Fotograf: ©Alex Filz
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Mit der Erweiterung der Zallinger Hütte auf der Seiser Alm entsteht ein neues Modell der Gastwirtschaft im Rahmen des nachhaltigen Tourismus.
Der Eingriff von noa* (network of architecture) umfasst den historischen und landwirtschaftlichen Rückbau im hochsensiblen alpinen Gelände. Die verstreuten Scheunen aus dem 19. Jahrhundert werden als Chalets wiedergeboren und lassen den Charme eines Alpendorfes wiederaufleben. Es entsteht eine Verbindung zwischen Südtiroler Tradition mit Komfort, Design und Nachhaltigkeit. Die Zertifizierung zum KlimaHotel und ein neuer Mobiltätsplan garantieren maximalen Umweltschutz.
Die Qualität und Unterkunftskapazität des alten Berghotels zu verbessern, ohne dabei das empfindliche Gleichgewicht von Landschaft und Umwelt zu stören, sondern einen ästhetischen Mehrwert und Nachhaltigkeit zu schaffen; das war das Ziel das sich noa* für die Erweiterung der Zallinger Hütte auf der Seiser Alm gesetzt hat.
Das 2017 abgeschlossene Projekt hat neue Räume geschaffen, ohne die bestehenden Volumen zu verändern. Gleichzeitig wurde dem Ort das historische Merkmal des kleinen Dorfes zurückgegeben. Es wurden subtile Lösungen und Materialien gesucht, die diesem Ort die Magie der vergangenen Zeit unter voller Berücksichtigung der Umwelt und Traditionen zurückgeben.
„ Auch in diesem Projekt haben wir versucht, die starke Beziehung zwischen Architektur und Kontext hervorzuheben, die alle unsere Werke auszeichnet. Wir wollen neue Lebensmodelle und Formen der Gastwirtschaft entwickeln , die einerseits traditionelle Formen u nd Materialien wiederaufnehmen , und andererseits Qualitätsdesign, hohen Komfort und Nachhaltigkeit ausdrücken. Die alpine Umwelt ist ein komplexes und faszinierendes System, das verstanden und respektiert werden muss. Wir halten es für wichtig, sich neue R äume vorzustellen, um sie zu erleben: Räume von menschlicher Größe, komfortabel, einladend, aber vor allem einzigartig und authentisch" .
Die Zallinger Hütte, die Mitte des 19. Jahrhunderts auf 2200 Metern unter dem Plattkofel eröffnet wurde, war einst von sieben Scheunen und einer kleinen Kirche umgeben. Anschließend wurden die Scheunen durch ein einziges großes Gebäude (1880) ersetzt, das im Laufe der Zeit dann andere Funktionen übernommen hat. Die Erweiterung war eine Gelegenheit, die ursprüngliche Dorfstruktur wiederherzustellen und so neben der Umstrukturierung des zentralen Teils des Hotels, wo ein Teil des ehemaligen Gästehauses und die ehemalige Scheune abgerissen wurden, und durch neue kleinere Gebäude ersetzt wurden, das Ensemble durch weitere 6 Chalets zu erweitern, die besser mit der bestehenden Landschaft harmonieren. Diese neue Version des Berghauses macht die Kirche wieder zum zentralen Element des renovierten Alpendorfes – so wie es bereits Jahrzehnte vorher schon einmal gegeben hatte.
Bei der Gestaltung der neuen Chalets nimmt noa* die traditionellen Formen der Südtiroler Almen wieder auf und entwirft eine homogene Blockbau-Holzfassade die für ein einheitliches Erscheinungsbild sorgt. Die Außenwände bestehen aus Massivholzblöcken, die übereinander versetzt angeordnet werden und so einen Wechsel zwischen Voll- und Leerräumen bilden. Inspiriert von der Ästhetik der alten Scheunen wurde diese Fassadengestaltung so konzipiert dass die dahinterliegenden Räume durch die verschiedenen Leerräume zwar belichtet sind, aber die Fenster keine für den Kontext störenden Reflexionen werfen. Um den Blick aus dem Innenraum auf die spektakuläre alpine Landschaft zu erlauben kann die Holzfassade vor den großen Glasfenstern geöffnet werden. Bei geschlossenem Zustand hingegen werden Licht-und Schatteneffekte in den Zimmern erzeugt.
Nachhaltigkeit, der Respekt vor der Landschaft und der direkte Kontakt mit der Natur sind die Leitprinzipien für das Design. So wurde beispielsweise bei der Gestaltung der neuen Zimmer sehr bedacht mit dem vorhandenen Platz umgegangen um auf relativ kleinen Abmessungen einen möglichst hohen Komfort zu bieten. Die Dächer sind aus für die Südtiroler Tradition typischen Holzschindeln gedeckt; alle Materialien sind zertifiziert und das palettenbeheizte Gebäudeensemble, ist als Klima Hotels zertifiziert. So wurde beispielsweise auch beschlossen, die Wege, die die Chalets und das Haupthaus verbinden, nicht zu beleuchten, um Lichtverschmutzung zu vermeiden und den Gästen die Gelegenheit zu geben, den Zauber des Sternenhimmels zu bewundern. Den richtigen Weg finden Sie durch USB betriebene tragbare Laternen.
Bemerkenswert ist auch dass im Zuge der Errichtung des neuen Ensembles der Plan vollzogen wurde das gesamte Gebiet so weit als möglich vom Autoverkehr zu befreien. Seit 2014 haben sich die Inhaber der Zallinger Hütte gemeinsam mit 6 weiteren Schutzhütten und der Unterstützung von noa* für einen gemeinsamen Sammelparkplatz für die Gäste im Tal eingesetzt. Dieses Projekt steht nun kurz vor Fertigstellung, aber bereits ab 2017 erfolgten die An-und Abreisen von und zu den Hütten nur mit dem Bus oder im Winter mit der Schneekatze.
Ein Bisschen Über Die Geschichte
Die Zallinger Hütte ist über 160 Jahre alt. Erbaut wurde sie von Karl von Zallinger-Stillendorf – eine in dieser Zeit in Südtirol bekannte Persönlichkeit - der den Grund 1854 kaufte und 1858 neben der Hütte eine Kapelle anbaute. Damals hieß das Gebiet „Sassegg", was „die Höhe am großen Sas" bedeutet, und sich auf den Plattkofel (Sassopiatto) bezieht, der das Landschaftbild rund um die Hütte dominiert. Seitdem hat das Zallinger Berghaus mehrmals den Besitzer gewechselt, der Name aber ist geblieben. 1933 kaufte Anton Schenk- der spätere
Bürgermeister von Lajen, einer kleinen Gemeinde am Eingang des Grödnertals - das Gebäude, das er dann seiner Tochter Zita schenkte, als sie 1968 Hans SchenkTrojer heiratete. Nach dem Tod seiner Frau setzte Hans seine Tätigkeit als Hotelier fort - zunächst allein, und dann ab 1990 in Zusammenarbeit mit seiner zweiten Frau Luisa Schenk. In den 90er Jahren wurde die Zallinger Hütte renoviert, um den Bedürfnissen einer modernen Hotelunterkunft gerecht zu werden. Als Hans 2010 starb, ging das Erbe der Zallinger Hütte in die Hände seiner Frau Luisa und des Neffen Markus über, die den Zallinger bis heute mit großer Freude führen und stets darum bemüht sind, ihre Gäste mit großer Herzlichkeit zu umsorgen.
Die Neue Erweiterung
Mit der Erweiterung von noa* durch die 6 Chalets wurde das Hotel um 24 Zimmer erweitert, die die bestehenden 13 Zimmer im Haupthaus ergänzen. Die Chalets sind in Zweiergruppen angeordnet und jedes Chalet beherbergt 4 Zimmer, die über einen gemeinsamen Verteilungskorridor zugänglich sind.
Aus baulicher Sicht ruht jedes Chalet aus vorgefertigter Holzbauweise, die das Erscheinungsbild innen und außen bestimmt, auf einem Betonfundament. Auf diese Weise konnten die Auswirkungen der Baustelle auf die Umwelt so gering wie möglich gehalten werden; dies gilt in Bezug auf die Bauzeit als auch auf den Materialtransport. Die Nachhaltigkeit des Projekts drückt sich auch darin aus, dass das Hotel auf die Klassifizierung von 4 Sternen verzichtet hat, um das Volumen des Gebäudes nicht auf Kosten der Landschaft erhöhen zu müssen: Die Herausforderung der Zallinger Hütte besteht darin, eine Luxusunterkunft zu bieten, die sich in der Qualität der Architektur als auch im Interior Design sowie den Dienstleistungen auszeichnet ohne dabei die verbaute Fläche makroskopisch zu vergrößern.
Die Innenräume der Zimmer sind warm und einladend und werden vor allem durch die starke Präsenz der konstruktiven Holzelemente geprägt. Die Inspiration für die Materialien stammt von der traditionellen und der Region typischen Jägerbekleidung; dunkelgrüne Farbtöne, gestrickten Kissenbezüge und die Verwendung von Filz. Einige der Zimmer verfügen über ein gemütliches Loft für weitere Besucher oder einfach nur als erholsame Ecke.
Die Gemeinschaftsräume Und Das Restaurant
Der Mittelkörper der historischen Hütte wurde beibehalten, aber das Erdgeschoss mit all seinen Gemeinschaftsräumen wie Empfang, Lobby, Lounge und Restaurant komplett neu gestaltet. Das Restaurant und der Lounge-Bereich sind auch für externe Gäste geöffnet: Viele Skifahrer halten zum Mittagessen an da sich die Hütte an den Hauptrouten der Seiser Alm befindet. Die Lounge ist am Abend äußerst beliebt ... dann genießen die Gäste die private und familiäre Atmosphäre rund um den großen Kamin. Die gesamte Einrichtung wurde von noa* nach den Bedürfnissen der Kunden designt und mit ausgewählten Produkten ergänzt. Ein Beispiel dafür sind die Tische im Barbereich, die höhenverstellbar sind und so je nach Bedarf Loungetisch oder Esstisch bilden.
Die Wände sind mit Holz verkleidet: Die Idee war es die gemütliche Atmosphäre einer Stube, wo sich einst die Familie um den Ofen versammelt hat, im zeitgenössischen Stil nachzubilden. An den Wänden steigen breite Holzstreifen auf, die ohne Unterbrechung an der Decke weiterlaufen. Hinter der Holzverkleidung wurden schallabsorbierende Paneele montiert um den Aufenthaltskomfort zu erhöhen. Aus dem selben Grund wurde auch Filz als Bodenbelag ausgewählt, ein traditionell alpines Material, das Widerstandsfähigkeit und Weichheit verbindet.
Der Barbereich ist von einem riesigen Baumstamm geprägt, der als Theke verwendet wird. Eine Lösung, die die Präsenz der Natur in die Hütte holt, ihre Schönheit, aber auch die ursprüngliche Kraft und die strukturelle Komplexität zeigt. Mit großer Aufmerksamkeit wurde die Beleuchtung ausgewählt, die Funktionalität und Ästhetik verbindet (im Barbereich Leuchten vom spanischen Hersteller Marset).
Der Wellnessbereich
Der neue Wellnessbereich entstand an der Stelle der ursprünglichen Scheune als eigenständiges Gebäude. Die Sauna befindet sich in einem mit Blech verkleideten Volumen, die sich im Inneren mit räumlicher Großzügigkeit entfaltet. Zwei Fenster erlauben den Blick in die Landschaft: durch eines blickt man Richtung Tal – durch das andere, das um 45° geneigt ist um die Aussicht auch bei den zahlreichen Schneefällen im Winter frei zu halten, auf den Plattkofel. Ein Ruheraum mit einer Teeküche runden das Angebot ab und erhöhen den Komfort.
Der Weinkeller
Der Weinkeller ist gesäumt von Holzregalen, die mit schrägen Stützen und verlängerte Fächern in verschiedenen Höhen an der Wand empor ragen und die Lagerung der Weinflaschen ermöglichen. Das Design erinnert an die Gipfel der Berge, die in den Himmel ragen. Die raffinierte Auswahl der Etiketten wird vom Eigentümer und Sommelier persönlich betreut.
Technik Und Zertifizierungen
Heizung und Warmwasser werden durch eine umweltbewusste Hackschnitzelanlage betrieben, die einen stark reduzierten CO2 Ausstoß aufweist. Ein unterirdischer Speicher ermöglicht die nicht sichtbare Lagerung der Hackschnitzel während des Sommers, die dann im Winter verbraucht werden. Die Innenräume sind nachweislich auf die totale Reduktion von Radon geprüft. Die Schutzhütte und ihre neuen Räume sind mit dem KlimaHotel-Siegel ausgezeichnet; es handelt sich dabei um eine Zertifizierung von Seiten der Klimahausagentur der Provinz Bozen, welche Unterkunftseinrichtungen auszeichnet, die eine nachhaltige Entwicklung sowohl durch die Integration von innovativen und ökologischen Technologien als auch durch strategische Maßnahmen vorantreibt.
Design Team:
noa* network of architecture
Fotograf: ©Alex Filz
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