Das Innenarchitekturbüro Kinzo spricht über sein neuestes Projekt in Berlin für den Suhrkamp-Verlag, und darüber, wie man den Erfolg eines Projektes nicht an seiner Instagrammability misst.

Kinzo, das 2005 von Chris Middleton, Karim El-Ishmawi und Martin Jacobs gegründete Berliner Architekturbüro, kann in seinen Kunden lesen wie in einem offenen Buch – alles andere als unpassend, wenn es, wie bei ihrem jüngsten Kunden, um den Suhrkamp Verlag geht. Ein tiefes Verständnis für die individuellen Bedürfnisse des Kunden zu entwickeln ist der Schlüssel zur Kinzo-Philosophie und zu ihrem ganzheitlichen Ansatz in der Innenarchitektur und im Design. Wir sprachen mit zweien der Gründer, Chris und Karim, über das Suhrkamp-Projekt im Herzen Berlins sowie über ihre Gedanken zur Zukunft der Bürogestaltung.


Sie haben kürzlich ein Projekt für den neuen Hauptsitz des Suhrkamp Verlags in Berlin abgeschlossen. Was war das Ziel des Auftrages?

Der renommierte deutsche Suhrkamp Verlag war auf der Suche nach einem Raumkonzept, das die Identität des Verlags widerspiegelt. Das Projekt verlangte eine massgeschneiderte Lösung, die einfach und elegant ist, aber gleichzeitig ein kleines Budget berücksichtigt und Platz bietet für 135 Mitarbeiter und Tausende von Büchern.

Was waren die grössten Herausforderungen bei diesem Projekt – sowohl vorhersehbare als auch unvorhersehbare – und wie haben Sie sie gelöst?

Eine der grössten Herausforderungen war es, Tausende und Abertausende von Büchern zu integrieren. Unsere Vision war ein Haus, das auf mehrstöckigen, aufeinandergestapelten Volumen statt auf Wänden und Säulen ruht. Die Bücher sollten als emotionale und atmosphärische Bausteine die tragende Struktur bilden und gleichzeitig das tägliche Arbeitsinstrument sein. Dementsprechend mussten Regale gebaut werden, viele Regale – diese mussten fast jeden freien Platz an den Wänden ausfüllen und sie gleichzeitig ersetzen.


"Für uns geht es bei Projekten weniger um ihre Instagrammability als um ein tiefes Verständnis unserer Kunden"


Doch wie konnte Suhrkamps riesige Büchersammlung auf der begrenzten Wandfläche genügend Platz finden? Ein neues Konzept für den gesamten Bauplan gab die Antwort: Kinzo teilte den Grundriss auf und liess die Wände in Form eines Zickzacks, wie eine innere Fassade, durch die sechs Stockwerke des Gebäudes schlängeln. Diese Idee schaffte nicht nur mehr Wandfläche und damit ausreichend Regalfläche, sondern optimierte gleichzeitig die Fläche der Räume und schuf kleine Nischen – nutzbar für alle Mitarbeiter als Rückzugsräume für spontane Besprechungen, Kommunikationsinseln, Think Tanks oder Telefonkabinen.

Welche aktuellen Trends in der Bürogestaltung begeistern Sie am meisten?

Offen gesagt, wir sind recht vorsichtig mit Trends. Für uns geht es bei Projekten weniger um ihre Instagrammability, weniger um #newwork und mehr um ein tiefes Verständnis unserer Kunden, ihrer individuellen Kultur und der Nutzer. Design sollte kein Selbstzweck sein – unser Ansatz ist ein ganzheitlicher.

Fotos: © Sebastian Dörкen

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