Über LOBMEYR
MEHR üBER LOBMEYR
Unser Glas
“The fascination about glass? – It is one of the oldest materials mankind understood to shape. Imagine: You melt some sand and look at the result.” Ted Muehling
Die Technik, Quarzsand zu schmelzen und daraus beständige Kulturgegenstände zu formen, reicht ins vierte Jahrtausend v. Chr. zurück und war ein langsames Herantasten an das, was wir uns heute wie selbstverständlich unter Glas vorstellen. Glas hat immer schon fasziniert. Mit seiner Transparenz, dem einzigartigen Glanz und seinem Spiel mit Licht und Reflexion besitzt es Eigenschaften wie sonst nur Diamant und Bergkristall. Diese Faszination für Glas treibt Lobmeyr jetzt schon seit fast zweihundert Jahren. Über sechs Generationen wurden in unserem Haus die Eigenheiten des Materials erforscht und seine Bearbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erkundet. Dabei haben wir gelernt, wie man den Zauber des Materials nachhaltig spürbar macht. Wir setzen auf die virtuose handwerkliche Bearbeitung des anspruchsvollen Werkstoffs, auf das liebevoll gefertigte Detail und auf den feinen Glanz anstatt „lautem“ Glitzern. Ganz gleich, ob hauchdünn geblasenes Musselinglas oder geschliffenes Kristallglas – Lobmeyr bricht die Selbstverständlichkeit des allgegenwärtigen Werkstoffs auf und trägt dessen Eleganz und Feinheit zurück in den Alltag.
Familie – Unternehmen – Glasgeschichte
Lobmeyr wird heute in sechster Generation als Familienbetrieb geführt. Die Liebe zum Material, der emotionale Bezug zum Produkt und der Einsatz persönlicher Energie bestimmen seit jeher unsere Identität und Arbeitsweise. Jede Generation hinterlässt in diesem Sinn ihre Spuren.
1823 gründet Josef Lobmeyr sen. das Unternehmen in der Wiener Weihburggasse und wird bald k. u. k. Hoflieferant des habsburgischen Kaiserhauses. Die Söhne Josef und Ludwig Lobmeyr (1855–1917): Ludwig wird zum bedeutendsten Protagonisten der österreichisch-böhmischen Glasherstellung und präsentiert das Unternehmen auf den ersten Weltausstellungen. 1864 ist er Mitgründer des heutigen Museums für angewandte Kunst Wien. Ludwigs Neffe Stefan Rath sen. (1902–1960) führt Lobmeyr in die Moderne und ist 1912 Mitgründer des Österreichischen Werkbunds. Mit Josef Hoffmann und den Künstlern der Wiener Werkstätte entstehen Klassiker. Hans Harald Rath (1938–1968) baut die österreichische Glaserzeugung nach dem Krieg wieder auf und revolutioniert den Kristallluster. Ein Beispiel ist der Mittelluster der Wiener Staatsoper. Harald, Peter und Stefan Rath (1968–2008) bauen das Unternehmen aus, erschließen den arabischen und den japanischen Markt und eröffnen die Filiale in Salzburg. 1972 wird die Lustererzeugerfirma Zahn übernommen. Andreas, Leonid und Johannes Rath (seit 2000) erweitern den internationalen Vertrieb und setzen auf intensive Zusammenarbeit mit Designern der neuen Generation.
Tradition der Erneuerung
Bei Lobmeyr arbeiten wir stetig an der zeitgenössischen Interpretation von Glas und haben gleichzeitig nie aufgehört, unsere Tradition zu pflegen. Das Alte inspiriert das Heutige, gewachsenes Know-how ermöglicht Innovation.
Unser einzigartiges Firmenarchiv dokumentiert fast 200 Jahre Glasgeschichte und ist nicht nur Vorlagenschatz, sondern auch immer neue Quelle der Inspiration. Neues entspringt aber vor allem unserer täglichen Arbeit. Das gelebte Interesse am Glas und der stetige Dialog mit unseren Handwerkern, Gestaltern und Kunden haben immer wieder zu richtungsweisenden Innovationen geführt. 1856 stellte Ludwig Lobmeyr mit seinem Trinkservice No.4 ein für die damalige Zeit verblüffend schlichtes Design vor, das heute in „Design-Bibeln“ Eingang findet. 1883 entwickelte Lobmeyr unter Mitarbeit von Thomas Alva Edison die ersten elektrischen Kristallluster– weltweit eine Sensation – für die Wiener Hofburg, und in den 1950er Jahren entwarf Hans Harald Rath die ersten Strassluster. Adolf Loos’ Trinkservice mit Schliffboden nahm 1929 eine bis heute gültige Form des einfachen Trinkbechers vorweg, während ein jüngeres Produkt unseres Hauses, „Liquid Skin“, die konventionelle Form wieder gänzlich auflöst.
Entwerfer
Lobmeyr arbeitet mit herausragenden Gestaltern zusammen. Ob Architekten der Wiener Ringstraße im 19. Jahrhundert, ob Bahnbrecher der Moderne nach der Jahrhundertwende oder Künstler der Gegenwart – die Namensliste der Entwerfer spiegelt sowohl die Vielfalt als auch die Qualität unserer Arbeit wider.
Die Gestalter von Lobmeyr-Glas kommen traditionell aus unterschiedlichsten Bereichen, sie sind Maler, Architekten oder Designer. Entscheidend bleibt, Künstler zu gewinnen, die den besonderen Charakter unseres Materials berücksichtigen. Die Gestalter wiederum schätzen, dass sie bei Lobmeyr ihre Ideen abseits der Einschränkungen durch die Industrie und ausgerüstet mit allen Möglichkeiten des Handwerks umsetzen können. Der komplexe Werkstoff Glas erfordert, sich wirklich in die Materie hineinzudenken, weshalb man dann oft längerfristig zusammenarbeitet. Wir schätzen Gestalter, die einen Blick für die gegenwärtige Kultur ebenso wie für das Dauerhafte mitbringen, denn unser Anliegen ist nachhaltiges Design, an dem man sich nicht so leicht satt sieht. Unser Glas soll beides sein: raffiniert und gleichzeitig beständiger funktionaler Begleiter im Alltag.
Wiener Werkstätte und Art Déco
„Wir [sollten] in allem der Prunksucht aus dem Wege gehen und immerzu nach besserem Material und vollendeter Ausführung trachten, da ja unser Leben, sofern es ernst zu nehmen ist, durch Einfachheit, Ehrlichkeit und Gediegenheit seine Würde erhält ...“ Josef Hoffmann, 1901
Die Bekanntschaft Stefan Raths mit Josef Hoffmann und den Künstlern der Wiener Werkstätte führte Lobmeyr ab 1910 ins Zentrum der neuen, revolutionären Bewegung in Kunst und Kultur. Diese grenzte sich gegenüber dem Historismus als wirklich „neuer Stil“ ab. Die Formen wurden geometrisch, oft leichter und reduzierter. Stefan Rath zeigte den Mut und die Offenheit, mit dieser Gruppe radikaler Gestalter zu arbeiten. Ihre Entwürfe forderten nicht nur den Zeitgeschmack heraus, sondern auch das Material, ob im „architektonischen“ Stil oder als zartes Musselinglas. Diese Periode stellt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte und im Selbstverständnis Lobmeyrs dar, viele Arbeiten sind heute Meilensteine in der Stilgeschichte des Glases. Neben Josef Hoffmann sind hier Oswald Haerdtl, Ena Rottenberg, Michael Powolny und Oskar Strnad zu nennen. Gemeinsam bereitete man den Weg hin zur großen Pariser Exposition des Arts Décoratifs et Industriels Modernes von 1925, aus der das Art Déco hervorging. Lobmeyr erhielt dort von der Jury den Grand Prix.
Kristall ist lebendiges Licht
Der Kristallluster, eine Erfindung des Barock, hat über dreihundert Jahre Stilgeschichte hinter sich und wirkt auch heute noch authentisch. Ganz gleich wo er strahlt, vermittelt er dezente Festlichkeit und den Sinn fürs Feine.
Der Kristallbehang im Luster hatte fr üher die Funktion, die Lichtquelle – damals eine Kerze – zu verstärken und so die künstliche Beleuchtung größerer Räume überhaupt zu ermöglichen. Im so genannten „Feuer“ eines Lusters, dem lebendigen Zusammenwirken von Lichtquelle und facettiertem Glasbehang, liegt aber bis heute der besondere Reiz des Beleuchtungsmöbels. Kristallluster von Lobmeyr umfassen die historisierenden Stile des 19. Jahrhunderts genauso wie die schon für elektrisches Licht
entworfenen Luster der Wiener Werkstätte bis hin zum Art Déco.
In den 1950er Jahren folgten „Wiener Luster“ und „Cafehaus-Luster“, wie sie Oswald Haerdtl und Karl Witzmann entwarfen. In den 1960er Jahren dominierten dagegen asymmetrische Formen und eine Bewegung hin zur frei gestalteten Lichtskulptur. In diesem Sinn schuf Lobmeyr den „Starburst“-Luster für die Metropolitan Opera in New York oder auch die Lichtsäulen für das Konzerthaus in Athen 2004. Lobmeyr gestaltet die Geschichte des Kristalllusters seit 1850 mit und ist bis heute eine der weltweit ersten Adressen für hochwertige historische und moderne Luster.
Lusterhandwerk
Lobmeyr entscheidet sich auch beim Luster bewusst für die handwerkliche Fertigung, jedes Stück wird von einem Handwerker von Anfang bis zum Ende ausgeführt.
Überliefertes Handwerk und ein reichhaltiges Archiv – allein die Lusterwerkstatt beherbergt 10.000 Gussmodelle – ermöglichen die authentische Erzeugung von Lustern jeglicher Stilrichtung und sind unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Der „Körper“ des Lusters und seine tragende Komponente ist das Gestell. Mittelkolonne, Lusterarme und weitere Teile werden in unserer Gürtlerei hergestellt und viele Elemente immer noch frei von Hand gebogen. Alte Techniken wie das Hämmern des „Nockerlprofils“ für Barockluster und das „Randrieren“ feiner Ornamente kommen bis heute zum Einsatz. Bedeutend ist auch die Oberflächenbearbeitung des Metalls – für das Aussehen sowie für die Beständigkeit der Luster. Sobald das Gerüst komplett ist, geht es ans „Kleid“ des Lusters, den Kristallbehang. Unsere Werkstatt verfügt über Behangformen für nahezu alle Lusterstile, Spezialanfertigungen sind keine Seltenheit. Auch hier bevorzugen wir aufgrund ihres feineren Glanzes handgeschliffene Glasteile. Sie werden noch von Hand „verkettelt“, was die beständigste Methode ist und darüber hinaus auch am schönsten aussieht.
Beleuchtungskonzepte
Das stimmige Zusammenwirken von Beleuchtungskörper und Innenraum, von Einzelmöbel und Kontext ist für ein gelungenes Ambiente maßgeblich. Lobmeyr-Luster verleihen ihm den letzten Schliff.
Wir freuen uns über spannende Aufgaben im Bereich der Objektausstattung mit Beleuchtung. Ausgehend von einer individuellen Beratung erstellen wir für unsere Kunden maßgeschneiderte Konzepte für die Gegebenheiten vor Ort. Wir bieten Lösungen auf der Basis eigener Luster – hier besteht eine Auswahl aus nahezu 5000 Modellen –, setzen aber auch gerne bereits bestehende Entwürfe um oder erarbeiten neue. Ebenso bieten wir die Ausstattung mit Antiquitäten sowie deren Restaurierung. Bei früher Einbindung in Ihr Bau-, Umbau- oder Sanierungsprojekt und im engen Kontakt mit Bauherr und Architekt können wir optimale Lösungen erarbeiten. Wir legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Dazu gehört ein wartungsund damit kundenfreundlicher Betrieb der Beleuchtungskörper ebenso wie ihre technische und ästhetische Langlebigkeit.
Spiegel mit Seele
Der Grund, warum wir den Spiegel heute gern übersehen ist seine – und unsere – Allgegenwart. Lobmeyr rückt den Spiegel als hochwertiges Möbelstück ebenso ins Blickfeld wie seine Rolle als konstruktiver, oft spielerischer Bestandteil des Innenraums.
Das Qualitätsmerkmal der Lobmeyr-Spiegel sind ihre Rahmen aus durch Schliff und Gravur veredelten Spiegelplatten. Die Verzierungen schaffen die Verbindung zum umgebenden Raum und brechen zugleich das Spiegelbild wie ein Kaleidoskop, das zu allerlei Gedankenspielen verführt. In ihrer Blütezeit während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten Lobmeyr-Spiegel zur Ausstattung zahlreicher Palais entlang der neuen Wiener Ringstraße. Die historisierende Form hat aber nie unseren Blick auf das Heute verstellt, wir fertigen Spiegel nach traditionellen Vorlagen aus unserem Archiv ebenso wie nach zeitgenössischen Entwürfen. Ein jüngeres Projekt, die Neuinterpretation des Rokokospiegels in Zusammenarbeit mit dem Schmuckkünstler und Designer Florian
Ladstätter, ist dafür ein Beispiel. Seine wasserstrahlgeschnittenen „Orchideen“ thematisieren die Geschichte des thematisieren die Geschichte des Spiegels ebenso wie die Grenze von Gebrauchsgegenstand und Kunstobjekt.
Musselinglas – das Glanzstück des Glasmachers
Nach dem leichten Textil „Musselin“ benannt, wird dieses Glas auf eine Stärke von nur 0,7 bis 1,1 mm geblasen. Beim Trinkglas entsteht dabei ein ganz zarter Mundrand und somit ein unvergleichlich feiner Kontakt zwischen Mund, Glas und Getränk.
Selbst ein ausgezeichneter Glasbläser benötigt für die Herstellung von Musselinglas langjährige Erfahrung. Da die glühende Schmelze in kürzester Zeit erstarrt, muss schnell und bestimmt gearbeitet werden. Wer Glasmachern schon einmal dabei zugesehen hat, staunt angesichts ihrer Schnelligkeit und Virtuosität. Verblüffend ist auch die Präzision, mit der gleichartige Serien von Hand geformt werden – und trotzdem liegt die Kostbarkeit des handgefertigten Glases in den minimalen Unregelmäßigkeiten. Musselinglas scheint zerbrechlich, besitzt aber dank seiner inneren Elastizität und formalen Konstruktion große Widerstandsfähigkeit. Jedes Lobmeyr-Glas wird zunächst in nasse Holzformen eingeblasen, der dabei entweichende Dampf bildet einen Puffer zwischen Holzform und Glas und ist auch für den unvergleichlichen Glanz des fertigen Stücks verantwortlich. Stiel und Boden werden vom Meister freihändig angesetzt. Nach vorsichtiger Abkühlung wird die Glasblase in Höhe des Mundrands abgeschnitten, der Rand geschliffen und poliert. Bis zum Verkauf durchläuft ein Lobmeyr-Glas mindestens 24 Hände und vier Qualitätskontrollen, die letzte immer durch ein Familienmitglied.
Die Radarbeit – Schliff und Gravur
In der Lobmeyr-Werkstatt wird Glas mit traditionellen Schliff- und Gravurtechniken veredelt. Überliefertes Handwerk lässt Glas zur Kostbarkeit werden.
Beim Form gebenden Glasschliff werden größere Mengen Glas vom Rohling, dem mundgeblasenen Kristall aus der Glashütte, abgetragen. Das Werkstück wird dabei an rotierende Steinscheiben unterschiedlicher Form und Körnung gedrückt, ein Trinkglas macht den Einsatz von bis zu 15 verschiedenen Scheiben nötig. Entscheidend ist auch das Polieren. Auf die industrielle Säurepolitur wird ganz verzichtet, da sie die Präzision des Handschliffs wieder auflöst. Stattdessen wird das Glas auf rotierenden Filz- und Korkscheiben in drei Schritten zum Glänzen gebracht. Die Königsdisziplin der Glasbearbeitung aber ist die Kupferradgravur. Auf die Stirnfläche eines rotierenden Kupferrads wird Schmirgel aufgetragen und das Glas gegen das Rad gedrückt. Ein geübter Graveur kann durch Variieren von Profil und Größe des Rads, Laufgeschwindigkeit, Schmirgelkörnung und Anordnung der Schnitte jede gewünschte Schattierung erzielen. Lobmeyr-Gravuren reichen vom einfachen Monogramm über feine Ornamente bis zum Meisterstück, dem „Gemälde“ in Glas. Dieses selten gewordene Handwerk braucht seine Zeit: An einem gravierten Buchstaben wird im Schnitt eine Stunde gearbeitet. Stücke, die über 1000 Gravurstunden erfordern, sind keine Ausnahme.
Individualisierung
Gebrauchsgegenstände mit persönlicher Information zu versehen, etwa durch Monogramme oder Inschriften, hat Tradition. Glas eignet sich als Träger hervorragend: Seine Schönheit fordert die persönliche Aneignung heraus, seine Beständigkeit macht die Botschaft unsterblich – beinahe.
Ob Symbol, Sternzeichen, Widmung oder Firmenlogo – die Möglichkeiten und Anlässe, Glas nach persönlichem Wunsch der Kunden zu gravieren, es zu „individualisieren“, sind endlos. Klassiker ist nach wie vor das Monogramm. Früher verwendete man es nicht nur, um Gebrauchsgegenstände zu repräsentativen Objekten zu machen, sondern auch, um sie schlicht zu kennzeichnen und Fremdbesitz vorzubeugen. Heute rückt der ideelle Charakter des Monogramms in den Vordergrund. Die Spezialanfertigung und der persönliche Bezug zu den Dingen gewinnen wieder an Bedeutung. Schon ein kleines Initial oder Symbol verleiht auch einfachen Stücken ganz besonderen Wert. Lobmeyr verfügt über einen großen Archivschatz an Monogrammbüchern und Vorlagen, unsere Zeichner stehen aber auch gerne beim individuellen Entwurf zur Seite.
Unser Glas
“The fascination about glass? – It is one of the oldest materials mankind understood to shape. Imagine: You melt some sand and look at the result.” Ted Muehling
Die Technik, Quarzsand zu schmelzen und daraus beständige Kulturgegenstände zu formen, reicht ins vierte Jahrtausend v. Chr. zurück und war ein langsames Herantasten an das, was wir uns heute wie selbstverständlich unter Glas vorstellen. Glas hat immer schon fasziniert. Mit seiner Transparenz, dem einzigartigen Glanz und seinem Spiel mit Licht und Reflexion besitzt es Eigenschaften wie sonst nur Diamant und Bergkristall. Diese Faszination für Glas treibt Lobmeyr jetzt schon seit fast zweihundert Jahren. Über sechs Generationen wurden in unserem Haus die Eigenheiten des Materials erforscht und seine Bearbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erkundet. Dabei haben wir gelernt, wie man den Zauber des Materials nachhaltig spürbar macht. Wir setzen auf die virtuose handwerkliche Bearbeitung des anspruchsvollen Werkstoffs, auf das liebevoll gefertigte Detail und auf den feinen Glanz anstatt „lautem“ Glitzern. Ganz gleich, ob hauchdünn geblasenes Musselinglas oder geschliffenes Kristallglas – Lobmeyr bricht die Selbstverständlichkeit des allgegenwärtigen Werkstoffs auf und trägt dessen Eleganz und Feinheit zurück in den Alltag.
Familie – Unternehmen – Glasgeschichte
Lobmeyr wird heute in sechster Generation als Familienbetrieb geführt. Die Liebe zum Material, der emotionale Bezug zum Produkt und der Einsatz persönlicher Energie bestimmen seit jeher unsere Identität und Arbeitsweise. Jede Generation hinterlässt in diesem Sinn ihre Spuren.
1823 gründet Josef Lobmeyr sen. das Unternehmen in der Wiener Weihburggasse und wird bald k. u. k. Hoflieferant des habsburgischen Kaiserhauses. Die Söhne Josef und Ludwig Lobmeyr (1855–1917): Ludwig wird zum bedeutendsten Protagonisten der österreichisch-böhmischen Glasherstellung und präsentiert das Unternehmen auf den ersten Weltausstellungen. 1864 ist er Mitgründer des heutigen Museums für angewandte Kunst Wien. Ludwigs Neffe Stefan Rath sen. (1902–1960) führt Lobmeyr in die Moderne und ist 1912 Mitgründer des Österreichischen Werkbunds. Mit Josef Hoffmann und den Künstlern der Wiener Werkstätte entstehen Klassiker. Hans Harald Rath (1938–1968) baut die österreichische Glaserzeugung nach dem Krieg wieder auf und revolutioniert den Kristallluster. Ein Beispiel ist der Mittelluster der Wiener Staatsoper. Harald, Peter und Stefan Rath (1968–2008) bauen das Unternehmen aus, erschließen den arabischen und den japanischen Markt und eröffnen die Filiale in Salzburg. 1972 wird die Lustererzeugerfirma Zahn übernommen. Andreas, Leonid und Johannes Rath (seit 2000) erweitern den internationalen Vertrieb und setzen auf intensive Zusammenarbeit mit Designern der neuen Generation.
Tradition der Erneuerung
Bei Lobmeyr arbeiten wir stetig an der zeitgenössischen Interpretation von Glas und haben gleichzeitig nie aufgehört, unsere Tradition zu pflegen. Das Alte inspiriert das Heutige, gewachsenes Know-how ermöglicht Innovation.
Unser einzigartiges Firmenarchiv dokumentiert fast 200 Jahre Glasgeschichte und ist nicht nur Vorlagenschatz, sondern auch immer neue Quelle der Inspiration. Neues entspringt aber vor allem unserer täglichen Arbeit. Das gelebte Interesse am Glas und der stetige Dialog mit unseren Handwerkern, Gestaltern und Kunden haben immer wieder zu richtungsweisenden Innovationen geführt. 1856 stellte Ludwig Lobmeyr mit seinem Trinkservice No.4 ein für die damalige Zeit verblüffend schlichtes Design vor, das heute in „Design-Bibeln“ Eingang findet. 1883 entwickelte Lobmeyr unter Mitarbeit von Thomas Alva Edison die ersten elektrischen Kristallluster– weltweit eine Sensation – für die Wiener Hofburg, und in den 1950er Jahren entwarf Hans Harald Rath die ersten Strassluster. Adolf Loos’ Trinkservice mit Schliffboden nahm 1929 eine bis heute gültige Form des einfachen Trinkbechers vorweg, während ein jüngeres Produkt unseres Hauses, „Liquid Skin“, die konventionelle Form wieder gänzlich auflöst.
Entwerfer
Lobmeyr arbeitet mit herausragenden Gestaltern zusammen. Ob Architekten der Wiener Ringstraße im 19. Jahrhundert, ob Bahnbrecher der Moderne nach der Jahrhundertwende oder Künstler der Gegenwart – die Namensliste der Entwerfer spiegelt sowohl die Vielfalt als auch die Qualität unserer Arbeit wider.
Die Gestalter von Lobmeyr-Glas kommen traditionell aus unterschiedlichsten Bereichen, sie sind Maler, Architekten oder Designer. Entscheidend bleibt, Künstler zu gewinnen, die den besonderen Charakter unseres Materials berücksichtigen. Die Gestalter wiederum schätzen, dass sie bei Lobmeyr ihre Ideen abseits der Einschränkungen durch die Industrie und ausgerüstet mit allen Möglichkeiten des Handwerks umsetzen können. Der komplexe Werkstoff Glas erfordert, sich wirklich in die Materie hineinzudenken, weshalb man dann oft längerfristig zusammenarbeitet. Wir schätzen Gestalter, die einen Blick für die gegenwärtige Kultur ebenso wie für das Dauerhafte mitbringen, denn unser Anliegen ist nachhaltiges Design, an dem man sich nicht so leicht satt sieht. Unser Glas soll beides sein: raffiniert und gleichzeitig beständiger funktionaler Begleiter im Alltag.
Wiener Werkstätte und Art Déco
„Wir [sollten] in allem der Prunksucht aus dem Wege gehen und immerzu nach besserem Material und vollendeter Ausführung trachten, da ja unser Leben, sofern es ernst zu nehmen ist, durch Einfachheit, Ehrlichkeit und Gediegenheit seine Würde erhält ...“ Josef Hoffmann, 1901
Die Bekanntschaft Stefan Raths mit Josef Hoffmann und den Künstlern der Wiener Werkstätte führte Lobmeyr ab 1910 ins Zentrum der neuen, revolutionären Bewegung in Kunst und Kultur. Diese grenzte sich gegenüber dem Historismus als wirklich „neuer Stil“ ab. Die Formen wurden geometrisch, oft leichter und reduzierter. Stefan Rath zeigte den Mut und die Offenheit, mit dieser Gruppe radikaler Gestalter zu arbeiten. Ihre Entwürfe forderten nicht nur den Zeitgeschmack heraus, sondern auch das Material, ob im „architektonischen“ Stil oder als zartes Musselinglas. Diese Periode stellt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte und im Selbstverständnis Lobmeyrs dar, viele Arbeiten sind heute Meilensteine in der Stilgeschichte des Glases. Neben Josef Hoffmann sind hier Oswald Haerdtl, Ena Rottenberg, Michael Powolny und Oskar Strnad zu nennen. Gemeinsam bereitete man den Weg hin zur großen Pariser Exposition des Arts Décoratifs et Industriels Modernes von 1925, aus der das Art Déco hervorging. Lobmeyr erhielt dort von der Jury den Grand Prix.
Kristall ist lebendiges Licht
Der Kristallluster, eine Erfindung des Barock, hat über dreihundert Jahre Stilgeschichte hinter sich und wirkt auch heute noch authentisch. Ganz gleich wo er strahlt, vermittelt er dezente Festlichkeit und den Sinn fürs Feine.
Der Kristallbehang im Luster hatte fr üher die Funktion, die Lichtquelle – damals eine Kerze – zu verstärken und so die künstliche Beleuchtung größerer Räume überhaupt zu ermöglichen. Im so genannten „Feuer“ eines Lusters, dem lebendigen Zusammenwirken von Lichtquelle und facettiertem Glasbehang, liegt aber bis heute der besondere Reiz des Beleuchtungsmöbels. Kristallluster von Lobmeyr umfassen die historisierenden Stile des 19. Jahrhunderts genauso wie die schon für elektrisches Licht
entworfenen Luster der Wiener Werkstätte bis hin zum Art Déco.
In den 1950er Jahren folgten „Wiener Luster“ und „Cafehaus-Luster“, wie sie Oswald Haerdtl und Karl Witzmann entwarfen. In den 1960er Jahren dominierten dagegen asymmetrische Formen und eine Bewegung hin zur frei gestalteten Lichtskulptur. In diesem Sinn schuf Lobmeyr den „Starburst“-Luster für die Metropolitan Opera in New York oder auch die Lichtsäulen für das Konzerthaus in Athen 2004. Lobmeyr gestaltet die Geschichte des Kristalllusters seit 1850 mit und ist bis heute eine der weltweit ersten Adressen für hochwertige historische und moderne Luster.
Lusterhandwerk
Lobmeyr entscheidet sich auch beim Luster bewusst für die handwerkliche Fertigung, jedes Stück wird von einem Handwerker von Anfang bis zum Ende ausgeführt.
Überliefertes Handwerk und ein reichhaltiges Archiv – allein die Lusterwerkstatt beherbergt 10.000 Gussmodelle – ermöglichen die authentische Erzeugung von Lustern jeglicher Stilrichtung und sind unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Der „Körper“ des Lusters und seine tragende Komponente ist das Gestell. Mittelkolonne, Lusterarme und weitere Teile werden in unserer Gürtlerei hergestellt und viele Elemente immer noch frei von Hand gebogen. Alte Techniken wie das Hämmern des „Nockerlprofils“ für Barockluster und das „Randrieren“ feiner Ornamente kommen bis heute zum Einsatz. Bedeutend ist auch die Oberflächenbearbeitung des Metalls – für das Aussehen sowie für die Beständigkeit der Luster. Sobald das Gerüst komplett ist, geht es ans „Kleid“ des Lusters, den Kristallbehang. Unsere Werkstatt verfügt über Behangformen für nahezu alle Lusterstile, Spezialanfertigungen sind keine Seltenheit. Auch hier bevorzugen wir aufgrund ihres feineren Glanzes handgeschliffene Glasteile. Sie werden noch von Hand „verkettelt“, was die beständigste Methode ist und darüber hinaus auch am schönsten aussieht.
Beleuchtungskonzepte
Das stimmige Zusammenwirken von Beleuchtungskörper und Innenraum, von Einzelmöbel und Kontext ist für ein gelungenes Ambiente maßgeblich. Lobmeyr-Luster verleihen ihm den letzten Schliff.
Wir freuen uns über spannende Aufgaben im Bereich der Objektausstattung mit Beleuchtung. Ausgehend von einer individuellen Beratung erstellen wir für unsere Kunden maßgeschneiderte Konzepte für die Gegebenheiten vor Ort. Wir bieten Lösungen auf der Basis eigener Luster – hier besteht eine Auswahl aus nahezu 5000 Modellen –, setzen aber auch gerne bereits bestehende Entwürfe um oder erarbeiten neue. Ebenso bieten wir die Ausstattung mit Antiquitäten sowie deren Restaurierung. Bei früher Einbindung in Ihr Bau-, Umbau- oder Sanierungsprojekt und im engen Kontakt mit Bauherr und Architekt können wir optimale Lösungen erarbeiten. Wir legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Dazu gehört ein wartungsund damit kundenfreundlicher Betrieb der Beleuchtungskörper ebenso wie ihre technische und ästhetische Langlebigkeit.
Spiegel mit Seele
Der Grund, warum wir den Spiegel heute gern übersehen ist seine – und unsere – Allgegenwart. Lobmeyr rückt den Spiegel als hochwertiges Möbelstück ebenso ins Blickfeld wie seine Rolle als konstruktiver, oft spielerischer Bestandteil des Innenraums.
Das Qualitätsmerkmal der Lobmeyr-Spiegel sind ihre Rahmen aus durch Schliff und Gravur veredelten Spiegelplatten. Die Verzierungen schaffen die Verbindung zum umgebenden Raum und brechen zugleich das Spiegelbild wie ein Kaleidoskop, das zu allerlei Gedankenspielen verführt. In ihrer Blütezeit während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten Lobmeyr-Spiegel zur Ausstattung zahlreicher Palais entlang der neuen Wiener Ringstraße. Die historisierende Form hat aber nie unseren Blick auf das Heute verstellt, wir fertigen Spiegel nach traditionellen Vorlagen aus unserem Archiv ebenso wie nach zeitgenössischen Entwürfen. Ein jüngeres Projekt, die Neuinterpretation des Rokokospiegels in Zusammenarbeit mit dem Schmuckkünstler und Designer Florian
Ladstätter, ist dafür ein Beispiel. Seine wasserstrahlgeschnittenen „Orchideen“ thematisieren die Geschichte des thematisieren die Geschichte des Spiegels ebenso wie die Grenze von Gebrauchsgegenstand und Kunstobjekt.
Musselinglas – das Glanzstück des Glasmachers
Nach dem leichten Textil „Musselin“ benannt, wird dieses Glas auf eine Stärke von nur 0,7 bis 1,1 mm geblasen. Beim Trinkglas entsteht dabei ein ganz zarter Mundrand und somit ein unvergleichlich feiner Kontakt zwischen Mund, Glas und Getränk.
Selbst ein ausgezeichneter Glasbläser benötigt für die Herstellung von Musselinglas langjährige Erfahrung. Da die glühende Schmelze in kürzester Zeit erstarrt, muss schnell und bestimmt gearbeitet werden. Wer Glasmachern schon einmal dabei zugesehen hat, staunt angesichts ihrer Schnelligkeit und Virtuosität. Verblüffend ist auch die Präzision, mit der gleichartige Serien von Hand geformt werden – und trotzdem liegt die Kostbarkeit des handgefertigten Glases in den minimalen Unregelmäßigkeiten. Musselinglas scheint zerbrechlich, besitzt aber dank seiner inneren Elastizität und formalen Konstruktion große Widerstandsfähigkeit. Jedes Lobmeyr-Glas wird zunächst in nasse Holzformen eingeblasen, der dabei entweichende Dampf bildet einen Puffer zwischen Holzform und Glas und ist auch für den unvergleichlichen Glanz des fertigen Stücks verantwortlich. Stiel und Boden werden vom Meister freihändig angesetzt. Nach vorsichtiger Abkühlung wird die Glasblase in Höhe des Mundrands abgeschnitten, der Rand geschliffen und poliert. Bis zum Verkauf durchläuft ein Lobmeyr-Glas mindestens 24 Hände und vier Qualitätskontrollen, die letzte immer durch ein Familienmitglied.
Die Radarbeit – Schliff und Gravur
In der Lobmeyr-Werkstatt wird Glas mit traditionellen Schliff- und Gravurtechniken veredelt. Überliefertes Handwerk lässt Glas zur Kostbarkeit werden.
Beim Form gebenden Glasschliff werden größere Mengen Glas vom Rohling, dem mundgeblasenen Kristall aus der Glashütte, abgetragen. Das Werkstück wird dabei an rotierende Steinscheiben unterschiedlicher Form und Körnung gedrückt, ein Trinkglas macht den Einsatz von bis zu 15 verschiedenen Scheiben nötig. Entscheidend ist auch das Polieren. Auf die industrielle Säurepolitur wird ganz verzichtet, da sie die Präzision des Handschliffs wieder auflöst. Stattdessen wird das Glas auf rotierenden Filz- und Korkscheiben in drei Schritten zum Glänzen gebracht. Die Königsdisziplin der Glasbearbeitung aber ist die Kupferradgravur. Auf die Stirnfläche eines rotierenden Kupferrads wird Schmirgel aufgetragen und das Glas gegen das Rad gedrückt. Ein geübter Graveur kann durch Variieren von Profil und Größe des Rads, Laufgeschwindigkeit, Schmirgelkörnung und Anordnung der Schnitte jede gewünschte Schattierung erzielen. Lobmeyr-Gravuren reichen vom einfachen Monogramm über feine Ornamente bis zum Meisterstück, dem „Gemälde“ in Glas. Dieses selten gewordene Handwerk braucht seine Zeit: An einem gravierten Buchstaben wird im Schnitt eine Stunde gearbeitet. Stücke, die über 1000 Gravurstunden erfordern, sind keine Ausnahme.
Individualisierung
Gebrauchsgegenstände mit persönlicher Information zu versehen, etwa durch Monogramme oder Inschriften, hat Tradition. Glas eignet sich als Träger hervorragend: Seine Schönheit fordert die persönliche Aneignung heraus, seine Beständigkeit macht die Botschaft unsterblich – beinahe.
Ob Symbol, Sternzeichen, Widmung oder Firmenlogo – die Möglichkeiten und Anlässe, Glas nach persönlichem Wunsch der Kunden zu gravieren, es zu „individualisieren“, sind endlos. Klassiker ist nach wie vor das Monogramm. Früher verwendete man es nicht nur, um Gebrauchsgegenstände zu repräsentativen Objekten zu machen, sondern auch, um sie schlicht zu kennzeichnen und Fremdbesitz vorzubeugen. Heute rückt der ideelle Charakter des Monogramms in den Vordergrund. Die Spezialanfertigung und der persönliche Bezug zu den Dingen gewinnen wieder an Bedeutung. Schon ein kleines Initial oder Symbol verleiht auch einfachen Stücken ganz besonderen Wert. Lobmeyr verfügt über einen großen Archivschatz an Monogrammbüchern und Vorlagen, unsere Zeichner stehen aber auch gerne beim individuellen Entwurf zur Seite.
MEHR üBER LOBMEYR