Nebulis von Forestier: neue Beleuchtung aus jahrhundertealten Materialien

Das Bedürfnis nach natürlichen Materialien anstelle von Kunststoffen in unseren Wohnungen treibt Innovation in allen Bereichen des Designs voran. Die Beleuchtung, die in der Regel einen hohen Anteil an Kunststoffen und Glas aufweist, steht dabei besonders auf dem Prüfstand. Während die einen auf der Suche nach organischer Transluzenz provokativ auf Tierblasen zurückgreifen, setzen andere auf Naturfasern wie Rattan, Schilfrohr und Leinen. Für andere sind es Mineralien wie Alabaster, deren Eigenschaften eine schöne Lichtstreuung in der Umgebung ermöglichen. Und die Suche geht weiter.

Die französische Designerin Elise Fouin, einst Mitglied des Ateliers von Andrée Putman, beteiligt sich an der Suche nach umweltfreundlicher Transluzenz. Nebulis, ihr neuester Entwurf für den Pariser Leuchtenhersteller Forestier, folgt auf ihre erfolgreichen luftigen Kreationen für die Marke – die Kollektionen Papillon und Libellule, die beide von der ätherischen Natur inspiriert sind. Nebulis hingegen ist von der Natur geschaffen, in einer hauchdünnen und doch festen Form.

Nebulis ist das Ergebnis des von der Forschung geleiteten Textilinnovators Sericyne: Das von der Boulle-Absolventin Clara Hardy gegründete Unternehmen Sericyne erforscht neue Wege, um Seide – die in der jahrhundertealten Seidenregion der Cevennen in Südfrankreich gesponnen wird – zu modernen Materialien mit neuen Anwendungen zu verarbeiten.

Das Unternehmen Sericyne, das seinen Sitz im Pariser Markeninkubator Station F und eine Produktionsstätte in Monoblet im Herzen der Cevennen hat, vereint die Herstellung von Seide mit der Herstellung von Produkten. Das multidisziplinäre Team hat ein Verfahren entwickelt, bei dem die Seidenraupen ihre Fäden direkt über Formen spinnen, so dass sich auf natürliche Weise eine leichte, durchscheinende Schicht in 3D bildet. Alternativ spinnen die Würmer ihre Fasern in einer flachmaschigen Schicht, die dann stückweise von Hand über eine Schablone gelegt werden kann.

Dieses Material und dieser Prozess haben Fouin fasziniert, ebenso wie Forestier – ein Beleuchtungsunternehmen, das sich für natürliche Materialien und Handarbeit einsetzt. „Als ich die Sericyne-Seide entdeckte, erinnerte sie mich an japanisches Washi-Papier, das jedoch widerstandsfähiger und gleichzeitig sehr leicht ist“, so die Designerin. „Ich fand diese Innovation bei der Verwendung von Seide und die gleichzeitige Leichtigkeit und Festigkeit des Materials perfekt für die Anwendung im Bereich des Beleuchtungsdesigns.“

Fouin geht in ihrem Designprozess anders als die übliche Norm vor und untersucht oft das Material vor der Form. Die Taktilität, die Optik und die Eigenschaften des Materials fliessen dann in die Form ihres Entwurfs ein. „Das Material, die Herstellungstechniken und der Lebenszyklus des Materials sind eine grosse Inspirationsquelle für mich“, erklärt sie. „Die Form entsteht dann in meinem Kopf, wenn ich all diese Aspekte verarbeitet habe.“

Ausgehend von Fouins Erkundung des Seidenvlieses von Sericyne entwickelte sich die Form von Nebulis zu terrassenförmigen Hügeln, die als Pendelleuchten wolkenartig hängen oder wie leuchtende Skulpturen bündig an der Wand oder Decke sitzen. Aus Gründen der Zeiteffizienz wurden die Maschenfäden in leichten Schichten stückweise auf die Formen aufgetragen und nicht über sie gesponnen, bevor sie aushärten und dann von den Schablonen abgehoben wurden. Die Form hat ein bemerkenswertes Volumen und eine bemerkenswerte Struktur, verbunden mit einer unerwarteten Schwerelosigkeit.

Nebulis von Forestier erfüllt alle Anforderungen an modernes Produktdesign: Es stützt sich auf die Natur und auf Innovationen in alten Materialien, greift ein traditionelles Material – Seide – auf, das an einem Ort mit viel Erfahrung in der Herstellung hergestellt wird, und überarbeitet es für den modernen Gebrauch. Und darüber hinaus macht es sich die Eigenschaften dieses neuen, aber alten Materials zunutze: die Lichtdurchlässigkeit, das geringe Gewicht, aber die gleichzeitig feste Form. Und es bringt uns ein poetisches neues Beleuchtungsstück, das die Kohlenstoffbilanz nicht in Frage stellt. Was kann man daran nicht mögen?

© Architonic

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