Apfelhotel Torgglerhof von noa* network of architecture | Hotels

Fotograf: ©AlexFilz

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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, heißt es. Mit der neuen jungen Generation geht das Apfelhotel im Südtiroler Saltaus neue Wege, ohne die alte Pfade ganz zu verlassen. noa* hat mit diesem Entwurf einen historisch gewachsenen Ort zur Heimat der Sinne un d gemeinsamen Momente gemacht.

Der Apfel, eine Frucht, die ursprünglich aus Kasachstan kommt und durch die Römer in Südtirol eine neue Heimat fand, bestimmt vielerorts die Kulturlandschaft. Mitten drinnen, am Beginn des Passeier Tales, befindet sich der Torgglerhof, dessen Wurzeln im klassischen Apfelanbau liegen, sich jedoch mit der Zeit in einen Ort der Begegnung, des Verweilens und des Genusses entwickelte. Das Apfelhotel entstand und ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern immer mehr ein Geheimtipp für Gäste, die das Besondere suchen - Architektur zum Anbeißen.

Eine Idee Wächst Heran
2014 gewann noa* den Wettbewerb für den Ausbau der bestehenden Struktur, der in mehreren Stufen realisiert wurde. 2016 wurde neben dem bestehenden Haupthaus mit Restaurant der alte Stadel entkernt und umfunktioniert. Hinter der originalen Fassade befinden sich hier im unteren Geschoss die Produktion eigener Schmankerl und Köstlichkeiten, die unter anderem aus deren Äpfeln hergestellt werden, darüber sind die Gästezimmer untergebracht. Parallel dazu wurde die Apfelsauna realisiert, der erste Teil einer großzügigen Wellness- und Erholungslandschaft, die nun in einer weiteren Phase ausgebaut wurde.

2020 wurden nun 18 neue Suiten für die Gäste errichtet, die sich in die Struktur des Haufenhofes eingliedern und eine ländliche Sprache sprechen. Wichtig war es vor allem, den Charakter des Ensembles nicht zu zerstören und dessen Maßstäblichkeit beizubehalten. Die Antithese zu dieser ländlichen Bebauung ist eine begrünte moderne Gartenarchitektur des Wellnessbereiches im Zentrum des gesamten Areals, eine Art „Grünes Herz“, das sich analog zur Apfelsauna fließend und vollends in die Landschaft integriert.

Sprudelnde Lebenslust
Die neu eröffnete Wellnessanlage, die der neue Drehpunkt der gesamten Anlage ist, verzichtet an der Nordseite komplett auf eine gebaute Fassade. Betreten wird dieser neue Spa-Bereich durch eine halbgeschwungene Sichtbetonschale, in der ein Portal aus Altholz die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Schon hier, an dieser Schnittstelle zwischen Oberfläche und Untergrund, bekommt das Wort „Eintauchen“ eine besondere Bedeutung. Während von dieser Seite, eine naturbelassene Böschung, kein Gebäude erkennbar ist, öffnet sich die Wellnesslandschaft nach Süden, wo die Fassade aus Glas und Stahl hinter einem grünen Filter verschwindet. Die Metallpergola, an der künftig duftender Jasmin hochklettern wird, läuft mit Überstand nach oben in den freien Himmel aus und erinnern damit an die Tragestrukturen, die im modernen Apfelanbau eingesetzt werden.

Das „Brunnenhaus“ – wie der neue Wellnessbereich auch genannt wird - verbirgt sich also unter einem Hügel und wird dadurch zum Teil der Landschaft. Drinnen eröffnet sich ein großzügiger Loungebereich mit zentralem Trinkbrunnen aus Naturstein und offenem Kamin, von dem aus Duschen, Umkleiden, Beauty- und Massageräume zu erreichen sind. Von hier aus hat man auch den Blick auf den Pool mit Inneneinstieg, der sich durch die bewachsene Fassade ins Freie fortsetzt. Der Außenpool wird teilweise mit einem Luserner Gneis umrahmt - dort, wo sich die Wasserfläche in den umliegenden Freiraum ausdehnt, löst sich diese Umrahmung auf und verbindet sich visuell in Form einer Infinity-Edge mit der Landschaft.

Fast Wie Bei Adam Und Eva
Das Obergeschoss ist der Bereich für „adults only“ – hier befinden sich eine Saunalounge, ein Ruheraum sowie die finnische Sauna und das Dampfbad selbst. Eine Terrasse mit Outdoordusche lädt zum Erfrischen ein. Die finnische Sauna fasziniert mit ihren horizontal gebogenen Holzlamellen und der großzügigen Verglasung, die den Blick nach draußen freigibt. Das Dampfbad pflegt hingegen den Höhlencharakter und sammelt mit zur Raummitte geneigter Decke die Tropfen in einem Tontopf. Der Ruheraum seinerseits profitiert von einem herrlichen Ausblick ins Freie, durch den grünen Filter der berankten Fassade hindurch. Über eine geschwungene Freitreppe, die wiederum von Sichtbetonschalen flankiert ist, gelangt man zur nahegelegenen Apfelsauna im Garten.

Orte Zum Aufblühen
Im Osten des Ensembles befinden sich die neuen Gartensuiten, drei eigenständige Gebäude mit insgesamt 18 Gästezimmern auf drei Etagen. Mit ihren Satteldächern nehmen sie die Architektursprache der Umgebung auf und vereinen durch ihre Fassadengestaltung Tradition und Moderne. Die Außenhülle der Gebäude wurde bewusst dunkel gehalten, um an die Tradition der charakteristischen Stadelgebäude anzuknüpfen. Ein vorgehängtes Pattern aus Holzrauten - als Transformation klassischer Holzverstrebungen - verleiht den drei Gebäuden einen unverkennbaren modernen Charakter. Die Suiten im Erdgeschoss nehmen die Topografie ins sich auf.

Über den Eingangsbereich mit anschließendem Bad gelangt man über einen Niveausprung in den Wohn- und Schlafbereich, der schließlich in die vorgelagerte Terrasse ausläuft. Auch hier trifft man wieder auf eine schwingende „Hängematte“ mit flauschigen Kissen, wie sie auch im Wellnessbereich zu finden sind. Die Natur und der Ort an sich spielen im Interior eine wichtige Rolle. Überall begegnet man Holzverkleidungen, Fräsungen und groben Naturfasern, die als Dekoration und Raumausstattung eingesetzt werden. Wie ein roter Faden ziehen sich die Materialien durch alle Räume. Sogar die Terrassen werden mit einem outdoortauglichen Leinentuch luftig und leicht voneinander separiert.

Alles Außer Gewöhnlich
Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss gibt es jeweils vier großzügige Gästezimmer sowie zwei außenliegende Suiten mit separaten Schlafkojen, die sich zum Spielen und Schlafen für Kinder eignet. Gerade in den Suiten entfaltet sich durch die große Anzahl von Fenstern über Eck eine Art Panoramablick in die idyllische Landschaft, und damit der Eindruck, man würde tatsächlich sein eigenes Haus bewohnen und genießen. Im Dachgeschoss wird der Giebel räumlich perfekt ausgenutzt, um dort jeweils eine Schlafgalerie unterzubringen. Die Galerien sind über eine interne Zimmertreppe erreichbar, die zugleich als stufenförmiges Mobiliar Platz für Stauraum und Ablagen bietet. Ins Auge stechen raffinierte Details wie etwa das Treppengeländer aus Metall, das Ästhetik und Funktion wunderbar in sich vereint.

Geschichte Mit Fortsetzung
Vorbei am Stadel und der vor vierzig Jahren gepflanzten und heute wirklich imposanten Trauerweide, die den Mittelpunkt des Areals beschreibt, kommt man zum Haupthaus, wo alles seinen Anfang nahm. Das bestehende Hotel mit Restaurant, das sich bei Gästen aus Fern und nah immer größerer Beliebtheit erfreut, wurde in der jüngsten Erweiterungsphase um Pavillons ergänzt, die sich sozusagen in den Garten hinausschieben. Dabei entstanden zwei Bereiche, nämlich die geschlossenen, beheizbaren Pergolen und im fließenden Übergang die offenen Pergolen mit Beschattungsmöglichkeit, die sich um eine Art „Piazza“ gruppieren. Die Konstruktion aus graubraunem, pulverbeschichtetem Aluminium bildet einen Kontrast zu Putz und Holz des Bestandes und harmoniert mit dem Bodenbelag aus warmgrauem Feinsteinzeug.

Appetit Auf Mehr
Das Konzept der Restauranterweiterung basiert auf dem Prinzip von drei unterschiedlich hohen Raumboxen. Die Ausstattung orientiert sich dabei durchgehend am Erscheinungsbild eines modernen Wintergartens. Die Decke greift diese Stimmung auf und bildet die Basis für ein sogenanntes „horizontales Regal“, auf dem nicht nur Pflanzen, sondern auch die Beleuchtung flexibel verhängt werden kann. Der offene Raum wird von raumhohen, durchlässigen Regalen gegliedert, die nicht nur als transparenter Raumteiler fungieren, sondern auch als Bibliothek, bestückt mit Literatur zu speziellen kulinarischen Themen, und als Präsentationsfläche der hauseigenen Produkte.

Eine Art Wohnzimmeratmosphäre – gemütlich und einladend - entsteht. Ein besonderes Detail ist, dass es kein klassisches Buffet gibt: Zum einen lädt eine alte Hobelbank zum Gustieren ein, ein Brunnen spendet Wasser zur freien Entnahme, während in einer Art Séparée ein eigens entworfenes Möbel, bestehend aus fixen und mobilen Elementen, Gekühltes und Warmes bereitstellt. An diesem besonderen Ort können auch Verkostungen stattfinden. Nicht einmal die Tische und Stühle ordnen sich einer stereotypen Monotonie unter: Eine lebendige Mischung aus Rund und Eckig bespielt die lichtdurchfluteten neuen Gasträume.

Das Projekt spiegelt das Wesen und die Leidenschaft einer ganzen Familie wider, deren Bestreben es ist, Menschen sich wirklich zuhause und nicht nur nicht als „Gast“ fühlen zu lassen. Gemeinsam mit noa* ist es gelungen, mit viel Sensibilität für diesen besonderen Ort eine Architektur zu schaffen, die der Natur ihren Raum nicht raubt, sondern mit ihr zu einer Einheit wird, die an die Geschichte andockt und nicht durch aufgesetztes Design die eigene Identität verliert. Und manchmal blitzt hier und da sogar auch der Apfel durch.

Text by Barbara Jahn-Rösel

Design Team:

noa* network of architecture

Client: Apfelhotel Torgglerhof, Family Pichler

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