergängen ein guter Begleiter

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Unter den Gewinnern in der Kategorie Licht gibt es zwölf Preisträger, die auf jeweils eigene Weise Akzente im Innen- oder Aussenbereich setzen. Da ist zum einen die tragbare Tischleuchte Cocktail von Diba Studio um Produktdesigner Francesc Vilaró aus Barcelona. Das batteriebetriebene Licht für das Leuchtenlabel Grok ist in vier Stufen dimmbar, der kegelförmige Lampenschirm lässt sich auf einem Kugelgelenk leicht neigen.


Auch in der Zahl der Einreichungen zum iF Design Award 2021, welche von knapp 7.300 im Vorjahr auf über 9.500 angestiegen ist, spiegelt sich das wider. Ein Beweis dafür, wie wertvoll so eine Auszeichnung – besonders vor dem Hintergrund abgesagter Messen – ist


Ähnlich puristisch ist die Leuchte Nais von Luis Eslava Studio für Pottery Project aus Spanien. Der Leuchtenkörper ist aus Keramik gefertigt. Ebenfalls tragbar, strahlt das Licht sowohl unterhalb des Lampenschirms als auch aus dessen trichterförmiger Oberseite. Und auch die Outdoor-Laterne Tanit von Gonzalo Milà für Bover stammt aus Spanien. Der Schirm besteht aus sorgfältig gewickelten Baumwollschnüren und sorgt dafür, dass das Licht das Dunkel der Nacht sanft erhellt. Ein Henkel deutet an, man könnte sie ebenso gut auf einen nächtlichen Strandspaziergang mitnehmen.

Magis hat die Glasfiguren Linnut des finnischen Gestalters Oiva Toikka in Leuchtskulpuren aus Polycarbonat übersetzt (oberes Bild). Das Lichtobjekt Abissal von Vista Alegre (unten) besteht aus gefärbtem Kristallglas

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Magis hat die Glasfiguren Linnut des finnischen Gestalters Oiva Toikka in Leuchtskulpuren aus Polycarbonat übersetzt (oberes Bild). Das Lichtobjekt Abissal von Vista Alegre (unten) besteht aus gefärbtem Kristallglas

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Zu kleinen Lichtskulpturen übersetzt Magis die Glasfiguren namens Linnut des 2019 verstorbenen finnischen Glasdesigners Oiva Toikka. Er, die finnische Glasmanufaktur Iittala und das italienische Unternehmen Magis arbeiteten eng zusammen, um die seit den 1970er Jahren mundgeblasenen Vogelfiguren als Neuinterpretation aus rotationsgeformtem Polycarbonat zum Leuchten zu bringen. Abstrakter wirkt dagegen die ebenso tierisch inspirierte Leuchte Abissal von Vista Alegre aus Portugal. Der Name steht für “aus der Tiefsee stammend”, die Leuchten bestehen aus gefärbtem Kristallglas, erinnern an biolumineszente Meeresbewohner und zeigen einen zeitgemässen Ansatz für den Umgang mit traditioneller Glasherstellung.


Es ist aufschlussreich, dass bei der 67. Ausgabe des iF Design Award so viele Einreichungen einen gemeinsamen Nenner haben, nämlich die Bedeutung der Schaffung nachhaltiger, wiederverwendbarer und recycelbarer Lösungen


And-on ist ein Entwurf von Saltco für Y.S.M, beide aus Japan. Die ovale Tisch- und Bodenleuchte wird von einem messingfarbenen Metallband geformt. Als Diffusor dienen zwei Häute aus Washi-Papier, was And-on zu einer modernen Interpretation antiker Techniken macht und das Licht harmonisch ausstrahlt. Ähnlich überträgt auch Royoko aus China ein Jahrhunderte altes Material in ein kontemporäres Design. So bestehen der Lampenschirm und der Sockel der Tischleuchte Fú aus Reiskorn-Porzellan, für das die Stadt Jingdezhen berühmt ist.

Traditionelles japanisches Washi-Papier dient als Diffusor der Tischleuchte And-on von Saltco für Y.S.M. (oberes Bild), während Royoko die Leuchte Fú (unten) aus chinesischem Reiskorn-Porzellan herstellt

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Traditionelles japanisches Washi-Papier dient als Diffusor der Tischleuchte And-on von Saltco für Y.S.M. (oberes Bild), während Royoko die Leuchte Fú (unten) aus chinesischem Reiskorn-Porzellan herstellt

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Keinesfalls weniger dekorativ präsentiert sich die Tischleuchte Philips Hue Iris von Signify aus Eindhoven. Nach einer Überarbeitung wirkt die smarte Leuchte nun noch dezenter und wird über ein Textilkabel mit Strom versorgt. Je nach Situation lässt sich die Lichtfarbe für bestes Wohlbefinden beliebig einstellen.

Und auch unter den fest installierten Leuchten hat die Jury des iF Design Award herausragende Modelle auserkoren. Nime ist in Zusammenarbeit mit dem kroatischen Lichtgestalter Dean Skira für das belgische Unternehmen Delta Light entstanden. Fast unsichtbar verbirgt sich der leistungsstarke Spot in einer Deckenöffnung von gerade einmal zehn Millimetern. So wird vielmehr das Medium Licht zum immateriellen Designobjekt, welches punktuell ausgerichtet zu inszenieren weiss.

Philips Hue Iris (oberes Bild) wurde überarbeitet, sodass sie nun noch dezenter wirkt – die Lichtfarbe lässt sich nach Belieben einstellen. Klein ganz gross ist der Minispot Nime (unten), der für Delta Light in Zusammenarbeit mit Dean Skira entstanden ist

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Philips Hue Iris (oberes Bild) wurde überarbeitet, sodass sie nun noch dezenter wirkt – die Lichtfarbe lässt sich nach Belieben einstellen. Klein ganz gross ist der Minispot Nime (unten), der für Delta Light in Zusammenarbeit mit Dean Skira entstanden ist

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Allgemein- und Spotbeleuchtung in einem bietet das ringförmige Schienensystem Infinity Lighting System von Centrsvet aus Moskau. In vier Grössen lassen sich die nach Bedarf bestückbaren Ringe einzeln oder als Gruppe positionieren. Bei Edge von Light-Point aus Dänemark bleibt die Lichtquelle dagegen fast ganz unsichtbar. Die Pendelleuchte gibt es als Ring oder gerade Version. Per Smartphone-App oder Touch-less-Sensor lässt sich das Licht steuern. Der Lampenkörper ist konisch geformt, sodass nach unten eine möglichst grosse Fläche beleuchtet wird, während Edge zur Decke hin für ein atmosphärisch indirektes Licht sorgt.

Die Lichtringe Infinity Lighting System von Centrsvet (oberes Bild) lassen einzeln oder als Gruppe mit Spots oder als Allgemeinbeleuchtung bestücken. Edge von Light-Point (unten) erzeugt direkt und indirekt atmosphärisches Licht

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Die Lichtringe Infinity Lighting System von Centrsvet (oberes Bild) lassen einzeln oder als Gruppe mit Spots oder als Allgemeinbeleuchtung bestücken. Edge von Light-Point (unten) erzeugt direkt und indirekt atmosphärisches Licht

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Von Light-Point stammt zuletzt auch Orbit. Der Wandstrahler für In- und Outdoor ist mit optischen Glaslinsen ausgestattet, die das Licht effektiv, weich und blendfrei nach oben und unten verteilen. Orbit wurde so konzipiert, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus vollständig in ihre Bestandteile aus Glas und Aluminium zerlegt und recycelt werden kann. Neben den Wandvarianten gibt es zudem drei Standversionen.

Bei den Wandstrahlern Orbit von Light-Point sorgen Glaslinsen für weiches, blendfreies Licht an Wänden und auch frei im Raum als Standversion

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Bei den Wandstrahlern Orbit von Light-Point sorgen Glaslinsen für weiches, blendfreies Licht an Wänden und auch frei im Raum als Standversion

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Und es ist aufschlussreich, dass bei der 67. Ausgabe des iF Design Award so viele Einreichungen einen gemeinsamen Nenner haben, nämlich die Bedeutung der Schaffung nachhaltiger, wiederverwendbarer und recycelbarer Lösungen, meint Sam Hecht, einer der sechs Chairpersons der Jury. Seit vier Jahrzehnten würde sich etwa Dieter Rams für diesen Diskurs über Massenkonsum einsetzen. “Beim diesjährigen Award hatte ich den Eindruck, dass die Designer tatsächlich endlich aufgewacht sind und sich diesen Anforderungen stellen”, so Hecht.

Klingt nach erhellenden Momenten und erweckt Neugier darauf, wer wohl die restlichen 1.732 Preisträger des iF Design Award 2021 geworden sind.

© Architonic

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