Fotograf: Simone Vogel
Fotograf: Simone Vogel
Fotograf: Markus Lamprecht
Ein ausgefallenes Interieur steht bei Synthes mit außergewöhnlichen Leuchten im Einklang. Diese bestimmen die Außenwirkung des von Peter Märkli geschaffenen Gebäudes am nördliche Rand des Zeughausareals in Zuchwil.
Als weltweit führendes Unternehmen für Medizintechnik vermarktet Synthes, das seine Zentrale im Schweizerischen Oberdorf hat, Instrumente, Implantate und Biomaterialien für die chirurgische Fixierung, Korrektur und Rekonstruktion des menschlichen Skeletts und seiner Weichteile. Im Bereich Traumatologie gilt das Unternehmen als eines der beiden Marktführer für Wirbelsäulenprodukte und behauptet im Bereich Gesichts- und Schädelchirurgie die Spitzenposition. Synthes zählt außerdem zu den Pionieren im Bereich Biomaterialien beispielsweise bei resorbierbaren Implantaten und Knochenersatz.
Seinen Hauptsitz Europa hat Synthes auf das ehemalige Zeughausareal in der Gemeinde Zuchwil verlagert, das von der Altstadt und der südlichen Erweiterung Neu-Solothurns, der Aare im Westen und der Industriezone Zuchwils im Osten begrenzt wird. Die 2‘000 m2 große Fläche, nun als offener Campus gestaltet, ist von der markanten Biegung des Flusses geprägt. Auch weiterhin kommt das unter Denkmalschutz stehende Zeughaus als Solitär zur Geltung, da auf genügend Abstand zum Neubau am Nordrand geachtet worden ist. In dem vom Züricher Architekturbüro Peter Märkli gestalteten Gebäudekomplex, der sich mit Naturstein und zurückgesetzter Stahl-Glas-Fassade präsentiert, sind auf vier Stockwerken Räume für Administration und Entwicklung aber ebenso Konferenz- und Veranstaltungsbereich sowie eine Cafeteria untergebracht. Im Endeffekt werden in dem Anfang Februar 2012 bezogenen Bau rund 1‘300 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz haben.
Als Herausforderung hinsichtlich der Lichtgestaltung erwies sich für das Züricher Planungsbüro Reflexion dieses Verwaltungs- und Produktionsgebäude. Denn aus den vielfältigen Nutzungen resultierte eine gewisse Varianz bei der Beleuchtungslösung. Zudem mussten architektonische Vorgaben, wie äußeres Erscheinungsbild, Ausgewogenheit von Grund- und Akzentbeleuchtung oder atmosphärische Erwartungen, erfüllt werden ebenso wie Anforderungen hinsichtlich Energieeffizienz und Wartung, also Betriebskosten und Wirtschaftlichkeit. Alle diese Aspekte stehen nun bei dem Beleuchtungskonzept im Einklang.
Ihren eigenen Charakter erhalten die repräsentativen Bereiche im Erdgeschoss mit Haupteingang, Cafeteria, Auditorium sowie Seminar- und Besprechungsräumen die auch in den Kopfzonen der Obergeschosse zu finden sind durch die spezielle Holzdeckenkonstruktion. Zwischen den Holzlamellen integriert sind sowohl die Haustechnikelemente als auch die Beleuchtung. Horizontal betrachtet vermittelt die Decke den Eindruck eines geschlossenen Systems, die aber von unten den Blick frei auf die technische Infrastruktur gibt. Die unterschiedlichen Perspektiven lassen eine interessante Raumatmosphäre entstehen, verdeutlichen aber auch Besuchern und Mitarbeitern die Funktion des Gebäudes vorrangig als Produktionsstätte.
In diese Holzdecke zurückversetzt eingehängt ist eine Kombination aus zwei, stringent gehaltenen Leuchten des österreichischen Herstellers XAL: Die kantige Langfeldleuchte Mino 100, versehen mit je zwei Leuchtstofflampen und Mikroprismenabdeckung sowie die quadratische Leuchte BAT 200 mit dreh- und schwenkbarem Strahlereinsatz. Bestückt mit einer Niedervolt-Halogenlampe oder einer Halogen-Metalldampflampe lassen sich diverse Lichtstimmungen kreieren – mit einer einheitlichen warmen Farbtemperatur. Durchgängigkeit ist allerdings in Bezug auf die Formensprache durch die Geradlinigkeit der Leuchtenkörper gegeben.
Ebenso kann so das auf die jeweilige Nutzung abgestimmte Helligkeitsniveau zur Verfügung gestellt werden. So sind als Allgemeinbeleuchtung im Bereich der Cafeteria 200 lx Beleuchtungsstärke ausreichend, im Auditorium oder in den Seminarräumen dagegen 500 lx notwendig. Hierfür wird – bei weniger als 300 lx Umgebungslicht über Tageslichtsensoren zugeschaltet – vorrangig das durch die Mikroprismenstruktur der Mino-Leuchten abgestrahlte diffuse Licht herangezogen.
Während der Essenszeiten oder auch abends werden die Downlights BAT 200 mit Halogen-Metalldampflampen für etwas mehr Atmosphäre im Raum ergänzt. Als Akzentuierung wirken die Ausführungen mit Niedervolt-Halogenlampen über dem Buffet, um das Essensangebot appetitlich zu inszenieren. So entsteht ein angenehmes Ambiente in der Cafeteria, in der Gäste und Mitarbeiter an den, entlang der Fassade angeordneten Tischen einen schönen Blick auf die Aare haben.
Die holzverkleideten Wände des Auditoriums mit seinen nach hinten ansteigenden Sitzreihen betonen den repräsentativen Charakter. Die Multifunktionalität des Raums spiegelt sich in der Videokonferenz-tauglichen Beleuchtung mit den vier Szenen wider: Allgemeinbeleuchtung, Putzlicht, Konferenz/Sitzung, Vortrag oder Beamer-Präsentation können über ein Touchpanel abgerufen werden. Die Allgemeinbeleuchtung von 500 lx lässt sich bedarfsgerecht auf der Bühne mit separaten Strahlern auf 2‘000 lx erhöhen. Auch dem Aspekt der Energieeffizienz wird Rechnung getragen, denn ein Präsenzmelder schaltet automatisch nach 30 min ohne Anwesenheit von Personen die Beleuchtung aus.
Für Konferenzen, Sitzungen oder auch temporäre Ausstellungen eignet sich ebenfalls der multifunktionale offene Bereich „Practical Exercises“, der flexibel bestuhlt werden kann. Auch dort kommt wieder die Kombination aus Mino-Leuchten für diffuse Allgemeinbeleuchtung und Leuchten BAT200 für die Akzentuierung zum Einsatz, ergänzt um Bühnenstrahler.
Die Großraumbüros befinden sich links und rechts der als Boulevard bezeichneten großzügigen Verkehrszone. Einige als Sitzungszimmer oder Ruheräume fungierende Bereiche sind durch Glaswände abgetrennt. Einen Blickfang bilden hier die außergewöhnlichen Deckenanbauleuchten. Als Ideengeber fungierten für Reflexion die bekannten streng geometrischen Gemälde von Piet Mondrian, die dem Neoplastizismus zugerechnet werden. Charakteristisch ist für diese Bilder eine Struktur aus einem schwarzen Raster, verbunden mit rechteckigen Flächen in Farbe – bei Synthes wurde daraus Schwarz und Weiß.
Hinter den einzelnen Rechtecken des Leuchtenkörpers, der 90 cm Kantenlänge aufweist, verbergen sich unterschiedliche Leuchtmitteln warmer Farbtemperatur. Das kleine Quadrat nimmt eine Kompakt-Leuchtstofflampe auf. Im mittleren Quadrat ist eine Ringformlampe untergebracht. Das große Rechteck ist mit drei Leuchtstofflampen bestückt. Durch die Abdeckung mit Mikroprismenstruktur ist diffuses schattenfreies Arbeitslicht gewährleistet.
Um die Lichtstimmung den Bedürfnissen anzupassen, hat man hier einen besonderen Weg beschritten. Die einzelnen Leuchtensegmente dieser von dem Basler Hersteller Regent umgesetzten Sonderanfertigung werden nicht gedimmt, sondern für das definierte Helligkeitsniveau über den Sensor tageslichtabhängig automatisch zu- oder abgeschaltet. Mit allen drei Segmenten werden 500 lx Beleuchtungsstärke im Raum erzeugt. Beim Abschalten des kleinsten Quadrats reduziert sich der Helligkeitswert auf 80 %. Werden das kleine Quadrat und das Rechteck zusammen betrieben, sind es 40 %. Schaltet man beide Quadrate zusammen ein, ergibt sich ein „Dimmwert“ von 60 %.
Die außergewöhnlichen Leuchten sind zwischen den Betonrippen der Deckenstruktur eingebaut. Jeweils 2 bis 4 Leuchten bilden eine Gruppe, von denen wiederum fünf bis sechs einem organisatorisch zusammengehörigen Zonen im Großraumbüro zugeordnet sind. Sind bei Dunkelheit alle Leuchtensegmente eingeschaltet, so wird ein pixelartiges und damit lebendiges Erscheinungsbild nach außen getragen. Tagsüber werden mit zunehmendem Umgebungslichtangebot – von der Fensterfront ausgehend hin zum Boulevard – immer mehr Lichtfelder ausgeschaltet. Die Regie dieser automatischen Ab- bzw. Zuschaltung übernimmt ein Tageslichtsensor, die einerseits für angenehmes Arbeitslicht in den einzelnen Zonen und andererseits für Energieeffizienz sorgt.
Der Boulevard, dessen Betondecke mit Holzlamellen verkleidet ist, erhält keine eigene Beleuchtung, sondern wird über die Leuchten der Großraumbüros erhellt. Dies verstärkt das raumübergreifende Verständnis der Verkehrszone.
Das neben dem Empfang gelegene Haupttreppenhaus führt zu den Besprechungsräumen und Büros. Seine besondere Atmosphäre erhält diese Erschließungstrakt durch die dekorativen Wandleuchten. Diese sind aus der architektonischen Gestaltung heraus entwickelt worden und spiegeln die Ornamentik des Treppengeländers bzw. des Dachabschlusses an der Fassade wider. Denn hinter der quadratischen, 10 mm dicken Abdeckung, die aus gerilltem Strukturglas, Mattfolie und Klarglas aufgebaut ist, kommt im eingeschalteten Zustand immer die Silhouette eines Kreises zur Geltung.
Dieses Erscheinungsbild resultiert aus der Bestückung mit einer Ringformlampe. Die von Regent gebauten Wandleuchten sind jeweils als Vierergruppen an den Hauptstützen befestigt und in jeder Etage versetzt angeordnet. Damit wird
der mehrgeschossige Raum mit 150 lx Beleuchtungsstärke erhellt, der so einen repräsentativen Eindruck vermittelt.
Ganz individuell treten die unterschiedlichen Räumlichkeiten des Synthes-Gebäudes durch ihre architektonische Gestaltung ebenso wie durch die von Reflexion ausgewählten Leuchten in Erscheinung. Aber auch die rein funktionsorientierte Lichtlösung hat ihren Stellenwert. So sind in der Werkstatt die mit einer Rasterabdeckung versehenen Balkenleuchten Stretta Systemleuchte (Spezialausführung) von Xal zwischen den Betonrippen und den Lüftungskanälen angebracht, die über Tageslichtsensoren geschaltet werden. Aufgrund der zurückversetzten Montage wird die Deckenstruktur hervorgehoben und nicht durch einen „Leuchtenteppich“ verdeckt. Die Technik als Sinnbild der Unternehmensausrichtung steht so im Vordergrund. Erreicht wird durch Bestückung mit T5-Lampen eine Allgemeinbeleuchtung mit mindestens 500 lx. Die Ergänzung bilden spezielle Arbeitsplatzleuchten, um für die diffizilen Arbeitsschritte notwendigen 1‘000 lx Beleuchtungsstärke zur Verfügung zu stellen.
Textverfasserin: Ursula Sandner
Synthes GmbH
Architekt: Peter MärkliArchitekturbüro, Zurich
Lichtplaner: Reflexion AG
Fotograf: Simone Vogel
Fotograf: Markus Lamprecht
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Fotograf: Simone Vogel
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Fotograf: Simone Vogel
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