Die neue Krankenhausarchitektur stellt zunehmend den Patienten in den Mittelpunkt. Viel Natur und stressfreie Orientierungssysteme ebnen den Weg zur Gesundheitsarchitektur.

Die schimmernden Fassaden des Álvaro Cunquiero Hospital (vidal + architects) in Vigo, Spanien, ändern durch eine Beschichtung mit prismatischem Lack ihre Farbe je nach Lichteinfall. Fotos: Cortizo

Gesundheit! Die neue Klinikarchitektur | Aktuelles

Die schimmernden Fassaden des Álvaro Cunquiero Hospital (vidal + architects) in Vigo, Spanien, ändern durch eine Beschichtung mit prismatischem Lack ihre Farbe je nach Lichteinfall. Fotos: Cortizo

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Das heutige Klinikdesign zeigt selbst im öffentlichen Bereich eine Abkehr von der Priorisierung des Personalkomforts und eine Hinwendung zum Patientenwohl. David Watts, Geschäftsführer von CCD Design & Ergonomics, einer Agentur für Design und Verhalten, verweist auf den britischen National Health Service (NHS), der daran arbeitet, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen: "Um dieses Ziel zu erreichen schauen Krankenhäuser sich in anderen Bereichen um, wie z. B. bei Hotels." Watts nennt die zunehmende Verbreitung wirksamer Orientierungssysteme in Krankenhäusern, wo traditionell gesichtslos-labyrinthische Flure Patienten und Besucher desorientierten und die Wege von A nach B für das Personal länger als notwendig machten.

Eine weitere Möglichkeit, den Stress der Patienten zu reduzieren, ist die Integration von Natur. Das ist natürlich nichts Neues: Alvar Aaltos Paimio Sanatorium in Finnland, vollendet im Jahr 1933, befindet sich in einem Wald. Aaltos Design schloss Spazierwege durch die Baumlandschaften explizit ein. Dieser Ansatz wird zunehmend auch heute von Krankenhausarchitekten verfolgt.

Norman Foster entwarf dieses Krebshilfezentrum für Maggie's Centre neben der onkologischen Abteilung von The Christie in Manchester. Die Lage in einem Garten erzeugt eine häusliche Atmosphäre. Foto: Nigel Young / Foster + Partners

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Norman Foster entwarf dieses Krebshilfezentrum für Maggie's Centre neben der onkologischen Abteilung von The Christie in Manchester. Die Lage in einem Garten erzeugt eine häusliche Atmosphäre. Foto: Nigel Young / Foster + Partners

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Maggie's Centre für Krebsbehandlung von Norman Foster (2016) zum Beispiel ist von einem Garten umgeben. Foster, der selbst unter Darmkrebs litt und es überlebte, schuf eine hochtransparente Holzstruktur, die dabei „helfen soll, sich mit dem umgebenden Grün zu verbinden“. Verstärkt wird dieser Effekt durch viele Fenster, Dachfenster und ein Gewächshaus, in dem Patienten Blumen und andere Pflanzen züchten können. Das Zentrum verfügt über offene, luftige Innenräume, eine Bibliothek, einen Fitnessraum und eine Küche. Die komplexe Geometrie des Holzrahmenbaus spiegelt Fosters Faible für High-Tech-Ästhetik; aber hier hat er kühles, maschineninspiriertes Metall durch wärmeres Holz ersetzt. Letztlich hat Foster ein einladendes, gemütliches Gebäude „ohne institutionelle Referenzen eines Krankenhauses oder Gesundheitszentrums“ erschaffen.

Die Fassade des Wuhzen Medical Park von Gerkan und Schütz in Shanghai ist tief nach hinten versetzt, um das Gebäude vor Sonneneinstrahlung zu schützen und die Innenräume natürlich zu kühlen. Fotos: Christian Gahl

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Die Fassade des Wuhzen Medical Park von Gerkan und Schütz in Shanghai ist tief nach hinten versetzt, um das Gebäude vor Sonneneinstrahlung zu schützen und die Innenräume natürlich zu kühlen. Fotos: Christian Gahl

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Auch für Meinhard von Gerkans und Stephan Schütz' Wuzhen Medical Park in China spielt die Natur eine wichtige Rolle. Die verschiedenen Häuser der neurologischen und orthopädischen Klinik gruppieren sich um einen See inmitten eines Parks. Von den Patientenzimmern der oberen Etagen und einer Aussenterrasse geniesst man einen spektakulären Blick auf die malerische Umgebung.

Die zweistöckige, grossügig verglaste Erweiterung des Coordinated Center of Oncology (meier + associés) in Lausanne hat abgerundete Konturen, um die Angst der Patienten positiv zu beeinflussen. Fotos: Yves André

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Die zweistöckige, grossügig verglaste Erweiterung des Coordinated Center of Oncology (meier + associés) in Lausanne hat abgerundete Konturen, um die Angst der Patienten positiv zu beeinflussen. Fotos: Yves André

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Die zweistöckige Erweiterung des Coordinated Centers of Oncology in Lausanne, Schweiz, entworfen von meier + associés architectes, hat ein riesiges grünes Dach mit Fenstern, die Tageslicht ins Innere lassen. Herausragendes Merkmal ist jedoch die organische, abgerundete Form von Fassade und Innenräumen, die eine beruhigendere Wirkung hat als die monotonen, scharfkantigen, schmucklos funktionalen Korridore herkömmlicher Krankenhäuser.

Im Kontrast zur kühlen, metallischen Aussenhaut dominieren im Inneren des Álvaro Cunquiero Hospital in Spanien stressmindernde, warme Töne und eine angenehme Akustik. Fotos: Cortizo

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Im Kontrast zur kühlen, metallischen Aussenhaut dominieren im Inneren des Álvaro Cunquiero Hospital in Spanien stressmindernde, warme Töne und eine angenehme Akustik. Fotos: Cortizo

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Das optisch fesselnde Álvaro Cunqueiro Hospital in Vigo (Spanien) schliesslich ist das genaue Gegenteil von charakterlosen öffentlichen Krankenhäusern. Die monumentale Fassade des von luis vidal + architects entworfenen Gebäudes ist mit prismatischem Lack beschichtet, der je nach Lichteinfall seine Farbe ändert. Im Inneren findet sich eine übersichtliche Sruktur mit viel Tageslicht. Zur Ausstattung gehören Operationsräume, Sprechzimmer, ein Kindergarten, eine Bibliothek, ein Café und sogar ein Hubschrauberlandeplatz.

© Architonic