Fotograf: ©Walter Mair
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Der Hauptsitz des 1845 gegründeten Schweizer Chocolatiers Lindt & Sprüngli befindet sich am Zürichsee, in unmittelbarer Nähe der grössten Stadt der Schweiz. Die langjährige und erfolgreiche Geschichte des Unternehmens in der Herstellung von Schokolade offenbart die Kreationen von Lindt & Sprüngli als Inbegriff von Qualität. Die Produkte sind in mehr als 120 Ländern erhältlich und werden von 28 Tochtergesellschaften in mehr als 500 Filialen verkauft. Der Hauptsitz von Lindt & Sprüngli umfasst eine Fabrik, Lagerhallen, ein Bürogebäude und das neue Portal zum Campus: das Lindt Home of Chocolate. Das neue Gebäude wird von der Lindt Chocolate Competence Foundation finanziert und betrieben, und ist das markante, zeitgenössische Gegenstück zur eklektischen Ansammlung historischer Bauwerke auf dem Areal.
Das Lindt Home of Chocolate, das eines der meistbesuchten Gebäude der Schweiz werden soll, vereint ein nutzerorientiertes, vielfältiges Programm in einer aussergewöhnlich neuen Art von öffentlicher Architektur. Das Haus erhöht die Sichtbarkeit der Schweizer Schokoladenindustrie und bietet eine interaktive, immersive Ausstellung, eine Forschungs- und Entwicklungseinrichtung für zukünftige Schokoladenkreationen mit unabhängiger Produktionsanlage, einen Shop, ein Café und Büros – verbunden durch Wendeltreppen und Stege, die ein ausgedehntes Atrium durchkreuzen.
Das weiträumige Atrium – 64 m lang, 15 m hoch und 13 m breit – offenbart sowohl eine dramatische Leere als auch die elementare Präsenz der architektonischen Ordnung. Eine Reihe von tragenden runden Stützen bildet eine robuste Struktur, um die alle Aktivitäten organisiert sind. Die Stützen ermöglichen ein Gebäude voller Bewegung: Treppen, Aufzüge, Stege und Brücken schaffen räumlich erfahrbare Verbindungen und eine direkte Kommunikation. Im Zentrum steht ein dramatischer, neun Meter hoher, goldener Schokoladenbrunnen, entwickelt von Atelier Brückner die ebenso Autoren des Ausstellungsdesign sind. Das innenräumliche Herzstück des Lindt Home of Chocolate bildet einen radikalen Kontrast zu seinem geradezu ruhigen Äusseren.
Das von Christ & Gantenbein entworfene Home of Chocolate entspricht der Logik, Geschichte und urbanen Struktur von Lindt & Sprüngli‘s Fabrikgelände: Ein klassisch komponierter, industrieller Körper, im Dialog mit den umliegenden Fabrikgebäuden. Die rote Backsteinfassade verweist in abstrakter Neuinterpretation auf ihre Umgebung und basiert auf einem vorgefertigten Industrieprodukt, das manuell zu einem hochspezifischen Bauelement veredelt wurde. Die Süd- Ost-Ecke des Gebäudes öffnet sich in einladender Rundung und unterbricht das ansonsten simple Volumen. Verkleidet in weiss glasiertem Ziegelstein und mit goldener Firmeninschrift verziert, eröffnet dieser Quadrant einen neuen, öffentlichen Platz direkt am Eingang des Lindt Home of Chocolate.
Was auf den ersten Blick schlicht erscheint, ist tatsächlich ein Gebäude von vielschichtiger Komplexität: eine solide architektonische Form, robust und gleichzeitig flexibel genug, um Fluktuationen standzuhalten. Belastbarkeit und Robustheit wirken im Hinblick auf eine Vielzahl potenziell wechselnder Nutzungen zusammen. Das Bausystem des Lindt Home of Chocolate ist ein Hybrid, bei dem Ästhetik, Funktionalität und Konstruktion in einem stützenfreien Raum mit einer tragender Aussenhülle zusammenfinden.
Emanuel Christ sagt: «Fast schon mit antik römischem Massstab haben wir im Innern des Lindt Home of Chocolate eine gewisse Spannung geschaffen: Eine Spannung, die den unterschiedlichen architektonischen Elementen eine starke physische Präsenz verleiht und gleichzeitig die Kluft zwischen kommerziellem Ambiente und klassischer Erhabenheit überbrücken kann. Wir haben einen Raum entworfen, der die Bewegung der Menschen orchestriert und so das ‹Erlebnis Schokolade› auf vielfältige Weise zelebriert.»
Jürg Conzett, Bauingineur des Lindt Home of Chocolate, sagt: «Das Tragwerk im Innern besteht im Wesentlichen aus einer Ortbeton-Skelettstruktur. Im Bereich des Atriums werden die tragenden Teile zu multifunktionalen Elementen: so mutieren Pilzstützen zu ausladenden Balkonen und hohle Säulen enthalten Lifte sowie Steigzonen für Leitungen. Auch schwingen sich grosszügig dimensionierte Wendeltreppen um diese vertikal tragenden Bauteile. Die aussergewöhnlich grossen Abmessungen der Tragkonstruktion schaffen einen ganz besonderen Massstab und tragen so zum einzigartigen räumlichen Effekt dieses Gebäudes bei. »
Das Lindt Home of Chocolate, Christ & Gantenbeins zweiter Kulturbau in Zürich neben dem Schweizer Landesmuseum und seinem Erweiterungsbau, ist ein hochtechnisches und hochkomplexes Hybridprojekt. Durch die Kombination von industrieller Produktion mit modernster Forschung und Entwicklung – unter anderem in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich – musealen Ausstellungsräumen mit Shop und Café sowie Büro- und Meetingräumlichkeiten entsteht letztlich ein Raum, in dem Kontemplation, Unterhaltung, Forschung und Interaktion zusammenkommen.
Design team:
Christ & Gantenbein: Javier Bressel, Ana Sofia Costa Guerra, Eileen Davis, Szabolcs Egyed, Florian Kaiser, Kyrill Keller, Daan Koch, Andrew Mackintosh, Stephanie Müller, Catia Polido, Robert Schiemann, Anne Katharina Schulze, Guido Tesio, Leandro Villalba, Jean Wagner, Leonie Welling, Christina Wendler
Founding Partners: Emanuel Christ, Christoph Gantenbein
Partner: Mona Farag
Project Leaders: Anna Flückiger, Astrid Kühn, Tabea Lachenmann
Client: Lindt Chocolate Competence Foundation
Fotograf: ©Walter Mair
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