Neue Häuser in Brasilien, die das Leben drinnen und draussen fördern
Brand story von Claire Brodka
27.11.23
Diese vier zeitgenössischen Wohnbauprojekte bringen ihre Bewohner mit strategischen, offenen Grundrissen, attraktiven Aussenbereichen und viel Grün ins Freie.
In brasilianischen Häusern wie Oásis Ventú von Bezerra Panobianco in Goiânia werden häufig Pivot-Screens und verglaste Innenhöfe eingesetzt, um die fliessenden Wohnräume mit dem Aussenbereich zu verbinden. Foto: Lucas Panobianco
In brasilianischen Häusern wie Oásis Ventú von Bezerra Panobianco in Goiânia werden häufig Pivot-Screens und verglaste Innenhöfe eingesetzt, um die fliessenden Wohnräume mit dem Aussenbereich zu verbinden. Foto: Lucas Panobianco
×Das frühe 20. Jahrhundert markierte mit dem Aufkommen der modernistischen Bewegung eine entscheidende Ära in der brasilianischen Architektur. Architekten wie Oscar Niemeyer oder Lúcio Costa führten avantgardistische Entwürfe ein, die sich durch klare Linien, Stahlbeton und Funktionalität auszeichnen. Mehr noch: Vor allem die Wohnprojekte dieser Epoche verwischten die Grenzen zwischen Innen- und Aussenbereich, indem sie Innen- und Aussenräume perfekt miteinander verschmolzen und einen Lebensstil widerspiegelten, der mit der Natur harmoniert.
Zeitgenössische Architekt:innen und Designer:innen in Brasilien stellen sich weiterhin der Herausforderung, Häuser für den Innen- und Aussenbereich zu entwerfen, die der architektonischen Geschichte und dem tropischen Klima des Landes Rechnung tragen
Auch heute noch stellen sich zeitgenössische Architekt:innen und Designer:innen in Brasilien der Herausforderung, Indoor-Outdoor-Häuser zu entwerfen, die der architektonischen Geschichte des Landes und dem tropischen Klima Rechnung tragen. Diese Häuser zeichnen sich häufig durch offene Grundrisse, grosse Glaswände und die strategische Positionierung von Innenhöfen, Gärten oder Terrassen aus, wobei eine Designphilosophie verfolgt wird, die den Schwerpunkt auf natürliches Licht, Belüftung und die Einbindung von Grünflächen zur Steigerung des Wohlbefindens legt. Wir werfen einen detaillierten Blick auf vier kürzlich fertiggestellte Wohnprojekte in Brasilien, die zeitgenössische Architektur, nachhaltiges Leben und eine tiefe Wertschätzung für ihre natürliche Umgebung miteinander verbinden.
Der zentrale Aussenbereich in Oásis Ventú (oben) verbindet alle Innenräume mit einem Weg aus lokalem Bahia-Marmor. Badezimmer und Schlafzimmer gehen nahtlos ineinander über und betonen Vegetation und organische Materialien. Fotos: Lucas Panobianco
Der zentrale Aussenbereich in Oásis Ventú (oben) verbindet alle Innenräume mit einem Weg aus lokalem Bahia-Marmor. Badezimmer und Schlafzimmer gehen nahtlos ineinander über und betonen Vegetation und organische Materialien. Fotos: Lucas Panobianco
×Oásis Ventú in Goiânia, Brasilien, von Bezerra Panobianco
Getreu seinem Namen bieten die ineinandergreifenden Volumen von Oásis Ventú eine Zuflucht vor der Millionenstadt, die sie beherbergt. Verweise auf brasilianische Materialien und die Natur sind in die Struktur des Hauses integriert. Ein Weg aus beigem Bahia-Marmor führt die Besucher:innen durch den Raum, der durchgehend begrünt ist und Innen- und Aussenbereiche nur durch Leinenvorhänge und Schwenkpaneele aus demselben Material trennt. Die Wohnräume sind kreisförmig um den zentralen Innenhof angeordnet, ein Design, das die Belüftung und die visuelle Verbindung fördert.
Sogar die privatesten Räume, nämlich das Hauptschlafzimmer und das Badezimmer, „präsentieren sich auf eine empfängliche Art und Weise, die zur Ruhe einlädt“, wie die Architekten Bezerra Panobianco erläutern. Die Farbpalette des Hauses ist „fliessend und voller brasilianischem Geist“ und wurde „von erdigen Tönen inspiriert, die sich auf die Natur und die Einfachheit beziehen“. Textilien aus organischen Fasern und verschiedene einheimische Steine werden übereinander gelegt, um durch Gegenüberstellung und Querverweise das Gefühl von Innen und Aussen zu maximieren.
Senses House in Rio de Janeiro makes extensive use of wicker-optic pivot panels on its facade (top), while the interior rooms are flooded with light through large glass windows and transparent curtains. Photos: Denilson Machado – MCA Estúdio
Senses House in Rio de Janeiro makes extensive use of wicker-optic pivot panels on its facade (top), while the interior rooms are flooded with light through large glass windows and transparent curtains. Photos: Denilson Machado – MCA Estúdio
×Senses House in Rio de Janeiro, Brasilien, von UP3 Arquitetura
Auch im Senses House ausserhalb von Rio de Janeiro liegt der Schwerpunkt auf den Materialien. Die Architekt:innen von UP3 Arquitetura beschreiben ihre Hauptinspiration als „zeitgenössische Landhäuser, die eine maximale Integration der Innenräume mit der umgebenden Natur fördern“. Das Haus besteht aus einer Kombination von grossen transparenten Glaspaneelen, integrierten Räumen, natürlichen Materialien, minimalistischen Formen und Einbaulösungen, die Funktionen verbergen, um ein unaufdringliches Gefühl von Luxus zu maximieren und gleichzeitig einen Indoor-Outdoor-Lebensstil zu fördern.
Indoor-Outdoor-Residenzen zeichnen sich häufig durch offene Grundrisse, grosse Glaswände und die strategische Anordnung von Innenhöfen, Gärten oder Terrassen aus
Der gesamte Boden ist mit Holzdielen belegt, die Wände bestehen aus Travertinmarmorplatten und die Aluminiumrahmen der Hauptfassade (die als schwenkbare Sonnenschirme fungieren) wurden mit einem speziellen Anstrich versehen, der anstelle von herkömmlichem Glas ein holzähnliches Aussehen und einen Verschluss aus Korbgeflecht aufweist. Ein grosszügiger, offener Innenhof verbindet die Bewohner:innen mit dem Freien und schirmt sie gleichzeitig mit rahmenlosen, raumhohen Glasfenstern auf allen Seiten ab.
Im Suki House in São José Dos Campos wird die industrielle Ästhetik durch hölzerne Akzente im gesamten Gebäude und grosse Glasschiebetüren ausgeglichen, die ein Leben von drinnen nach draussen ermöglichen, auch vor der Küche (unten). Fotos: Nelson Kon
Im Suki House in São José Dos Campos wird die industrielle Ästhetik durch hölzerne Akzente im gesamten Gebäude und grosse Glasschiebetüren ausgeglichen, die ein Leben von drinnen nach draussen ermöglichen, auch vor der Küche (unten). Fotos: Nelson Kon
×Suki House in São José Dos Campos, Brasilien, von Obra Arquitetos
Auch im Suki House spielt das raumhohe Glas eine zentrale Rolle. Die Fassade des Hauses ist in zwei Arten von Materialität unterteilt, die unterschiedliche Aspekte vermitteln: Auf der Vorderseite bietet das Drahtglas den Bewohner:innen Privatsphäre und lässt gleichzeitig natürliches Licht in den Innenraum eindringen, während transparentes Glas auf der Rückseite des Hauses und um die untere Wohnebene herum die Bewohner:innen nahtlos mit der Aussenwelt verbindet.
Die Gesamtästhetik des Hauses ist eher industriell geprägt, doch die Holzelemente im Rahmen und die Inneneinrichtung des Hauses bilden einen warmen Kontrapunkt, der auf die üppige Vegetation des Vorgartens verweist. Die sich überschneidenden Geschossebenen des Projekts fördern unterschiedliche Aspekte der natürlichen Umgebung, um die Innenräume mit Grün zu durchdringen, und eine weitläufige Küchenveranda mit Grill sowie ein Schlafzimmer, das sich zum Hinterhof hin öffnet, fördern die Überwindung der Grenzen zwischen Innen und Aussen.
Unterschiedliche Deckenhöhen schaffen im Haus RZR eine Lücke zwischen Strasse und "inneren" Räumen (oben), während ein grosszügiger Pool und eine Terrasse (Mitte) sowie Dachterrasse Wohn- und Büroräume miteinander verbinden (unten). Fotos: Favaro Jr.
Unterschiedliche Deckenhöhen schaffen im Haus RZR eine Lücke zwischen Strasse und "inneren" Räumen (oben), während ein grosszügiger Pool und eine Terrasse (Mitte) sowie Dachterrasse Wohn- und Büroräume miteinander verbinden (unten). Fotos: Favaro Jr.
×Haus RZR in Indaiatuba, Brasilien, von GRBX Arquitetos
Als GRBX Arquitetos von seinen langjährigen Kunden den Auftrag für das Haus RZR erhielten, bestand das unmittelbare Ziel darin, „die innere und äussere Umgebung fliessend miteinander zu verbinden und so die räumliche Wahrnehmung eines Hauses zu erreichen, das viel grösser ist, als es das Grundstück zulässt“. Schlüsselelemente in diesem Bestreben: Betongitterelemente an der Fassade, traditionelle südamerikanische Cobogó-Gehäuse mit unterschiedlicher Höhe und Schiebetüren, die für thermischen Komfort, Querlüftung und Beleuchtung sorgen und gleichzeitig die Privatsphäre gewährleisten.
Durch die Verwendung ausgewählter Oberflächen wie blauen Porzellanfliesen für den Pool und Holzfliesen für den Terrassenboden im Wohnzimmer haben die Architekt:innen die Wahrnehmung von Innen und Aussen verwischt und die verschiedenen Raumvolumen organisch integriert. Eine mit Rasen bepflanzte Terrasse grenzt an das Büro im Obergeschoss, das durch das Öffnen der Glasschiebefenster fliessend in einen Innen- und Aussenbereich übergeht.
© Architonic
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