Die Arbeiten des Londoner Designstudios Doshi Levien zeigen die Vereinigung verschiedener Welten - das Zusammenbringen kultureller Vielfalt und das Zusammenspiel zwischen Industriedesign und traditioneller Handwerkskunst.

Nipa Doshi und Jonathan Levien - Foto © Architonic / Anita Hackethal

Material Tendencies: Doshi Levien | Aktuelles

Nipa Doshi und Jonathan Levien - Foto © Architonic / Anita Hackethal

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Stets neugierig über die Materialwahl der Designer, hat Architonic Nipa Doshi und Jonathan Levien kürzlich in Stockholm getroffen, wo sie eine architektonisch inspirierte Kampagne „Material Interventions“ für die neue Kollektion des schwedischen Herstellers für Vinylbodenbeläge Bolon präsentierten.

Nipa Doshi: Wir haben den Vinylbodenbelag mit anderen Materialien kombiniert, wie beispielsweise Marmor, Holz, Stein, Messing, Terrazzo und Beton, auf die gleiche Art und Weise, wie es Architekten bei ihren Bauprojekten handhaben. Wir wollten den Blick für die visuellen Möglichkeiten des Materials öffnen. Materialien gehören zu den prägendsten Elementen in einem Raum. Die Wahl eines bestimmten Materials oder einer Farbe kann die Identität und Atmosphäre eines architektonischen Raumes vollständig verändern.

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Video © Architonic

Installation der neuen Kollektion "Bolon By You" für Bolon, 2016

Material Tendencies: Doshi Levien | Aktuelles

Installation der neuen Kollektion "Bolon By You" für Bolon, 2016

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Jonathan Levien: Bolon hat ein Design-Tool entwickelt, welches den Designern ermöglicht, mit einer Auswahl von sechs verschiedenen Mustern und 48 Farben, eigene Kombinationen und massgeschneiderte Bodenbeläge zu erstellen. Also gibt es ungefähr 290 Möglichkeiten, wenn man die Kettrichtung mit der Schussrichtung multipliziert. Man kann das Bolonmaterial als Boden- oder architektonisches Material wahrnehmen.

Nipa: Als textiles Material zeigt es viel Tiefe. Ich finde, dass die meisten Architekten und Designer tatsächlich nicht richtig wissen Textilien zu verwenden, weil es sehr oft der letzte Aspekt im Designprozess ist. Das gehört eher zum Bereich des Innenarchitekten. Seitdem jedoch die meisten Büros immer mehr Hotels und Eigenheimen ähneln, sind auf einmal viel mehr Textilien in Arbeitsbereichen vorzufinden. Textilien spielen im Architekturbereich eine immer grössere Rolle. Sie werden als Vorhänge verwendet, als Wände zur Schallisolierung, Teppiche, als Bezugsstoffe und für Bodenbeläge.

My Beautiful Backside für Moroso, 2008

Material Tendencies: Doshi Levien | Aktuelles

My Beautiful Backside für Moroso, 2008

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Welche Art von Textilien gefällt dir besonders?

Nipa: Ich würde definitiv gewebte Strukturen sagen. Ich persönlich mag Textilien mit einem gewissen metallischen Element. Und ich mag Innenausstattungen, bei denen verschiedene Strukturen und Materialien kombiniert sind. Beispielsweise blickdichte Stoffe zusammen mit äusserst technischen Textilien und vielleicht etwas uriges mit harten Materialien, die die Struktur betonen.

Rabari für Nanimarquina, 2014

Material Tendencies: Doshi Levien | Aktuelles

Rabari für Nanimarquina, 2014

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Wenn du dich für die nächsten drei Jahre auf ein einziges Material beschränken müsstest, welches würdest du wählen?

Jonathan: Für mich ist immer die Kombination von Materialien und die Mischung verschiedener Eigenschaften interessant. Im Studio verwende ich sehr viel Pappkarton, weil es mir viel Gestaltungsfreiheit ermöglicht. Es ist extrem verformbar. Ich schneide es, falze es und verwandle dieses ziemlich minderwertige, eigentlich fast schon charakterlose Material in eine plastische, bildnerische Form. Ich würde nicht sagen, dass es endgültiges Material für einen Raum sei, aber es gibt mir viele Möglichkeiten bei dem Gestaltungsentwurf. Perfekt für Prototyping.

Shanty für BD Barcelona, 2014

Material Tendencies: Doshi Levien | Aktuelles

Shanty für BD Barcelona, 2014

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Gibt es Materialtrends?

Nipa: Ja, leider gibt es einige. Ich denke, dass Trends im Designbereich nicht wirklich funktionieren, denn ein Objekt sollte über längere Zeit beständig bleiben. Für mich ist der Werdegang eines Projektes viel interessanter zu beobachten. Welche Auswirkungen hat ein Material über einen bestimmten Zeitraum, wie entwickelt es sich. Hat es eine längere Lebensdauer? Ist es etwas, das mir auch in fünf Jahren noch gefällt?

Charpoy für Moroso, 2007

Material Tendencies: Doshi Levien | Aktuelles

Charpoy für Moroso, 2007

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Jonathan: Ich denke, dass es definitiv vor kurzem einen Trend gab, bei dem das Material der Protagonist des Designs war, wobei die Form vielleicht eine kleinere Rolle gespielt hat. Ich habe viele geometrische Kompositionen von Materialien gesehen - Metalle, Marmor, Seide. Sehr wesentliche Materialien, die Authentizität ausdrücken. Ich habe das Gefühl, dass es manchen Designobjekten an Substanz fehlt und an Langlebigkeit mangelt, was wiederum durch Form und durch komplexere Verwendung von Materialien vermittelt wird.

Paper Planes für Moroso, 2010

Material Tendencies: Doshi Levien | Aktuelles

Paper Planes für Moroso, 2010

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Impossible Wood für Moroso, 2012

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Impossible Wood für Moroso, 2012

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Almora für B&B Italia, 2014

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Almora für B&B Italia, 2014

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Uchiwa Lounge chair für HAY, 2014

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Uchiwa Lounge chair für HAY, 2014

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Lesen Sie auch die kommenden Berichte zum Thema „Material Tendencies“ – mit spannenden Überlegungen bekannter Designer zum Thema Materialien. Wir freuen uns diese als Fortsetzung unserer Architonic Trend Analysis Serie mit Ihnen zu teilen.

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