Fotograf: Alex Filz
Fotograf: Alex Filz
Fotograf: Alex Filz
Floris: Ein Park wächst über sich hinaus
Wenn Architektur die Lebendigkeit und Vielfalt der Natur übernimmt, wird sie niemals als Fremdkörper empfunden werden. noa* hat für ein besonderes Hotelprojekt Elemente integriert, die in jedem Gast Erinnerungen, Träume und vielleicht sogar ein bisschen Abenteuerlust wecken.
Seit vielen Jahren schon sorgt das Parc Hotel Florian, gelegen an den Ausläufern des Ortes Seis am Schlern, mit seinen gemütlichen Gästezimmern im Sommer wie im Winter für ein rundum perfektes Urlaubserlebnis. Eine Besonderheit dieser Liegenschaft ist der herrliche Park, der mit seinen alten Bäumen, einem idyllischen Teich und einem Outdoorpool zum Verweilen einlädt. Seit kurzem komplettieren das Ensemble zehn neue Suiten in Form eines eigenständigen Baukörpers, der an das Bestandgebäude andockt, dieses fortsetzt und dennoch mit einer eigenständigen, neuen Architektursprache frischen Wind in dieses Setting bringt.
Mit der gestalterischen Weiterentwicklung des Hotels wurde das Architekturbüro noa* beauftragt, welches sich zunächst mit einer komplexen Bausituation konfrontiert sah. Zum einen galt es, den Stolz des Hotels - die einzigartige Parkanlage - bestmöglich zu erhalten, zum anderen ergab sich aus der unmittelbaren Umgebung mit angrenzender Einfamilienhausbebauung, dem Parkplatz und natürlich dem Hotel selbst ein Bauplatz, der viel Fingerspitzengefühl erforderte – und somit genau die richtige Herausforderung für noa*.
Ein Teil Davon Werden
Die ursprüngliche Idee war es, den Baukörper mit den neuen Zimmern vom eigentlichen Terrain abzuheben, um den Park in seinem vollen Umfang zu belassen und möglichst wenig Fläche dafür zu versiegeln. Ein ebenerdiger Anbau hätte zur Folge gehabt, einen beachtlichen Teil dafür einzubüßen. Doch geht es hier nicht einfach um einen Riegel, der Zimmer Tür an Tür aneinanderreiht, sondern viel mehr um die Idee einer geordneten Gruppierung einer Art kleiner, in sich geschlossener Baumhäuser, die – hoch oben auf ihren drei Meter hohen Stützen – unterhalb den Park einfach für alle Gäste offen lassen. Gleichzeitig wuchs das Bestreben, die Gäste der neuen Suiten nicht nur im Park wohnen zu lassen, sondern ihn daran teilhaben zu lassen. Für den Entwurf wurde so der Park zum zentralen Thema der Architektur, die in jeder Hinsicht ein Teil davon wird – so als wäre sie immer schon da gewesen.
Das gedankliche Konzept der Baumhäuser nahm immer konkretere Formen an: Entlang eines verbindenden Korridors, der wie ein Rückgrat die Module des neuen Hotelzubaus eint, entwickeln sich die beiden Suiten-Geschosse mit jeweils fünf Zimmern, die allesamt zum Park hin orientiert sind. Um das Architekturensemble noch lebendiger zu machen, wurden die jeweils übereinander liegenden Zimmer leicht gegeneinander versetzt, so dass sich der Eindruck einer gewachsenen, natürlichen Struktur ergibt und die Durchblicke erhalten bleiben. Für den Gast selbst entsteht dabei das besondere Gefühl, in einem eigenen Häuschen zu wohnen. Trotz der Durchlässigkeit der Architektur bleibt das Erscheinungsbild das eines gesamten Baukörpers, der sich behutsam an die Parklandschaft schmiegt. Zusätzlich wird dies auch durch die vorvergraute Holzfassade unterstrichen, die ihrerseits wieder ein bisschen mehr Ruhe und Homogenität in die lebhafte Baumhaus-Szenerie bringt.
Sanftes Verschmelzen
Die neuen sogenannten „Floris Green Suites“ sind in ihrem Innenleben nicht minder spektakulär wie von außen. Die Raumaufteilung beinhaltet zwar die klassischen Bereiche Wohnen, Schlafen und Bad, die allerdings außergewöhnlich umgesetzt wurden. Die zentrale Wohnzone läuft in einen geschützten Balkon aus, von dem aus man die herrliche Bergkulisse erleben kann – einer der großen Vorzüge, den auch der verglaste Schlafbereich anzubieten weiß. Alles fließt hier ineinander: Die Räume, die Funktionen und das Außen und Innen. Lediglich die Toilette mit Bidet wurde als abgeschlossene Box definiert. Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt ist ein freistehender Waschtisch mit Spiegel, der auch die Funktion eines kleinen Sekretärs übernehmen kann. Genau hier geht der Sanitärbereich in die Wohnzone über, wunderbar gestaltet mit diesem Hybridmöbel. Im hinteren, parkabgewandten Teil der Suite, wo sich auch der Eingang befindet, ist der intimste Bereich angesiedelt: Eine offene Dusche wird elegant flankiert, einerseits von der abgeschlossenen Box mit Toilette und Bidet, andererseits von der eigenen kleinen finnischen Sauna, die dem Gast zur zeitunabhängigen Privatnutzung zur Verfügung steht. Zu den vielen Aus- und Durchblicken gesellt sich ein weiteres Highlight, das den Aufenthalt in der Green Suite unwiderstehlich macht: Ein offener, jedoch von fremden Personen uneinsichtiger Patio mit einer Outdoor- Badewanne, die das Angebot der Sauna auf ungewöhnlich attraktive Weise vervollständigt.
Bei der Ausstattung der Räume dominiert ein mit Grautönen durchsetztes, gedämpftes Grün, das das angestrebte Baumhausfeeling komplettiert. Essentieller Teil dieser holistischen Idee sind sämtliche Stoffbezüge, Fliesen und gemalte Oberflächen, die das Drinnen und Draußen noch stärker miteinander verschmelzen lassen. Dazu in harmonischen Einklang gesellt sich der Fußboden aus Räuchereiche sowie sämtliche Armaturen und Sanitärmöbel in zurückhaltendem Schwarz. Eine Ausnahme bildet auch hier die freistehende Badewanne im offenen Patio, die mit ihrem strahlenden Weiß der Eyecatcher der Suite schlechthin bleibt.
Eins Werden
Weite Horizonte, zwanglose Offenheit und persönliche Freiheit sind bei diesem Projekt die bestimmenden Untertöne – und zwar in sämtlichen Richtungen. So bleibt der vorhanglose Patio für den Gast selbst ein individuell nutzbarer, vielleicht textilfreier Rückzugsort, ebenso der private Freibereich mit Terrasse, die von Durchbrüchen gesäumt wird, durch die wiederum die neugepflanzten hohen Bäume des Parks hindurchwachsen und wo man – mit einem Netz bespannt – wie in einer Hängematte zum Seele-Baumeln-Lassen eingeladen wird. Die Pflanzentröge auf den Balkonen und Terrassen ergänzen das naturverbundene Ambiente. Die vielgestaltigen Öffnungen in der Architektur verleihen dem Ambiente zusätzlich einzigartige Lichtstimmungen.
Das stimmige Farbkonzept im Interior, aber auch die gestalterische Durchgängigkeit der Architektur, etwa auch die mit dem Lärchenholz eingekleideten Untersichten der Suiten, gepaart mit den dezenten, aber bewusst komponierten Unregelmäßigkeiten der „Baumhäuser“ interpretieren die Aufenthaltsqualität für die Gäste des Hotel Florian völlig neu. Die Leidenschaft der Architekten wird in jedem Detail spürbar und springt auch auf Betrachter über, der trotz neuem Volumen in den vollen Genuss jenes Parks kommt, der für dieses Projekt von Beginn an richtungsweisend gewesen ist.
Design Team:
noa* network of architecture
Text (DE): Barbara Jahn-Rösel
Translations (EN): Landoor
Fotograf: Alex Filz
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Fotograf: Alex Filz
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