Material Tendencies: Karim Rashid
Text von Anita Hackethal
Berlin, Deutschland
04.05.16
Ob es ein Architekturprojekt, ein Produkt, ein Modeartikel oder eine Grafik ist, Karim Rashids Arbeit ist unverkennbar. Ein Reich an leuchtenden Farben und organischen Formen.
Karim Rashid - Foto © Architonic / Anita Hackethal
Karim Rashid - Foto © Architonic / Anita Hackethal
×Der in New York ansässige Designer sprach mit uns über seine demokratische Materialwahl und gestattete uns einen kleinen Einblick in seine vielseitige Welt.
Würdest du ein paar Worte über die Chaise Longue für RIVA sagen, die du hier in Mailand präsentierst?
DUSK ist ein fliessend organisches Objekt, eher ein bisschen wie eine Skulptur, aber dennoch absolut bequem. RIVAs Tradition und die Schönheit dessen, was sie tun, liegt in einer bestimmten Art der Bearbeitung und Formung massiver Holzblöcke - wunderschönes Holz. Die Holzblöcke bringen eine gewisse Grösse mit sich, also habe ich zwei Stücke miteinander verbunden. Ich wollte beim Zusammenfügen keine Naht im Holz, zwei separate Einzelstücke mit einer einfachen Verbindung erschien mir ehrlicher. Die Schönheit des Objekts liegt meiner Meinung nach darin, dass es so rudimentär ist. Der spezielle Verbrennungsprozess, mit dem das Holz behandelt wurde, verursacht diese groben Risse. Der Alterungsprozess des Holzes zeigt sich schwarz auf schwarz. Ich finde das sehr elegant.
Wenn du dich für deine Arbeit in den nächsten drei Jahren auf ein einziges Material beschränken müsstest, welches würdest du wählen?
Karim Rashid: Ich arbeite mit jedem Material. In den letzten 30 Jahren habe ich mit Glas, Keramik, Plastik und verschiedenen Legierungen gearbeitet. Wenn ich jedoch nur noch ein Material zur Verfügung hätte, würde ich entweder zuckerrohrbasiertes Polypropylen vorziehen, das kein Erdöl benötigt, oder ein biologisch abbaubares Polymer.
Warum die zuletzt genannten Materialien?
Da gibt es drei Kriterien: eines ist Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Ich bevorzuge Materialien, die recycelt und leicht zu entsorgen sind. Des weiteren sollten Werkstoffe preiswert und demokratisch sein, um sie vielen Menschen zugänglich zu machen. Kunststoff ermöglicht meinen Designs eine höhere Reichweite auf dem Markt. Ausserdem ist es ein Material mit phänomenalen Eigenschaften. Es ist haltbar, formbar und es kann auch ziemlich bequem sein. Das dritte Kriterium ist die Verarbeitbarkeit. Man hat mit Polymer viele Möglichkeiten, die mit anderen Materialien einfach nicht umsetzbar sind. Ich würde auch sehr gern mit nano-technologischen Flüssigkristallpolymeren experimentieren. Das Material ist noch nicht wirklich erhältlich. Es ist ein sehr technologisches Produkt, fast wie eine Haut, die Bilder darstellen kann - eine ultradünne Schicht, die Energie abgeben könnte, heizen, kühlen, die Farbe wechseln usw.. Die Kosten dafür sind aktuell aber so exorbitant, dass es definitiv kein sehr demokratisches Material ist.
Wenn Du bei einem Projekt freie Hand hast, worüber machst du Dir zuerst Gedanken, die Form oder das Material?
Man ist niemals wirklich frei. Wenn du ein Künstler bist kannst du frei entscheiden, mit welchen Prozessen du welches Material behandelst; du kannst machen was du willst. Design ist eher eine Art kommerzielle Kunst. Die Vorgaben des Kunden schaffen einen Rahmen. Um ein guter Designer zu sein muss man die Unternehmenskultur deines Auftraggebers wirklich verstanden haben. Man entwirft etwas, dass der DNA des Unternehmens entspricht. In dieser Hinsicht ist Design ein sehr kollaborativer Akt. Es geht darum das Fachwissen eines Unternehmens, dessen Kulturerbe, seine Geschichte, seinen Markt und dich selbst in einem Produkt zusammenzuführen. Ich versuche immer, in meiner Arbeit ein gewisses Mass an Originalität zu realisieren, ob es sich um ein neues Material, ein neues Herstellungsverfahren, eine neue Form, eine neue Nachricht oder Möglichkeit handelt.