Wanderlust: Derlot

Die alle Grenzen überwindende Kraft der sozialen Medien mag den Anschein erwecken, die Welt sei zu einem Dorf geworden, wenn es darum geht, Neuigkeiten über Ereignisse und Trends zu teilen. Aber wenn Tausende von Meilen über den Ozean hinweg und unterschiedliche Zeitzonen Unternehmen von einem Grossteil ihres potenziellen Marktes trennen, erfordert die globale Expansion ein noch klügeres Denken. Damit sind auch australische Unternehmer in der Designbranche konfrontiert – und deshalb hält sich das Geschäft mit der Herstellung von Möbeln und der Gestaltung von Innenräumen bisher noch zu einem Grossteil lokal.

Es gibt allerdings einen Designer aus Brisbane, den selbst Covid nicht zurückhalten kann: Derlot-Gründer Alexander Lotersztain mag sich vielleicht derzeit darauf beschränken, seine Wahlheimat näher kennenzulernen, er ist aber dennoch fest entschlossen, seine 15 Jahre altes Brand immer weiter in die Welt hinauszutragen. Derzeit werden die beiden Zweige, Derlot Editions und Les Basic, unter dem Banner Derlot zusammengeführt. Die Marke bereitet sich darauf vor, ein internationaler Akteur in einer post-viralen Welt von unterschiedlichstem Interior Design und Inneneinrichtungen zu werden.

Mit einem Büro in L.A. und Produktionsstätten in den USA, Italien und Australien hat Derlot eine Formel für globales Denken und lokales Handeln gefunden. Grösstenteils ist dies organisch durch Gespräche und die Zusammenarbeit mit Architekten, Designern und Herstellern auf der ganzen Welt geschehen. Aber gerade Derlots dezentraler Ansatz ist genau das, was für eine Geschäftswelt, die sich zunehmend für verantwortungsvolles Wachstum einsetzt, sehr viel Sinn macht. Der Endverbraucher profitiert durch vernünftige Preise und schnelle Lieferzeiten, die Erde wird weniger mit Kohlenstoff belastet, und nicht zuletzt wird den Gemeinden, die die Marke kaufen, etwas zurückgegeben: “Wenn wir Produkte in den USA für ein amerikanisches Projekt herstellen, können wir mit Stolz sagen, dass das Produkt in Amerika hergestellt wurde. Das ist ein Zeichen des Respekts. Es geht nicht um ein Aufdrängen, sondern um Zusammenarbeit", sagt Lotersztain.

Das Fernweh von Derlot ist vielleicht unvermeidlich, wenn man bedenkt, dass Lotersztain in Argentinien geboren wurde und Derlot nach Aufenthalten in Japan, Barcelona und Mailand gründete. Er kam in Australien mit einer kontinentübergreifenden Lebens- und Berufserfahrung an, was seinen Blick nach aussen gerichtet hat. Anstatt die Abgeschiedenheit Australiens und die noch relativ jungen Züge seiner Designindustrie-Expertise als einschränkend zu betrachten, hat er das Fehlen eines Design-Erbes als kreativ und kommerziell befreiend empfunden – das Regelwerk ist bekanntlich leer. Und während er die Inselmentalität als manchmal fesselnd für kreative Prozesse ablehnt, schreibt er der australischen "give it a go"-Haltung durchaus zu, sein Denken befreit zu haben.

Diese Haltung hat sicherlich dazu beigetragen, seine Entwürfe der Derlot Editions zu formen: Möbel, die für Wohnungen und Gaststätten, Büros, den Gesundheitssektor und Flughäfen geeignet sind, die kühn und oft verspielt in Form und Farbe, aber erwachsen in ihrer Haltung sind. Und sie entspricht auch dem australischen Usus, das Leben in den Garten zu tragen – Derlot hat schon früh Produkte entwickelt, die sowohl für den Innen- als auch Aussenbereich geeignet sind –, was heute ein internationales Anliegen ist. 2016 wurde dann Les Basic gegründet, um die Wohngewohnheiten der Millennial-Generation unter die Lupe zu nehmen und die wesentlichen Bedürfnisse der Zukunftsmärkte zu erforschen. Und je mehr Les Basic in das Verständnis eindrang, wohin sich die Märkte entwickeln, desto mehr begannen sich die beiden Brands gegenseitig zu befruchten. Bis heute, wo der Reset-Knopf, den uns der Virus beschert hat, zu mehr Gemeinsamkeiten in den Lebensgewohnheiten unterschiedlicher Generationen geführt hat.

Das Konzept des kulturell bedachten, zehnköpfigen, multidisziplinären Studios in Brisbane, das eng mit einer globalen Gemeinschaft von Architekten, Innenarchitekten und Herstellern – einem Netzwerk von etwa 300 Partnern – verbunden ist, ist nicht nur sozial verantwortungsbewusst. “Es macht uns wendig – wir können Lösungen fast in Echtzeit entwickeln”, sagt Lotersztain. Die modulare Sitzlösung, die Caterpillar im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht hat, wird beispielsweise bereits aktualisiert und nach der Interaktion mit Architekten weiterentwickelt. “Wir haben einen offenen Diskurs mit den Kunden. Sie sagen vielleicht 'Hey, habt ihr schon mal an eine 30-Grad-Drehung gedacht?'. Das bedeutet, dass wir ein Produkt herausbringen können, das auf einen Bedarf reagiert." Ein weiteres Produkt, das derzeit auf dem Weg ist, ist eine Medienwand namens Forum, Derlots positive und progressive Antwort auf hybride Arbeitsbedürfnisse. Es mag für viele von uns noch Zukunftsmusik sein, aber von dieser kollaborativen, anpassungsfähigen und agilen Inselmarke können wir eine Menge lernen.

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