Ambiente 2017: Currently Trending

Oberflächen wie Eiskristalle oder vom Wind geformter Sand, Objekte bedruckt mit ausdrucksstarken Mustern, ursprüngliches, authentisches Design – das Stilbüro ist das ganze Jahr über unterwegs, um Trends aufzuspüren. Seit 15 Jahren jetten die drei Modedesigner und Agenturgründer Annetta Palmisano, Claudia Herke und Cem Bora mit Leidenschaft um die Welt und tragen Einflüsse aus Kunst, Mode, Design und Architektur zusammen: „Mailand mit seinen Messen und Modeshows ist für uns ein wichtiger Impulsgeber, ebenso lassen wir uns auf unseren Reisen nach Japan von neuen Tendenzen und Strömungen inspirieren“, erklärt Claudia Herke.

Auch für die Ambiente sind die Stilexperten in diesem Jahr wieder aktiv. Sie haben die relevanten Entwicklungen herausgefiltert und in den vier Trendrichtungen Jumbled Pattern, Delicate Structures, Honest Material und Notable Shapes zusammengefasst. Auf der Frankfurter Messe gestalten sie eine Sonderschau, die den Besucher in diese Themenwelten eintauchen lässt. „Wir wählen Produkte aus, die etwas Prägnantes, Besonderes und Neues in sich vereinen. Wir stellen sie in den Fokus und in einen Kontext“, so Annetta Palmisano.

Die erste Trendrichtung, die das Trio ausgemacht hat, ist unter dem Namen Jumbled Pattern zusammengefasst: Ein ungezähmtes Durcheinander von Mustern und Motiven zelebriert kreative Schaffenskraft. Als Beispiel gelten die Produkte des Designstudios Raw Edges: Das in London ansässige israelische Designer-Duo hat für Swarovski Glasschalen mit skizzenhaft aufgetragener Farbe entworfen. Ausserdem überzeugt der Entwurf ihrer Möbelkollektion Herringbones: Zarte Muster in lasierend aufgetragenen Farbschichten stehen in direktem Kontrast zu unbehandelt wirkendem Holz. Auch das Hamburger Unternehmen Stand der Dinge, das auf der Ambiente vertreten sein wird, setzt bei seinem „Schränkchen“ aus Birkensperrholz auf Ornament: Die prachtvoll gestalteten Buchrücken der Insel-Bücherei kommen dabei als Schranktüren zum Einsatz.

Die nächste Themenwelt heisst Delicate Structures. Hier geht es um Oberflächen und filigrane Strukturen, die von der Natur inspiriert sind. Der Glastisch „Specchio Di Venere“ von Massimiliano Locatelli für Glas Italia beispielsweise setzt sich aus mehreren Fragmenten zusammen. Seine Glasplatten, die auf mundgeblasenen Beinen ruhen, lassen an die Oberfläche eines zugefrorenen Sees denken. Spektakulär wirkt auch die Leuchte Waterfall Lighting von Cecilia Xinyu Zhang: Ein Motor versetzt die wellenstrukturierten Glaskörper in Drehbewegungen und erzeugt so die perfekte Illusion fliessenden Wassers. Die Firma Fürstenberg – Aussteller auf der Ambiente – hat mit dem Wiener Designstudio Eoos ein puristisches Tafelgeschirr entwickelt: Omnia zeichnet sich durch eine feine Rillenstruktur aus und bietet seinen Nutzern ein haptisches Erlebnis.

Einen ganz anderen Fokus setzt die Themenwelt Honest Material. „Das sind Produkte aus ehrlichen Materialien und mit ursprünglichem Design. Schlichte Produkte, die nicht mehr sein wollen als sie sind“, erläutert Claudia Herke die Kriterien. Die von e15 entworfene Serie Salina aus sechs unterschiedlich geformten Krügen steht beispielhaft dafür. Sie vereint modernes Design mit traditionellen Herstellungsmethoden. Die Firma Korbo, auch auf der Ambiente vertreten, hat mit classic 65 einen handgefertigten Korb aus verzinktem Stahl oder Edelstahl im Sortiment, der sich nicht nur für Gartenarbeit nutzen lässt. Ebenso überzeugend: die hochwertigen Lederwaren der Firma Sonnenleder. Die Banktasche Weill besticht durch schlichtes Design im Din A5 Format und traditionelle Gerbkunst.

In der Themenwelt Notable Shapes steht klares, skulpturales Design im Vordergrund, das ganz bewusst Bezüge zur klassischen Moderne herstellt. Wie beispielsweise die Leuchte Kepler des Designers Arihiro Miyake für Nemo, die mit ihrer schwungvollen Geste raumbestimmend wirkt. Oder das von Konstantin Grcic für ClassiCon entwickelte Daybed Ulisse, dessen zeitlose Eleganz den Einfluss klassischer Entwürfe von Charlotte Perriand oder Eileen Gray erahnen lässt. Eine wahres Experimentierfeld in Bezug auf Form und Material eröffnet das Stockholmer Designbüro E.O. mit seinen Indefinite Vases: Organisch geformte Glaskörper treffen auf Steine aus Granit, Marmor oder Onyx. Man wird nicht müde, die spannungsreichen Objekte zu betrachten. Auf der Ambiente findet sich dieser Trend in den ausdrucksstarken Designs von Cozì Studio wieder: Mit Bloom gestaltet das Designerduo eine extravagante Leuchte aus gebogenen Holzfurnieren, bei der Leuchte Ghost kommt innovatives, 3-D-gedrucktes textiles Material zur Anwendung.

„Kunden haben heute das Bedürfnis nach Langlebigkeit. Sie schätzen besondere, regional geprägte Produkte, die durch Herkunft, Herstellung und Design punkten und den nachhaltigen Aspekt nicht ausser Acht lassen“, fasst Herke zusammen. „Auch technische Entwicklungen werden zukünftig das Design weiter beeinflussen und Verfahren wie 3-D-Printing an Einfluss gewinnen. Man kann nur staunen, mit welchen Materialien heute schon gedruckt werden kann“, ergänzt Anetta Palmisano. „Es ist uns eine Freude, immer wieder neue, interessante Produkte zu entdecken.“

So darf man gespannt sein auf die Themenwelten, die bora.herke.palmisano als Sonderpräsentation für die Ambiente in der Galleria 1 gestalten. Wer noch tiefer in die Materie einsteigen will, sollte die exklusiven Vorträge des Stilbüros nicht verpassen: Zu hören täglich um 12.00 und 15.00 Uhr im Raum Symmetrie, Halle 8.1.

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