Material Tendencies: Front

Architonic traf Sofia Lagerkvist und Anna Lindgren auf der Stockholm Furniture & Light Fair 2016, um mehr über ihre Leidenschaft für das Experimentieren mit verschiedenen Materialien und der Entdeckung neuer Technologien zu erfahren.

Wenn ihr die nächsten drei Jahre nur mit einem Material arbeiten könntet, welches wäre es?

Anna Lindgren: Ich finde es interessant, Materialien ausserhalb der klassischen Designwelt zu entdecken. Wir durchbrechen jedoch auch gern die Grenzen eines bereits bekannten Materials – beispielsweise Holz oder Keramik. Der Grossteil unserer Designprojekte ist auf Technologie und Materialien ausgerichtet. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Materialien und experimentieren und kombinieren gern verschiedene Techniken. Wenn unterschiedliche Professionen aufeinandertreffen, kann man grossartige Resultate erreichen.

Sofia Lagerkvist: Wir versuchen ein eher überraschendes, unerwartetes Ergebnis zu erzielen. Es muss sich hierbei nicht unbedingt um eine neue Technologie handeln, es könnten genauso gut neue Eigenschaften innerhalb eines schon bekannten Materials sein. Ein gutes Beispiel sind unsere Lautsprecher aus Glas, die einer Kristallvase ähneln.

Anna: Es ist mittlerweile schon 10 Jahre her, dass wir die Sketch furniture (Skizzen-Möbel) entworfen haben. Wir haben eine Methode entwickelt, die uns ermöglichte, freie Handskizzen zu materialisieren. Die Bewegungen, der in die Luft gezeichneten Pinselstriche, wurden durch Motion Capture digital erfasst. Aus den dreidimensionalen Daten werden durch Rapid Prototyping gefertigte Möbelstücke hergestellt. Diese Methode ist für uns immer noch sehr interessant und mittlerweile weit fortgeschritten. Jetzt kann man mit verschiedenen Materialien dreidimensional drucken – Metall, Keramik, Plastik etc.

Mit der “Surface Tension Lamp” für die niederländische Designfirma Booo hat Front eine sich konstant verändernde Leuchte entworfen, die sich flüchtig verändernde Lampenschirme mit einer langlebigen LED Lichtquelle kombiniert. Während der ganzen Lebensdauer der LED, entstehen 3 Millionen verschiedene Formen von Lampenschirmen.

Transparenz und Schärfe bestimmen die, für den skandinavischen Leuchtenhersteller Zero entworfenen, “Plane” Leuchten. Der Strukturbestandteil der Steh- und Hängeleuchte basiert auf einem einfachen Aufbau von Metalldrähten gekrönt von einer flachen Lichtquelle.

Gibt es ein Material, das ihr nicht verwenden würdet?

Anna: Ich wollte gerade Essen sagen, aber wir haben auch schon Eiskrem entworfen. Wenn die Herstellungstechnik nicht umweltfreundlich oder ungesund ist, dann würden wir das daraus resultierende Material nicht verwenden.

Sofia: Es gibt ein Thema das mir gerade in den Sinn kommt, welches wir gespannt erforschen: das Erstellen von Materialien durch biologische Prozesse mit Hilfe von Bakterien oder wachsenden Mikroben, Materialien, die aus einem komplett anderen Bereich kommen. Manchmal ist der Prozess wichtiger als das eigentliche Material. Auch Textilien sind ein sehr interessanter Bereich bei dem sich in der Forschung einiges tut. Es gibt heutzutage auch Textilien die von Bakterien hergestellt werden.

Leicht psychedelische Illusionen: Zwei grobe Holzplanken verwirren die Sinne und beeinträchtigen die Wahrnehmung. Das Holz ist weich und lediglich der Effekt eines super-realistischen Digitaldrucks. Unter der Hülle befindet sich unterschiedlich dichter Schaum, während der Rahmen aus echtem Holz besteht und die Füsse aus Kiefernsperrholz hergestellt sind.

Die neue Front-Kollektion für Eco Wallpaper besteht aus neun Tapeten mit verschiedenen skizzierten Mustern und Schatten auf weissem Hintergrund, welche eine räumliche Illusion und Tiefe erzeugen. Das quadratische Muster (Darstellung unten) stammt von mehreren Blättern Papier, die an die Wand gepinnt zu sein scheinen.