Schwellenmätteli

ATU PRIX 2006
21.09.2006: Das Schwellenmätteli wird mit dem Bernischen Kulturpreis für Architektur, Technik und Umwelt ausgezeichnet.

Anlass des Wettbewerbes von 1998 stellten wir uns die Frage: was ist zu tun, um aus dem Schwellenmätteli wieder einen beliebten Ort für BernerInnen und BesucherInnen zu machen? Die Rede war dabei von verschiedensten Nutzungsmöglichkeiten und Attraktionen, von Renovation, Umbau und Ergänzung der bestehenden Liegenschaften. Nach vielen Versuchen, mit den vorhandenen Gebäuden und in Ergänzung zu ihnen ein Maximum zu erreichen, kamen wir zur Überzeugung, dass der Weg einer Optimierung des Bestehenden nicht zum erwünschten Resultat führen konnte. Wir warfen die Skizzen in den Papierkorb und zügelten mental an einen schönen Fluss in der kanadischen Wildnis, in ein imaginäres Land, wo keine Sachzwänge und Bauvorschriften existieren und alles erlaubt, was sonst verboten ist. Damit stellte sich die neue Fragen: Was gehört wohin?
Es bot sich die grosse Chance, die Frage aufzuwerfen, ob die bestehende Anordnung auf dem Schwellenmätteli das Potential des Ortes genügend ausschöpft. Denn: Muss ein Flussrestaurant im Wald, ein Bauernhaus jedoch am Fluss liegen? Müssen alle Aussensitzplätze am Schatten sein? Muss das Kontinuum des Aarelaufes an dieser Stelle durch quergestellte Bauten unterbrochen sein? Ist es richtig, weiterhin öffentliche Mittel in ein zu grosses, nicht sehr gut unterhaltenes und auch nicht besonders schönes Gebäude zu investieren?
Wir plädierten für eine konsequente Ausnützung der Standortqualität und somit für eine grundsätzliche Neuordnung: Restaurant auf die Schwelle zu Fluss und Sonne; das isoliert wirkende, bereits schon einmal gezügelte Bauernhaus zum Stöckli an den Waldrand; das Kontinuum des Flussraumes wieder uneingeschränkt erlebbar und zugänglich machen.
Damit forderten wir nicht weniger, als dass in der Bauverbotszone des Flusses zu bauen, eine städtische Liegenschaft abzubrechen und ein denkmalgeschütztes Bauernhaus zu zügeln sei: Dinge, die man hierzulande normalerweise nicht ungestraft tut. Das Risiko, deswegen aus der Konkurrenz geworfen zu werden, gingen wir aber ein, hatten wir doch einen Ansatz entwickelt, der uns begeisterte und dem wir zutrauten, dass er auch die Bernerinnen und Berner begeistern könnte.

Heute besitzt die Oeffentlichkeit ein neues Flussrestaurant, das einzige Berner Restaurant, das sowohl an wie auf dem Fluss liegt, mit Aussicht auf drei Seiten und Aussensitzplätzen, die alles bieten, was der Ort in sich hat: Sonne und Ruhe im Süden, direkten Anstoss an das ruhig fliessende Wasser und Sicht auf die Altstadt im Norden, den Uebergang von ruhigem zu bewegtem Wasser, Rauschen, Rundsicht und den ganzen Tag Sonne auf der Schwelle. Mit dem Bauernhaus an seinem neuen Standort und der in einen Mehrzweckraum umgebauten Kegelbahn steht das Flussrestaurant auf einem zusammenhängend nutzbaren, grossen Kiesplatz, einer Art Münsterplattform an der Aare, wo nebst dem vertrauten, kühlen Schattenbereich neu auch ein ebenso grosser sonniger Teil zur Verfügung steht.

Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik der Stadt Bern

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Landschaftsarchitekten: Klötzli und Friedli