Fotograf: © Paul Raftery
Fotograf: © Paul Raftery
Fotograf: © Paul Raftery
Der Entwurf des Wiener Architekturbüros Coop Himmelb(l)au für den Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt kombiniert den liegenden Hallenbau-körper der denkmalgeschützten Großmarkthalle mit einem rund 185 Meter hohen spektakulär verdrehten Doppel-Büroturm. Ein Eingangsbauwerk verbindet diese beiden Elemente zu einem Gebäudekomplex von besonderer städtebaulicher Bedeutung. Das turmhohe gläserne Atrium zwischen den zwei Bürotürmen schafft mit Brücken, Stegen und Plattformen eine vertikale Stadt mit Straßen und Plätzen. Die halböffentlichen und kommunikativen Funktionen sind in der ehemaligen Großmarkthalle untergebracht. Mit dem außergewöhnlichen Atrium und dem sichtbaren Stahltragwerk stellt das EZB Gebäude einen neuen Hochhaustypus dar.
Der hyperbolische Schnitt
Der dezidierte Auftrag der EZB lautete, ein unverwechselbares, ikonisches Gebäude als Symbol für die Europäische Union zu entwerfen. Ein unverwechselbares Gebäude entsteht nur durch eine andere, neuartige Geometrie. Das Entwurfskonzept der EZB besteht darin, einen monolithischen Block durch einen hyperbolischen Schnitt vertikal zu teilen, auseinanderzurücken, dann gegeneinander verdreht mit den gekrümmten Seiten nach außen aufzustellen und die Zwischenräume mit einem gläsernen Atrium zu füllen. Das Resultat ist eine sehr komplexe Geometrie und ein facettenreiches Gebäude, das je nach Blickrichtung ein vollkommen anderes Erscheinungsbild bietet: massiv und mächtig vom Süd-Osten aus, schlank und dynamisch vom Westen aus.
Das Prinzip „Vertikale Stadt“
Das Atrium ist durch Verbindungs- und Umsteigeebenen horizontal in drei Abschnitte unterteilt. Hier laufen alle vertikalen Erschließungswege zusammen – wie Stadtplätze laden sie zur Kommunikation ein. Die geplanten „hängenden Gärten“ sorgen für ein angenehmes Raumklima, Aufzüge und Treppen verbinden diese Plätze mit den Büros und den Kommunikationsbereichen der Großmarkthalle.
Die Großmarkthalle – das kommunikative Forum
Die vorhandene denkmalgeschützte Großmarkthalle aus den 1920er Jahren wird als „urbanes Foyer“ genutzt. Konferenz- und Besucherzentrum, Bibliothek und Mitarbeiterrestaurant stehen diagonal angeordnet als unabhängige Baukörper im geräumigen Innenraum der Halle („Haus im Haus“-Konzept). Ein schwebendes Eingangsbauwerk durchbricht außen die Struktur der Halle und markiert mit seinem asymmetrischen Zuschnitt, den schrägen Fassaden und großzügigen Fensterflächen den repräsentativen Zugang zur EZB. Hier befinden sich die Lobby, der zweige-schossige Pressekonferenzraum und ein Vortragssaal. Der sogenannte „Loop“ – eine Art gläserner Gang zwischen Hochhaus und Markthalle – komplettiert das Ensemble.
Das nachhaltige Energiekonzept
Zentrale Vorgaben des Wettbewerbes waren Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Das Energiekonzept beinhaltet folgende Maßnahmen: Nutzung von Regenwasser, Wärmerückgewinnung, effiziente Isolierung, Sonnenschutz und Beleuchtung sowie natürliche Belüftung der Büroräume. Einige Bereiche wie Atrium und offene Bereiche der Großmarkthalle sind nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet, sondern dienen als Klimapuffer zwischen Innen und Außen. Die sogenannte „Schild-Hybrid-Fassade“ der Bürotürme besteht aus drei Fassadenschichten und ermöglicht die direkte natürliche Belüftung der Büros über vertikale, raumhohe Lüftungselemente.
Städtebau und Architektur
Die Architektur der EZB wurde sehr sorgfältig auf den Standort im Frankfurter Ostend abgestimmt. Durch die klare Ausrichtung auf die städtebaulichen Sichtachsen tritt das Ensemble in Dialog mit den wichtigen Bezugspunkten Frankfurts: mit der Alten Oper, dem Museumsufer und der Skyline des Bankenviertels. Der markante Doppelturm ist von allen wichtigen Standorten der Frankfurter Innenstadt wie auch vom Main aus sichtbar und bildet den Ausgangspunkt für ein zweites Zentrum im Osten Frankfurts. „Das entspricht dem Prinzip der polyzentrischen Stadt, die wesentlich dynamischer ist, als die monozentrische Stadt“, erklärt Wolf D. Prix, Design Principal und CEO von Coop Himmelb(l)au. „Zwischen den Zentren entstehen Spannungsfelder, in denen neue Entwicklungen provoziert werden.“
Hessischer Kulturpreis
Für den Entwurf des Neubaus der Europäischen Zentralbank hat Wolf D. Prix im November 2013 den renommierten Hessischen Kulturpreis erhalten. Diese Auszeichnung wird seit 1982 jährlich für besondere Leistungen in den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Kulturvermittlung verliehen. „Mit dem Neubau der Europäischen Zentralbank schafft Coop Himmelb(l)au ein neues, modernes Wahrzeichen für Frankfurt“, begründete das elfköpfigen Kuratoriums die Ehrung.
European Central Bank (ECB), Frankfurt/M., Germany
Coop Himmelb(l)au, Wolf D. Prix & Partner ZT
Design Principal: Wolf D. Prix
Project Partner: Frank Stepper
Design Architect: Karin Miesenberger
Project Architects: Hartmut Hank, Christian Halm, Thomas Schwed, Michael Beckert (TPL), Johannes Behrens (TPL), Günther Weber, Jürgen Tiltmann (TPL), Oliver Cassik (TPL), Philipp Munz (TPL)
Architectural Management: Christian Maeder, Sascha Hempel, Markus Tritthart, Damian Witt
Project Team: Magdalena Baczkowska, Markus Baumann, Michael Beckert, Johannes Behrens, Hilde Benda, Marcelo Bernardi, Nico Boyer, Jan Brosch, Timo Carl, Anna Rita Cedroni, Jasmin Dieterle, Sabrina Dlugosch, Jan Ruben Fischer, Brigitte Fuchs, Sergio Gonzales, Gesine Görlich, Martin Gruber, Guthu Hallstein, Sebastian Haffner, Simone Hainz, Sascha Hempel, Rob Henderson, Emanuele Iacono, Martin Jelinek, Rashmi Krishna Jois, Ivana Jug, Frank Pascal Kaul, Matt Kirkham, Daniela Kröhnert, Bernward Krone, Christian Labud, Anke Lammert, Monika Lyzyczka, Steven M, Christian Maeder, Dimitra Mamou, Ariane Marx, Christoph Maurer, Matthias Niemeyer, Martin Oberascher, Ross Olson, Renate Ott, Gerhard Pfeiler, Ellen Pietrzyk, James Pike, Robert Pippan, Jakob Przybylo, Anna Ptaszynska, Stephanie Rathgeber, Carmen Renz, Salome Reves, Donna Riedel, Akvile Rimantaite, Pete Rose, Penelope Rüttimann, Stefan Rutzinger, Oliver Sachse, Kristina Schinegger, Benjamin Schmidt, Marita Schnepper, Thomas Siegl, Ebru Simsek-Lenk, Denise Sokolowski, Augustin Solorzano, Anja Sorger, Andrea Stöllenwerk, Ernst Stockinger, Crystal K.H Tang, Jürgen Tiltmann, Markus Tritthart, Josef Tröster, Günther Weber, Andreas Weissenbach, Clemens Werb, Judith Werkhäuser, Markus Wings, Eva Wolf, Barbara Zeleny, Thomas Zengger, Zeyneb Badur, Fabien Barthelemey, Oliver Cassik, Alejandro Corena, Alexander Daxböck, Mario Dignöss, Helmut Frötscher, Annegret Haider, Christian Halm, Gregor Kassl, Gernot Köfer, Alexander Laber, Anita Lischka, Rangel Malinov, Oliver Martinz, Philipp Munz, Barbara Roller, Nicole Rumpler, Wolfgang Ruthensteiner, Stefan Salchinger, Stefan Schadenböck, Thomas Schwed, Hannes Schwed, Eckart Schwerdtfeger, Sylvia Spernbauer, Christoph Treberspurg, Johannes Weigl
Model building: Ivana Jug, Filip Adamczak, Anna Balint, Mark Balzar, Oliver Berger, Robert Campell, Julian Chiellino, Ariane Dehghan, Jasmin Dieterle, Guido Ebbert, Heike Folie, Emilia Grzadzielewska, Benjamin Hahn, Laura Hannappel, Thomas Hindelang, Michael Hirschbichler, Ulrich Hoke, Rafal Jedlinski, Malte Kaiser, Reyhan Kargi, Vera Kleesattel, Stefan Kotzenmacher, Quirin Krumbholz, Daniel Kuhnert, Gretha Kuustra, Malgorzata Labecka, Jelena Lazic, Marta Leszczynska, Jörg Lonkwitz, Rita Lopez, Ariane Marx, Bruno Mock, Sarah Müller, Yusuke Nishimura, Seoug O, Ross Olson, Ulrich Peintner, Fabian Peitzmeier, Anna Ptaszynska, Jois Rashmi, Danuta Ratka, Salome Reeves, Benjamin Schmidt, Thomas Stock, Kadri Tamre, Philipp Trumpke, Andreas Wachter, Angelika Wiegand, Melanie Wohlrab
3D Vizualisation: Armin Hess (Wien)
Structural Engineering: B+G Ingenieure, Bollinger und Grohmann GmbH, Frankfurt/M., Germany
Fotograf: © Paul Raftery
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Fotograf: © European Central Bank/Robert Metsch
Fotograf: © European Central Bank/Robert Metsch
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Fotograf: © Paul Raftery
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Fotograf: © European Central Bank/Robert Metsch
Fotograf: © COOP HIMMELB(L)AU