Boss Design und Wolfgang C.R. Mezger: Darauf kommts an
Brand story von Emma Moore
West Midlands, Großbritannien
08.05.23
Bei der Gestaltung von Ola Tub, dem neuesten Mitglied der Ola-Familie von Boss Design, war der deutsche Designer Wolfgang C.R. Mezger wieder einmal auf der Mission, nicht einfach nur einen weiteren Stuhl zu entwerfen, sondern vielmehr ein zukünftiges Erbstück.
Ola Tub ist die neueste Iteration der Ola-Stuhlfamilie von Boss Design. Das neue Modell hat erhöhte, sanft geschwungene Seiten, die als Armlehnen dienen und Benutzer:innen warm umhüllen
Ola Tub ist die neueste Iteration der Ola-Stuhlfamilie von Boss Design. Das neue Modell hat erhöhte, sanft geschwungene Seiten, die als Armlehnen dienen und Benutzer:innen warm umhüllen
ׄWarum noch einen Stuhl entwerfen, Wolfgang?“, heisst es. „Wir haben doch schon 1000 Stühle.“ Der renommierte deutsche Designer Wolfgang C.R. Mezger wird oft gefragt, warum wir noch eine weitere Sitzgelegenheit brauchen. Und es ist nicht schwer zu verstehen, warum diese Frage heute gestellt wird, wo der Abfall als Massaker an den Meeresbewohner:innen und die Herstellung als meteorologischer Störfaktor angesehen wird. Seine Antwort ist einfach: „Wenn ich den 1001. Stuhl herstelle und er 300 Stühle ersetzt, wird es nur 701 Stühle geben.“ Denn wie jede Designer:in weiss – und seinen Glückssternen dafür dankt – ändert sich das Leben, ändern sich die Gewohnheiten, ändern sich die Materialien, ändern sich die Menschen, und es gibt immer Raum für Verbesserungen, wenn es um das Design von Möbeln geht.
Während Faktoren wie Funktionalität und Ergonomie eine Selbstverständlichkeit waren, konzentrierte sich der Designer Wolfgang C.R. Mezger bei Ola Tub darauf, menschliche Emotionen in die Gleichung einzubringen
Während Faktoren wie Funktionalität und Ergonomie eine Selbstverständlichkeit waren, konzentrierte sich der Designer Wolfgang C.R. Mezger bei Ola Tub darauf, menschliche Emotionen in die Gleichung einzubringen
×Hallo zu einem neuen Stuhl
Mezger, der im Laufe der Jahre Stühle, Sofas, Aufbewahrungsmöbel und Tische für Firmen wie Walter Knoll, Draenert und Brunner entworfen hat, trifft sich mit mir in seinem intimen Vierer-Atelier in Göppingen in Deutschland, um über Ola zu sprechen, einen Stuhl, den er vor vier Jahren in Zusammenarbeit mit dem Chefdesigner der Marke, Mark Barrell, für Boss Design entworfen hat.
„Alles sollte so einfach wie möglich sein, aber kein bisschen einfacher“
Seitdem ist er zu einer Familie von Sitzmöbeln mit einer Schale aus recycelbarem Polyurethan herangewachsen, die es gepolstert oder ungepolstert mit verschiedenen Bein- und Fussoptionen aus Holz oder Metall gibt, die sich an den Schreibtisch oder den Esstisch heranziehen lassen und in zahlreichen, durch und durch modernen Farbvarianten erhältlich sind. In diesem Jahr entwickelt er sich zu einer neuen, gemütlicheren Variante, dem Ola Tub, mit gewölbten Seiten, die sich zu Armlehnen aufrichten und biegen.
Mezgers hohe Ansprüche und seine Designphilosophie fanden in Mark Barrell, dem leitenden Designer von Boss Design, einen ebenbürtigen Partner, mit dem er bei der Realisierung des Projekts eng zusammenarbeitete
Mezgers hohe Ansprüche und seine Designphilosophie fanden in Mark Barrell, dem leitenden Designer von Boss Design, einen ebenbürtigen Partner, mit dem er bei der Realisierung des Projekts eng zusammenarbeitete
×Poesie im Stuhldesign
Fragt man ihn, ob er sich bei der Gestaltung von Ola von der Funktionalität leiten liess, winkt Mezger ab. „Das ist eine Selbstverständlichkeit“, sagt er. „Was ich mitbringe, ist Poesie und Emotion.“ Und was macht diese poetische Dimension aus? „Alles sollte so einfach wie möglich sein, aber kein bisschen einfacher“, sagt er, obwohl er damit natürlich Albert Einsteins knorrige Weisheit zitiert. „Dieser Spruch ist so intelligent. Es ist widersprüchlich, aber es sagt alles. Bei Ola war die Ergonomie nicht die grosse Sache – sie war eine Selbstverständlichkeit. Wir haben versucht, die Linien ein wenig anders zu gestalten, aber nicht zu sehr. Sehen Sie sich die Rückseite an, sie ist nicht gerade, sondern leicht gebogen.“
„Was ich mitbringe, ist Poesie und Emotion“
Das feine und subtile Spiel mit Linien, Dicken und Tiefen mag ein kaum wahrnehmbares Merkmal des Stuhls sein, aber es macht ihn aus. Barrell und sein Team mussten hart arbeiten, um die genauen Wünsche des deutschen Designers umzusetzen, und das bleibt nicht unerkannt. „Mark ist sehr präzise“, erzählt Mezger. „Er versteht meine Philosophie und versucht mit Begeisterung, alles genau so umzusetzen, wie wir es besprochen haben.“ Gemeinsam haben sie einen Stuhl entwickelt, der Komfort und zeitlose Anziehungskraft ausstrahlt und gleichzeitig die Proportionen und das Profil des Wannenstuhls modernisiert.
Die Ola-Familie von Boss bietet eine grosse Vielfalt an Optionen, nicht nur bei der Material- und Farbauswahl, sondern auch bei den Formaten für unterschiedliche Funktionsräume
Die Ola-Familie von Boss bietet eine grosse Vielfalt an Optionen, nicht nur bei der Material- und Farbauswahl, sondern auch bei den Formaten für unterschiedliche Funktionsräume
×Entwerfen für heute und morgen
Aber, so frage ich, gab es denn wirklich keinen anderen Stuhl, der dieser Aufgabe gewachsen war? Mezger verweist mich unerwartet auf die Bemühungen der Eames. „Sehen Sie sich den Eames Chair neben Ola an. Ich mag den Eames Chair sehr gerne, aber die Schale sieht alt aus. Sie ist nicht wirklich zeitlos. Komfort und Materialien ändern sich mit der Zeit - wir sind heute in der Lage, Dinge anders zu machen.“
Der knifflige Teil der Design-Gleichung besteht darin, das Wissen, dass sich die Dinge immer wieder ändern, mit dem aktuellen Gebot in Einklang zu bringen, dass Möbel langlebig sein und nicht zu den Abfallwellen beitragen sollten, die unser Ökosystem erdrücken. Langlebigkeit ist in der Tat ein Faktor, der vom Ola-Designteam als treibende Kraft genannt wird, und natürlich gibt es jede Menge Renovierungs- und Aktualisierungsoptionen, um die Lebensdauer des Stuhls immer wieder zu verlängern.
Albert Einsteins Maxime „Alles sollte so einfach wie möglich sein, aber kein bisschen einfacher“ wird auch von Wolfgang C.R. Mezger befolgt und in der Gestaltung von Ola Tub umgesetzt
Albert Einsteins Maxime „Alles sollte so einfach wie möglich sein, aber kein bisschen einfacher“ wird auch von Wolfgang C.R. Mezger befolgt und in der Gestaltung von Ola Tub umgesetzt
ׄIch möchte Erbstücke herstellen“, sagt Mezger, der behauptet, dass er bis zu seinem 90. Lebensjahr, so Gott will, weiter entwerfen wird. „Ich möchte meine Zeit nicht mit Modeprodukten vergeuden – meine Zeit ist begrenzt, ich möchte sie sinnvoll nutzen.“ Ich denke, es besteht eine gute Chance, dass er mit Ola seiner Zeit gerecht wird und eine Ikone für unsere Zeit geschaffen hat.
© Architonic
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