Fotograf: ©AlexFilz
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Gloriette Guesthouse von noa* knüpft an die Tradition der Sommerfrische am Ritten an und setzt noch eines oben drauf. Auf dem beliebten Hausberg der Bozner entstand ein Haus, in dem Stadt und Land miteinander verschmelzen.
Nach dem Komplettabbruch des ehemaligen kleinen Hotelbetriebs Bergfink, ein Ankerpunkt im dörflichen Gefüge und eingebettet inmitten der ländlich-urbanen Struktur mit all seinen bourgeoisen Domizilen, von wohlhabenden Bozner Kaufleuten rund um die Jahrhundertwende errichtet, sollte ein neues Schmuckstück an dieser Stelle entstehen. Wie der Name schon verrät, handelt es sich um einen Solitär in der Landschaft, der von der architektonischen Typologie im zeitlos-eleganten Jugendstil inspiriert ist und das Gefühl einer Epoche, in der man - gar nicht pompös - die Architektur der Stadt in vereinfachter Form und ohne dabei völlig auf Luxus und Komfort verzichten zu müssen auf den Ritten transponierte - großzügig, klassisch, einfach, aber keinesfalls nüchtern.
Den Bogen Spannen
Wichtig war es noa*, Elemente einfließen zu lassen, die lokal oft vorkommen, so etwa Bögen in der Fassade oder aber das Walmdach, das in Oberbozen Tradition hat. Auch die Raute sollte ihren fixen Platz bekommen, ein dekoratives Element, das an den vielen Bahnwärterhäuschen entlang der eigenen Rittner Bahnlinie, die die Sommerfrisch-Orte miteinander verbindet, zu finden ist. Der holistische Entwurfsansatz ist deutlich zu erkennen - zahlreiche Details durchziehen wie ein roter Faden das gesamte Gebäude. Interessant ist vor allem die Gliederung des Hotels, das sich den topografischen Gegebenheiten raffiniert anpasst.
Auf der Garage, über der das Gebäude mit insgesamt 25 Zimmern thront, erstreckt sich eine Parkanlage, von der die Gäste der sieben Gartensuiten jeweils anteilig mit dahin auslaufenden Privatgärten genussvoll profitieren können. Darüber befindet sich der öffentliche Bereich mit Rezeption, Lobby und Restaurant mit vorgelagerter Terrasse, charakteristisch gestaltet mit großen Schwüngen. Grundriss und Hülle sind hier in engem Dialog: Was sich hinter der Fassade verbirgt, wird bereits außen in einzigartig unverwechselbarer Weise ablesbar, ohne jedoch zu viel preiszugeben.
In den drei darüber liegenden Geschossen befinden sich die Gästezimmer und an den jeweiligen Enden die Suiten, klar erkennbar an den Erkern, die selbstbewusste architektonische Akzente an der Gebäudehülle setzen. Was in der öffentlichen Zone als flacher Doppelbogen an der Fassade beginnt, entwickelt sich mit einem einschneidenden Maßstabssprung zu einer prägnanten einachsigen Bogenfassade. Diese wurde gewählt, um die Qualität des Außenraumes für die Sommerfrische noch sichtbarer und spürbarer zu machen. Gerade in dieser Zone hinter den Arkaden verschmelzen der Innen- und der Außenraum - die Balkone fungieren wie ein Verbindungsglied, nicht zuletzt verstärken die rahmenlosen Verglasungen diesen Effekt, in dem sich das Zimmer optisch bis zur Brüstung fortsetzt.
Das Einfangen der Landschaft wird perfektioniert durch die spiegelnden schwarzen Gläser, die als Balkontrennwände eingesetzt werden - sie multiplizieren das vom Bogen eingerahmte Bild. Ganz oben, klar abgesetzt und mit dem Walmdach fast schon wie ein eigener Baukörper wirkend, befindet sich der Wellnessbereich des Hauses. Unübersehbar fließt auch hier wieder das Element des Bogens ein als bronzefarbene, auskragende Schale, die die Dachhaut durchstößt und – asymmetrisch positioniert – ein selbstbewusstes Zeichen einer besonders lebendigen Architektursprache setzt.
Einen Rahmen Geben
Die Zeitlosigkeit, die die prägenden Jugendstil-Bauten am Ritten mit sich bringen, sollte im Interieur beibehalten und in einer abstrahierten Weise fortgesetzt werden. Gleichzeitig bildet eine Art klare, kontrastreiche wie konsequente Einrahmung von Elementen immer wiederkehrendes Detail, das sich überall im Gebäude aufspüren lässt. Auch das Thema des Bogens findet im Interieur seine Fortsetzung, so zum Beispiel in den Zimmern als Spiegel, der unten gerundet ist, als Kamin in der Lounge, in dem der Bogen einmal um die eigene Achse extrudiert wurde, oder als Rückenlehne der Liegen auf der Spa-Terrasse. Die Möblierung ist weitgehend von den Wänden abgesetzt und in den Raum orientiert. Locker positionierte, elegante Polstermöbel werten das Ambiente zusätzlich auf. Dazwischen werden immer wieder ausgesuchte Fundstücke vom Flohmarkt oder aus dem alten Hotel platziert. Da und dort hängen goldene Leuchten als Skulpturen von den Decken herab.
Im öffentlichen Bereich wurde ein fugenloser Harzboden als einendes Element gewählt, um den Raum durchgängig fließen zu lassen. In diesem Boden wurden „Inseln“ mit Holzbelag kreiert, die die unterschiedlichen Bereiche der Lounge und des Restaurants definieren. Auch im Spa im Dachgeschoss wird dieses Konzept angewandt. Aber nicht nur im öffentlichen Bereich und jenem der Wellness, sondern insbesondere in den Gästezimmern und Suiten spürt man den leidenschaftlichen Fokus auf dem Interieur. Ein besonderes Augenmerk gilt den Erkern der Suiten, die mit besonderen Loungebereichen mit Kamin, freistehender Badewanne oder Sofalandschaften aufwarten. Die Räume werden durch Raum-in-Raum-Schalen zoniert, wobei Wand, Boden und Decke mit dem gleichen Material ausgestattet sind. Die ansprechende, einladende Atmosphäre gelingt unter anderem durch den Einsatz von Holz, wenngleich niemals rustikal anmutend, sondern edel und einheitlich klar ohne kühl zu wirken.
Kein Anfang, Kein Ende
Das sicherlich größte Highlight - schon von weithin sichtbar - ist der Wellnessbereich mit dem extravaganten auskragenden Outdoor-Pool. Im Spa befinden sich ausladende Ruhezonen und Rückzugsmöglichkeiten wie auch ein paar intime Terrassen über den Erkern oder eingeschnitten in das Dach für den genussvollen Aufenthalt an der frischen Luft. Absoluter Eyecatcher ist jedoch jener ausladende Zylinder, der sich an der Südseite durch das Walmdach bohrt. Deutlich erkennbar ist, dass dieser die Bögen der Fassade aufnimmt: Der Bogen wird auf den Kopf gestellt und wird in das Innere des Daches geführt.
Die Schale, in die der Pool eingebettet ist, wurde mit demselben bronzefarbenen Aluminiumpaneelen verkleidet wie die Außenseite der Erker. Sie stellt eine Zäsur zum dunkelbraunen Walmdach dar und lässt ein faszinierendes Spiel mit Reflexionen zu. Von innen gelangt man über wenige Treppen in das Zentrum des Zylinders. Eine Schiebetür öffnet sich, man steigt hinab in die Wasserfläche und wird von der Rundung Richtung Horizont begleitet - dank des Infinity Edges.
Knapp sechs Meter tief, schaffen die Rundung, die Transparenz und die zarte Spiegelung eine Art Skulptur, die bis in den Innenraum hineinreicht. Beim Einstieg im hinteren Teil ist der Pool mit einer bronzefarbenen abgerundeten Schale überdacht. Diese löst sich nach außen hin immer mehr in eine abgerundete Netzstruktur aus Stahlstangen auf, bis man schließlich unter freiem Himmel schwimmt. Ein Wechselspiel von Metall und Wasser mit dem Übergang in den grenzenlosen Freiraum.
Wie ein sanftes „Fading out“ wird die zylindrische Hülle immer transparenter und verleiht dem Schwimmer mit Blick in die Weite ein Gefühl des Schwebens. Die skulptural anmutende Struktur aus Stangen ist wiederum die Verbindung zwischen Bogen und Raute - bei genauerer Betrachtung bilden die gekrümmten Stangen an ihren Schnittstellen wieder eine Raute. Es ist wohl der Höhepunkt einer Reise, die man schon vor dem Betreten des Gebäudes von außen erahnen kann.
Text by Barbara Jahn-Rösel
Design Team:
noa* (network of architecture)
Fotograf: ©AlexFilz
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