Historie in neuem Glanz: Der Zürcher HBF strahlt wieder

Wer mit dem Zug nach Zürich reist, darf eines der eindrucksvollsten Bauwerke der Stadt gleich bei der Ankunft bestaunen. Denn der 1871 nach den Entwürfen Gottfried Sempers im Stil der Neorenaissance errichtete Hauptbahnhof Zürich ist ein wahres Schmuckstück. Ganz abgesehen davon, dass er als grösster und verkehrsreichster Bahnhof der Schweiz die Welt vernetzt und die Dynamik der Stadt symbolisiert.

Über 400.000 Reisende kreuzen jeden Tag seine imposanten Hallen, eilen von Gleis zu Gleis oder schlendern durch Geschäfte und Gastronomie. Um sich den wachsenden logistischen Anforderungen und Bedürfnissen der Zeit anzupassen und zugleich die architektonischen Qualitäten des Gebäudes wieder erlebbar zu machen, wurde der Hauptbahnhof nach 150 Jahren im Auftrag der Schweizerische Bundesbahnen AG erstmals ganzheitlich saniert.

Ein Jahrhundertprojekt, das neben dem ausführenden Architekturbüro Aebi & Vincent vieler Gewerke und Disziplinen mit umfassender Expertise bedurfte. Ganz besonders für die Sanierung des repräsentativen Südtrakts, dessen ursprüngliche Grosszügigkeit und Durchlässigkeit wiederhergestellt und ins passende Licht gerückt werden sollte.

Eine spannende Aufgabe für das Schweizer Traditionsunternehmen BURRI, das bekannt ist für die Realisierung anspruchsvoller und komplexer Projekte im öffentlichen Raum, insbesondere im Zusammenhang mit denkmalgeschützten Objekten. Seit mehr als fünf Generationen bündelt das Unternehmen sein Know-how und hat sich nicht nur als Kompetenzzentrum für den öffentlichen Raum, sondern auch als Gestalter und Entwickler ganzheitlicher Lösungen bewiesen.

Im Zuge der Submission erhielt BURRI in Zusammenarbeit mit den Lichtdesigner:innen von vogtpartner den Auftrag für die technische Weiterentwicklung der Beleuchtung und deren Umsetzung. Von den speziellen Massanfertigungen der unterschiedlichen Leuchten und ihren facettenreichen Ansprüchen und Vorgaben bis zur teils komplizierten Montage vor Ort. Darüber hinaus galt es nicht nur die gewünschte Ästhetik zu realisieren und hochwertige, langlebige Produkte zu konzipieren, sondern auch die Kosten und den technischen Unterhalt im Griff zu behalten.

Über die einstigen Innenhöfe spannen sich heute kassettenartige Lichtdecken, die für Transparenz und Tageslicht sorgen und deren Farbe dank LED-Technologie individuell angepasst werden kann. Die grosszügigen Bogenfenster in Richtung Bahnhofstrasse lassen wieder viel Licht in den von Einbauten befreiten Südtrakt strömen. Zusätzlich illuminieren zahlreiche unterschiedlich grosse Pendelleuchten die historischen Räumlichkeiten. Mit ihren mundgeblasenen Bleiglaszylindern, den gefrästen, hochglanzvernickelten Aluminiumfassungen und ausgewählten Leuchtmitteln verknüpfen sie mit schlichter Eleganz Authentizität und modernste Technik.

Jede der Pendelleuchten verfügt über drei verschiedene, eigens dafür entwickelte Lichtquellen, die sich individuell ansteuern lassen: Der nostalgische Laternen-Effekt wird direkt im Leuchtkörper erzeugt, während ein indirekter Spot die Decke und ein nach unten gerichtetes Downlight den Boden erhellt. Eine besondere Herausforderung bestand darin, keine Schatten von der Lichtquelle innen zu generieren.

Dass sich in einem denkmalgeschützten Projekt dieser Grösse und Bedeutung immer wieder überraschende Fragen stellen, für die es innovative Lösungen braucht, gehört für BURRI zur Tagesordnung und Kür.

Bereits vor der Sanierung des Südtrakts konnte das Unternehmen auch die Ausschreibung für die Beleuchtung der Haupt- und der Querhalle für sich entscheiden und erfolgreich umsetzen. Die HUB-Pendelleuchten für die Haupthalle sind ebenfalls Sonderanfertigungen, die spezifische Anforderungen an leistungsstarke Lichttechnik, Robustheit, Wartungseffizienz und Taubenschutz zu erfüllen haben.

Der Lebenszyklus spielt bei jedem Konzept und bei jedem Produkt von BURRI eine essenzielle Rolle: Alle Leuchten sind so konstruiert, dass sie in ihre Einzelteile zerlegt und in einigen Jahren oder Jahrzehnten umgebaut und mit neuen Technologien nachgerüstet werden können. Ein langlebiger und nachhaltiger Ansatz, der seit jeher fest in der DNA von BURRI verankert ist und dem der eigenständige Geschäftsbereich „Life Cycle Care“ volle Aufmerksamkeit widmet.

Unterschiedlichste Themen und Aufgaben, die bei BURRI zusammenlaufen und dank der vielfältigen Fähigkeiten des Teams gemeistert werden konnten. Dass zusätzlich zur Koordination aller an der Sanierung beteiligten Gewerke auch noch der normale Bahnbetrieb am Laufen und Fahren gehalten werden musste, grenzt tatsächlich an ein logistisches Meisterwerk auf allen Seiten.

Wer weder ankommt oder aufbricht, sollte dennoch eine passende Gelegenheit nutzen, um durch die Hallen des Hauptbahnhof Zürich zu flanieren und die Schönheit der Architektur und des Augenblicks zu geniessen. Eine Reise in die Vergangenheit und ein gelungener Aufbruch in die Zukunft.

© Architonic

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