Material Tendencies: Konstantin Grcic
Text von Anita Hackethal
Berlin, Deutschland
17.09.16
Wohlbekannt für seine akkurate Sorgfalt und formale Strenge im Gestaltungsprozess, verkörpern die Arbeiten von Konstantin Grcic hauptsächlich Schlichtheit und Funktionalität.
Konstantin Grcic - Foto © Architonic / Anita Hackethal
Konstantin Grcic - Foto © Architonic / Anita Hackethal
×Im Interview mit dem gelernten Tischler und Industriedesigner aus München, erfahren wir mehr über seine Leidenschaft für Designgeschichte, Materialien und Entwicklungsprozesse.
Wenn Du die kommenden drei Jahre nur ein Material verwenden dürftest, für welches Material würdest Du dich entscheiden?
Ich finde Stahl spannend, da es ein vielseitiges Material ist und in diversen Prozessen unterschiedlich verarbeitet werden kann. Zudem ist es ein Material, welches das moderne Möbeldesign mitbestimmt hat, beispielsweise durch die ersten Stahlrohrmöbel in den 20er Jahren. Ausserdem ist Stahl eine Ressource, die noch sehr verfügbar ist und eine Verhältnismässigkeit zu dem hat, was Möbel sind. Stahl hat auch immer diesen industriellen Charakter.
Zu welchem Zeitpunkt im Designprozess kommt die Entscheidung für das zu verwendende Material? Und was kommt zuerst – die Form oder das Material?
Konzepte entstehen sehr oft auf Basis eines Prozesses, was wiederum mit einem Material zusammenhängt. Es ist sehr oft so, dass Material und Prozess eine Rolle spielen, aus dem einfachen Grund, weil der Entwurf immer auch mit der Realität der Produktion zu tun hat. Deshalb müssen Ideen relativ früh schon diese Erdung von “Wie lässt es sich umsetzen?” haben. Meistens sind die Prozesse an sich sehr inspirierend und helfen eine Lösung zu finden. Das Material macht gewisse Vorgaben, und das sehe ich eher als Qualität und nicht als Einschränkung.
Gibt es ein Material mit dem Du noch nicht so viel Erfahrung hast, das Du gerne näher entdecken möchtest?
Textil ist ein Material der Zukunft, weil es sehr vielseitig und leicht ist. Gleichzeitig ist es sehr stark, mit einer gewissen Performance. 3D-Stricken zum Beispiel – hier baut man sich das Textil so zusammen, dass es den Anforderungen gerecht wird, für die man es verwenden möchte. Ich habe einige Erfahrung mit Textil, aber es ist ein weites Feld, das noch viele Bereiche für mich offen hält.
Denkst Du in Zukunft wird sich aufgrund der neuen Möglichkeiten und Technologien auch bei der Wahl der Materialien etwas ändern?
Die digitale Produktion verändert Prozesse und natürlich entstehen damit auch andere Materialien und Materialzusammensetzungen. Ich finde, dass das alles die Möglichkeiten erweitert. Aber es ist nicht die Ablösung der klassischen Materialien Holz, Stahl, Glas, Kunststoff. Das sind alles Materialien, die die Möbelindustrie noch sehr stark bestimmen werden. Es kommen jedoch auch neue Materialien und dadurch neue Fertigungsprozesse hinzu, die wiederum neue Abläufe für uns in der Entwicklung eröffnen und uns vor gewisse Herausforderungen stellen. Ich bin immer verhalten, die grosse Verheissung darüber rauszugeben, wie sich wohl alles verändern wird. Die Veränderungen sind deutlich spürbar, aber andererseits stark verwoben mit all dem, was es schon gibt und was auch durchaus so bleibt wie es ist. Das hat auch seinen Wert.