Material Tendencies: Eugeni Quitllet
Text von Anita Hackethal
Berlin, Deutschland
26.01.16
Eugeni Quitllet beschreibt sich selbst als „Disoñador” - ein Begriff, der sich aus den spanischen Worten für Designer und Träumer zusammensetzt. Beim Entwerfen von Möbelstücken und Designobjekten ist er bestrebt in neue Dimensionen einzutauchen. Er glaubt, dass Objekte immer etwas Magisches ausstrahlen sollten.
Eugeni Quitllet - Foto © Architonic / Anita Hackethal
Eugeni Quitllet - Foto © Architonic / Anita Hackethal
×Eugeni Quitllet wurde der Titel „Maison&Objet Designer des Jahres“ für die Paris-Ausgabe im Januar 2016 verliehen. Architonic hat mit dem katalanischen Designer über seine neuesten Werke gesprochen, die in einer Einzelausstellung auf der Messe präsentiert wurden.
Bitte beschreibe die Installation „From one-off piece to infinity” hier auf der M&O in Paris.
Der „Dream Catcher“ ist eine Art Selbstportrait. Ich stelle mir vor, wie ich auf dem Stuhl liege während ich auf den spiralförmigen Ring schaue und mich in dessen inneren Kreis voller endloser Inspirationen verliere. Auf gewisse Weise scheint der Kreis meine Träume einzufangen. Die Installation vermittelt das Gefühl, man befände sich in einem Raumschiff.
'Dream Catcher' Installation auf der M&O Paris 2016 - Foto © Eugeni Quitllet
'Dream Catcher' Installation auf der M&O Paris 2016 - Foto © Eugeni Quitllet
×Bitte erzähle uns mehr über den Prozess und die Materialien, die verwendet wurden.
Das Projekt war eine Zusammenarbeit mit Alex Rasmussen der Firma Neal Feay. Das Neal Feay Studio in Santa Barbara ist seit mehreren Jahrzehnten auf eloxiertes Aluminium spezialisiert. Die CNC-gefertigten Teile entstehen aus einem monolithischen Block aus Aluminium. Mit dem digitalen Entwurf als Vorlage, arbeitet sich der Roboter Stück für Stück seinen Weg durch das Material und lässt somit allmählich die Schönheit des rohen Materials erscheinen. Durch die minimalen Bewegungen der Maschine entstehen kleine Mikrowellen auf der Oberfläche. Sie erinnern an Wellen, die bei Vibrationen auf der Wasseroberfläche entstehen. Diese Struktur bildet die Haut des Stuhles. Es scheint als würden kleine Spiegel den umgebenden Raum reflektieren. Es ist natürlich und zugleich synthetisch.
Die verdrehte Form des Möbius Rings stellte eine ziemliche Herausforderung dar, eine weiche Bewegung auf dessen Oberfläche beizubehalten, denn wir mussten das Objekt mehrfach manuell drehen, sodass der Roboter seinen vorgegebenen Parcours fliessend ablaufen konnte. Die aus Aluminium gefertigten Teile werden anschliessend in eine blaue, eloxierte Flüssigkeit eingetaucht – ein Prozess, der dem Material Widerstandsfähigkeit und diese wunderschöne blaue Farbe verleiht.
Welche Materialien bevorzugst du beim Entwurf deiner Arbeiten?
Ich mag es, mit allen möglichen synthetischen Materialien zu arbeiten, die für die Spitzentechnologie geeignet und stark mit industriellen Prozessen verbunden sind. Ich wähle Materialien, die die Sinnlichkeit von Formgebung und Gestaltung reflektieren – Plastik und Aluminium zum Beispiel. Wenn ich ein Objekt entwerfe, erkunde und teste ich die Grenzen des Materials bis zu dem Punkt, an dem man schliesslich kaum noch versteht, wie es möglich war es herzustellen. Für mich gibt es in Sachen Materialien keine Grenzen.
Dream Tools Schreibtisch-Accessoires für Lexon, 2015
Dream Tools Schreibtisch-Accessoires für Lexon, 2015
×Neben der Installation zeigst Du auch eine Auswahl von neuen Werken. Viele davon sind aus Plastik gefertigt.
Ich mag Plastik. Es passt zu der heutigen schnelllebigen Gesellschaft. Plastik ist kein ökologisches Material, aber ich versuche dessen Qualität auf ein bestimmtes Level zu bringen, dass ein Langzeit-Produkt entsteht. Plastik wird sich natürlich und nachhaltig entwickeln, zu etwas Stärkerem und Besserem, um seine Schönheit zu bewahren. Es kann so verarbeitet werden, dass es ähnlich wie Kristall wirkt. Ich mag auch Glas. Ich bin gerade in der Endphase eines Projektes mit Glas, für das ich nach einer magischen Transparenz suche, jedoch auf sehr industrielle Art. Glas ist sehr hitzebeständig und kann zum Kochen verwendet werden, was es neben der Tatsache, dass es aus Sand besteht, menschlicher erscheinen lässt.
Ich mag es, technische Materialien zu domestizieren und ihnen ein Stück weit eine Seele zu verleihen – sie sozusagen zum Leben zu erwecken. Holz lebt bereits. Seine Lebenskraft kommt direkt aus der Kraft der Natur. Bei Plastik muss man diese Art von Intelligenz hinzufügen, um eine bestimmte Ebene zu erreichen. Es ist eine unmittelbare Energie, die ich durch Materialien übertrage.
Wenn du ein Material wählen müsstest, mit dem du die nächsten drei Jahre arbeitest, wäre es Aluminium?
Ich werde definitiv weiter mit Aluminium arbeiten, da ich dieses Material mehr erkunden möchte. Es ist so vielseitig einsetzbar und lässt sich auch gut modifizieren. Es ist flüssig und hart zugleich. Man kann es entweder einpressen, wie im Verfahren mit Plastik, oder man kerbt es wie einen Stein, ähnlich wie es Michelangelo einst mit Marmor getan hat. Mir gefällt auch die Tatsache, dass man kein Material verliert. Die Aluminiumspäne, die beim CNC Prozess entstehen, werden in der Fabrik gesammelt und wiederverwertet. Bei einem Objekt, wie dem Stuhl für die Installation, sind es 75% „Abfall“ des Aluminiumblocks, die jedoch wiederverwendet werden.
Wall Street Stuhl und Mari-Sol Tisch für Vondom, 2014
Wall Street Stuhl und Mari-Sol Tisch für Vondom, 2014
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