Flugsicherungsstelle mit Kontrollturm am Flughafen Schwechat – Wien

Allgemeines
Der Neubau des Flugsicherungstowers wurde notwendig, um die Übersicht über das Geschehen des erweiterten Vorfeldes der nächsten Jahrzehnte zu gewährleisten. Der alte Tower steht ausserdem dem Bau des neuen Passagierterminals, genannt Skylink, im Wege.
Im Sommer 2001 erfolgte ein EU-weites Wettbewerbsverfahren, aus dem das Architekturbüro Zechner & Zechner aus Wien als Sieger hervorging.

Die Funktion des neuen Towers
Das „Herz“ des neuen Towers stellt die Kanzel dar. Hier sind 8 Controllerpositionen situiert. Durch die rundum verglaste Stahlkonstruktion der Kanzel wird optimale Sicht auf das Flugfeld aber auch auf die komplette Umgebung gewährleistet. Die großen Glasscheiben der Kanzel sind über 5 cm dick, jede einzelne wiegt über 900 kg.
Neben den Beobachtungsräumen der Kanzel, Wetterdienst und Approach Vienna sind im Gebäude vorallem Rechner-, Antennen- und Radaranlagen untergebracht. Ebenso die zugehörigen Technikerarbeitsplätze und Büros.

Architektonische Gestaltung
Die prominente Lage des neuen Towers in der Haupteinfahrt zum Flughafen bot die Chance, im Entree zum Flughafenareal ein städtebauliches Zeichen mit Signalcharakter zu schaffen. Die architektonische Gestaltung basiert auf der Idee, den Tower als besonderes Bauwerk am Flughafen Wien zu präsentieren. Ziel war unter anderem, dem Kontrollturm eine eigene Identität, ein unverwechselbares Erscheinungsbild zu geben. Der Flughafen Wien sollte mit Errichtung des neuen Towers ein Gebäude erhalten, das einem Leuchtturm gleich Signale an seine Umgebung abgibt. Durch die besondere Höhe des Gebäudes von über 108 m ist er bereits von großer Entfernung sichtbar und dient so der Orientierung der ankommenden Reisenden aber auch der Personen innerhalb des Flughafens.

Membranfassade
Zwischen der den Baufluchtlinien folgenden Sockelzone und dem dazu verdreht gesetztem Kopfteil liegen keine Geschossebenen. Eine kommerzielle Verwertung von zusätzlichen Nutzflächen zwischen diesen beiden Gebäudeteilen schied wegen der hohen Sicherheitsanforderungen aus. So galt es, die 45 m hohe Zone mit mehr als einem simplen Betonschaft zu überwinden. Als Lösung wurde eine Membranhülle entwickelt, die mit einem Stahlskelett am Betonkern befestigt ist. Die Form der Membranhülle ist nicht „gestaltet“, sondern ergibt sich aus einem schrittweisen „Morphing“ der Geometrien von Sockel und Gebäudekopf. Je nachdem, wo man sich am Flughafengelände befindet, zeigt der Tower dadurch eine andere Konfiguration.
Je nach Lichtsituation wirkt die Membranhaut opak. Nachts hingegen wird das Mittelstück durch Innenbeleuchtung oder Projektionen von außen körperhafter und entwickelt ein Eigenleben. Denkbare Bespielungsszenarien sind künstlerische Interventionen, nützliche Infos wie Wetterberichte, oder lukrative Großflächenwerbung.
Das Gesamtgewicht der Stahlunterkonstruktion beträgt ca. 200 Tonnen. Die Gesamthöhe der Membranfassade beträgt 45 m, in Summe wird so eine Fläche von ca. 3.300 m2 bespannt und macht den Tower zum größten Membranbauwerk Österreichs.

Flughafen Wien AG
Flughafen und Austro Control GmbH, Wien

Zechner & Zechner ZTGmbH

Statik: Thomas Lorenz ZTGmbH
Membranstatik: Peter Mandl
Membrandesign: formTL
Haustechnik: Lorenz Consult
Bauphysik: Dr. Pfeiler GmbH