Fotograf: Peter Allgaier, tec Architecture
Fotograf: Peter Allgaier, tec Architecture
Fotograf: Peter Allgaier, tec Architecture
Design-Haus schwebt über dem Untersee Wohnen und Arbeiten von tec Architecture auf drei Terrassen An einem Nordhang der schweizerischen Unterseegemeinde Ermatingen hat das Architekturbüro tec Architecture ein Terrassenhaus realisiert, das mit seiner außergewöhnlichen Form an diesem Platz einen neuen Akzent setzt. Die extreme Hanglage machte eine dreistufige Lösung erforderlich, um auf diesem Gelände die Büros, eine Wohnung und ein Einfamilienhaus unterzubringen.
Bei dieser Wohnlage ist das spektakuläre Landschaftspanorama mit Insel Reichenau, Untersee und Hegauvulkanen inklusive. Der Ausblick und die unverwechselbaren Stimmungen des Bodensees, der Sonnenaufgang im Schlafzimmer und der Sonnenuntergang auf der Loggia begeistern den Hausherrn Heiko Ostmann täglich aufs Neue. Der Architekt und Geschäftsführer von tec Architecture in Ermatingen bewohnt mit seiner Familie das Gebäude auf der obersten Ebene, das Einfamilienhaus. „Wir können von hier aus den See in millionenfach verschiedenen Stimmungen erleben“, ist er begeistert von der Lage unweit des Schlosses Arenenberg. Große Fensterfronten auf allen drei Terrassenebenen lassen diese Lichtstimmungen zum Greifen nah erleben.
Ganz besonders intensiv im Erdgeschoss des Einfamilienhauses. Rundherum nur Glasflächen und in Richtung See eine fast unendlich erscheinende grüne Wiese, die direkt in die Wasserfläche überzugehen scheint, vermitteln den Eindruck des Wohnens in und mit der Natur perfekt. Schlanke Stahlstützen tragen den massiven Block des Obergeschosses, der zum See hin nur ein zentral platziertes Fenster aufweist. Die Stützen sind im gedeckten Farbton eines hellen Grün- Oliv mit einer Schweizer Militärfarbe gestrichen, die hier vermutlich erstmals zu nichtmilitärischen Zwecken eingesetzt wurde. An der Südseite ist die strahlend weiße Fassade hingegen nahezu komplett geschlossen. Nur kleine Lichtdurchlässe sind zu einem Rechteck angeordnet und lassen etwas direkte Sonne ins Haus. Mehr Helligkeit liefern die Oberlichter. Die Abgeschlossenheit zur Straße hin erklärt sich durch die Lage direkt unterhalb des Dorffriedhofes. Mit dieser exponierten Situation ist das Planungsteam von tec Architecture sehr sensibel umgegangen. Zum einen vermeidet diese Geschlossenheit natürlich Blicke von Außen ins Haus, zum anderen, und das ist für Heiko Ostmann fast der wichtigere Aspekt, respektieren die Bewohner so auch die Besucher des Friedhofes in ihrer Ruhe. Und abends setzt die Beleuchtung in diesen Öffnungen wechselnde farbige Akzente, die in ihrer Wirkung an bunte Bleiglasfenster erinnern.
Eine Schwierigkeit ganz anderer Art, nämlich rein bautechnischer, galt es bei der Planung mit der Hanglage zu meistern. Umfassende Diskussionen im Team über die grundwassertechnischen Verhältnisse, Sondierungsbohrungen und schließlich das stückweise Abtragen des Hanges unter Beobachtung des Einsickerns von Wasser brachten erst die Gewissheit, dass beim Projekt keine zusätzliche Hangsicherung notwendig und man mit herkömmlicher Flachgründung auskommen würde.
Die Raumwirkung im EG des Wohnhauses ist einfach überwältigend. Und die Farbe Weiß dominiert. Der Fußboden aus hochglänzendem, weißem Polyurethan gegossen, die Küche von Leicht in Schleiflack Weiß, und ringsherum transparente, geraffte Vorhänge vor den raumhohen Glasflächen schaffen eine luftig-leichte Atmosphäre. Kontraste in der Möblierung setzen der von Le Corbusier entworfene Esstisch und die von Mies van der Rohe designten Stühle. Ganz in Grün zeigt sich die Sitzgruppe der jungen Designerin Patrizia Urquiola. Die Entwürfe der Spanierin machten in den vergangenen Monaten international von sich Reden. Mit dieser Zusammenstellung unterschiedlicher Designepochen erzielt der Bauherr eine edle Wirkung. Damit ist aber den Designelementen im Haus noch nicht Genüge getan. Auch farblich ist Design- Ikone Le Corbusier allgegenwärtig. „Drei Farben aus seiner Palette wiederholen sich im gesamten Haus: Weiß, Grün und Pink“, erläutert Heiko Ostmann zur Farbenkombination. So auch in den Badezimmern. Hier ist Le Corbusier noch mit einem weiteren Element seiner Schule präsent. Im Badezimmer der Kinder gibt es ein Fenster in den Wohnraum. Dieser Durchblick diente früher der Dame des Hauses, den idealen Zeitpunkt abzupassen, sich frisch aus dem Bad den Besuchern zu präsentieren. Was die Mädchen wohl daraus machen?
Die Treppe zum Obergeschoss scheint in ihrer aus Metallwinkeln geschweißten und weiß lackierten Leichtigkeit zu schweben. Ein filigranes, einseitiges Geländer dient dem Halt und mit seiner Verankerung im Boden zugleich dem Unterdrücken von Schwingungen auf den Weg nach oben. Hier wartet die nächste Überraschung: Mitten im Schlafzimmer steht eine Badewanne, Design Sir Norman Foster, direkt vor dem einzigen Nordfenster im OG. Wer sich hier entspannt, der genießt den uneingeschränkten Blick auf den Untersee.
Diese Aussicht hat sich das Team von tec Architecture selbst auch gegönnt, als es die Büroräume in die unterste Etage des Komplexes einplante. An allen Arbeitsplätzen inspiriert der freie Blick in die Landschaft zum kreativen Arbeiten. Architektur bezeichnet Heiko Ostmann als Arbeit im Team, das Erfolge gemeinsam feiere und Niederlagen ebenso gemeinsam verarbeite. „Und dies in einer für Architekten sehr spannenden Zeit, in der die Grenzen des Machbaren hin zu extremen Bauformen verschoben werden“, erläutert er. So werde das Büro hin und wieder auch zum Labor, in dem neue Ideen entwickelt und ertüftelt werden.
Dies ist für das weltweit operierende Architekturbüro mit dem Hauptsitz in Los Angeles, das im Jahr 2000 von Sebastian Knorr gegründet wurde, auch Voraussetzung, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Mit Erfolg, wie die Referenzliste von Industriebauten belegt, bei denen auf die Kombination gestalterisch anspruchsvoller Architektur mit innovativen Technologielösungen Wert gelegt wurde.
Modernste Technologie, das lässt sich auch über das in Ermatingen realisierte Energiekonzept sagen. Geheizt und gekühlt wird mittels Erdwärme, die über eine 235 Meter ins Erdreich dringende Tiefenbohrung angezapft wird. Leitungen in Böden und Decken, zu diesem Zwecke eigens nicht gedämmt, transportieren im Winter die Wärme in die Räume. Solarkollektoren liefern zusätzlich warmes Wasser, die Installation von Photovoltaik ist vorbereit. Text: Peter Allgaier
Fotograf: Peter Allgaier, tec Architecture
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