Ein Möbelfest auf der Feria Hábitat Valencia 2022

Die Blätter färben sich, die Kinder gehen wieder zur Schule, und eine neue Saison von Designmessen hat begonnen. Für einige ist die Rückkehr zu persönlichen Gesprächen über die neuesten Möbeldesigns nach der Pandemie eher zögerlich, bedächtig, ja sogar bewusst zurückhaltend. Aber es gibt eine europäische Stadt, die still und leise in die erste Liga der Möbelfestivals aufsteigt.

Die Feria Hábitat in Valencia, eine 54 Jahre alte Plattform zur Würdigung und Förderung der nationalen Designindustrie, wächst in diesem Jahr Prognosen zufolge um 10-15 %. Sie hat vielleicht nicht die Fläche von Mailand oder die Einwohnerzahl von Paris, aber sie ist die einzige europäische Messe, die ihre Ausstellungsfläche seit der Zeit vor Corona vergrössert hat – und die damit auch die prognostizierte Zahl ihrer Besucher:innen und deren Herkunftsländer gesteigert hat.

Die Auszeichnung als World Design City 2022 im Jahr 2019 zeigt, dass der Aufwärtstrend der Designszene Valencias möglicherweise schon feststand, bevor das Virus überhaupt einen Namen bekam. „Spanien ist kulturell ein sehr starkes Land. Unsere Kreativität ist grenzenlos, und in den letzten Jahrzehnten hat sich die Industrie klar zum Design bekannt“, sagt Daniel Marco, Direktor der Feria Hábitat. „Heute steht Design ‚Made in Spain‘ für Stärke und Charakter, wir haben grosse führende Unternehmen in diesem Bereich. Es ist kein Zufall, dass Valencia zur weltweiten Design-Hauptstadt 2022 gewählt wurde.“

Unter der Leitung von Marco, der vor fünf Jahren zum Team stiess, hat die Flaggschiffmesse einen klaren Aufschwung erlebt. 2017 belegten 404 Stände 40.000 Quadratmeter und zogen 23.000 Besucher an. In diesem Jahr werden die Espacio Cocina und die Home Textile Premium by TEXTILHOGAR, bisher getrennte Veranstaltungen zur Förderung von Küchen- und Textildesign, unter das Dach der Feria Hábitat zurückkehren. Dementsprechend steigt die Fläche auf 90.000 Meter und die Zahl der Aussteller auf 600, von denen 20 % ausländische Unternehmen sein werden; insgesamt werden 33.000 Besucher aus über 70 Ländern erwartet. „Die Feria Hábitat Valencia hat sich als Benchmark in Europa positioniert und gewinnt inzwischen das Prestige ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte zurück“, so Marco. „Wir sind profitabel für die Aussteller, prestigeträchtig für die Besucher:innen und ein Tor zum Export für die spanische Einrichtungsbranche. Auch haben wir neue Geschäftskanäle wie z. B. die Objektbranche erschlossen.“

Die Feria Hábitat findet vom 20. bis 23. September vor dem Hintergrund der stadtweiten Feierlichkeiten anlässlich der Auszeichnung als Welthauptstadt des Designs statt; Interessierte können unter anderem die Valencia Disseny Week, Open House sowie eine Retrospektive von Jaime Hayon besuchen. Die Hauptmesse hat das gewohnte Format: Marken wie Gandiablasco, Alexandra, Sancal, Expormim, Vondom und Punt stellen in den Messehallen der Feria València aus, begleitet von einem täglichen Vortragsprogramm, das von der Frage, wie man auf den Märkten des Nahen Ostens erfolgreich sein kann, bis zur Beziehung zwischen Keramik und Design reicht. Unter den Teilnehmenden sind Persönlichkeiten wie Tomás Alía, Pascua Ortega und Monica Armani. Die internationalen Doyens des Zeichenbretts Philippe Starck und Patricia Urquiola werden ebenfalls in der Stadt sein, um bei Andreu World ihre jüngsten Arbeiten zu präsentieren.

Auf Ebene 3 wird ausserdem eine Ausstellung mit Werken von Vicent Martínez zu sehen sein. Die Schau mit dem Titel „Vicent Martínez, eine anhaltende Gegenwart. Erinnerungen, neue Arbeiten und Unveröffentlichtes“ zeigt das ikonische Werk des valencianischen Designers, der auch Mitbegründer von Punt Mobles ist und das berühmte Literatura-Regalsystem der Marke entworfen hat.

Auf derselben Ebene findet ausserdem die alljährliche Nude-Ausstellung wieder statt, eine Plattform, die als Brücke zwischen Nachwuchstalenten und der etablierten Industrie fungieren soll. In diesem Jahr sind die Arbeiten von elf Designstudios und Absolvent:innen von sieben nationalen Designschulen und der mexikanischen Universidad Anáhuac zu sehen, kuratiert von einer Jury aus hochrangigen Branchenvertreter:innen. Zu den Auserwählten, die unter anderem nach dem Kriterium „Sensibilität für das Handwerk“ ausgewählt wurden, gehören Designer:innen aus Madrid, Barcelona, Alicante, Valencia, aber auch aus Litauen und Angola. In ihrem 20. Jahr würdigt die Nude auch die vielen Karrieren, die von ihrer Plattform aus gestartet wurden – darunter Mut Design, CuldeSac und Héctor Serrano. Sie sind mit einer Retrospektive bemerkenswerter Exponate aus den vergangenen Jahren im Centre del Carmen Cultura Contemporània zu sehen.

Die Feria Hábitat und die ausrichtende Stadt nehmen Design und die Designbranche zweifelsohne ernst. Aber sie wissen auch, wie man Spass haben kann. Hábitat Off wird allabendlich zu Partys und Veranstaltungen im kürzlich errichteten Agora-Pavillon auf der Plaza del Ayuntamiento einladen. Wenn es darum geht, das kreative Publikum zu einer Reise zu bewegen, hat València einiges zu bieten. Beeindruckende Architektur, Septembersonne, eine fantastische Gastronomieszene und jahrhundertelange Erfahrung darin, die Fiesta auf die Strasse zu bringen.

© Architonic

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