Fotograf: Hannes Henz
Fotograf: Hannes Henz
Fotograf: Hannes Henz
Die meisten Ferienhäuser sehen identisch aus, nämlich wie gewöhnliche Einfamilienhäuser. Auf die Topografie, den Charakter und die Qualitäten eines Orts wird bei der Planung selten eingegangen. Die Häuser könnten dem Katalog eines Fertighausanbieters entstammen, ihr architektonischer Ausdruck ist entsprechend willkürlich.
Unser Entwurf weigert sich, diese nivellierende Kolonisierung des Orts zu akzeptieren. Es reagiert auf die wunderschöne Lage neben einer Alpwiese, die im Sommer als Weide und im Winter als Skipiste dient, indem es sich die Höhe reckt, um auf allen Seiten die spektakuläre Aussicht einzufangen. Rund um das Haus bleibt die Alpwiese abgesehen vom gekiesten Zufahrtsweg ungestört. Kein Zaun, keine Aufschüttung oder Abgrabung, keine Gartengestaltung verändert den Ort.
Durch seinen Knick passt sich der Baukörper der Kurve des Hangverlaufs an. Äusserlich variiert das Haus das omnipräsente Thema des Chalets mit seiner dunklen Holzschalung und kleinen Fensteröffnungen zum Bild eines Chaletturms mit riesigen Panoramafenstern.
Wohnen in den Ferien darf anders sein als Wohnen im Alltag. Wir suchten eine Art abenteuerliches Wohnen, frei von Konventionen. Als Antithese zum Wohnen in abgeschlossenen Zimmern entwickelten wir unseren Entwurf aus der These vom Ein-Raum-Haus. Es existieren keine abgeschlossene Räume, sondern lediglich vertikale und horizontale Zonen, die jeweils mehreren Zwecken dienen.
Der Einsatz von Materialien, Oberflächen und Proportionen dienten uns dazu, atmosphärisch aufgeladene, mehrdeutige Räume zu schaffen.
Die Betonwände der Garage sind mit Schalungseinlagen modelliert wodurch sie ihren kellerähnlichen Charakter verliert. Es entstand ein poetischer, höhlenartiger Innen-Aussen-Raum, der im Winter Werkstatt und im Sommer Innenspielraum sein kann.
Das hallenartige, 4m hohe Schlafgeschoss ist zugleich auch Badezimmer. Kleine Fenster lassen Lichtstrahlen über die Wände wandern. Zwei runde textile Membranen unterteilen den Raum und machen aus Treppe und Whirlpool räumliche Körper. Der Raum fliesst und ist zugleich zoniert.
Im Wohngeschoss kehrt die vertraute Form des Chalets wieder. Die Proportionen des Raums stehen jedoch im Spannungsverhältnis mit der Dimension der riesigen Panoramafenster.
Das enge Budget zwang uns zu einem strategischen Umgang mit unseren Mitteln. Der Luxus des Hauses liegt nicht in teuren Details und Produkten, sondern in seiner Lage, seinen Räumen, und der neuartigen Kodierung der verwendeten Materialien.
Mathias Müller, Daniel Niggli, Christoph Rothenhofer
Pirmin Jung Bauingenieure für Holzbau GmbH, Rain
Fotograf: Hannes Henz
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