Material Tendencies: Luca Nichetto
Text von Anita Hackethal
Berlin, Deutschland
17.11.15
Luca Nichetto, der Büros in Venedig und Stockholm hat, ist sich seiner Wurzeln stets bewusst, nicht zuletzt sein tiefer Respekt für das Handwerk zeugen davon. Dem venezianischen Designer ist darum zu tun, Objekte zu entwerfen, die mit dem Leben der Menschen verbunden sind und denen ein Konzept zugrunde liegt.
Luca Nichetto - Foto © Architonic / Anita Hackethal
Luca Nichetto - Foto © Architonic / Anita Hackethal
×Architonic sprach mit Luca Nichetto über seinen teamorientierten Ansatz von Design und über seine Materialwahl.
Ziehst du es vor, für Hersteller mit eigenen Produktionsstätten zu arbeiten, bei denen die Materialauswahl normalerweise vorgegeben wird?
Ich mag beides. Wenn man mit einem Hersteller arbeitet, der auch eine Fabrik und eigene Produktionsstätte hat, sollte man über den Hintergrund und die Geschichte der Firma Bescheid wissen. Ich arbeitete früher sehr eng mit professionellen Glasbläsern zusammen. Es ist wichtig, eine Beziehung zu den Menschen aufzubauen, um von ihrem technischen Knowhow, ihren Traditionen und handwerklichen Fähigkeiten zu profitieren. Das Wichtigste ist eine gute Beziehung und ein wechselseitiges Geben und Nehmen zwischen Firma und Designer. Der Wissensaustausch ist essentiell, um bedeutungsvolle Produkte zu kreieren.
Wenn du dich in den nächsten drei Jahren auf ein Material beschränken müsstest, welches würdest du wählen und warum?
Ich würde wahrscheinlich Glas wählen. Der Grund ist recht einfach – ich bin eine romantische Person, wuchs in Murano in Venedig auf und es war das erste Material, mit dem ich anfing zu arbeiten. Mein Grossvater arbeitete mit Glas und meine Mutter war auch in der Glasindustrie tätig. Demnach habe ich sozusagen eine persönliche Beziehung zu diesem Material. Die Art wie Glas gemacht ist und wie man es verändern kann, ist wirklich magisch. Es ist eines der Materialien, das man sehr gut kennen muss. Ich bezeichne die Glasindustrie gerne als Vorläufer des 3DDrucks – man weiss sofort, ob eine Idee funktioniert oder nicht. Es ist hilfreich, schnelle Entscheidungen zu treffen.
Ein anderer Grund ist, dass sich Murano momentan in einer nicht sehr guten Lage befindet. Ich würde meiner kleinen „Glasinsel“ gerne helfen. Während der letzten fünf Jahre fokussierte ich mich viel auf andere Materialien, also wäre es schön, ein gutes Glasprojekt zu finden.
Gibt es ein Material, das du für die nächsten drei Jahre sofort ablehnen würdest?
Ich mag Stein nicht besonders – Terrazzo zum Beispiel. Ich probierte, es zu verwenden. Vielleicht liegt es daran, dass ich es mit meiner Kindheit in Venedig verbinde, wo die Böden aus Stein waren. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, es für etwas anderes zu benutzen.
Sollte ein Designer verschiedene Materialien ausprobieren?
Ich denke, ein Designer muss nicht unbedingt ein Experte in allem sein, aber es ist gut, mit verschiedenen Materialien Erfahrungen zu machen. Ich finde, man kann einen Designer mit einem Orchesterdirigenten vergleichen. Er ist sicherlich nicht fähig, alle Instrumente zu spielen, aber er weiss, wie er die verschiedenen Musiker leiten muss.
Gibt es einen Materialtrend?
Ich erinnere mich sehr gut daran, als plötzlich jeder Tische und Stühle aus Kohlenstofffasern entwarf. Also, ja, es gibt Trends. Jetzt gerade gibt es die entgegengesetzte Bewegung, mit natürlichen Materialien wie Holz oder Keramik zu arbeiten. Aber zur gleichen Zeit gibt es auf der anderen Seite noch den 3DDruck-Trend. Ich mache Trends nicht mit. Ein Designer sollte verstehen, was die Materialien bieten und das industrielle sowie das des traditionellen Handwerks kennen.
Robo Stuhl für Offecct, 2010 - Foto © Massimo Gardone
Robo Stuhl für Offecct, 2010 - Foto © Massimo Gardone
×Torei Beistelltische für Cassina, 2012/2014 - Foto © Cassina
Torei Beistelltische für Cassina, 2012/2014 - Foto © Cassina
×Les Poupèes für Gallery Pascale, 2012 - Foto © Jason Strong
Les Poupèes für Gallery Pascale, 2012 - Foto © Jason Strong
×Ombra Delle 5 Parfümflakon für A.W. Bauer & Co. (Duft von Ben Gorham), 2015
Ombra Delle 5 Parfümflakon für A.W. Bauer & Co. (Duft von Ben Gorham), 2015
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Lesen Sie auch die kommenden Berichte zum Thema „Material Tendencies“ – mit spannenden Überlegungen bekannter Designer zum Thema Materialien. Wir freuen uns diese als Fortsetzung unserer Architonic Trend Analysis Serie mit Ihnen zu teilen.
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