Material Tendencies: Scholten & Baijings
Text von Anita Hackethal
Berlin, Deutschland
08.09.15
Die Arbeiten des niederländischen Designer-Duos Stefan Scholten und Carole Baijings verkörpern die unverwechselbare Identität für die das Paar bekannt ist: Farbe, Farbverläufe und Schattierungen, Transparenz, Schichten und geometrische Muster und Raster mit einer sehr sanften und delikaten Erscheinung.
Carole Baijings und Stefan Scholten - Photo © Architonic / Anita Hackethal
Carole Baijings und Stefan Scholten - Photo © Architonic / Anita Hackethal
×Architonic hat mit Scholten & Baijings über Materialien und ihre Leidenschaft für Keramik gesprochen.
Was für eine Rolle spielt Material für Euch während des Designprozesses?
Carole: „Für uns ist Design kein zerebraler Prozess. Viele Ideen entstehen erst im Laufe des Prozesses, in dem wir mit Materialien arbeiten – ‚Denken während dem bzw. durch das Erschaffen’. Durch die Anfertigung von Papiermodellen kommen wir zu neuen Formen. Wir haben diese Art von ‚konstruktivem Denken’ 2006 bis 2011 an der Designakademie in Eindhoven gelehrt. Während des Designprozesses kombinieren wir diese Methode mit Farbe, Material, Struktur und Taktilität.“
Stefan: „Wenn man eine Tasse hält und ihre Rundung, Grösse und Proportionen spürt, ist das was Gänzlich anderes als ein 3-D-Computerbild. Unsere Methode ist auf allen Ebenen traditionell. Wir erfinden nicht einfach so Formen und finden dann die richtigen Materialien und den passenden Hersteller. Als allererstes tauchen wir in den Prozess selbst ein. Das bedeutet, dass wir offen bleiben für eventuelle Überraschungen während wir mit den Materialien experimentieren. Ein Experiment führt logischerweise zum nächsten.“
Wenn Ihr Euch für die nächsten drei Jahre auf ein Material beschränken müsstet, für welches würdet ihr Euch dann entscheiden?
Beide: „Keramik.“
Stefan: „Unser 2016/ Projekt nutzt die Kenntnisse der Porzellanspezialisten aus Arita in Japan. Das hat uns ganz neue Möglichkeiten eröffnet, die wir noch genauer erkunden möchten. Es ist eigentlich eine gute Idee, sich auf ein Material zu konzentrieren, um ein tieferes Verständnis von diesem zu entwickeln. Der Grund, warum wir verschiedene Materialien verwenden ist, weil wir gerne mit verschiedenen Kulturen arbeiten.“
Colour Porcelain, 2012 - Zucker und Milch-Set auf einem pastellfarbenen Tablett für 1616/ Arita Japan - Foto © Inga Powilleit
Colour Porcelain, 2012 - Zucker und Milch-Set auf einem pastellfarbenen Tablett für 1616/ Arita Japan - Foto © Inga Powilleit
×Im Jahr 2013 haben Scholten & Baijings erstmals im japanischen Arita, einer der ältesten Porzellanregionen weltweit, gearbeitet. Nach ihrer Kollektion ‚Colour Porcelain’ für 1616/ Arita Japan wollten sie ihre Arbeit mit Porzellan fortsetzen. Anlässlich des 400-jährigen Jubiläums von Arita sind sie eingeladen worden zusammen mit Teruhiro Yanagihara, Art Director von 1616/ Arita Japan, ein neues Projekt zu entwickeln.
Carole: „Im 17. Jahrhundert wurde Porzellan aus Arita mit Schiffen der Vereinigten Ostindischen Companie nach Europa transportiert. Die Niederlande pflegten schon lange Verbindungen mit japanischen Handwerksunternehmen. Gemeinsam mit Teruhiro Yanagihara obliegt uns die künstlerische Leitung für das 2016/ Projekt. Die Idee – inspiriert von der Gründung Aritas im Jahre 1616 – ist es, 16 internationale Designer und 16 handwerkliche Porzellanmanufakturen in Japan zu verlinken. Wir sind fasziniert von Aritas Verbindung zur Vergangenheit und auch von den Möglichkeiten neuer Produktionstechnologien. Im Forschungs- und Entwicklungszentrum für Keramik in Arita wird Porzellan hergestellt, das zehn Prozent leichter ist als herkömmliches Porzellan. Neue Produktionsmethoden durch CNC-Verfahren, die Nutzung von Fräsmaschinen und Spritzgiessanlagen können genutzt werden. Wir werden die Designer bestärken, neue Technologien mit traditionellen, handwerklichen Herstellungsprozessen zu kombinieren.“
Stefan: „Es gibt kaum noch Manufakturen, die vierhundert Jahre Geschichte und Erfahrung aufweisen können. Das ist eine grossartige Möglichkeit für die Designer, die in das Projekt involviert sind, sich tiefgründig mit der Kultur und Tradition der Porzellanherstellung auseinanderzusetzen und die Struktur und Geographie der Industrie sowie die vielzähligen Fertigkeiten lokaler Produzenten kennenzulernen. Wir schätzen die Perfektion, die enorme Handwerkskunst und die generellen kulturellen Gepflogenheiten hier sehr.“
Sneak Preview des 2016/ Projekts in Mailand, April 2015 - Foto © Takumi Ota
Sneak Preview des 2016/ Projekts in Mailand, April 2015 - Foto © Takumi Ota
×Das 2016/ Projekt führt die Kunstfertigkeit der Porzellanmeister aus Arita mit dem Können folgender internationaler Designer zusammen: Tomás Alonso, Scholten & Baijings, BIGGAME, Kueng Caputo, Pauline Deltour, Saskia Diez, Stefan Diez, Shigeki Fujishiro, Christian Haas, Christien Meindertsma, Kirstie van Noort, Ingegerd Råman, Leon Ransmeier, Studio Wieki Somers, TAF und Teruhiro Yanagihara. Im Frühjahr 2016 werden 16 verschiedene Porzellanobjekte und -Kollektionen für den Wohnbereich vorgestellt.
Hier ist eine Auswahl weiterer Arbeiten von Scholten & Baijings:
Colour One Concept Car für MINI, 2012 - Foto © MINI
Colour One Concept Car für MINI, 2012 - Foto © MINI
×Colour Wood für Karimoku New Standard, 2009 - Foto © Takumi Ota
Colour Wood für Karimoku New Standard, 2009 - Foto © Takumi Ota
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Lesen Sie auch die kommenden Berichte zum Thema „Material Tendencies“ – mit spannenden Überlegungen bekannter Designer zum Thema Materialien. Wir freuen uns diese als Fortsetzung unserer Architonic Trend Analysis Serie mit Ihnen zu teilen.
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