Material Tendencies: Alain Gilles
Text von Anita Hackethal
Berlin, Deutschland
14.11.16
Nach fünf Jahren Arbeit im Finanzwesen entschied Alain Gilles sich dafür, seiner echten Leidenschaft zu folgen und zurück nach Frankreich zu gehen, um Industriedesign zu studieren.
Alain Gilles - Foto © Architonic / Anita Hackethal
Alain Gilles - Foto © Architonic / Anita Hackethal
×Architonic sprach mit dem belgischen Designer über sein zweites Leben und die Gemeinsamkeiten zwischen Finanzen, Politikwissenschaften und Design.
Alain Gilles: An einem bestimmten Punkt war es offensichtlich, dass das, was ich wirklich tun wollte Design war. Internationales Finanzwesen hatte einfach nichts mit mir zu tun. Aber es gibt Gemeinsamkeiten zwischen beiden Bereichen. Beim Design geht es auch darum, die Gesellschaft zu verstehen und Tools zu kennen, um die Bedürfnisse der Leute zu analysieren.
Kannst du etwas zu Deinem ersten Stuhl "Buzzifloat" sagen, der hier auf der Orgatec präsentiert wird?
Wenn Leute über Design sprechen sagen sie scheinbar immer, dass du einen Stuhl entwerfen musst. Nach acht Jahren hat der Stuhl mich endlich erwischt. Auch für Buzzispace war es der erste Stuhl. Er ist sehr grafisch und schlicht. Wir haben ein minimale Menge an Material verwendet, sodass der Designprozess viel Finetuning benötigte, um strukturelle Stärke und Komfort zu erreichen. Mein Ziel ist es, Produkte zum Leben herzustellen, die ihre Funktionalität nicht verlieren.
Welches Material würdest Du wählen, wenn Du Dich für die nächsten drei Jahre auf ein einziges beschränken müsstest?
Ihr würdet mich umbringen! (lautes Gelächter.) Ich will in der Lage sein, verschiedene Materialien zu erforschen und sie auch zu mischen. Also, nein, ich möchte mich nicht beschränken. Ich würde vielleicht natürliche Materialien wählen. Etwas, das ausreichend menschlich ist. Ich mag die Realität von Dingen, die haptische Qualität echter Materialien.
Würdest Du sagen es gibt eine Tendenz zu natürlichen Materialien?
Die Techniken haben sich weiterentwickelt, also schauen sich Designer bestimmte Materialien anders an. Wir tendieren dazu, die sogenannten alten Materialien zu vergessen. Es ist genauso wie mit bestimmtem Gemüse: altmodisches Gemüse feiert gerade ein Comeback. Es ist nicht, dass es alt ist, aber wir hatten es einfach nicht mehr auf dem Schirm. Das heisst nicht, dass neue Materialien besser sind. Ich denke wir sollten das beste aus beiden Welten kombinieren. Eine gute Kombination wäre z.B. transparenter Kunststoff, der fast wie Glas aussieht, kombiniert mit Holz.
Welches Material würdest du sagen ist in Vergessenheit geraten?
In Kortrijk haben wir gerade einen Sessel und einen kleinen Tisch aus Rattan präsentiert. Dieses geflochtene Material wurde als etwas altbackenes angesehen, aber mit dem Vintage-Trend kam es zurück. Ich liebe Vintage, aber meine Aufgabe als Designer ist es nicht, Vintage-Stücke zu entwerfen. Ich denke mit dieser Kollektion ist es uns gelungen, verschiedene Materialien zu kombinieren und etwas neues und frisches zu kreieren.