Auf dem Boden geblieben: Flexforms Groundpiece-Sofa

Überlegt man sich, welche Eigenschaften einen modernen Designklassiker ausmachen, denkt man wahrscheinlich an so etwas wie: Schlichtheit, Klarheit, Harmonie, Sinn für Geometrie oder einen verfeinerten, zurückgenommenen Stil. Das Design muss so höchst funktional sein, dass die Überlegenheit gegenüber Konkurrenzprodukten unübersehbar ist. Vielleicht ist es so überlegen, dass es zur Nachahmung einlädt, aber am wichtigsten ist, dass es den natürlichen ästhetischen Alterungsprozess unbeschadet übersteht. Die Jahrzehnte prallen machtlos ab an seiner Popularität.

Das Groundpiece Sofa von Flexform erfüllt all diese Kriterien. Seit seiner Einführung vor 15 Jahren ist es das meistverkaufte Sofa der italienischen Luxusmöbelmarke. Und erstaunlicherweise steigen die Verkäufe kontinuierlich weiter. Mastermind hinter der zeitlosen Schöpfung ist kein Geringerer als der Mailänder Architekt Antonio Citterio. Die Bande zwischen Flexform und dem für seine klaren, minimalen Linien bekannten Virtuosen wurden in den 1970ern geknüpft. Citterio war damals in seinen Zwanzigern. In den vier Jahrzehnten seitdem hat er über 50 Produkte für das familiengeführte Unternehmen entworfen, darunter die bahnbrechende Kollektion "I divani di famiglia", aber Groundpiece ist ohne Zweifel sein Meisterstück.

Werfen wir zunächst einen Blick zurück, um nachzuvollziehen, welche Umstände zur Realisierung von Groundpiece führten. Flexform begann 1959 als kleine handwerkliche Manufaktur, Flexform di Galimberti, geführt von den Brüdern Galimberti in Brianca. Die Möbel der Galimbertis trafen den Geschmack der feinen Mailänder Gesellschaft und kurze Zeit später waren sie in der Lage, ihre Produktion in industriellem Massstab fortzuführen. Schon 1967 ging das Unternehmen unter dem heutigen Namen Flexform an die Börse. Gleichzeitig etablierten die Geschwister Arbeitsbeziehungen zu Leuten wie Joe Colombo, Cini Boeri, Rodolfo Bonetto und dem aufstrebenden Architekten Antonio Citterio, um ihrem eigenen Anspruch gerecht zu werden, zeitgemäss und authentisch zu sein. Die Expansion in Europa und darüber hinaus war logische Konsequenz und Flexform erwarb sich international einen Ruf für elegante und elaborierte Sitzlösungen.

Die Jahrtausendwende kam, und Flexform wurde sich der Wichtigkeit bewusst, die eigene Relevanz in einem globalen Markt zu erhalten. Man wollte ein internationales, zunehmend designbewusstes und anspruchsvolles Publikum erreichen und binden. Präsenz war ein Schlüssel dazu, und so eröffnete Flexform viele exklusive Flagship-Stores auf der ganzen Welt. Aber auch Innovation war von grösster Bedeutung. Ausgestattet mit einem beträchtlichen Erfahrungsschatz im Bereich des Sofa-Designs entschied Flexform, dass der Weg nach vorne über ein Neudenken des Wohnzimmers und seiner Funktion führte. Und wer, wenn nicht Langzeitkollaborateur Antonio Citterio, wäre hierfür der perfekte Ansprechpartner?

Der mulitdisziplinäre Designer lehnt schon die Idee von "Styles" ab. Er bevorzugt die langfristige Perspektive: "Ich arbeite nicht gerne für den Moment. Am liebsten realisiere ich Produkte, die über einen längeren Zeitraum entwickelt werden, langfristige Konzepte über lange Zeitspannen." Groundpiece ist ein gutes Beispiel für diese Arbeitsweise. Forschung und Entwicklung gehen bis ins Jahr 1997 zurück. "Der Entwurf beruht auf laufenden Forschungen zu einfachen, nutzerfreundlichen Produkten mit üppigen weichen Oberflächen", erinnert sich Citterio. Flexform wollte das Sofa aus einer neuen Perspektive definieren. Es sollte nicht mehr nur als Platz zum Entspannen, Lesen, Reden oder Fernsehen dienen, sondern auch als ein Ort, an dem man sein Abendessen geniesst. Und, dank zunehmender Verbreitung von Laptops und Tablets, auch als ein Ort zum Arbeiten und Internetsurfen.

Citterio ging das Problem von zwei Seiten an. Er veränderte die Proportionen hin zu einem sehr niedrigen und tiefen Sofa, erhöhte somit das Platzangebot und das Gefühl informeller Entspannung. Er kombinierte aber auch die Typologie des Bücherregals mit dem Sofa, indem er ein Regalsystem vorstellte, das auch als Armlehne verwendet werden kann: "Wir wollten ein Produkt, das auf dem Boden liegt, mit üppig gepolsterten Oberflächen, mit Einsätzen aus Rindsleder, die als Bücherregal bzw. Armlehne dienen." In ihrem zurückgenommenen geometrischen Minimalismus erinnern die Regalelemente an Arbeiten des amerikanischen Künstlers Donald Judd. Citterio nennt diese seine Inspirationsquelle den Meister der "schlichten Komposition".

Die grösste Herausforderung für den italienischen Designer lag im Einfügen der Rindsleder-Oberflächen. "Wir wollten sie möglichst dünn und von schlichter Optik, weshalb wir uns gegen sichtbare Nähte entschieden. Stattdessen haben wir rohe, unfertige Kanten verwendet", sagt Citterio und fügt hinzu, dass es die Kombination dieser strengen Rindsleder-Elemente mit den weichen, grosszügigen, mit Gänsedaunen gefüllten Kissen ist, die Groundpiece seine zeitlose Balance verleiht.

In seiner Kombination von einladendem Komfort und aussergewöhnlicher Flexibilität ist Groundpiece ein raumdefinierendes Sofa, das in kleinen oder grossen Kompositionen funktioniert und perfekt auf aktuelle, "flüssige" Lebensstile abgestimmt ist. Groundpiece ist ein schön komponiertes Rückzugsrefugium, das dem Menschen des 21. Jahrhunderts unendliche Möglichkeiten bietet. Ein zeitloser Klassiker, der sich perfekt an die Bedürfnisse seines Besitzers anpasst, egal wie der Lifestyle sich ändert.

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