CondeHouse x Sou Fujimoto: echte Möbel in einer virtuellen Welt
Brand story von Simon Keane-Cowell
Hokkaido, Japan
29.06.22
In einer neuen Zusammenarbeit zwischen CondeHouse und dem Architekten Sou Fujimoto bringt der japanische Holzmöbelspezialist den „Wow-Faktor“ in seinen virtuellen Raum Hokkaido Rock House.
Bei der Gestaltung des virtuellen Raums Hokkaido Rock House für den japanischen Holzmöbelspezialisten CondeHouse war der Architekt Sou Fujimoto völlig frei von den Zwängen der realen Welt
Bei der Gestaltung des virtuellen Raums Hokkaido Rock House für den japanischen Holzmöbelspezialisten CondeHouse war der Architekt Sou Fujimoto völlig frei von den Zwängen der realen Welt
×Die Geschichte der Architektur ist reich an Alternativen. Ich spreche nicht von Plänen, die aus dem einen oder anderen Grund nie realisiert wurden. Vielmehr meine ich die höchst spekulativen, oft fantastischen Bauvorhaben, die sich den Fesseln der Realität – mit all ihren lästigen technischen, politischen und budgetären Parametern – entziehen und in denen sich Kreativität jenseits aller Ideologien frei entfalten kann. Man denke nur an die polemischen, collagenhaften Fantastereien von Avantgarde-Büros wie Archigram und Superstudio in den 1970er Jahren oder auch an die imaginäre Reise des italienischen Schriftstellers Italo Calvino durch seine Unsichtbaren Städte.
Im Rahmen des Hokkaido Rock House-Projekts werden verschiedene CondeHouse-Möbel wie der Sessel Wing Lux (oben) und der Sessel und Tisch Ten (unten) in einen virtuellen Raum gestellt, der von der Sounkyo-Landschaft inspiriert ist
Im Rahmen des Hokkaido Rock House-Projekts werden verschiedene CondeHouse-Möbel wie der Sessel Wing Lux (oben) und der Sessel und Tisch Ten (unten) in einen virtuellen Raum gestellt, der von der Sounkyo-Landschaft inspiriert ist
×Zu dieser Liste hinzu kommt die jüngste Zusammenarbeit zwischen dem japanischen Holzmöbelexperten CondeHouse und Sou Fujimoto. Der preisgekrönte Architekt mit Büros in Tokio und Paris hat einen immersiven virtuellen Raum geschaffen, in dem digitale Gäste die Produkte der Marke in einer architektonisch anspruchsvollen Umgebung erleben können. Fujimoto stammt aus Asahikawa – einer Stadt auf der nördlichen japanischen Insel Hokkaido, die traditionell die Heimat der japanischen Möbelindustrie ist und in der sich, wenig überraschend, der Hauptsitz und die Produktionsstätten von CondeHouse befinden. So wurde er vom Präsidenten des Unternehmens, Tetsuya Fujita, eingeladen, dessen lang gehegten Traum zu verwirklichen. „Ich beschloss, Sou Fujimoto zu bitten, etwas zu entwerfen, das ‚wow‘ ist, jenseits aller Machbarkeit, jenseits aller Budgets und rechtlicher Grenzen. Ich schlug vor, ein Projekt an der Seite des Taisetsuzan zu bauen, dem höchsten Berg Hokkaidos, der ein echtes Symbol für die Region ist.“
„Ich beschloss, Sou Fujimoto zu bitten, etwas zu entwerfen, das ‚wow‘ ist, jenseits aller Machbarkeit, jenseits aller Budgets und rechtlicher Grenzen”
Das Ergebnis ist das Hokkaido Rock House, ein virtueller, vollständig navigierbarer Raum, der lichtdurchflutete, moderne Innenräume und elegante Möbel mit Geografie und Geologie verbindet. Eine echte Übung im Placemaking. Fujimoto legt jedoch Wert darauf, dass es sich hier nicht um digitalen Firlefanz handelt, sondern um einen Raum, „in dem Natur und von Menschenhand geschaffene Objekte auf wunderbare Weise miteinander harmonieren, anstatt eine vollständig virtuelle Welt zu schaffen.“ Zu viel VR und die Natur verflüchtigt sich, sagt er. Dies deckt sich mit der Philosophie von CondeHouse, natürliche Materialien durch einen handwerklichen Produktions- und Herstellungsprozess zum Klingen zu bringen. „Aus Hokkaido mit Sorgfalt und Respekt“ lautet der Slogan des Herstellers.
In Fujimotos virtueller Welt kontrastieren die Feinheit und die Handwerkskunst der CondeHouse-Möbel mit der natürlichen felsigen Umgebung, in der sie aufgestellt sind
In Fujimotos virtueller Welt kontrastieren die Feinheit und die Handwerkskunst der CondeHouse-Möbel mit der natürlichen felsigen Umgebung, in der sie aufgestellt sind
×Architonic: Wie unterscheidet sich der Designprozess, wenn es um einen virtuellen und keinen reellen Raum geht? Lässt man seiner Kreativität dann freien Lauf? Oder versucht man immer noch, sich vorzustellen, dass der Raum gebaut werden könnte, und prüft seine physische Realisierbarkeit?
Sou Fujimoto: Bei diesem Projekt war es wichtiger, einen Ort darzustellen, an dem Natur und von Menschen geschaffene Objekte wunderbar miteinander harmonieren, als eine völlig virtuelle Welt zu kreieren. Wenn es zu virtuell wird, kann sich das Ganze von der Realität und der Kraft der Natur entfernen.
Andererseits schränkt allzu viel Realismus die Beziehung zwischen Mensch und Natur in Zukunft ein. So gesehen war es wichtig, eine Vision zu schaffen, in der Natur und Objekte miteinander in Einklang stehen und die Vorzüge des Realen und des Virtuellen miteinander kombiniert werden.
Welches Konzept steht hinter dem Hokkaido Rock House? Welches sind die wichtigsten architektonischen Merkmale oder besonderen Eigenschaften?
Ich war so begeistert, als ich meinen Entwurf zum ersten Mal als VR Rendering sah. Der riesige höhlenartige Raum, den man zuerst betritt, drückt das Hauptkonzept aus, würde ich sagen. Er hat die Kraft und Dynamik einer Höhle, aber gleichzeitig ist er ein offener, heller und schwebender Raum, wie man ihn noch nie gesehen hat. Es ist eine Höhle, der durch künstliche Technologie und Geometrie neues Leben eingehaucht wurde. Als ich sie zum ersten Mal in einem virtuellen Raum sah, wirkte sie sehr primitiv und gleichzeitig etwas futuristisch. Es ist nicht nur ein einfaches Modell einer Höhle, glaube ich, sondern drückt eine Art primitive Zukunft aus.
Die Fels- und Waldlandschaft hingegen ist von der Landschaft von Sounkyo in der Nähe von Asahikawa auf Hokkaido inspiriert, der Heimatstadt von CondeHouse und meine eigene. Durch die Ruhe des schönen Waldes und die Kraft der dynamischen Felsen sowie die Sensibilität und Leichtigkeit der künstlichen Komposition konnten wir meines Erachtens ein neues Lebensumfeld für Menschen schaffen, in dem Natur und Artefakte nebeneinander bestehen.
Fujimoto wollte einen Raum schaffen, „in dem Natur und von Menschenhand geschaffene Objektr auf wunderbare Weise miteinander harmonieren, anstatt eine vollständig virtuelle Welt zu schaffen“
Fujimoto wollte einen Raum schaffen, „in dem Natur und von Menschenhand geschaffene Objektr auf wunderbare Weise miteinander harmonieren, anstatt eine vollständig virtuelle Welt zu schaffen“
×Haben Sie bei der Raumgestaltung die Möbel von CondeHouse berücksichtigt, und hat dies Ihren Entwurf beeinflusst?
Ja, die Möbel von CondeHouse hatte ich während des gesamten Projekts immer im Hinterkopf. Ich glaube, wenn man auf die Natur hört, ihre Wohltaten bestmöglich nutzt und gleichzeitig die menschliche Technologie und das Leben sorgsam einbezieht, können Natur und vom Menschen geschaffene Objekte wunderbar miteinander harmonieren.
Diesmal wollte ich die Möbel durch eine Fokussierung auf die Fels- und Waldlandschaft aufwerten – und nicht durch eine Fokussierung auf das Holz, das CondeHouse hauptsächlich verwendet. Ausserdem bilden die Zartheit und Eleganz aller Möbel von CondeHouse einen schönen Kontrast in diesem felsigen Raum.
Während sie sich durch die Räume des Hokkaido Rock House bewegen, können Besucher:innen die verschiedenen Kollektionen in diesem einzigartigen Kontext geniessen und gleichzeitig über interaktive Tools mehr über einzelne Stücke erfahren
Während sie sich durch die Räume des Hokkaido Rock House bewegen, können Besucher:innen die verschiedenen Kollektionen in diesem einzigartigen Kontext geniessen und gleichzeitig über interaktive Tools mehr über einzelne Stücke erfahren
×Kann uns virtuelle Architektur im Allgemeinen erlauben, zu spekulieren und Ideen auszuloten, die Auswirkungen auf die reale Welt haben könnten? Oder ist sie reine Poesie?
Ich bin fest davon überzeugt, dass virtuelle Architektur unsere Vorstellungskraft stark erweitern wird. Ideen, die sich in der virtuellen Welt frei entfalten, waren schon immer eine grosse Inspirationsquelle für die Realität.
Und der Gedanke, immer wieder zwischen dem Realen und dem Virtuellen zu wechseln, wird beide inspirieren, nicht zuletzt durch die Idee einer Transformation zwischen beiden. Das Reale ist die treibende Kraft des Virtuellen, und das Virtuelle sollte die treibende Kraft des Realen sein.
© Architonic