Fotograf: 22quadrat
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"Die wahrheit und einfachheit der natur sind immer die letzten grundlagen einer bedeutenden kunst."
Paul Ernst
Das atelier/ büro/ studio
Weniges, gedämpftes licht von aussen prägt am tag den raum. Ruhe und konzentration resultieren aus dieser stillen, diffusen atmosphäre. Weiße wände reflektieren das wenige, einfallende licht. Gefördert durch die spärlichkeit des raumes, seinen wenigen möbeln, die ihn ergänzend besetzen und die eben dadurch eine großzügige leere erlauben. Hinter den offenen regalen offenbart sich die freigelegte haut des alten gebäudes. Roher klinker – brüchig, rauh, matt – blitzt beim arbeiten in der bibliothek zwischen den büchern hindurch.
Die schwelende ruhe des raumes taucht in den anwesenden ein, strömt, spiegelt sich wider in seinem umgang mit gedanken, werkzeugen, menschen. Ahnlich der qualität von nebel schafft die atmosphäre einen zugang zum jetzt. Die chaotische, hektische äußere umgebung der stadt wird ersetzt durch eben diese bescheidenheit, ohne das außen zu missachten.
Die blickbezüge auf die umliegende urbane landschaft des aikidostudios, der bahngleise der angrenzenden industrie bleiben nicht nur erhalten, sie werden mit aufmerksamkeit durch die sie umgebende leere des raumes hervorgehoben, bestehen seinetwegen mit steter anmutung fort. In anlehnung an das shakkei, der „geborgten landschaft“, einem traditionellen ansatz japanischer gartengestaltung, wird außenliegendes „lebendig eingefangen“ [ikedori] und elementarer bestandteil der hier verorteten, sich neu erfindenden kultur, die durch den umbau ihren nun anstehenden evolutionären wandel mit der ihr gebührenden anerkennung miterlebt.
Das bad
Der für uns einzig richtige umgang konzeptionell auf die dunkelste ecke der gesamten fläche zu reagieren, ihr die gebührende aufmerksamkeit entgegen zu bringen bedeutete, ihre ausgeprägteste charakteristik zu unterstreichen, fortzuführen. Während die “arbeitsbereiche in flüchtiges weiss getaucht wurden verstanden wir die aufgabe des bades darin, dem menschen einen moment der ruhe, eine rückkehr aus den weit verzweigten gedanken des arbeitsprozesses zurück ins selbst zu ermöglichen.
In bescheidenes [handelsübliches] konstruktionsmaterial der tischlerplatte wurde tiefschwarzes dickflüssig-glänzendes öl hineingearbeitet, wurde in vielen dünnen schichten wieder und wieder aufgetragen und im anschluss bewusst und langsam in die poren, die maserung und astlöcher gerieben.
Ahnlich der tusche- oder aquarellzeichnung lag die hohe konzentration und schwierigkeit in der beherrschung der farbintensität der verschiedenen schwarztöne, die in diesem langwierigen prozess durch mehrschichtigkeit und ständiges wieder-abtragen entstanden. Einige schichten wurden in einem zustand tiefer innenliegender restfeuchte geschliffen, und das oberflächentrockene öl versiegelte das holz mit einer seidenmatten glätte.
Diese prozesse wurden so lange vollzogen, bis sich manche der weicheren holzschichten sattgesogen hatten mit eben jener schwärze, die heute die endlosigkeit der zahlreichen nischen des intimen abortes prägen. Während sich die absolute dunkelheit dort nun ausbreiten konnte, nahmen andere schichten wiederum die öle nur spärlich auf, als wollten sie die letzten lichtschimmer in sich konservieren, die sich in diesem raum verirrt hatten.
Damit schufen sie genau jenes spiel, dass kein gestalter aus rationalen fähigkeiten heraus in der lage ist, zu inszenieren. Genauso wenig gelingt es einem zeichner, ein unnachahmliches zeichen spontaner gestik nachzubilden, die ihm wie ungewollt aus der federspitze seines werkzeuges auf seinen papierbogen tropft.
Ziel war es, abstand zu nehmen vom dekorativen und konstruierten moment der gestaltung hin zum intuitiven verständnis für den ort und der ihm innewohnende aura. die durchgängigkeit der einsickernden schwärze ist als versuch zu verstehen, die bekannten zusammenhänge von material und dimensionen aufzulösen um das beyond – den “gedankenraum“ dahinter – erkennbar werden zu lassen und zu öffnen.
Geder handschlag, jeder moment soll bewusst erlebt werden. Das reinigen der hände, der moment, in dem wasser die haut berührt, sich mit der seife verbindet. Nichts soll ablenken.
22quadrat
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