Museum Luthers Sterbehaus von VON M | Museen

Fotograf: Zooey Braun, Stuttgart

Museum Luthers Sterbehaus von VON M | Museen ×
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Fotograf: Zooey Braun, Stuttgart

Museum Luthers Sterbehaus von VON M | Museen ×
Museum Luthers Sterbehaus von VON M | Museen

Fotograf: Zooey Braun, Stuttgart

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Die Aufgabe das Luthersterbehaus in seinem inhaltlichen und kulturellen Profil zu stärken und dabei die bestehenden historischen Gebäude durch einen Neubau zu ergänzen, erfordert Respekt vor dem Original und Mut zur Weiterentwicklung.

Unser Entwurfskonzept für das zukünftige Museumsquartier Luthersterbehaus wird von folgenden daraus resultierenden prinzipiellen Überlegungen bestimmt:

Dem weitestgehenden Erhalt des Luthersterbehauses und dessen Rückführung in den Zustand von 1868 und 1894, um den musealen Charakter des Gebäudes stärker herauszuarbeiten, die damit verbundene Verlagerung aller Funktionsräume in den Bereich des Neubaus, um einer weiteren Abnutzung des historischen Gebäudes entgegen zu wirken.

Dem Entwickeln eines signifikanten Rundganges durch das Sterbehaus, ergänzt durch räumlich differenzierte Bereiche im Neubau des Museumsquartiers und durch einen Bereich für Aussenausstellungen in Form des Museumshofes und der Terrasse im OG.

Dem Schaffen von funktional und räumlich flexiblen Bereichen, die sowohl autark als auch in Kombination untereinander und mit dem Bereich der Dauerausstellung genutzt werden können.

Der behutsamen Einbindung des Neubaus in das Ensemble durch das Ausformulieren von differenzierten Baukörpern mit einer an den Bestand angepassten Höhenentwicklung und Materialität.

Sowie der räumlichen und thematischen Anbindung des Quartiers an den Lutherweg über die neu gestaltete öffentliche Parkanlage des Vikariatsgartens.


Städtebau

Das neue Gebäude definiert mit seiner Lage den Übergang vom öffentlichen Bereich des Vikariatsgartens zum Innenhof des Museumsquartiers Luthersterbehaus.

Durch die Beschränkung der Baumassnahme auf den Bereich der ehemaligen Schule und deren begrenzenden Mauern entsteht ein grosszügiger Freibereich in Ost - West Richtung.

Die der verschiedenen Funktionen des Gebäudes folgende, differenzierte Kubatur nimmt den heterogenen Charakter der benachbarten Bebauung auf. Die Höhenentwicklung des Neubaus liegt unterhalb der bestehenden Baukörper, so dass sowohl das Sterbehaus als auch die den Hof dominierende Eiche vom Vikariatsgarten aus sichtbar bleiben.


Aussenraum

Den öffentlich zugänglichen Vikariatsgarten sehen wir als unkomplizierte und grosszügig gestaltete wiesenartige Parkfläche. Die vorhandenen Mauern werden weitestgehend erhalten und wenn nötig schonend saniert. Die auf dem Grundstück befindlichen Ruinen werden gesichert und in die thematische Bespielung des Gartens integriert.

Der Hauptzugang zum Museumsquartier erfolgt vom Lutherweg aus über den Vikariatsgarten. Auf einem wassergebundenen Weg gelangt man zum Haupteingang des Museumsquartiers.

Die charaktergebenden Elemente des introvertierten Hofes werden erhalten und gestärkt. Die grosse Eiche bildet nach wie vor den Mittelpunkt der Freifläche, die Begrünung der Wandflächen des Kaufhauses aus der Gründerzeit bleibt ebenfalls erhalten. Das ehemalige Toilettenhäuschen dient nach seiner Entkernung als Werkraum für die Museumspädagogik.


Konzept

Um den Anforderungen an Infrastruktur und räumlicher Grosszügigkeit des erweiterten Museums gerecht zu werden, wird ein neuer Eingangsbereich mit allen notwendigen Funktionsräumen im Neubau des Quartiers angeordnet.

Vom Vikariatsgarten aus gelangt der Besucher in das vorgelagerte Foyer, welches mit Kasse, Museumsshop sowie Garderobe und weiteren Nebenräumen in unmittelbarer Nähe offen und übersichtlich wirkt und als Dreh- und Ausgangspunkt für die Erschliessung der weiteren öffentlichen Bereiche des Museums dient:


Dauerausstellung / Sterbehaus

Die als Rundgang konzipierte Dauerausstellung führt den Besucher mit wechselnden Raumeindrücken sowie Ausblicke auf den Innenhof und den Vikariatsgarten durch die verschiedenen Themen des Sterbehauses.

So gelangt man zunächst im Erdgeschoss in zwei in Ihrer Abmessung eher intim gehaltenen Räume, die die Themen Luthers Tod und dessen Theologie behandelt.

Von dort geht es über einen dem Hof zugewandten Glasflur in den Kernbereich der Ausstellung: das Luthersterbehaus.

Die kabinettartig aneinander gereihten Räume des Erdgeschosses widmen sich den Legenden Luthers im Allgemeinen, sowie der Legende „Sterbehaus“ im Speziellen.

Weiter über den Wendelstein erreicht man nun die historischen Räume Schlaf-, Sterbe- und Verhandlungszimmer im Obergeschoss. Noch eindeutiger als im Erdgeschoss wird das Haus nun selbst zum musealen Ausstellungsstück.

Nach Verlassen des Verhandlungszimmers betritt der Besucher einen, im Vergleich zu denen im Sterbehaus befindlichen kleinen Zimmern, flexibel bespielbaren Raum in dem das Nachleben Luthers und dessen Einfluss auf reformatorische Kunst behandelt werden können.

Der hier endende Rundgang kann bei Bedarf durch die ebenfalls im Obergeschoss befindliche Sonderausstellungsfläche erweitert werden, um danach zurück ins Foyer des Erdgeschosses zu führen.


Sonderausstellung / Veranstaltung

Die Sonderflächen sind im Gegensatz zu den Räumen der Dauerausstellung als grosszügige und stützenfreie Flächen konzipiert, die je nach Bedarf kombiniert und durch flexible Möbel oder Ausstellungswände bespielt werden können.

Im Erdgeschoss kann sowohl der Multifunktionsraum direkt vom Foyer erschlossen werden.
Die Lage des Multifunktionsraumes bermöglicht zudem die Öffnung hin zum Vikariatsgarten, der in Teilen als Freifläche für Veranstaltungen genutzt werden kann.

Weitere Flächen für Sonderausstellungen befinden sich im Obergeschoss. Neben zahlreichen Ausstellungsmöglichkeiten kann die von einer Betonrippendecke überspannte Fläche durch eine über dem Foyer befindliche, dem Quartierhof zugewandte Terrasse nach Aussen erweitert werden.


Museumspädagogik

Neben dem Veranstaltungsraum steht der Museumspädagogik ein Werkraum im ehemaligen WC Häuschen im Hof zu Verfügung.


Konstruktion und Gestalt

Die Gestaltung soll vom Umgang mit Licht, großzügigen differenzierten Räumen, klaren Strukturen, Reduktion und Disziplin in Verbindung mit sensibler Detailgestaltung bestimmt sein und lautes formales Gehabe vermeiden.

Das Luthersterbehaus wird weitestgehend erhalten und durch restauratorische Maßnahmen möglichst in den Zustand von 1868 und 1894 zurückgeführt.

Der Neubau spricht eindeutig eine eigene und moderne Sprache. Allerdings kommuniziert er durch Gliederung und Materialität mit den ihn umgebenden Altbauten.

Die erste Schicht der Aussenwände wird konsequent mit hellen grau - beigen Backsteinen im wilden Verband gemauert. Der in seiner Farbe an die Steine angeglichene Fugenmörtel homogenisiert die Wirkung der Textur der Steine. Das Gebäude kann so zwischen den Mauerwerksbauten und Putzoberflächen in seiner Umgebung vermitteln und fügt sich so selbstverständlich in diese ein.

Im Innenbereich dominieren die durch Kerndämmung vom Mauerwerk getrennten hell - beigen Sichtbetonwände und erzeugen eine ruhige zurückgenommene, dennoch helle und freundliche Atmosphäre

Die teilweise weit spannenden Decken werden als Betonrippendecken in Fertigteilbauweise realisiert. Dies stellt in Bezug auf die vorhandenen Spannweiten, die wirtschaftlichste Lösung dar. In Bereichen mit geringerer Spannweite werden dagegen konsequent Flachdecken eingesetzt. Die grosse Oberfläche der Rippendecken führt zu einer weiteren Verbesserung der ohnehin guten Speicherkapazität und der damit verbundenen klimatischen Trägheit des Bauwerks. Eine Anordnung der erforderlichen Technik ist problemlos und optisch unauffällig zwischen den Rippen der Decke möglich.

Die neuen Räume des Museums sollen vor allem ruhiger und unaufdringlicher Hintergrund für die dort gezeigten Ausstellungen sein. Im ganzen Gebäude wird die Gestaltung von folgenden Grundmaterialien bestimmt: Stahlbeton, unbehandeltes oder weiss geöltes Eichenholz als Bodenbelag im Foyer und in den Ausstellungsbereichen sowie für die notwendigen Möbeleinbauten und Türen.


Ausstellungstechnik

Die unterschiedlichen, teilweise offen miteinander verbundenen Ausstellungsbereiche erlauben vielfältigste Ausstellungsorganisationen und unterschiedliche Tages- und Kunstlichtszenarien.

Innere Behänge als Vorhänge ermöglichen die individuelle Regulierung des Aussenbezuges und des Lichteinfalls.

Die erforderlichen Beleuchtungsstärken auf den Wandflächen und Exponaten werden über eine diskrete Grundbeleuchtung und unauffällig integrierte Lichtschienen mit akzentuierenden Spots erzielt.

Die Versorgung mit Strom und anderen Medien erfolgt über Bodensteckdosen oder Bodentanks, die - in einem gleichmässigen Raster über die Flächen eingeteilt - für möglichst grosse Flexibilität sorgen.

Preise: Auszeichnung Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt

Besonderheit: UNESCO Weltkulturerbe

Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt

VON M, Stuttgart - Myriam Kunz, Dennis Mueller, Matthias Siegert

Silke Hänssler, Christoph Patzelt, Grit Ruschinzik, Silke Schreier, Sabrina Fliegerbauer, Kristin Weinrich, Antonia Blaer, Charlotte Eller

Site management: agn, Halle

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Fotograf: VON M / Dennis Mueller

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