GoEs: bosnisches Holzhandwerk auf der internationalen Bühne
Brand story von Emma Moore
Sarajevo, Bosnien und Herzegowina
05.06.24
Die bosnische Designmarke GoEs verbindet lokales Tischlerhandwerk mit bahnbrechenden Holz-bearbeitungstechnologien und hat sich so als Möbelhersteller im Premiumsegment einen Namen gemacht. Gemeinschaftsprojekte mit renommierten europäischen Designer:innen steigern den Ak-tionsradius des Unternehmens nun noch mehr …
Als preisgekrönter, designorientierter Hersteller verwandelt GoEs Massivholz und nachhaltige Materialien in Produkte für das moderne Leben
Als preisgekrönter, designorientierter Hersteller verwandelt GoEs Massivholz und nachhaltige Materialien in Produkte für das moderne Leben
×Dank seiner dichten Wälder und schnell wachsenden Bäume blickt Bosnien und Herzegowina auf eine lange Tradition als Lieferant von Hölzern, Holzteilen und komplett gefertigten Möbeln in die ganze Welt zurück. Jeder, der in den letzten 15 Jahren in ein Billy-Regal investiert hat, kann da-von ausgehen, dass es sein Leben in einem bosnischen Wald begonnen hat. Ausserhalb der Landesgrenzen waren die Wälder und das heimische Fachwissen jedoch lange Zeit unbekannt; erst in jüngster Zeit sehen wir das Erbe des bosnischen Möbelbaus in Form von angesehenen einheimischen Designmarken auch auf der internationalen Bühne. Erst jetzt erzählen diese Mar-ken von den Ursprüngen der edlen Rohstoffe und ihren Herstellungstraditionen.
Vom Holz zum Möbel: GoEs bietet ein Erlebnis mit von Menschenhand geschaffenen Objekten, die die Schönheit von rohen, natürlichen Materialien widerspiegeln
Vom Holz zum Möbel: GoEs bietet ein Erlebnis mit von Menschenhand geschaffenen Objekten, die die Schönheit von rohen, natürlichen Materialien widerspiegeln
×Die lange Tradition der Möbelherstellung in Bosnien und Herzegowina weiterentwickeln
Während einige bosnische Marken aus dem Tischler- und Schnitzerhandwerk traditioneller Fami-lienbetriebe hervorgegangen sind, haben sich andere von einigen der grösseren Hersteller- und Zuliefererunternehmen abgespalten. So war es im Falle von GoEs, einem Ableger von Aptha, der jedoch eine ganz eigene Einheit darstellt. Unter der kreativen Leitung der einheimischen Designe-rin Nataša Perković zeichnet sich GoEs durch eine fein abgestimmte Kombination aus schreineri-schem Fachwissen – das in der Region im Überfluss vorhanden ist – und den neuesten, wegwei-senden Technologien zur Holzbearbeitung aus. Perkovićs Ziel ist es, die Grenzen des natürlichen Materials zu erweitern und ihren Möbeln etwas Magisches, Unergründliches zu verleihen. Dar-über hinaus hat sie den Ehrgeiz, mit einigen der besten Designer:innen Europas zusammenzuar-beiten und einige der besten Hölzer des Landes zu verwenden – insbesondere massive Eiche und Walnuss. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Minimierung von Abfall.
GoEs zeichnet sich durch eine fein abgestimmte Kombination aus schreinerischem Fach-wissen und den neuesten, wegweisen Technologien zur Holzbearbeitung aus
Klassische Tischlertechniken und modernste Technologien lassen Designs entstehen, die jedem Raum eine elegante Note verleihen, wie die Serie Elle von Nataša Perković (hier abgebildet)
Klassische Tischlertechniken und modernste Technologien lassen Designs entstehen, die jedem Raum eine elegante Note verleihen, wie die Serie Elle von Nataša Perković (hier abgebildet)
×Holz für die Zukunft biegen
Die preisgekrönte Primum-Kollektion von Ado Avdagić, einer der ersten Möbelfamilien der Marke, bildete die Grundlage für die nachhaltig produzierten, modernen Neuauflagen osteuropäischer Bugholztraditionen. „Das technische Team von GoEs hat hohe Qualitätsstandards für die Pro-duktion angelegt. Diese haben uns einen breiten Gestaltungsspielraum eröffnet, den Materialab-fall minimiert und so dafür gesorgt, dass unsere Produkte auf höchstem Niveau nachhaltig sind“, bekräftigt Avdagić, ein in Tuzla ansässiger Designer. Primum ist eine passgerecht entworfene Kollektion: Die Stühle und Tische aus Walnussholz verleihen dem Restaurant 14Horses im litaui-schen Vilnius einen Hauch von warmem Modernismus, während die Stühle und Tische aus Esche im kuwaitischen Tatami für helle, klare Linien sorgen.
Die vielseitige Primum-Kollektion von Ado Avdagić bringt visuelle Wärme in alle möglichen Umgebungen, vom 14Horses Restaurant in Litauen (oben) bis zum Tatami in Kuwait (unten)
Die vielseitige Primum-Kollektion von Ado Avdagić bringt visuelle Wärme in alle möglichen Umgebungen, vom 14Horses Restaurant in Litauen (oben) bis zum Tatami in Kuwait (unten)
×Mit ihrer Elle-Serie hat Nataša Perković die Möglichkeiten der Herstellung erweitert. Die aus Sara-jevo stammende Designerin, deren Vater und Grossvater in der Möbel- und Holzindustrie tätig waren, bringt Erfahrungen aus dem Studium und der Designpraxis vor Ort mit, hat aber auch Stationen in London und Mailand durchlaufen. Die Elle-Stühle werden in einem Verfahren herge-stellt, das 5-Achsen-CNC-Fräsmaschinen, manuelles Tischlerhandwerk und Endbearbeitung ver-eint. Die Stühle haben eine zeitlose, reduzierte Eleganz, die Restaurants in Paris (Le Mimosa im ersten Arrondissement) und London (Lavelle – ein umweltbewusster Coffee Shop und E-Bike-Laden in Nähe der Oxford Street) eine skulpturale Schlichtheit verleiht.
Die sorgfältig modellierte und dennoch dezent zurückhaltende Ästhetik der Elle-Serie macht sie zu einer idealen Ergänzung für Restaurants wie das Pariser Le Mimosa (oben) und den Londoner Lavelle Coffee and E-Bike Store (unten)
Die sorgfältig modellierte und dennoch dezent zurückhaltende Ästhetik der Elle-Serie macht sie zu einer idealen Ergänzung für Restaurants wie das Pariser Le Mimosa (oben) und den Londoner Lavelle Coffee and E-Bike Store (unten)
×Während die Hölzer und das technische Können aus Bosnien stammen, arbeitet GoEs mit Desig-ner:innen aus ganz Europa zusammen. Stefano Bigi, ein in Mailand ansässiger Designer von Mö-beln für Unternehmen wie Porada und Galotti&Radice, hat seinen Blick für raffinierte skulpturale Formen in die Alpha-Kollektion eingebracht. Der Holzrahmen des Alpha-Sessels und der Fuss-bank sowie der elegante Beistelltisch sind eine Symphonie geschwungener Kurven. „Das Set zeugt von Qualität und Langlebigkeit und wird über Generationen in der Familie bleiben“, so Bigi.
Die markante Armlehne des von Stefano Bigi entworfenen Sessels Alpha geht nahtlos in das hintere Bein über, das durch Dämpfen und Biegen von Holz hergestellt wird
Die markante Armlehne des von Stefano Bigi entworfenen Sessels Alpha geht nahtlos in das hintere Bein über, das durch Dämpfen und Biegen von Holz hergestellt wird
×Deutsches Design, bosnisches Engineering
Formstelle, das von Claudia Kleine und Jörg Kürschner gegründete deutsche Studio, ist das jüngste Designteam, das sich der Gruppe angeschlossen hat. Als frühere Mitarbeiter:innen des berühmtesten Herstellers von Bugholzmöbeln, Thonet, ist das Münchner Studio von den Stan-dards beeindruckt, die die bosnische Marke unter Beweis gestellt hat. „Die handwerkliche Präzi-sion, der ausgefeilte Messeauftritt und die gut durchdachten Produkte haben uns neugierig ge-macht“, so Kürschner.
„Die handwerkliche Präzision, der ausgefeilte Messeauftritt und die gut durchdachten Pro-dukte haben uns neugierig gemacht“
Ein neues Tischdesign, Dragonfly, ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Formstelle und GoEs. Das stimmungsvolle Stück soll zu einer grösseren Möbelfamilie anwachsen. „Unser Auftrag war es, einen Tisch zu entwerfen, der das Fachwissen und die Fähigkeiten von GoEs sowie unse-re Ausdrucksformen und unser konzeptionelles Denken zur Geltung bringt. Das Gestell hat eine skulpturale Form und beweist die Handwerkskunst des Unternehmens“, erklärt Kleine. Während des gesamten Prozesses stand das Studio in engem Dialog mit der Marke und besuchte die Produktionsstätte, um in vollem Umfang zusammenzuarbeiten, die Prozesse kennenzulernen und das bestmögliche Ergebnis zu garantieren. Was die Silhouette angeht, orientierten sie sich auch an der Natur. „Wir suchen immer nach einem starken gestalterischen und inhaltlichen Motiv, das wir dann zu realisieren versuchen. Beim Tisch hat uns die Libelle mit ihrer Flügelform inspiriert.“
Als neuestes Studio, das mit GoEs zusammenarbeitet, bearbeitet Formstelle Designaufgaben in den Bereichen Produktdesign, Corporate Identity und Interior Design
Als neuestes Studio, das mit GoEs zusammenarbeitet, bearbeitet Formstelle Designaufgaben in den Bereichen Produktdesign, Corporate Identity und Interior Design
×Eine neue Identität für die bosnische Möbelproduktion
Man darf gespannt sein, wie es mit der schwungvollen Marke weitergeht. In Gesprächen über die nächsten Schritte mit den derzeitigen Designpartner:innen, aber auch mit neuen weltbekannten Studios gewinnt man den Eindruck, dass Bosnien und Herzegowina endlich seinen rechtmässi-gen Platz auf der Landkarte der Möbelherstellung einnimmt. Beobachten Sie diesen Raum.
© Architonic
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