Auf der diesjährigen Messe werden sich sechs niederländische Möbelhersteller zum ersten Mal in einer exklusiven Ausstellung zusammenschliessen, die Nachhaltigkeitsprozesse aufzeigt und zum Dialog einlädt. Wir bekommen einen Vorgeschmack auf das, was uns erwartet.

Die Dutch Design Week 2023 wird wieder in Eindhoven stattfinden. Und obwohl viele der Veranstaltungsorte gleich geblieben sind, gehen die Themen wie immer mit der Zeit. Foto: Max Kneefel

Ein Blick hinter den Hersteller-Vorhang auf der Dutch Design Week 2023 | Aktuelles

Die Dutch Design Week 2023 wird wieder in Eindhoven stattfinden. Und obwohl viele der Veranstaltungsorte gleich geblieben sind, gehen die Themen wie immer mit der Zeit. Foto: Max Kneefel

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Zur rechten Zeit am rechten Ort: So könnte man die Entstehungsgeschichte von Future > Factory > Furniture > beschreiben, einer Sonderveranstaltung im Rahmen der Dutch Design Week 2023, die vom 21. bis 29. Oktober in den ikonischen Klokgebouw – zusammen mit über hundert anderen Orten in der Stadt Eindhoven – zurückkehrt. Es war auch in dem ehemaligen Philips-Fabrikgebäude dass Anfang dieses Jahres ein weiteres Branchentreffen stattfand. Bei Destination Design waren zum zweiten Mal in Folge über 40 internationale und niederländische Marken zu Gast, um neue Produkte und innovative Ideen vorzustellen.

Hier traf Hans Filippini, Mitorganisator von Destination Design und CCO der Leolux Furniture Group, zum ersten Mal mit Marsha Simon, Programm- und Community-Managerin der Dutch Design Foundation, zusammen, um darüber zu sprechen, wie man Herstellern auf der grössten Messe der Stadt einen Platz verschaffen kann. Beide wussten, dass DDW die richtige Plattform war, um die Probleme zu beleuchten, mit denen Marken gleichermassen konfrontiert sind, wenn es um Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft geht – und das obwohl die Messe in der Regel für Installationen reserviert ist, die den Produktschwerpunkt zugunsten einer eher konzeptionellen Präsentation umgehen.

Leolux-CCO Hans Filippini (oben) ist einer der Mitbegründer von Destination Design (unten), einer Messe, die innovative Hersteller und Marken in den Mittelpunkt stellt. Fotos: Hugo Thomassen (oben), Simone de Geus (unten)

Ein Blick hinter den Hersteller-Vorhang auf der Dutch Design Week 2023 | Aktuelles

Leolux-CCO Hans Filippini (oben) ist einer der Mitbegründer von Destination Design (unten), einer Messe, die innovative Hersteller und Marken in den Mittelpunkt stellt. Fotos: Hugo Thomassen (oben), Simone de Geus (unten)

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„Produkte sind normalerweise nicht Teil des Programms der DDW, die sich mehr auf globale Themen konzentriert“, erklärt Filippini. „Aber diese Themen sind auch bei uns im Fokus! Wir machen uns auch viele Gedanken über Nachhaltigkeit und darüber, wie unsere Produkte langlebig bleiben können. Also haben wir gemeinsam überlegt, wie wir die Design-Community und Besucher:innen der DDW auffordern können, bei den Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, mitzudenken.“


„Wir haben mit Destination Design begonnen und dann alle den Drang verspürt, uns zu öffnen und unsere Gedanken, Überzeugungen und Fragen mitzuteilen“


Teilnehmer von Future > Factory > Furniture > sind Arco, CS Rugs, Gelderland, Lande Family, Label van den Berg und Leolux, die sich in einem noch nie dagewesenen Schritt in Richtung Transparenz und Zusammenarbeit für das Event vereinen. „Es hat mich überrascht, wie schnell wir als Kollektiv zusammengefunden haben“, räumt Filippini ein. „Aber unter Druck wird alles flüssig. Wir haben mit Destination Design begonnen und dann alle den Drang verspürt, uns zu öffnen und unsere Gedanken, Überzeugungen und Fragen mitzuteilen.“

Marsha Simon, Programme & Community Manager bei DDF (unten), ist eine der Verantwortlichen für den Nachhaltigkeitsschwerpunkt der Messe und hat sich für die neue Herstellerkooperation eingesetzt. Fotos: Max Kneefel (oben), Boudewijn Bollmann (unten)

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Marsha Simon, Programme & Community Manager bei DDF (unten), ist eine der Verantwortlichen für den Nachhaltigkeitsschwerpunkt der Messe und hat sich für die neue Herstellerkooperation eingesetzt. Fotos: Max Kneefel (oben), Boudewijn Bollmann (unten)

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Für Simon und die Kreativchefin der Dutch Design Week, Miriam van der Lubbe, machte die Zusammenarbeit Sinn. „Wir sprachen darüber, wie schade es war, dass diese Marken ihre Arbeit – und Arbeitsweise – nicht während der Dutch Design Week präsentierten. Denn sie gehören zu dieser Gemeinschaft“, sagt Simon. „Unter dem diesjährigen Thema Picture This öffnen sie also ihre Design-Küchen und bitten aktiv um Teilnahme. Sie zeigen sich verletzlich, indem sie dem Publikum ihre Probleme präsentieren und aufzeigen, welche Rolle jede Person im Produktlebenszyklus spielen kann – egal ob Designer:in, Hersteller oder Kund:in.“


Angesichts der globalen Umweltkrise bietet die Veranstaltung eine einzigartige Gelegenheit, die Vorteile des offenen Austauschs, insbesondere unter Wettbewerbern, hervorzuheben


Angesichts der globalen Umweltkrise und als natürliche Fortsetzung des letztjährigen Themas der Dutch Design Week Get Set bietet die Veranstaltung eine einzigartige Gelegenheit, die Vorteile des offenen Austauschs, insbesondere unter Wettbewerbern, hervorzuheben. Simon schliesst sich dieser Meinung an: „Ich denke, es ist etwas Besonderes, dass sich diese Möbelmarken in unseren schwierigen Zeiten die Mühe machen, sich zu öffnen und zusammenzuarbeiten, anstatt nur weiterhin die grossartigen Produkte zu zeigen, die sie herstellen. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es kein Entrinnen mehr gibt – Rohstoffe gehen zur Neige und wir müssen die Dinge selbst in die Hand nehmen und nicht darauf warten, dass der Gesetzgeber uns dazu auffordert.“

Hautnah: Future > Factory > Furniture > lässt Besucher:innen unbequeme Fragen stellen und präsentiert ein Ausstellungsdesign, das die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft offenlegt. Fotos: Britt Roelse (oben), Gelderland (unten)

Ein Blick hinter den Hersteller-Vorhang auf der Dutch Design Week 2023 | Aktuelles

Hautnah: Future > Factory > Furniture > lässt Besucher:innen unbequeme Fragen stellen und präsentiert ein Ausstellungsdesign, das die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft offenlegt. Fotos: Britt Roelse (oben), Gelderland (unten)

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Als es darum ging, diese eher abstrakten Themen in ein reales Erlebnis für Besucher:innen zu übersetzen, beauftragte das Team das niederländische Designduo Overtreders W. Die selbsternannten „Aussenseiter der holländischen Architekturszene“, die sich auf zerlegbare, wiederverwendbare und recycelte Architektur spezialisiert haben, kamen mit einem kreisförmigen, dreiteiligen Raumkonzept an Bord, das dekonstruierte Möbelstücke, Blicke hinter die Kulissen der Produktion und Gesprächsanregungen auf überlebensgrossen Deckenbannern beinhaltet.


„Dies ist nur der erste Schritt; es geht nicht um das Wachstum einer Marke, sondern um die Verbesserung der Branche“


Filippini erläutert den Auftrag: „In der Endphase sollen Besucher:innen das Gefühl haben, dass sie uns herausfordern, Ziele setzen und unsere Prozesse hinterfragen dürfen. Es ist im Grunde ein offenes Forum für Diskussionen und Verbesserungen.“ Im Gegensatz zu einem traditionellen Ausstellungsdesign nimmt der Rundweg sein Publikum mit auf eine Reise ohne vorher festgelegten Endpunkt. Stattdessen wird das Dilemma der nachhaltigen Produktion auf eine Art und Weise dargestellt, die die ihr innewohnende Notwendigkeit einer Partnerschaft und eines echten systemischen Wandels greifbar macht.

Das niederländische Architekturbüro Overtreders W wurde mit der Gestaltung der Ausstellung beauftragt – Besucher:innen erwartet ein Rundweg und von der Decke hängende Diskussionsanregungen. Foto: Overtreders W

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Das niederländische Architekturbüro Overtreders W wurde mit der Gestaltung der Ausstellung beauftragt – Besucher:innen erwartet ein Rundweg und von der Decke hängende Diskussionsanregungen. Foto: Overtreders W

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Und das ist erst der Anfang: Sowohl die teilnehmenden Hersteller als auch die Dutch Design Foundation hoffen, eine Bewegung in Gang zu setzen, die bei künftigen Ausgaben der Dutch Design Week wiederkehrt. „Im Idealfall ist es ein Erwachen der Verantwortung für jeden und die Erkenntnis, dass auch Sie eine Rolle beim Übergang von schnellen zu langsamen Möbeln spielen müssen“, sagt Simon. „Dies ist nur der erste Schritt; es geht nicht um das Wachstum einer Marke, sondern um die Verbesserung der Branche.“

© Architonic

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