Fotograf: Alex Filz
Fotograf: Alex Filz
Fotograf: Alex Filz
Dort, wo ein Tropfen seine lange Reise ins Meer beginnt, eröffnen sich neue Perspektiven: Auf der neuen Aussichtsplattform am Schnalstaler Gletscher wird der Kopf frei und der Blick weit.
Er hat etwas Erhabenes, dieser besondere Ort, ganz oben am Grat des Schnalstaler Gletschers, wo einem Italiens beeindruckende Alpinlandschaft hoch über dem Stausee zu Füßen und Österreich zum Greifen nah liegt. Doch noch etwas macht diese geografische Stelle einzigartig, denn hier entscheidet sich, ob ein Wassertropfen aus dem ewigen Eis seinen Weg Richtung Schwarzes Meer oder Richtung Mittelmeer antritt.
Auf Die Spitze Treiben
Ganz oben an diesem außergewöhnlichen Schnittpunkt thront das Hotel Grawand, das mit über 3.000 Metern Seehöhe zu den höchst gelegenen Hotels Europas zählt. Der eigentliche Gipfel ist mit etwa 50 Metern Entfernung gerade mal nur einen Steinwurf entfernt. Der überwältigende Ausblick auf einen fesselnden Landstrich voller schneebedeckter Bergspitzen, der für Wanderer wie Schifahrer gleichermaßen attraktiv ist, lässt für einen Moment die Zeit stillstehen, denn hier ist die Natur noch ganz unmittelbar zu erleben: Schroff, steinig, mit Wind und Wetter - einfach pur.
Echter Gipfelstürmer
Um den länger Bleibenden und den tagerobernden Bergnomaden mehr als nur die atemberaubende Fahrt zur Bergstation zu bieten, sondern auch die faszinierende Geschichte dieses Ortes zu erzählen, hat noa* ein außergewöhnliches Projekt entwickelt. Unter Einbeziehung des bestehenden Gipfelkreuzes wurde eine Aussichtsplattform geplant, die dem Aufenthalt am Berg als leichte Struktur aus Corten-Stahl eine neue Qualität verleiht. Allein, wo es eine statische Notwendigkeit gibt, berührt das Bauwerk den Boden. Der Rest ist eine losgelöste, fast schwebende Konstruktion, die im Augenblick die Berge spüren und die Freiheit atmen lässt.
Neue Blickwinkel
Organisch geformt und damit der natürlichen Topografie folgend, besteht die Plattform aus einem Plateau mit einem Gitterrost auf schlanken Querbalken, das von vertikalen Lamellen aus Corten-Stahl umsäumt wird. Die brüstungshohen, vertikalen Elemente zeichnen in ihrer Abfolge die sanften Rundungen nach. Dadurch entsteht ein magischer Effekt: Ein mit der Bewegung des Betrachters einher gehendes Öffnen und Schließen des Bildausschnitts, eine Einladung, immer wieder neue Perspektiven zu entdecken. Mit dieser Dynamik, die neugierig macht, bleibt ein beinahe sinnliches Erlebnis, das für einen Moment die Zeit stillstehen lässt und jedes weitere Souvenir in den Schatten stellt.
Eine Momentaufnahme
Apropos Zeit: In die ondulierende Form ist ein streng geometrischer Trichter eingeschnitten, der den Blick lenkt und auf etwas Faszinierendes fokussiert - den Fundort des Ötzi. Dorthin, nur wenige Meter von der österreichischen Grenze entfernt, entführt der gewählte Winkel des Trichters zu einer bewusst gelenkten, gedanklichen Entdeckungsreise zum Mann aus dem Eis. Auch dieser ist aus Corten-Stahl und überlässt wie die Lamellen der Brüstung sein Erscheinungsbild der Witterung, bis der Stahl sich dunkelbraun, grau und schwarz färbt und so eins mit der Umgebung wird. Den Abschluss bildet eine Glasbrüstung, die die Gedanken fliegen lässt und atemberaubende Spannung erzeugt, weil man gefühlsmäßig ins Nichts geht.
Design team:
noa* network of architecture
Text (DE): Barbara Jahn-Rösel
Translations (EN): Marianne Lehnis
Client: Schnalstaler Gletscherbahn AG
Fotograf: Alex Filz
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