Zeit für ein Wiedersehen bei Design Shenzhen

Shenzhen ist ein Sinnbild für den Aufstieg Chinas zu einer der dynamischsten Volkswirtschaften der Welt. Angefangen als Marktstadt mit 300 000 Einwohnern im Perlflussdelta an der Grenze zum asiatischen Finanzzentrum Hongkong, entwickelte sich Shenzhen schnell zu einer Boomtown des verarbeitenden Gewerbes, als sie 1980 zur Sonderwirtschaftszone erklärt wurde. In jüngster Zeit hat sich die Stadt zu einer globalen Megastadt und einem Technologiezentrum transformiert, das grosse Mengen ausländischer und inländischer Investitionen anzieht und innovative Unternehmen aus seinen Elektronikgrossmärkten hervorbringt.

Die jüngste Neuerfindung der Stadt als Zentrum für die Kreativwirtschaft ist schon seit einiger Zeit im Gange. 2008 wurde Shenzhen als Chinas erste City of Design in das UNESCO Creative Cities Network aufgenommen. Seitdem haben sich verschiedene Initiativen wie die Shenzhen Fashion Week und die Bi-City Biennale of Urbanism/Architecture sowie eine Aussenstelle des Victoria & Albert Museums in Shekou zu treibenden Kräften der Design- und Kreativbranche in der Region entwickelt.

In diesem Jahr öffnete die erste Ausgabe der Design Shenzhen vom 27. Februar bis 2. März ihre Pforten. Die Ausstellung, die an vier Tagen mehr als 40.000 Besucher:innen begrüsste, präsentierte über 250 inländische und internationale Marken wie Ligne Roset, Occhio, Roche Bobois und Caesarstone. Der Schwerpunkt lag jedoch nicht nur auf der Präsentation von Lösungen für die Inneneinrichtung. Ziel war laut Veranstaltungsleiter Raymond Wang, Chinas Designstadt Nummer eins ins Rampenlicht zu rücken, indem man „Branchenpioniere aus den Bereichen Design, Kultur und Kreativität zusammenbringt und die Vitalität des Designs in der Stadt zeigt“.

Einige der Highlights der Messe konzentrierten sich auf die Notwendigkeit für Designer:innen, Nachhaltigkeit und menschliche Erfahrung stärker zu integrieren. Audi, exklusiver Hauptpartner der Messe, präsentierte einen stärker auf den Menschen ausgerichteten Ansatz für elektrische und nachhaltige Fahrzeuge in einer immersiven Installation mit seinem neuen RS e-tron GP-Modell, und Sony Design's Nature Resonance enthielt eine Ausstellung über Sonys Arbeit mit umweltbewussten Materialien und ein Display, das die Besucher:innen ermutigte, die Produkte persönlich zu erleben.

Die Ausstellung von Sony Design war Teil des Ausstellungsbereichs Features, der speziell kuratierte Ausstellungen umfasste. Dazu gehörten auch Neooold, ein Konzept von Min Chen, das sich mit den sich überschneidenden Teekulturen Chinas und Grossbritanniens befasste, und Good Design Select, bei dem die Industriedesignerin Xiaoxi Shi in Zusammenarbeit mit dem G-Mark Japan Good Design Award preisgekrönte Designs für Alltagsgegenstände präsentierte.

Darüber hinaus brachte ein Vortragsprogramm, das Shenzhen Design Forum, chinesische und internationale Designer, Architekten und Vordenker zusammen, darunter Carlo Ratti, Leiter des Snøhetta-Studios in Shenzhen, Cheng Gong, und die Direktorin von Aedas, Fiona Chen, um eine breite Palette von Themen zu diskutieren: von Architektur, Innenarchitektur und Produktdesign bis hin zu Wohlbefinden und Nachhaltigkeit.

Design Shenzhen widmete auch drängenden Problemen in China Raum, darunter der Landflucht, und lobte gemeinsam mit APT (Architecture Practice Talks), einer Gemeinschaft junger Architekt:innen, einen Preis für ländliche Zukunft aus. Mit der Auszeichnung nachhaltiger Projekte im ländlichen China wurde eine dringend benötigte Diskussion über die nachhaltige Wiederbelebung des ländlichen Raums in China angestossen. „Die Präsentationen der neun Teilnehmer:innen bei der Preisverleihung des Rural Futures Award haben mich sehr bewegt. Was wir jetzt brauchen, ist eine Gruppe idealistischer, enthusiastischer und praktischer Menschen, die aufs Land gehen und diese leeren Häuser reaktivieren“, erzählt Xinyu Chen, Mitbegründer der APT und Gründungspartner von DEDANG DESIGN.

Die Ausstellung war vor allem eine willkommene Plattform für Designer:innen, Architekt:innen und Hersteller:innen, um nach der Pandemie wieder in Kontakt zu kommen – und ihr Erfolg bedeutet, dass die nächste Veranstaltung bereits in Planung ist. Der in Peking geborene Designer und Gründer des gleichnamigen Möbelbrands Frank Chou– der auf der Messe ausstellte und auf zwei der Panels des Shenzhen Design Forums sprach – resümiert: „Ich bin so froh, dass die Design Shenzhen uns wieder zusammengebracht hat. Sie hat uns bestätigt, dass Ausstellungen unverzichtbar sind, vor allem die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht und die Offline-Erfahrung. Es ist sehr wichtig für uns, einen Offline-Raum zu haben, um uns gegenseitig kennenzulernen.“

Die nächste Ausgabe der Design Shenzhen findet vom 14. bis 17. März 2024 statt, während die Schwester- und Dachmesse Design Shanghai vom 8. bis 11. Juni 2023 zu ihrem zehnjährigen Jubiläum zurückkehren wird.

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