Material Tendencies: Ross Lovegrove

Architonic hat den britischen Designer in Mailand getroffen und ihn vor die schwere Wahl gestellt, sich für die nächsten drei Jahre für ein einziges Material zu entscheiden:

Ross Lovegrove: „Eine Art bisexuelles Material: natürliche Seidenfasern kombiniert mit einem künstlich hergestellten Hochleistungsverbundwerkstoff. Also etwas Natürliches und etwas Künstliches als Verbundwerkstoff. Bei Textilien wäre das wohl etwas, das die ganze Bandbreite durchläuft – von weich zu halb hart, zu fest, zu massiv, zu starr.“

… und auf welches Material könntest Du in den nächsten drei Jahren verzichten?

Lovegrove: „Mein erster Reflex wäre Beton. Ich habe nichts gegen das Material selbst, es geht mir um das Gewicht. Ich bevorzuge alles, was leicht ist. Was auch immer das sein mag. Beton haben die Römer bereits erfunden und ich denke, wir sollten langsam nach vorn schauen."

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Hier folgt eine Selektion weiterer Arbeiten von Ross Lovegrove, beginnend mit seinen jüngsten Projekten:

Die Ilabo 3-D-Druck-Damenabsatzschuhe sind Bestandteil eines gemeinsamen Ausstellungprojekts von United Nude und 3D Systems, das in Mailand lanciert und diesen Monat während der New York design Week präsentiert wurde. Mit der Verwendung von Selektivem Lasersintern (SLS), einem additiven Herstellungsverfahren von höchster Qualität, haben United Nude eine Methode entwickelt, harte und weiche 3-D-Druckteile zu kombinieren – in diesem Fall festes Nylon und Weichgummi –, um vollfunktionierende Schuhe zu kreieren.

Ross Lovegrove: „Wir haben die zweite Renaissance erreicht. Es ist als ob sich ein Raumschiff von der analogen Erde entfernt und in einen Nebel aussergewöhnlich abstrakter Schönheit eintaucht. Unsere Seele wird beflügelt und wir entwickeln ein biomimetisches Gespür, das unserem instinktivem Blick auf eine nicht-lineare Welt nahe ist.“

Das komplexe dreidimensionale Polygon-Mesh des „Ilabo“ Schuhs liefert eine sogenannte „wasserdichte Geometrie“, bei der Materialvolumen und Funktionswert den gleichen Stellenwert haben.

„Die grenzenlose Gestaltungsfreiheit, die uns durch das 3-D-Druckverfahren ermöglicht wurde, ist vollkommen belebend und emotional stimulierend“, führt Ross Lovegrove aus. „Ich habe die Gelegenheit genutzt, einen Moment zu schaffen, in dem technische Innovation von Materialdichte und geschichtete Matrix-Knotenstrukturen verschmelzen, um mit deutlichem Fokus auf die Technologie den Sinn für weibliche Form zu schärfen. Letztendlich wird der Schuh als Verlängerung der Vertikalen wahrgenommenen, wobei sich das Gewicht und die Masse reduziert – für mich ein Symbol für Dekadenz.“

Chlorophilia ist eine reizvolle, leicht erscheinende Hängeleuchte, die durch ihre organischen und nahezu fliessenden Formen Lovegroves Designsprache charakterisiert. Der zentrale Leuchtenkörper aus Aluminiumguss ist mit Chip-on-Board LEDs ausgestattet und gibt indirektes Licht ab, das über die transparenten, leicht gewellten, blattförmigen Elemente aus Technopolymer gefiltert und gebrochen wird. Chlorophilia lässt einen Kontrast von feinen Schatten, ein Spiel von szenischen Effekten an der Wand entstehen.

„Es handelt sich um eine Installation von optischen Blättern, die als Verschmelzung von natürlichen und künstlichen Geometrien konzipiert ist. Das Licht wird durch scharfe Projektionen auf die Decke interaktiv. Es entsteht ein delikater und feminin-ätherischer Effekt, der den Raum grösser erscheinen lässt."

Dieser leichte, senkrecht stapelbare Stuhl, der vollständig computergeneriert ist, verkörpert die Logik der Aluminium-Presstechnik und ihren Ursprung in der Automobilindustrie. Wie der Name Diatom schon impliziert, zeugt der Stuhl von der Schönheit und Logik natürlicher Leichtbaustrukturen.

„Wenn ich Stühle entwerfe, nutze ich Technologien, die mir neue Möglichkeiten bieten. Dabei strebe ich nach dem Moment, in dem sich diese technischen Investitionen in der Ästhetik und Langlebigkeit des Produktes widerspiegeln. Dieses sollte umweltschonend und dennoch ökonomisch von einem Hersteller für ein breites Publikum hergestellt werden.“

„Der Begriff Foliates (Blattspitzen) ist aus der Botanik abgeleitet. Er bezieht sich auf Blätter und Blattstrukturen und deren hochentwickelte Formen, die dazu dienen Sonnenlicht und Regen aufzufangen. Die Ringe scheinen wie junge Blätter, die sich gerade in der Hand entfaltet haben. Sie verkörpern Leichtigkeit und erkunden die Dynamik des Raums und der digitalen Welt, indem sie organisches Design und Natürlichkeit verbinden. Es unterstreicht meine Lebensaufgabe in der hochentwickelten Welt, in der wir leben, eine Trinität zu erschaffen, die Technologie, Materialien und Form vereint.“

Der MOOT Stuhl ist eine weitere technische Meisterleistung, die Lovegroves kontinuierliche Faszination für leichte, fliessende Formen und Spitzentechnologie verkörpert. Der britische Designer hat sich für die Verwendung von Karbonfaser entschieden, ein Material, das estmals von Flugzeugherstellern und Formel-1-Automobilherstellern benutzt wurde. Die komplexe Krümmung des freitragenden Sitzes, der sich in Richtung Stuhllehne wölbt, konnte mit keinem anderen Material realisiert werden und ist äusserst stabil.

Ross Lovegrove: „Seed of Love (Samenkorn der Liebe) ist ein Gedanken-Samen in Form eines dreidimensionalen Objekts, in dem die Mitgift, feminine verführerische Objekte, transportiert werden kann.“

Das Hochzeitsaccessoire wurde aus dreiachsig gewebtem Stoff hergestellt, wobei drei Fäden im 60° Winkel verwebt werden. Im Gegensatz zum klassischen zweiachsig gewebtem Stoff, der mit zwei Fäden im 90° Winkel verarbeitet wird, ist dieser Stoff extrem leicht und strapazierfähiger.

Die Leuchtmodule von "System X" wurden so konzipiert, dass Aufhängedraht und Stromkabel fast obsolet werden. Die Einzelkomponenten aus Plastik können zu einer Rastermatrix verbunden werden. Die Module können darüber hinaus einzeln verknüpft werden und entweder mit fünf oder acht Elementen zu einem Kreisbogen zusammengefügt werden.

Ridon stellt einen Fahrer auf seinem Motorrad bei Höchstgeschwindigkeit dar. Fahrzeug und Fahrer sind zu einer Form verschmolzen. Die Skulptur wurde mit Karbonfasern, einem leichten, strapazierfähigen Material, das für Geschwindigkeit steht, produziert.

Wie die meisten grossvolumigen Wasserflaschen wurde Ty Nant mit dem gleichen Material und Herstellungsprozess verarbeitet. Das Verpackungsdesign kommuniziert durch seine Formsprache und visuelle Eleganz die universelle Bedeutung und den Wert von reinem Quellwasser.

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Lesen Sie auch die kommenden Berichte zum Thema „Material Tendencies“ – mit spannenden Überlegungen bekannter Designer, die wir kürzlich in Mailand getroffen haben. Wir freuen uns diese als Fortsetzung unserer Architonic Trend Analysis Serie mit Ihnen in den nächsten Wochen zu teilen.

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