Indem sie nicht nur kommerzielle und kulturelle Funktionen, sondern auch Geschichte und Gegenwart miteinander verbinden, beweisen diese vier Projekte, dass Markthallen nichts von ihrer antiken Anziehungskraft verloren haben. Mit dabei: Studio Metamorphosis, RootStudio, Studiolada Architectes und C.M. Chao Architect & Planners.

Der Markt von Saint Dizier von Studiolada Architectes ist nur eines der diesjährigen Projekte, die städtische Gemeinschaften wiederbeleben und bei deren Bau lokale Materialien und Handwerk priorisiert wurden. Foto: Olivier Mathiotte

Neu fertiggestellte Markthallen, die ihre Gemeinden beleben | Aktuelles

Der Markt von Saint Dizier von Studiolada Architectes ist nur eines der diesjährigen Projekte, die städtische Gemeinschaften wiederbeleben und bei deren Bau lokale Materialien und Handwerk priorisiert wurden. Foto: Olivier Mathiotte

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Markthallen nehmen seit langem eine herausragende Stellung in der Architekturgeschichte ein und dienen als pulsierende Zentren für Handel, Gemeinschaft und Kultur. Mit ihren imposanten Strukturen und belebten Innenräumen haben sie über Jahrhunderte hinweg eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung von Stadtlandschaften und dem Austausch von Waren und Ideen gespielt.


Markthallen sind ein Beweis für die dauerhafte Synergie zwischen Architektur, wirtschaftlicher Aktivität und dem sozialen Gefüge der Gesellschaft


Von den antiken Agoras und Basaren über die Marktplätze der Renaissance bis hin zu den modernen Food Halls, die eine eigene Renaissance erlebt haben – Markthallen sind ein Beweis für die dauerhafte Synergie zwischen Architektur, wirtschaftlicher Aktivität und dem sozialen Gefüge der Gesellschaft. Diese vier kürzlich fertig gestellten Projekte rund um die Welt demonstrieren, dass die hochspezialisierten Strukturen nichts von ihrer Anziehungskraft verloren haben – und zeigen, wie sie Gemeinden wiederbeleben können, indem sie kommerzielle und kulturelle Funktionen sowie die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbinden.

Abastos Market von Studio Metamorphosis nutzt neu konstruierte Rampen, um den Zugang zum Gebäude sowohl tagsüber als auch nachts zu erleichtern (unten). Ein Mosaik aus hydraulischen Fliesen (Mitte) betont das Zentrum des Innenraums. Fotos: David Zarzoso

Neu fertiggestellte Markthallen, die ihre Gemeinden beleben | Aktuelles

Abastos Market von Studio Metamorphosis nutzt neu konstruierte Rampen, um den Zugang zum Gebäude sowohl tagsüber als auch nachts zu erleichtern (unten). Ein Mosaik aus hydraulischen Fliesen (Mitte) betont das Zentrum des Innenraums. Fotos: David Zarzoso

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Abastos Market in Tomelloso, Spanien, von Studio Metamorphosis

Die historische Markthalle von Abastos, die sich im Zentrum der alten Handelsstadt befindet, wurde kürzlich von Studio Metamorphosis restauriert und erstrahlt nun in neuem Glanz. Die Architekt:innen wollten nicht nur das Erbe des Gebäudes als Handelszentrum bewahren, sondern auch „einen vielseitigeren, an das 21. Jahrhundert angepassten Raum schaffen, in dem neben gastronomischen und kommerziellen Zwecken auch eine Vielzahl kultureller Aktivitäten stattfinden können.“

Ihr Ansatz: Verbindung des Marktplatzes und der Halle durch eine Reihe neuer Rampen und Plattformen, die den lokalen Almagro Stein zur Geltung bringen und die Zugänglichkeit und Wegführung verbessern. Eine nutzungsorientierte Denkweise bestimmte auch die Gestaltung der 27 Hallenstände, die als flexible Module angeordnet und von einer Metallstruktur umgeben sind, die sich in das ursprüngliche Gebäude integriert, um Vergangenheit und Gegenwart visuell zu verbinden. Natürliches Kiefernholz wurde als wärmeres Material hinzugefügt, das auch in den Möbeln im Innenbereich zu finden ist.

Das Gastronomic Center von Oaxaca lässt sich von der bestehenden Klosterarchitektur, dem reichen kulinarischen Erbe der Region und einheimischen Materialien inspirieren. Es ist einer der grössten Aufträge von RootStudio in Mexiko. Fotos: Lizet Ortiz

Neu fertiggestellte Markthallen, die ihre Gemeinden beleben | Aktuelles

Das Gastronomic Center von Oaxaca lässt sich von der bestehenden Klosterarchitektur, dem reichen kulinarischen Erbe der Region und einheimischen Materialien inspirieren. Es ist einer der grössten Aufträge von RootStudio in Mexiko. Fotos: Lizet Ortiz

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Oaxaca Gastronomic Center in Oaxaca, Mexico, von RootStudio

Ein weiteres historisches Gebäude, das durch eine neue Metallstruktur aufgewertet wurde, ist das Oaxaca Gastronomic Center von RootStudio. Das Kloster Carmen Alto aus dem 16. Jahrhundert wurde unter Verwendung „traditioneller Bautechniken und Materialien wie Kalk, Ziegel, Holz und grünem Bruchstein restauriert, wobei die ursprüngliche Materialität respektiert und die architektonische Gestaltung wiederhergestellt wurde“, erklären die Architekt:innen.


Zugänglichkeit war von grösster Bedeutung, ebenso wie die Förderung lokaler Talente in den Innenräumen des Gebäudes


Neue Stahlelemente und ein Solarsystem wurden dem Gebäude hinzugefügt, um Modernität in den Bildungs- und multidisziplinären Raum zu integrieren. Zugänglichkeit war ebenfalls von grösster Bedeutung, ebenso wie die Förderung lokaler Talente in den Innenräumen des Gebäudes, wo die Herstellung von massgefertigten Möbeln sowie Wandkunst oaxacaischen Tischlermeister:innen und Künstler:innen anvertraut wurde. Das Ergebnis ist ein „vielseitiger Ort, der die Integration der Gemeinschaft fördert und mit Bildungsbereichen und einem Ausstellungsbereich harmoniert.“

Die Steinfassaden (oben, Mitte) des Marktes in Saint-Dizier stabilisieren das Metallgitter entlang der Längsachse, während das begrünte Dach (oben) auf die umgebende Natur verweist. Fotos: Olivier Mathiotte

Neu fertiggestellte Markthallen, die ihre Gemeinden beleben | Aktuelles

Die Steinfassaden (oben, Mitte) des Marktes in Saint-Dizier stabilisieren das Metallgitter entlang der Längsachse, während das begrünte Dach (oben) auf die umgebende Natur verweist. Fotos: Olivier Mathiotte

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Markt in Saint-Dizier, Frankreich, von Studiolada Architectes

Obwohl das französische Büro Studiolada normalerweise auf Sanierungen spezialisiert ist, freute es sich über die Gelegenheit, mit seinem Marktprojekt in Saint-Dizier an einer nationalen Regierungsinitiative zur Wiederbelebung mittelgrosser Städte teilzunehmen. Durch seine Lage in einem ehemals verlassenen Stadtteil gegenüber einem historischen Schloss bietet das moderne Gebäude „einen Dialog zwischen zeitgenössischer Architektur und dem alten Stadtkern“ und spielt eine Schlüsselrolle bei der Wiederbelebung einer echten lokalen Wirtschaft.


Das moderne Gebäude spielt eine Schlüsselrolle bei der Wiederbelebung einer echten lokalen Wirtschaft


„Das übergreifende Konstruktionsprinzip ist eine gemischte Struktur aus Stein, Holz und Stahl“, erklären die Architekt:innen und betonen, dass diese Entscheidungen „den Wert des Handwerks, des Know-hows und der Kunst des Bauens stärken“, um lokalen Handwerker:innen ihre Unabhängigkeit zurückzugeben. Fassadenbögen aus einem nahegelegenen Steinbruch stehen im Dialog mit Holzgewölben im gesamten Gebäude, das lokale Bäcker:innen, Metzger:innen, Fischhändler:innen und Gemüsehändler:innen beherbergt.

C.M. Chao Architect & Planners haben die Landschaft (oben) in ihren Entwurf für den Gushan Fish Market einbezogen. Das Gebäude dient als lebendiges Gastronomie-Zentrum und als Fährstation – und verwandelt sich nachts spektakulär (unten). Fotos: Rex Chu

Neu fertiggestellte Markthallen, die ihre Gemeinden beleben | Aktuelles

C.M. Chao Architect & Planners haben die Landschaft (oben) in ihren Entwurf für den Gushan Fish Market einbezogen. Das Gebäude dient als lebendiges Gastronomie-Zentrum und als Fährstation – und verwandelt sich nachts spektakulär (unten). Fotos: Rex Chu

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Gushan Fish Market in Kaohsiung, Taiwan, von C.M. Chao Architect & Planners

Ein weiteres Marktprojekt, das mit einem Neubau auf die Vergangenheit verweist, ist der Gushan Fischmarkt in der südtaiwanesischen Stadt Kaohsiung. Die Architekt:innen von C.M. Chao haben einen Grossteil des ursprünglichen Gebäudes von 1927 abgerissen und dessen Materialien für einen Neubau verwendet, der sowohl als Verkehrsknotenpunkt als auch als Handelszentrum fungiert. Mit dem Ziel, das Gebäude „unsichtbar“ zu machen, verwischte das Designteam die Grenzen zwischen Landschaft, Meer und Licht mit einem 330 m langen, transparenten Glasboxkonzept.

Ziel der Renovierung war es, lokale Geschichte zu bewahren und gleichzeitig neue Wege zu finden, um die Öffentlichkeit einzubeziehen sowie die lokale Wirtschaft und den Tourismus zu beleben. Diesem Bestreben dient auch die äusserst fotogene Ästhetik des Gebäudes mit speziell bearbeitetem Bubble-Glas und einem detaillierten Beleuchtungskonzept für die Nacht.

© Architonic

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