LED – Licht und Farbe inszenieren

Die Inszenierung von Licht und Farbe ist vom 8. November 2008 bis zum 3. Mai 2009 Thema einer Ausstellung zu den Ergebnissen des Forschungsteams LED-ColourLab - ein Projekt, das von der Zürcher Hochschule für Künste (ZHdK) in Zusammenarbeit mit dem Gewerbemuseum Winterthur durchgeführt wurde.

Die Tage der uns so vertrauten Glühbirne sind gezählt. Eine Ära, die Thomas Alva Edison 1879 mit seiner bahnbrechenden Erfindung einläutete, wird in der Schweiz schrittweise bis 2012 einen Abschluss finden. Zukünftig wird wohl stattdessen die innovative Lichttechnologie LED (Licht emittierende Diode) unser Lebensumfeld prägen, unsere Wahrnehmungen und mitunter auch unsere Stimmungen beeinflussen.

Ein Umdenken im Gestaltungsbereich ist damit gefordert – eine hoffnungsvolle Chance, denn dem LED wird, neben einem hohen ökonomischen, auch ein hohes gestalterisches Potential prognostiziert.
Vielfältige neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen sich durch LED mit dem dynamischen Zusammenspiel von Licht und Farbe für die Architektur, Interior Design, Lichtplanung und Farbgestaltung. Das Anwendungsspektrum von LED wird dabei vom öffentlichen Raum, Ausstellungs- und Ladenzonen, Bühnenbildern, vom Arbeitsplatz bis in das private Wohnumfeld reichen.
Heute bereits anzutreffende Lichtinszenierungen an Fassaden und in Stadträumen verstehen sich als frühe Boten dieser Entwicklung.
Das Gestaltungspotential liegt aber auch in einer neuartigen Flexibilität der gestalteten Produkte die bis zu rein temporären Installationen führen kann. So erlaubt diese Flexibilität beispielsweise im bühnenbildnerischen Bereich durch Licht dreidimensionale Gebilde entstehen zu lassen.

Hand in Hand mit den Umwälzungen in der Lichttechnik zeichnet sich am Design- und Architekturhorizont auch ein Umschwung von der klassischen Farbenlehre zu einer Farb-Licht-Lehre ab.

Pionierarbeit im Einsatz von Farbe und LED-Lichttechnik hat das Schweizerische Forschungsteam ‚LED-ColourLab’ geleistet, deren Forschungsresultate nun in der Ausstellung ‚LED-Licht und Farbe inszenieren’ im Winterthurer Gewerbemuseum der Fachwelt und breiten Öffentlichkeit anhand von Farb-Licht-Installationen präsentiert werden.

Unter dem Leitthema ‚Farbe und Licht gehören zusammen’, oder mit den Worten von Ludwig Wittgenstein (1984) gesprochen ‚Erst durch Licht wird Farbe zur Farbe’, fokussieren Forschungsstudien und Ausstellung das Verhältnis von LED-Beleuchtungen und farbigen Oberflächen in seinen bislang wenig erforschten dynamischen Kontexten. Was zunächst mit kleinen Kartonmodellen im Farb-Licht-Labor der Zürcher Hochschule für Künste begann, wird in der Ausstellung durch drei grossflächige, räumliche und begehbare Farb-Licht-Installationen anschaulich demonstriert. Dabei wird die sinnliche Vielfalt der Wechselwirkungen von dynamischem LED-Licht und Farboberflächen eindrucksvoll nähergebracht.
Verändert sich eine Lichtsituation oder das Farbmaterial auch nur minimal, entstehen andere Farbempfindungen. Um die Art solcher Farbtonverschiebungen zu erfassen, ging es dem Forscherteam darum, sie sowohl visuell zu beurteilen als auch messen zu können.

In thematisch gegliederten Ausstellungsstationen werden die Forschungsresultate sehr anschaulich, praxisnah‚ zum anfassen’ und ‚zum selber experimentieren’ vorgestellt:
Für die Installation Farb-Licht-Muster sind auf einer grossen Wandfläche 255 unterschiedliche Farbflächen kombiniert, die einer dynamischen LED-Lichtkomposition ausgesetzt werden und deren Farbigkeit sich dadurch permanent verändert (sog. subtraktive Farbmischungen).

Die Rauminstallation LED Farb-Licht-Klaviaturen setzt sich aus einer Abfolge von 15 grossformatigen, farblich unterschiedlich gefassten Wandelementen zusammen. Durch LED-Leuchten werden die farbigen Oberflächen wechselnden Lichtfarben ausgesetzt. Aufgrund dieses Zusammentreffens von farbigem Licht und Pigmentfarben entstehen überraschende Farbverschiebungen.

Die Rauminstallation «Weiss bis Weiss» zeigt eine Reihe von unterschiedlich beschichteten weissen Wandflächen, welche von LED-Leuchten mit subtil eingefärbtem weissem Licht angestrahlt werden. Sehr differenziert kann man auf diese Weise eine breite Palette an Weiss oder auch nur scheinbarem Weiss im Raum erfahren.

Zweifellos werden diese Entwicklungen in der LED-Lichttechnologie eine Neuausrichtung auf verschiedenen Planungsebenen auslösen und adäquate Arbeitstools oder Messinstrumente für den Gestaltungsbereich erforderlich machen.
Die Frage, ob die Entwicklung einer Art NCS-Farbkarte für den Farb-Licht-Bereich denkbar wäre, wollten die Forscher von ‚LED-ColourLab’ aufgrund des gegenwärtigen Standes der LED–Lichttechnologie vorsichtig nur mit Jein beantworten.

Unterstützung erhielt ‚LED-ColourLab’ durch die Eidgenössische Kommission für Technologie und Innovation, KTI sowie den Wirtschaftspartnern Philips AG Lighting Schweiz, IPG Pulvertechnik AG und kt.Color. Mag mit dieser Forschungsarbeit und Ausstellung ein wichtiger, vielleicht auch bahnbrechender Schritt für die Etablierung der LED-Lichttechnik erfolgt sein, so geht für die ,LED-ColourLab’ mit ihrer Ausstellung ein beachtenswertes Projekt zu Ende. Das Forscherteam hofft, dass sein generiertes Wissen mit der Institutionalisierung eines Farb-Licht-Zentrums fortgeführt werden kann. Vonnöten wäre indes auch die finanzielle Unterstützung seitens der Wirtschaft und interessierten Institutionen, die bereit sein müssten in ein zukunftsorientiertes Projekt zu investieren.