Material Tendencies: Dimitri Bähler
Text von Christian Kuhn
Berlin, Deutschland
03.10.16
Gut Ding will Weile haben. Das gilt mit Sicherheit für den Prozesse hinter Dimitri Bählers "Volumes, Patterns, Textures and Colors" – einer Kollektion minimalistischer Schalen, Vasen und Halter, die dem Schweizer Designer gerade den Grand Prize Interieur Awards 2016 eingebracht hat.
Architonic hat mit Bähler gesprochen, um mehr über die Entstehung des Projekts und über die Faszination von Keramik zu erfahren.
Erzähl uns doch mal etwas über "Volumes, Patterns, Textures and Colors", die Kollektion, für die Du kürzlich mit dem Grand Prize Interieur Awards 2016 ausgezeichnet wurdest.
Die Idee für das Projekt entstand 2013 in Holland während eines Aufenthalts am EKWC (dem Europäischen Keramik Workcentre). Ich wollte grössere Objekte herstellen, um auf den Oberflächen Muster zu entwerfen, und so entstand das Projekt VPTC. Ich experimentierte dort zum ersten Mal mit Keramik und irgendwie hat es mich gefangen. Am EKWC habe ich ein neues Verfahren entwickelt, um geprägte Muster auf einem Objekt in einem Arbeitsschritt zu erstellen.
Das Projekt präsentierte ich zum ersten Mal 2013 anhand einer Variation von drei unterschiedlichen Objekten und fünfzehn Mustern. Während eines späteren Aufenthalts (2015 - 2016) am CERCCO in Genf entschied ich mich, die Arbeit fortzusetzen und weitere Experimente zu machen. Ich probierte verschiedene Tools, um Texturen zu erstellen. Einige sehr kontrollierte und andere eher freie Tools, die einen Teil des Ergebnisses dem Zufall überlassen. Das VPTC Projekt ist als laufendes Forschungsprojekt gedacht, aus dem ich bei Bedarf Stücke herausgreifen kann wie Bücher aus einer Bibliothek. Ich hoffe, es wird sich mit der Zeit und meinen sich ändernden Möglichkeiten in Zukunft ständig weiterentwickeln. "Volumes, Patterns, Textures and Colors" ist ein Resultat dieses Prozesses.
Woher kommt diese Leidenschaft für Keramik?
Es ist eher die Art, wie man mit Keramik arbeitet, für die ich Leidenschaft entwickelt habe. Keramik braucht sehr viel Aufmerksamkeit, genau wie das Kochen. Du kannst es nicht einfach weglegen und irgendwann weiter daran arbeiten. Sobald Du anfängst musst Du weitermachen. Während des Trocknens startest Du ein anderes Experiment. Es hört einfach nicht auf. Was ich auch mag, ist, dass ich alles selbst tun kann. Ich könnte nicht die gleichen Stücke schaffen, wenn ich sie nur zeichnen würde und dann mit einem Keramiker arbeiten müsste, um meine Ideen zu produzieren. Es ist die experimentelle Seite, die Ich mag.
Welches Material würdest Du wählen, wenn Du Dich für Deine Arbeit der nächsten drei Jahre auf ein einziges beschränken müsstest und warum?
Papier hat eine innere Schönheit, auch hinsichtlich seiner 3D-Skizzeneigenschaften. Mit diesem Material kann man fast alles machen und braucht kein Geld oder andere Leute. Es ist fast eine Art zu denken...
An welchem Punkt des Designprozesses entscheidest Du Dich für ein bestimmtes Material? Was kommt zuerst – die Form oder die Wahl des Materials?
Es kommt wirklich auf das Projekt an. Manchmal ist man in der Wahl des Materials beschränkt, und dann muss man einen Weg finden, mit dem zu arbeiten, was man hat. Oft fängt es bei mir damit an, dass ich überrascht oder sogar besessen werde von einer Eigenschaft, die ein Material aufweist. Zum Beispiel habe ich seit drei Jahren mit Carbon-Profilen gearbeitet, weil ich ihre Flexibilität so liebe. Aber Design ist für mich eine Mischung aus allem. Mann muss von dem Material auf visueller und taktiler Ebene begeistert sein, aber auch von der Form. Ich kann nicht sagen, ob ich immer mit der Form oder dem Material beginne.
Gibt es ein Material, mit dem Du noch nicht viele Erfahrungen sammeln konntest, aber das du gerne noch ein bisschen weiter erforschen würdest? Vielleicht für Dein nächstes Projekt?
Holz, in einer aufwendigeren Weise als bisher. Ich würde gern etwas komplexeres entwickeln. Eventuell Leuchten oder gar einen Holzstuhl. Ich habe ausserdem etwas mit Stein experimentiert - auch ein Material, welches ich gern mehr erforschen wollen würde.
UU für HAY (2014) - Kollaboration mit Linn Kandel und Ismaël Studer.