„Goldene Pracht“ und eine goldene Werkstatt von modulorbeat | Temporäre Bauten

Fotograf: Christian Richters

„Goldene Pracht“ und eine goldene Werkstatt von modulorbeat | Temporäre Bauten ×
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Mit dem Entwurf für den Pavillon wurde das Münsteraner Architekturbüro „modulorbeat“ von Marc Günnewig und Jan Kampshoff direkt beauftragt. Die beiden hatten schon 2007 einen beweglichen, temporären Pavillon für die „skulptur projekte münster“ realisiert, der nicht nur wegen seiner goldfarbenen Fassade damals für viel Aufmerksamkeit gesorgt hatte.

Den neuen Entwurf für die „Goldene Pracht“ haben modulorbeat gemeinsam mit Studenten der Münster School of Architecture (msa) erarbeitet. Günnewig und Kampshoff befanden sich just zu der Zeit, als die Anfrage kam, auf Themensuche für ein Seminar an der Fachhochschule.
Ein Semester lang wurden in wechselnden Gruppen mehrere Entwürfe erarbeitet, diese wurden verknüpft, überarbeitet, verworfen und schließlich erneut überarbeitet, als der genaue Standort auf dem Domplatz fest stand. Schließlich wurde mit einer zweiten Gruppe von Studenten die Ausführungsplanung und die Realisierung des 95 Quadratmeter großen Pavillons begonnen, der in sechs Wochen Bauzeit fertiggestellt werden konnte.

Um die Schräge des Domplatzes auszugleichen wurde der Pavillon auf schlichte Sockel aus Ortbeton und Holz gestellt, die nach dem Abbau keine Spuren hinterlassen werden. Das Gebäude hat einen prinzipiell kreuzförmigen Grundriss mit vier „Flügeln“. Allerdings öffnen sich die Flügel leicht trichterförmig nach innen, sodass die Grundrissfigur eher an eine abstrahierte Windmühle denken lässt als an ein Kreuz. Vor allem aber entsteht so eine einladende Geste für die Besucher: Wer das kleine Gebäude durch den Eingang betritt, vor dem öffnet sich der Weg nach innen hin zum zentralen Werkstatt-Raum.
Die Wände sind Vollholztafeln aus Brettsperrholz. Das Holz bleibt im Inneren sichtbar und gibt dem Werkstatt-Bereich eine robuste, widerstandsfähige Atmosphäre. Außen wirkt der kompakte Pavillon ähnlich robust, allerdings sind die Fassaden mit auffälligen, gold-kupfern schimmernden Metallpaneelen bekleidet. Diese Bleche wurden so gekantet, dass ein vertikales Zackenprofil entstanden ist, das an allen vier Flügeln nach innen dichter wird. So entsteht auf den Fassaden ein lebendiger Rhythmus, in das Funkeln des Metalls mischt sich ein Spiel aus Licht und Schatten, dass sich mit der vorüber ziehenden Sonne ständig ändert. Fast wirkt der kleine Pavillon wie eine bewegliche Ziehharmonika-Konstruktion, die jederzeit wieder eingefahren und an einen anderen Ort transportiert werden könnte.

Es ist eine präzise Gestaltung, die mit Wenig Viel erreicht, die aber auch eine fröhliche Verspieltheit zulässt: Die einfachen Formen und Materialien erhalten durch kleine, präzise Verformungen eine erstaunliche Komplexität, die das Projekt zu einem höchst unterhaltsamen Gebäude machen. Trotz seines punktsymmetrischen Grundrisses sieht es nie wie ein Kreuz aus, es scheint, als sei jede Ansicht immer wieder neu. So entsteht der Wunsch, immer weiter um das Gebäude herum zu laufen und dabei durch die großen Öffnungen am Ende der vier Flügel ins Innere zu schauen: Raumhohe Glaselemente öffnen das Gebäude vollständig, sodass der Blick von außen in die Werkstatt und – durch die leicht schief stehende Achse – bis zur gegenüber liegenden Öffnung fällt. Auf einmal erscheint das kleine Gebäude erstaunlich tief. Die Architektur spiegelt damit das Thema der Ausstellung eben nicht nur in der plakativen Wahl der glänzenden Hülle, sondern vielmehr auch in der feinen Verarbeitung und in den präzise überlegten Details, die gerade bei einem temporären Pavillon bemerkenswert sind.

Die innere Gestaltung des Pavillons ermöglicht durch eine sehr reduzierte Material- und Farbwahl die Konzentration, die diese fein- und kleinteilige Arbeit benötigt. Boden, Decke und alle Wände sind ebenso wie alle Möbel und Einbauten aus hellem Holz, ebenso die große Schiebetür, durch die der Workshop-Bereich vom Info-Tresen getrennt werden kann. Im Gegensatz dazu ist alles, was direkt mit der Arbeit zu tun hat, tiefschwarz lackiert worden: die Tischlampen, die Arbeitsflächen, die Schraubzwingen, ja selbst die Ölradiatoren, die Lampenkabel und die Küchenspüle.

Die komplette Inneneinrichtung wurde nicht nur von modulorbeat mit den Studenten gemeinsam entworfen, sondern auch im Eigenbau erstellt. Und eigentlich sind die verwendeten Elemente allesamt kostengünstige Standard-Teile, wie sie in jedem Baumarkt zu haben sind. Erst die konsequente Gestaltung und ihre einheitliche Farbgebung macht aus den Teilen etwas irgendwie Edles. Das dient allerdings keinem gestalterischen Selbstzweck, sondern als Bühne für die kleinen Hauptdarsteller: Die goldenen Kleinteile, mit denen hier gearbeitet wird, sind auf dem Schwarz einfach besser zu erkennen.
So funktioniert diese wunderbare Architektur letztlich vom großen bis zum kleinsten Maßstab: Die goldenen Fassaden locken die Passanten aus der Ferne an, weisen den Weg ins Innere, wo das Holz und die schwarzen Arbeitsflächen letztlich wieder den Blick auf das Kleinste und Wertvollste lenken – auf eben die Objekte, um die alles eigentlich geht.

Es ist die goldenste Gold-Werkstatt, die Münster wohl je gesehen hat und sie löst im Betrachter einen Wunsch aus, der für ein temporäres Bauwerk wohl das größte Kompliment ist; laut zu rufen: „Verweile doch, Du bist so schön.“

modulorbeat

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