Was ist die Essenz einer Kultur, und wie lässt sie sich abbilden? Eine Textil-Kollektion von Hadi Teherani und Camilla D. Fischbacher begibt sich auf Spurensuche in der gemeinsamen Heimat Persien ...

Der Vorhang Roya ist nach dem persischen Wort für einen schönen Traum benannt, Muster und Farbpalette sind vom Aladagh Gebirge inspiriert. © Fischbacher 1819

Eine Hommage an den Iran von Hadi Teherani und Fischbacher 1819 | Aktuelles

Der Vorhang Roya ist nach dem persischen Wort für einen schönen Traum benannt, Muster und Farbpalette sind vom Aladagh Gebirge inspiriert. © Fischbacher 1819

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Als sich Camilla D. Fischbacher und Hadi Teherani bei einem Arbeitslunch das erste Mal begegnen, stellen sie schnell fest, dass sie einiges verbindet. Dazu gehört das Geburtsland Iran, das sie nur als Kinder kennengelernt haben. Dann wanderten beide nach Europa aus: Hadi Teherani ging nach Deutschland, Camilla D. Fischbacher kam mit ihrer Familie in die Schweiz. Heute arbeiten die Kreativdirektorin vom Textilunternehmen Fischbacher 1819 und der Architekt und Designer beide in kreativen Berufen. Die vielen Parallelen mündeten in einem intensiven Austausch. „Ich wurde im Iran geboren, aber von der westlichen Welt geprägt“, erzählt Hadi Teherani über seinen Background. „Vor etwa fünf Jahren habe ich ein Büro im Iran gegründet. Mich mehr mit meinen Wurzeln zu beschäftigen hat mich auch näher zu mir geführt. Die iranische Herkunft habe ich nie geleugnet, ich habe ihr jedoch auch nie besonders viel Raum gegeben.“ Auch Camilla D. Fischbacher beschäftigen die Kontraste zwischen Europa und dem Mittleren Osten. „Hadi Teherani und ich sehen das Land und die Kultur Persiens sowohl von Innen als auch von Aussen.“

Durch dreidimensionale Moodboards, die sich aus persischen Farbwelten, Materialien, Lebensszenen und Objekte zusammensetzen, wurde die Stimmung des Landes eingefangen und dann in Textilien übersetzt. © Jonas von der Hude

Eine Hommage an den Iran von Hadi Teherani und Fischbacher 1819 | Aktuelles

Durch dreidimensionale Moodboards, die sich aus persischen Farbwelten, Materialien, Lebensszenen und Objekte zusammensetzen, wurde die Stimmung des Landes eingefangen und dann in Textilien übersetzt. © Jonas von der Hude

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Inspiriert von Kultur und Natur

Im Austausch über die Natur und Landschaft des Irans, in der Reflexion seiner Tradition und Kultur, der Farben und pulsierenden Dynamik entschliessen sie sich, den besonderen Geist des Landes in einer gemeinsam entwickelten Textilkollektion zu destillieren. Dabei geht es beiden nicht um den direkten Übertrag, sondern darum, ihre eigene, atmosphärische Interpretation zu zeigen.


„Die Kollektion gibt keine traditionelle Ornamentik wieder, sie wurde mit dem Anspruch entwickelt, sowohl zeitlos als auch zeitgenössisch zu sein.“ Camilla D. Fischbacher


Inspiration finden beide in vielen Richtungen. Etwa bei der Architektur des Landes, die vor allem von traditionellem Ziegelmauerwerk geprägt ist, in der Kalligraphie oder der eindrucksvollen Natur, wie dem imposanten Aladagh Gebirge, der Wüste oder der Insel Hormus, auf deren bunten Erden man wie durch einen Regenbogen spaziert. Es sind Landschaften, die von Extremen geformt wurden, und Farben, die vom regenarmen Klima, der staubigen Hitze im Sommer und der klirrenden Kälte in den winterlichen Höhenlagen erzählen. Die Grundfarben der Stoffe sind deshalb zurückhaltend, erdig und natürlich. Einige kräftige Nuancen setzen Akzente.

Camilla D. Fischbacher und Hadi Teherani suchten den Austausch über die gemeinsamen Wurzeln. „Uns war es ein besonderes Anliegen, das immense kreative Potential unserer Arbeitsbereiche zu nutzen“, resümiert Camilla D. Fischbacher. © Fischbacher 1819

Eine Hommage an den Iran von Hadi Teherani und Fischbacher 1819 | Aktuelles

Camilla D. Fischbacher und Hadi Teherani suchten den Austausch über die gemeinsamen Wurzeln. „Uns war es ein besonderes Anliegen, das immense kreative Potential unserer Arbeitsbereiche zu nutzen“, resümiert Camilla D. Fischbacher. © Fischbacher 1819

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Tradition, die man sehen und fühlen kann

Um alle Sinne zu adressieren, spielen Material und Textur eine wichtige Rolle in der Kollektion Contemporary Persia von Fischbacher 1819. Insgesamt zehn Stoffe umfasst die Kollektion, die mal mit Mustern arbeitet, mal mit Transparenzen spielt – oder aber durch eine spannungsvolle Haptik, lebendige Oberflächen und unebene Strukturen das Land im wahrsten Sinne greifbar macht.


„Man kann die lange Tradition erfühlen. Die Berge, wo die Schafe grasen, wo die Wolle gewonnen wird. Es ist alles im Original da, man kann es anfassen.“ Hadi Teherani


Viele der Stoffe sind aus Leinen oder Wolle gewebt. Der Stoff Donya etwa ist ein dichtes Wollsatin, Dasht aus einem weich fliessenden und dreidimensional wirkenden Leinen-Baumwoll-Chenillegarn. Einen Hinweis auf die kulturelle oder geografische Assoziation geben übrigens die Namen: Dasht ist das persische Wort für Wüste – und die Velour-Qualität des Stoffes erinnert an das weiche Gefühl warmen Sandes.

Die Textur der Stoffe ist ein wichtiges Gestaltungsmerkmal. Durch die Haptik der Oberfläche, aber auch Transparenzen und das Spiel von Licht und Schatten werden Kultur und Natur auf emotionaler Ebene kommuniziert. © Fischbacher 1819

Eine Hommage an den Iran von Hadi Teherani und Fischbacher 1819 | Aktuelles

Die Textur der Stoffe ist ein wichtiges Gestaltungsmerkmal. Durch die Haptik der Oberfläche, aber auch Transparenzen und das Spiel von Licht und Schatten werden Kultur und Natur auf emotionaler Ebene kommuniziert. © Fischbacher 1819

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Persien in Farbe, Material und Textur

„Die Übersetzung jedes einzelnen Designs in seiner textilen Haptik war eine grosse Herausforderung. Viele unterschiedliche Gewebe wurden herangezogen und untersucht. Bis die perfekte Umsetzung ins Garn gefunden wurde, war Geduld und manchmal auch Hartnäckigkeit gefordert“, resümiert Hadi Teherani. Die intensive Auseinandersetzung zeigt sich auch bei den Dessins. Roya ähnelt mit seinen wie zufällig arrangierten Flächen einem Camouflage-Muster und bezieht sich auf die Farbsequenzen einer Gebirgslandschaft; die eingesetzten Baumwoll-, Viskose- und Polyestergarne erzeugen eine edel schimmernde Oberfläche, die an die flirrende Luft eines heissen Tages erinnert. Geradezu mystisch mutet der semitransparente Vorhangstoff Afsun an, der als Scherli-Stoff gewebt wurde. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine aufwändige Technik, bei der zusätzliche Fäden als Muster in den Grundstoff eingewebt und später durch Abschneiden entlang der Konturen freigelegt werden. Von der Kalligraphie inspiriert bilden die persischen Buchstaben H und T den Rapport – und stehen sowohl für Hadi Teheranis Initialen, als auch für Heetch Tamam – die spirituelle Lehre und Askese des Sufismus.

Textilien sind für Camilla D. Fischbacher und Hadi Teherani ein Medium, mit dem Kultur ohne Worte vermittelt werden kann. „Stoffe machen architektonische Räume erst komplett und mit unseren Sinnen erlebbar“, erklärt Teherani. © Fischbacher 1819

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Textilien sind für Camilla D. Fischbacher und Hadi Teherani ein Medium, mit dem Kultur ohne Worte vermittelt werden kann. „Stoffe machen architektonische Räume erst komplett und mit unseren Sinnen erlebbar“, erklärt Teherani. © Fischbacher 1819

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Kommunikation ohne Worte

„Wenn man an Stoffe denkt, hat das natürlich auch etwas mit Qualität zu tun“, sagt Hadi Teherani. „Fischbacher 1819 ist eine Firma, die immer Massstäbe gesetzt hat. Daher hat sie ihren Namen.“ Hadi Teherani und Camilla D. Fischbacher haben ihre gestalterischen und technischen Kompetenzen mit einer weiteren wichtigen Komponente für gutes Design zusammengebracht – der Emotion. Dass das zu einer ganz besonderen Kollektion geführt hat, findet auch Camilla D. Fischbacher: „Contemporary Persia ist für Hadi Teherani und mich eine Herzensangelegenheit von ganz eigener Kraft geworden: Die kulturellen Wurzeln stecken in dir, sie sind oft diffus und kaum greifbar. Jemanden zu finden, der diese Sprache ohne Worte versteht, ist etwas Besonderes.“

© Architonic

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