Kriegt die Kurve: Erik Bagger
Brand story von Dominic Lutyens
Hellerup, Dänemark
09.06.16
Der für ikonische Glaswaren-Designs bekannte Däne Erik Bagger überträgt seine reduziert-kurvige Formensprache auf das Möbeldesign. Schön und bequem.
Erik Bagger Furnitures City Stuhl stellt den Komfort in den Vordergrund. Er ist erhältlich mit einem Sitzgestell in Holz oder Chrom. Hier zu sehen mit einem Tisch derselben Serie
Erik Bagger Furnitures City Stuhl stellt den Komfort in den Vordergrund. Er ist erhältlich mit einem Sitzgestell in Holz oder Chrom. Hier zu sehen mit einem Tisch derselben Serie
×Eigentlich ist der gebürtige Däne Erik Bagger gelernter Goldschmied. 2014 wechselte er zum Möbeldesign und gründete mit seiner brasilianischen Frau Caroline die Firma Erik Bagger Furniture. Dass sich dies als nahtloser Karriereschritt erwies überrascht nicht wirklich. Denn seine geschulten Fähigkeiten bei der Arbeit im Miniaturmassstab kann er hier perfekt einsetzen und zusammen mit Caroline wunderschön detaillierte, fein gearbeitete Stücke herstellen — vom Lounge Chair bis zum Esstisch.
Der Branchenwechsel war teilweise von Eriks langjähriger Leidenschaft für das Skizzieren von Möbeln inspiriert und von Carolines kreativem Background: schon ihre Mutter ist Designerin und auch Caroline selbst studierte Design und Architektur in Brasilien, um schliesslich ihren Abschluss in Design zu machen.
Ansicht des eleganten City Sessels mit kurviger Rückenlehne (oben). Der schlichte Jazz Tisch steht auf drei sich verjüngenden Beinen (mitte). Stuhl Copenhagen zeigt das firmentypische Faible für elegante Kurven (unten)
Ansicht des eleganten City Sessels mit kurviger Rückenlehne (oben). Der schlichte Jazz Tisch steht auf drei sich verjüngenden Beinen (mitte). Stuhl Copenhagen zeigt das firmentypische Faible für elegante Kurven (unten)
×Erik feilte schon früh an seinen Designskills. Die bekannte dänische Metallwarenmarke Georg Jensen übernahm ihn 1972 als Goldschmied. Während seiner 15-jährigen Tätigkeit dort hatte er das Glück, mit dem legendären Designer Henning Koppel zu arbeiten, der in den Fünfzigerjahren Besteck und Krüge mit klaren aber doch organischen Linien entwarf. Henning Koppels Einfluss entfachte eine tiefgehende Leidenschaft zum dänischen Mid-Century-Design, dessen schlanke, organische Ästhetik und programmatische Erschwinglichkeit Erik Baggers elegante und minimalistische Arbeit beeinflusst.
Das dänische Mid-Century-Design spricht Erik auch deshalb an, weil viele der damaligen Designer auch als Künstler aussergewöhnlich kultiviert waren. "Koppel hatte Bildhauerei in Paris studiert. Er war ein sehr gebildeter Künstler", sagt der in Nordseeland lebende Erik. Im selben Atemzug erwähnt er einen weiteren dänischen Designgiganten: "Arne Jacobsen war Möbeldesigner, Architekt und Künstler. Er reiste häufig nach Italien, um Aquarelle zu zeichnen. Sein bekannter Swan-Stuhl ist nicht einfach nur ein Stuhl, er ist eine wunderschöne Skulptur."
Erik und Caroline Bagger gründeten Erik Bagger Furniture gemeinsam 2014. Im Designprozess ergänzen sich die beiden durch ihre individuellen Skills
Erik und Caroline Bagger gründeten Erik Bagger Furniture gemeinsam 2014. Im Designprozess ergänzen sich die beiden durch ihre individuellen Skills
×Erik hörte 1987 bei Georg Jensen auf, um seine eigene Firma Form Function in Gentofte zu gründen. 1988 wurde die Firma in Erik Bagger Design umbenannt. Zu dieser Zeit entwarf er Gläser und Geschirr. Fünf Jahre später traf er Erik Rosendahl und verkaufte ihm die Rechte an seinen Designs. Zu seinen Arbeiten der 1990er gehören die Grand Cru Glaslinie für Rosendahl (wohl einer seiner ikonischsten Entwürfe) und die minimalistischen Hurricane Gaslampen, die anlässlich des 40. Geburtstags des Louisiana Museum of Modern Art bei Kopenhagen erschien.
Erik Bagger entwarf zudem die Glaswaren für das Restaurant der Kopenhagener Oper, die auch im MoMA in New York eingesetzt werden. Die subtilen Kurven der Glaswaren finden sich auch in den Möbeln, die er und Caroline entwerfen. Sie und Erik trafen sich 2013. Caroline hatte sich für einen Job in seinem Studio beworben. Zwei Faktoren machten sie in spezieller Weise für die Stelle geeignet: ihr Interesse für skandinavisches Design und ihre Erfahrung im digitalen Designen. "Ich hatte vorher nie das Glück einen Designer zu finden, mit dem ich temperamentweise auskam und der ausserdem ähnliche Vorstellungen von Design hatte wie ich. Carolines Vision von Design ist wie meine."
Ein Bowtie Tisch flankiert von Curve Stuhl und Sessel (oben). Drei Versionen des weich konturierten Curve Stuhls (mitte). Die vielseitige Curves Kollektion umfasst auch dieses Zweisitzersofa mit etwas dramatischerer Silhouette (unten)
Ein Bowtie Tisch flankiert von Curve Stuhl und Sessel (oben). Drei Versionen des weich konturierten Curve Stuhls (mitte). Die vielseitige Curves Kollektion umfasst auch dieses Zweisitzersofa mit etwas dramatischerer Silhouette (unten)
×Dieses ausnehmend glückliche Zusammentreffen der Vorstellungen war ein weiterer Katalysator für das Möbelgeschäft. Es veranlasste Erik seine Möbelskizzen hervorzuholen und mit der Produktion zu beginnen. Wichtig ist beiden, dass sie klassische Stücke produzieren, die ergonomisch und haltbar sind, so dass ihre Besitzer sie für Jahrzehnte nutzen und schätzen können. Zusammen entworfen haben sie bis jetzt den weich konturierten Stuhl und Barhocker Copenhagen, die Tischreihe Jazz mit den elegant nach unten verjüngten Beinen, den runden Bowtie Tisch (benannt nach seiner dekorativen aber schlichten, schleifenförmigen Basis) und den superkomfortablen City Sessel.
Das vielgestaltige Sitzmöbel Curves ist ein sehr zurückgenommer Entwurf mit sinnlich geschwungener Silhouette. Es ist erhältlich als Sofa, Sessel, Stuhl, Barhocker und als Ottomane. Erik und Caroline bevorzugen beide natürliche Materialien und neutrale, nüchterne Farben wie Anthrazit und Schwarz, was ihre Designs noch zeitloser macht. Alle Stücke sind erhältlich in ihrem einladenden Showroom in Hellerup nördlich von Kopenhagen.
Ein schwarzer Copenhagen- und zwei Curves-Barhocker mit Polstern in hellgrauem Textil, cognacfarbenem Leder und langen, schlanken Beinen
Ein schwarzer Copenhagen- und zwei Curves-Barhocker mit Polstern in hellgrauem Textil, cognacfarbenem Leder und langen, schlanken Beinen
×Die Zusammenarbeit des kreativen Duos kann mit Recht als symbiotisch bezeichnet werden, denn jeder bringt wesentliche und hoch spezifische Skills in den Designprozess ein. "Unser Teamwork ist fantastisch", schwärmt Erik. "Wenn Caroline mir ihre Designs zeigt modifiziere ich sie aufgrund meines grösseren technischen Wissens." Caroline hingegen weiss alles über Ergonomie und sorgt dafür, dass die Entwürfe der beiden so komfortabel wie möglich werden. Erik räumt ein, dass er anfangs dachte, Caroline würde viel zu viel Zeit darauf verschwenden, über die richtigen Winkel eines Möbelstückes nachzudenken. Aber schon bald erkannte er, dass ihre Detailversessenheit entscheidend für den Erfolg eines Designs war. "Ich habe viel Geduld, mich mit ergonomischen Problemen zu beschäftigen", sagt sie, "die hat Erik nicht."
Einer der spannendsten Aspekte des jungen Unternehmens ist sein Potenzial für Expansion. Zurzeit wird der baldige Launch einer Linie für Wohn-Accessoires und Leuchten geplant. Es bleibt also interessant.
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