Staab Architekten plante den Erweiterungsbau für Nya Nordiska
Text von Architonic
Schweiz
11.09.10
Am 03. September 2010 wurde die Fertigstellung des 4.000 Quadratmeter großen Erweiterungsbaus des Textilverlages Nya Nordiska im niedersächsischen Dannenberg mit einem Festakt begangen. Für den Entwurf des Neubaus zeichnet sich der Berliner Architekt Volker Staab verantwortlich.
Wie ein Tuch überzieht eine Hülle aus rötlich eloxiertem, gekantetem Aluminium den gesamten Erweiterungsbau von Staab Architekten und verweist damit auf das Tätigkeitsfeld des Unternehmens; Foto © Marcus Ebener
Wie ein Tuch überzieht eine Hülle aus rötlich eloxiertem, gekantetem Aluminium den gesamten Erweiterungsbau von Staab Architekten und verweist damit auf das Tätigkeitsfeld des Unternehmens; Foto © Marcus Ebener
×Bereits 1997 wurde das von Nya Nordiska als Firmensitz erworbene Fachwerkensemble in der Dannenberger Altstadt um zwei moderne Neubauten vergrößert. Doch der weitere Ausbau des Exportgeschäfts, eine stetige Vergrößerung der Stoffkollektion und die Erweiterung des Produktangebots um den Bereich Nya Artline Dekorationssysteme erforderten erneut mehr Fläche für Gewerbe und Büros. Für den Architekten stellte sich die Herausforderung, trotz Bestands- und angrenzendem Denkmalschutz eine funktional-ästhetische Verbindung zwischen Altbausubstanz und Neubauten zu schaffen –und dabei die neuen Betriebsanforderungen zu berücksichtigen.
Bereits 1997 wurde das von Nya Nordiska als Firmensitz erworbene Fachwerkensemble in der Dannenberger Altstadt um zwei moderne Neubauten vergrößert; Foto © Marcus Ebener
Bereits 1997 wurde das von Nya Nordiska als Firmensitz erworbene Fachwerkensemble in der Dannenberger Altstadt um zwei moderne Neubauten vergrößert; Foto © Marcus Ebener
×Um eine optimale Entscheidungsgrundlage zu erhalten, lud das Familienunternehmen 2008 vier international renommierte Architekturbüros zum Wettbewerb ein: Grüntuch Ernst Architekten, J. Mayer H. Architekten, ASP Schweger Assoziierte und Staab Architekten präsentierten der Jury bestehend aus Architekten und Stadtplanungsexperten ihre Ergebnisse. Gemeinsam mit der Geschäftsführung von Nya Nordiska - Diete Hansl-Röntgen, Marcus Hansl, Remo Röntgen, Sybilla Hansl und Bernhard Hansl - entschied sie sich für das Konzept von Staab Architekten. “Der Entwurf von Volker Staab versteht es in herausragender Weise, den Firmengebäudekomplex in die Struktur der Altstadt einzufügen“, begründete Juryvorsitzende Prof. Hilde Léon die Entscheidung.
Bereits im Modell überzeugte der Wettbewerbsbeitrag von Volker Staab durch funktionelle Klarheit und harmonische Integration in die Stadtsilhouette. Nach Abschluss der Planung im August 2009 und nur einjähriger Bauzeit gelang dem Architektenbüro die präzise Ausführung - ohne das Budget zu überschreiten oder auf attraktive Detaillösungen zu verzichten. Durch die sechs miteinander verbundenen neuen Baukörper, die sich in Größe und Geschosshöhe an den umliegenden Gebäuden orientieren, entsteht ein begrünter Innenhof als zentraler Punkt des Ensembles. Aus der thematischen Verarbeitung der Kulisse und der Imagination einer gefalteten Landschaft, ähnlich einem plissierten Stoff, entwickelten die Planer eine unverkennbare Gestalt mit spannungsreichem Auf und Ab pultartiger Dachflächen für das Neubauvolumen. Wie ein Tuch überzieht eine Hülle aus rötlich eloxiertem, gekantetem Aluminium den gesamten Erweiterungsbau und verweist damit auf das Tätigkeitsfeld des Unternehmens.
Die Planer entwickelten ein spannungsreiches Auf und Ab pultartiger Dachflächen für das Neubauvolumen; Foto © Marcus Ebener
Die Planer entwickelten ein spannungsreiches Auf und Ab pultartiger Dachflächen für das Neubauvolumen; Foto © Marcus Ebener
×Die verschiedenen Dachformen passen sich unauffällig den unterschiedlichen Haushöhen der historischen Altstadt mit ihren geneigten Giebeldächern der Fachwerkbebauung und den vorhandenen Shed-Dächern an. Eigenwillige Fensterformen, Tageslichteinfall und asymmetrische Decken verschmelzen symbiotisch und geben jedem Raum eine attraktive Atmosphäre, die zum Arbeiten einlädt. Neutrales Nordlicht schafft im neuen größeren Atelier des Nya Nordiska Designteams optimale Lichtbedingungen für Designentwürfe und Beurteilung von Farbwirkungen. Damit folgten Volker Staab und sein Team mit großer Sorgfalt den funktionalen Vorgaben des Entwurfswettbewerbs hinsichtlich Raumhöhen, Lichtsituationen und des Betriebsablaufs.
Die Büros des Designstudios sind mit Blick auf den gemeinsam genutzten, attraktiven Innenhof im Zentrum der Anlage angeordnet. Sie bilden organisatorisch das Herz der Anlage und sind von allen Gewerbeflächen wie der Musterfertigung, dem Nähservice, der Manufaktur Nya Artline sowie den anderen Produktions- und Lagerbereichen auf kurzem Weg erreichbar.
Das Erdgeschoss und die erste Etage dienen als Verteilerebene, durch die sich fast alle Neubaubereiche erschließen lassen. Einzig die Nya Artline Halle ist von dieser Ebene getrennt, da separat über dem Eingangsbereich am Parkplatz angeliefert wird. Hier ist zudem der zentrale Personaleingang, von dem aus via Lastenaufzug oder Treppen die gemeinsame Verteilerebene erreicht wird. Die zum Straßenraum grenzenden freien Achsen nehmen,
wie am kleinen Brunnenplatz in der Marschtorstraße und an den Ratswiesen, die räumliche Enge und die Stadtstruktur der vorhandenen mittelalterlichen Dimensionen auf. Straßenachsen werden formal aufgegriffen und in Sichtachsen verwandelt. Die vorhandene Fachwerkfassade an der Marschtorstraße wurde als Fassadenelement komplett integriert. Auch die Außenanlagen passen sich ästhetisch mit einheitlichem Basaltpflaster der vorhandenen Umgebung an. Der zentrale Innenhof, vom Berliner Landschaftsarchitekturbüro Levin Monsigny gestaltet, ist mit Sträuchern, Eichen und immergrünen Bodendeckern bepflanzt und bildet so einen reizvollen Kontrast zur roten metallenen Außenhaut.
Raum für die Produktentwicklung mit Ausblick in den Innenhof; Foto © Marcus Ebener
Raum für die Produktentwicklung mit Ausblick in den Innenhof; Foto © Marcus Ebener
דDer Entwurf von Volker Staab zeigt eine sympathisch zurückhaltende Industrieästhetik“, sagt Diete Hansl-Röntgen, Seniorchefin von Nya Nordiska. Der Erweiterungsbau zeigt, wie trotz innerstädtischer Verdichtung Altes formal mit Neuem verbunden werden kann. Er folgt damit dem kreativen Leitmotiv des Textilverlages: Althergebrachtes in Beziehung zur Gegenwart zu bringen.
Die Stoffmuster der Produktentwicklung können im Tageslicht betrachtet werden, das durch die Oberlichter des Pultdaches hereindringt; Foto © Marcus Ebener
Die Stoffmuster der Produktentwicklung können im Tageslicht betrachtet werden, das durch die Oberlichter des Pultdaches hereindringt; Foto © Marcus Ebener
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