Die Wurzeln der modernen textilen Architektur mögen zwar in einer nomadischen Bau- und Wohnkultur liegen, dennoch wird textiles Bauen im zeitgenössischen und zukünftigen Architekturgeschehen aufgrund seiner kreativen, funktionalen und ökologischen Möglichkeiten einen festen Platz haben.

Nur acht Monate Bauzeit benötigte dieses phänomenale, 25 000 Plätze fassende Stadion im aserbaidschanischen Baku. Die „Crystal Hall“ hat eine verwinkelte Fassade aus reflektierendem PVC-PES Netzgewebe und PVC-beschichtetem Polyester

Architextur: Wenn Textilien eine tragende Rolle spielen | Aktuelles

Nur acht Monate Bauzeit benötigte dieses phänomenale, 25 000 Plätze fassende Stadion im aserbaidschanischen Baku. Die „Crystal Hall“ hat eine verwinkelte Fassade aus reflektierendem PVC-PES Netzgewebe und PVC-beschichtetem Polyester

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Die konstruktive Verwendung von Textilien in der Architektur hat eine lange Tradition, die Beduinenzelte ebenso einschliesst wie 3000 Jahre alte Jurten Zentralasiens. Heute sind Bauwerke mit Membrandächern bei vielen Bauherren genau wegen dieser Anklänge an das Nomadische und Vorübergehende beliebt. Die Crystal Hall in Baku (Aserbaidschan), ein Stadion mit 25 000 Plätzen, in dem 2012 der Eurovision Song Contest ausgetragen wurde, war ursprünglich als Bau auf Zeit geplant und wurde erst im Nachhinein für eine dauerhafte Nutzung umgebaut.

Im 20. Jahrhundert war die Verwendung von Textilien in der Architektur deutlich ökologisch konnotiert. Ein Beispiel hierfür ist das 1972 errichtete Olympiastadion in München, an dessen Konzeption u. a. Frei Otto mit seinem Streben nach geringstmöglicher Umweltbelastung beteiligt war. Als Vorreiter des ökologischen Bauens hat ihn dabei sicherlich Lloyd Kahns 1973 erschienene Publikation „Shelter,“ eine Hommage an einfache Urformen menschlicher Behausungen wie das Tipi, beeinflusst.

Das Curtain Wall House in Tokio, ein Entwurf von Shigeru Ban, wird von vorhangartigen „Wänden“ aus Textil dominiert, mit denen der Architekt auf die traditionellen japanischen Raumteiler (Shoji) verweist; Foto: Hiroyuki Hirai

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Das Curtain Wall House in Tokio, ein Entwurf von Shigeru Ban, wird von vorhangartigen „Wänden“ aus Textil dominiert, mit denen der Architekt auf die traditionellen japanischen Raumteiler (Shoji) verweist; Foto: Hiroyuki Hirai

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Ihre Reissfestigkeit ist einer der Gründe, weshalb Textilien heute in modernsten Stadien und anderen komplizierten Membrandach-Konstruktionen eingesetzt werden. Nicht wenige Architekten fühlen sich zudem von der Formbarkeit und Fluidität des Materials inspiriert. Bei seinem 1995 errichtete Curtain Wall House in Tokio stattete der Architekt Shigeru Ban die Fassade mit geschosshohen, grossflächigen, zeltartigen Vorhängen aus. Wenn die Stoffbahnen aufgezogen sind, sind die Wohnräume gänzlich zum Aussenraum geöffnet, was die offene und soziale Geisteshaltung der Bewohner widerspiegelt. Für Ban waren die Vorhänge nicht zuletzt auch „eine Membran im Sinne der typischen verschiebbaren Raumteiler (Shoji) in traditionellen japanischen Häusern“.

Die visuell beeindruckende Membrandachkonstruktion über der Fussgängerzone im schweizerischen Buchs besteht aus dem Architekturgewebe „Tenara“ des Herstellers Sefar und wurde vor seiner Montage im Windtunnel getestet

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Die visuell beeindruckende Membrandachkonstruktion über der Fussgängerzone im schweizerischen Buchs besteht aus dem Architekturgewebe „Tenara“ des Herstellers Sefar und wurde vor seiner Montage im Windtunnel getestet

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Doch auch wenn man derartige poetische Assoziationen beiseite lässt, der Einsatz von Textilien geht in der Architektur mit einem ebenso grundlegenden wie praktischen Bedürfnis nach Schutz und Zuflucht einher. Für die Fussgängerzone Metzgergasse im schweizerischen Buchs (Kanton St. Gallen) entwarf der Architekt Nikolai Kugel ein Membrandach, für das er das farbechte, schmutzabweisende und reissfeste Architekturgewebe „Tenara“ des Herstellers Sefar verwendete. So können die Fussgänger vor Regen und Sonne geschützt ihre Einkäufe erledigen und sich darauf verlassen, dass die umfassend im Windkanal getestete Überdachung auch den stärksten Stürmen im Schweizer Rheintal standhält. Das Membrandach lässt sich raffen und kann innerhalb weniger Minuten durch automatisches Aufspannen die Fussgängerzone überdachen.

Das renommierte norwegische Architekturbüro Snøhetta suchte sich bei einem Hersteller von Hochtechnologie-Membranen (MDT-tex) Unterstützung für die Gestaltung des Geländes rund um das neue König-Abdulaziz-Zentrum für Weltkultur in Saudi-Arabien

Architextur: Wenn Textilien eine tragende Rolle spielen | Aktuelles

Das renommierte norwegische Architekturbüro Snøhetta suchte sich bei einem Hersteller von Hochtechnologie-Membranen (MDT-tex) Unterstützung für die Gestaltung des Geländes rund um das neue König-Abdulaziz-Zentrum für Weltkultur in Saudi-Arabien

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Als das norwegische Architektenbüro Snøhetta kürzlich den Auftrag bekam, das König-Abdulaziz-Zentrum für Weltkultur in Saudi-Arabien zu gestalten, holte es sich als Partner den Hersteller hochtechnologischer Membranen MDT-tex an Bord, mit dessen Unterstützung schirmähnliche Konstruktionen entstanden, deren Bespannung aus einem hauseigenen wasserdichten, UV-beständigen PTFE-Gewebe besteht. Die originelle Silhouette, die an nach aussen gestülpte Regenschirm denken lässt, ist erstaunlich funktional: Sie hält mühelos Stürmen und starken Windböen stand. Dank ihrer Teflon-beschichteten, selbstreinigenden Oberfläche altern die Membranen wesentlich langsamer, was Vermutungen den Raum gibt, dass die Schirme, im Gegensatz zu den traditionellen Zeltbauten der Region, eine wesentlich längere Lebensdauer haben werden.

Die Fassade der Baku Crystal Hall besteht aus diamantförmigen und dreieckigen Paneelen, die über einen Aluminiumrahmen gespannt sind, und wird in der Nacht von 9500 LED-Lämpchen beleuchtet

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Die Fassade der Baku Crystal Hall besteht aus diamantförmigen und dreieckigen Paneelen, die über einen Aluminiumrahmen gespannt sind, und wird in der Nacht von 9500 LED-Lämpchen beleuchtet

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Ein weiterer Vorteil derartiger Membrankonstruktionen ist, dass sie in relativ kurzer Zeit errichtet werden können: Die Crystal Hall in Baku (ein Gemeinschaftsprojekt von GMP Architekten und Nüssli International, gebaut von Alpine Bau Deutschland) benötigte lediglich eine Bauzeit von acht Monaten. Das ist nicht zuletzt ihrer modularen, dreigliedrigen Struktur zu verdanken: Membranfassade, Stadioninnenraum und Bedachung. Die in dreieckige Paneele unterteilte Fassade aus reflektierendem PVC-PES Netzgewebe und PVC-beschichtetem Polyester ist mit Klemmleisten aus Aluminium verstärkt, in denen auch die Verkabelung der 9500 LED-Lämpchen untergebracht ist, mit denen das Stadion nachts illuminiert wird.

Wenn man so will, wirft die Baku Crystal Hall ein Licht in eine Zukunft, in der noch mehr mit Hochleistungstextilien gebaut werden wird.

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