Verschiedene Kräfte wirkten auf die Gestaltung dieses Einfamilienhauses ein. Die Bauherrschaft brachte ihre Vorstellungen vom Leben und Wohnen vor. Die Baubehörde machte Vorgaben zum Ortsbildschutz. So formten die Architekten einen mehrfach abgekanteten Baukörper mit eigenem Charakter, der sowohl der Umgebung als auch dem Innenleben gerecht wird.
Die Hügellandschaft zwischen Zürichsee und Zugersee ist von besonderer Schönheit. Drumlins nennt man die länglichen, gerundeten Hügel, die einst ein Gletscher unter sich formte. Auf jedem Hügel steht ein Baum. Da, am Rand eines Bauerndorfs, erfüllte sich ein Ehepaar den Wunsch nach einem Einfamilienhaus. Es sollte kein konventionelles Haus werden, sondern ein ganz eigenes, in zeitgenössischer Architektursprache. Die Architekten Christa Stutz und Benno Kohli nahmen die in vielen Gesprächen vorgebrachten Ideen und Vorstellungen der Bauherrschaft auf und entwickelten daraus die Gestalt des Hauses mit seiner eigenwilligen Aussenform. «Ein Vorteil des freistehenden Einfamilienhauses ist», so Benno Kohli, «dass alle vier Himmelsrichtungen erlebbar gemacht werden können.» Aufbauend auf dieser Erkenntnis betrachteten die Architekten das Gebäude als Einheit: Alle Seiten des Hauses sollten gleich gestaltet und materialisiert werden. Das Dach, das von der Zufahrt aus gut sichtbar ist, verstanden sie als fünfte Fassade.

Dach als Entwurfsthema
Um Fassaden und Dach gleichwertig zu behandeln, kamen nicht viele Materialien in Frage. Der Entscheid fiel bald auf grossformatige, silbergraue Faserzementplatten mit formal reduzierten Blechabschlüssen. Die unterschiedlich dimensionierten Fassadenplatten liessen die Architekten in horizontalen Lagen verlegen. Die ebenfalls unterschiedlich grossen Fenster sind – mal aussenbündig und mal innen angeschlagen – scheinbar frei verteilt, ohne Rücksicht auf das Fugenbild zu nehmen, sondern den inneren Gesetzmässigkeiten folgend. Bauvorschriften schränkten die Form des Hauses ein. Starke Abweichungen vom Orts¬ üblichen lehnte die Baubehörde ab. Die eingeschossige Wohnzone erlaubt nur eine geringe Gebäudehöhe und verbietet ein Flachdach. Ausserdem sollte das Dach geschuppt sein, die Fassade nicht. So erhoben die Architekten die Dachform zum tragenden Entwurfsthema. Verschiedene Neigungen und unregelmässige Geometrien sowie der Aufbau für ein zentrales Oberlicht bestimmen das Aussehen des Dachs, das nahtlos in die Fassade übergeht. Die Seitenfassaden sind mehrfach geknickt, und ein Einschnitt in die Nordwestecke bildet einen Hof aus. So entstand ein unregelmässig geformter Baukörper, der einheitlich umhüllt ist. Das Projekt macht zum einen die Aussicht auf die reizvolle Landschaft mit den fernen Bergspitzen zum Thema, zum anderen gewährleistet es die Ausrichtung zur Abendsonne. Der grosse Wohnraum öffnet sich an der Südostseite mit einer raumhohen, breiten Verglasung zum eindrucksvollen Panorama. Der an den Wohnraum anschliessende Essbereich erhält dank einem bis zum Boden und um die Ecke geführten Bandfenster einen starken Bezug zum nordwestlich vorgelagerten Hof: Von einer Stützmauer eingefasst und mit einem Birkenhain bepflanzt liegt dieser introvertiert und still da. Der Essplatz steht im Mittelpunkt der Raumbeziehungen: Umgeben vom Hof und direkt unter dem Oberlicht gelegen führt er nahtlos in den Wohnraum über und stellt den Sichtkontakt zur Galerie im Obergeschoss her.

Architects:
Christa Stutz & Benno Kohli, Wohlen

FASSADENBAU: Roland Salm Fassadenbau AG, Schinznach-Dorf